Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Andernach (Kreis Mayen-Koblenz, Rheinland-Pfalz)
Jüdische Geschichte / Synagogen

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen     
bulletZur Geschichte der Synagogen   
bulletFotos / Darstellungen  
bullet Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
    
In Andernach bestand eine jüdische Gemeinde im Mittelalter und seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis 1938/42. 
 
Bereits im Mittelalter gab es in der Stadt eine bedeutende jüdische Gemeinde, die zu den ältesten in Deutschland gehören dürfte. Vom Bestehen dieser Gemeinde in Andernach erfahren wir erstmals aus dem um 1165 bis 1173 entstandenen Reisebericht des jüdischen Reisenden Benjamin von Tudela. Die Hoheitsrechte über die Stadt und damit auch das sogenannte Judenregal lagen damals beim Erzbischof von Köln. Bereits im 12. Jahrhundert dürfte das jüdische Wohngebiet in der Kramgasse ("vicus mercatorum") gelegen haben und somit in der Nähe beziehungsweise südlich des mittelalterlichen Marktplatzes. Ein "Judenturm" in der südwestlichen Verlängerung des Marktes am Ochsentor (Halbrundturm, 1367 genannt, nicht mehr vorhanden) war möglicherweise den Juden der Stadt zur Verteidigung bei Angriffen zugewiesen. Im Mittelpunkt des jüdischen Wohngebietes lagen im Bereich des späteren Rathauses (heutiges Historisches Rathaus) die Synagoge mit dem Schulhof, die Mikwe (rituelles Bad, "Judenbad") und das Backhaus. 
 
Von diesen mittelalterlichen Einrichtungen ist heute noch die Mikwe erhalten. Sie lag unmittelbar neben der Synagoge mit einem separaten Eingang von der Kramgasse her. Das Bad besteht aus einem Schacht, der durch drei Gewölbe in drei übereinanderliegende Räume geteilt wird. Nach der Form der polygonalen Kelchkapitellen und der kelchförmig geschwungenen Basen in den Ecken der Treppenläufe soll die Mikwe im 14. Jahrhundert entstanden sein.    
  
1287 kam es zu einer ersten Verfolgung der Juden in Andernach, die im Zusammenhang mit der Beschuldigung stand, Juden hätten den "guten Werner" in Oberwesel ermordet (vgl. auch zu Bacharach). Die Häuser der Juden wurden geplündert und beschädigt, die Synagoge zerstört, die jüdischen Einwohner vertrieben. Sie flüchteten zunächst auf die erzbischöfliche Burg, von wo sie jedoch von ihren Verfolgern gleichfalls vertrieben wurden. Erzbischof Sifrid von Köln griff schnell ein und forderte Rechenschaft von der Stadt und die Wiedergutmachung des Schadens. In einem "Schiedsspruch" vom August 1287 wurden die Forderungen an die Stadt präzise formuliert; die jüdischen Einwohner konnten zurückkehren. 50 Jahre später - 1337 - kam im Zusammenhang mit der "Armleder-Verfolgung" jedoch neues Unheil über die jüdische Gemeinde in Andernach. Viele wurden dabei ermordet. Auch bei der Judenverfolgung in der Pestzeit 1348/49 wurden Juden ermordet, die jüdische Gemeinde zerstört. Einige Jahre später konnte wieder eine jüdische Gemeinde entstehen: in den 1380er-Jahren werden jüdische Personen wiederholt als Geldverleiher und Gläubiger der Stadt genannt. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts und im 15. Jahrhundert konnten sich die jüdischen Familien jedoch nicht mehr im Bereich der Kramgasse niederlassen, sondern in der "Judengasse", die nahe dem Burgtor zwischen Schreibers- und Morsgasse lag. Die jüdischen Einrichtungen im Bereich der Kramgasse / des späteren Rathauses (Synagoge, Mikwe, konnten sie zwar wieder verwenden, aber nur auf bestimmte Zeit pachten. Nach 1448 sind alle Juden der Stadt aus Andernach auf Grund der judenfeindlichen Haltung der Bevölkerung sowie der für sie sehr ungünstigen Steuerpolitik der Erzbischöfe, der Stadt und des Königs fortgezogen. 1515 versuchte mit Zustimmung des Kölner Erzbischofs und des Rates der Stadt nochmals eine jüdische Familie, sich in der Stadt niederzulassen. Dies wurde jedoch von der Bürgergemeinde nicht geduldet. Die Familie wurde tätlich angegriffen und hat die Stadt alsbald wieder verlassen. 
  
Im weiteren Verlauf des 16. und bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gab es nur vereinzelte Niederlassung von Juden in der Stadt: 1573 nahm die Stadt zwar auf Drängen des Kölner Kurfürsten Salentin zwar zwei jüdische Familien in der Stadt auf, denen alsbald einige weitere Familien folgten, doch drängte die Stadt alsbald wieder auf deren Ausweisung: 1597 mussten alle jüdischen Familien wieder die Stadt verlassen. Während des Dreißigjährigen Krieges fanden einige Juden vorübergehend Schutz in der Stadt. 1656 wurden wiederum alle ausgewiesen,    
              
Erst seit 1848/1860 kam es wieder zu einer ständigen Niederlassung jüdischer Familien in Andernach. Erstmals hatte sich 1848 wieder ein Jude in der Stadt niedergelassen (Salomon Landau aus Koblenz). Ihm folgte 1860 Simon Gottschalk, Sohn von Nathan Gottschalk in Mayen. In den folgenden Jahren zogen jüdische Familien mit den Namen Weber, Mendel, Koßmann, Loeb, Bermann, Lambert, Kaufmann u.a.m. zu. 1866 wurde der "Synagogenbezirk Andernach" gegründet - ein Zusammenschluss der Kleingemeinden Nickenich, Kruft, Miesenheim, Saffig und den in Andernach zugezogenen Familien (vgl. Ausschreibung einer Lehrerstelle 1869 unten, die noch vom "Vorstand der Synagogengemeinde zu Nickenich" unterzeichnet wurde, der aber offenbar inzwischen in Andernach lebte).   

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg die Zahl der jüdischen Einwohner von 1858 9 Personen auf 53 in 1871 und auf 111 im Jahr 1895. 
  
An Einrichtungen bestanden ein Betraum beziehungsweise von 1933 bis 1938 eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (Religionsschule) und ein Friedhof.  Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Erste Ausschreibungen der Lehrerstelle finden sich seit 1882. Um 1891 wird ein Lehrer Abraham genannt (siehe Bericht unten); im Ersten Weltkrieg ist Lehrer Josef Isenberg gefallen. Erster Gemeindevorsteher war Simon Gottschalk (er unterschreibt die Ausschreibung der Lehrerstelle 1882). Seit 1885 war langjähriger Gemeindevorsteher ("Präsident") Simon Kaufmann: 1910 konnte er sein 25-jähriges Amtsjubiläum feiern. Für den Vorstand unterzeichneten in diesen Jahren jedoch auch andere Personen (siehe Ausschreibungen der Lehrerstelle unten). 
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Lehrer Josef Isenberg (geb. in Halle, Westfalen, gef. 1914), Berthold Kaufmann (geb. 1895 in Andernach, gef. 1916) und Vizefeldwebel Ernst Kuhn (geb. 1893 in Nordhausen, gef. 1918).           
 
Um 1924, als zur Gemeinde etwa 120 Personen gehörten (0,9 % von insgesamt etwa 13.000 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Julius Gottschalk, Louis Weber, Leo Robert, Jakob Weber und Adolf Mayer. Der Repräsentanz gehörten an: Gustav Lichtenstein, S. Simon, Julius Loeb, K. Löwenstein und ein Herr Windmüller. Als Lehrer und Kantor war Jakob Kaufmann angestellt (wohnhaft im Steinweg). Er unterrichtete an der Religionsschule der Gemeinde 12 Kinder und erteilte den Religionsunterricht an den höheren Schulen. An jüdischen Vereinen gab es die Wohltätigkeitsvereine Männerchewra und Frauenchewra. 1932 waren die Gemeindevorsteher Gustav Lichtenstein (1. Vors.), Julius Loeb (2. Vors.) und Dr. S. Wallach (3. Vors.). Als Lehrer und Prediger war inzwischen Martin Stiebel angestellt (blieb in Andernach bis Juni 1938 und wechselte danach noch in die jüdische Gemeinde Wiesbaden). Er hatte im Schuljahr 1931/32 20 Kindern den Religionsunterricht zu erteilen.      
 
1933 lebten 135 jüdische Personen in der Stadt. In diesem Jahr wurde die neue Synagoge eingeweiht (s.u.).
In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge zerstört. 1939 lebten noch 34 jüdische Personen in der Stadt, 1940 20, 1941 14. Die letzten von ihnen wurden 1942 deportiert.   
      
Von den in Andernach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Johanna Cahn (1912), Friedrich David (1886), Helena Franken geb. Gottschalk (1861), Erna Marga Fuks (1921), Susanne Hergershausen geb. Weber (1882), Bertha Hirsch geb. Klee (1870), Clara Kahn (1895), Rosa Kahn geb. Weber (1872), Dora Kaufmann geb. Weber (1878), Helene Klee (1863), Lina Lambert geb. Löwenberg (1882), Simon Lambert (1878), Heinrich Levy (1892), Johanna Levy geb. Weber (1885), Lucia (Lucy) Levy geb. Simonis (1900), Margot Levy (1923), Gustav Jakob Lichtenstein (1883), Friederike Lipsky (Lipski, 1865), Isidor Löb (1894), Clara Mayer geb. Mayer (1881), Rosa Mayer geb. Levy (1868), Rosetta Mayer geb. Levy (1883), Sibille (Sibilla) Mayer (1862), Elisabeth Meyerhoff (1905), Eugen Meyerhoff (1901), Martha Mayerhoff geb. Kaufmann (1878), Bernhard Michel (1866), Charlotte Michel geb. Löb (1903), Elvira Michel geb. Josef (1869), Juliana Minkel geb. Faber (1881), Moritz Minkel (1879), Siegbert Portje (1923), Leopold Salm (1889), Rolf Salm (1920), Klara Seeligmann (1886), Berta Wallerstein geb. Weber (1875), Albert Weber (1920), Hermann Weber (1874), Sigmund Weber (1877), Werner R. Weinberg (1922).    
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde                
Anmerkung: Bislang konnten in den überregionalen jüdischen Periodika nur wenige Berichte zur Gemeinde in Andernach gefunden werden; auch von der Einweihung der Synagoge im Mai 1933 findet sich kein Bericht.
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer    

Ausschreibung der Lehrerstelle für die "Spezial-Gemeinden"  Nickenich und Kruft (1869) 

Andernach Israelit 29091869.jpg (60927 Byte) Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. September 1869: "Offene Lehrerstelle. Die Synagogengemeinde Andernach beabsichtigt für die Spezial-Gemeinden Nickenich (statt: Zirkenich) und Kruft einen israelitischen Religionslehrer gegen ein noch später zu vereinbarendes gutes Gehalt anzustellen. 
Qualifizierte Bewerber wollen ihre Bemerkungen bis zum 25. laufenden Monats unter Anschluss ihrer Zeugnisse an den unterzeichneten Vorstand einreichen. 
Andernach, dem 10. September 1869. 
Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde zu Nickenich (statt: Zirkenich), Jacob Kaufmann."    

    
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers (1873: zweier Religionslehrer) / Vorbeters / Schächters 1873 / 1882 / 1887 / 1890 / 1893 / 1898  

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. April 1873: "Annonce
Für die Synagogengemeinde Andernach werden zwei Religionslehrer gesucht. Reflektanten wollen sich an den Unterzeichneten werden. Andernach, den 6. April 1873. Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde. 
I.A. Simon Gottschalk."    
 
Andernach Israelit 29031882.jpg (27335 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1882: "Für die israelitische Gemeinde Andernach wird per Juni die Stelle eines Lehrers und Kantors vakant. Reflektierende Bewerber (unverheiratet) belieben unter Angabe ihrer Zeugnisse sich an den Vorsteher Sim. Gottschalk in Andernach zu wenden."    
 
Andernach Israelit 17011887.jpg (49063 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Januar 1887: "Für die israelitische Gemeinde in Andernach am Rhein ist die Stelle eines Religionslehrers und Kantors vakant.   
Qualifizierte und das inländische Staatsbürgerrecht besitzende (unverheiratete) Persönlichkeiten wollen sich unter gefälliger Angabe ihrer Gehaltsansprüche melden bei Sim. Kaufmann, Andernach."  
 
Andernach Israelit 17111887.jpg (47108 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. November 1887: "Für die israelitische Gemeinde Andernach wird zum baldigen Eintritt ein Religionslehrer und Kantor, welcher auch gleichzeitig Schochet ist, gesucht.  
Reflektanten (nur unverheiratete) wollen sich gefälligst bei dem Unterzeichneten, unter Angabe ihrer Gehaltsansprüche und Einsendung ihrer Zeugnisse melden. 
Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde. Simon Kaufmann."   
 
Andernach Israelit 09011890.jpg (48472 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Januar 1890: "Für die Synagogen-Gemeinde Andernach am Rhein wird per April 1890 die Religionslehrer-, Kantor und Schächterstelle vakant.  
Seminaristisch gebildete und das inländische Staatsbürgerrecht besitzende unverheiratete Bewerber wollen sich unter Angabe ihrer Gehaltsansprüche und Einsendung ihrer Zeugnisabschriften bei dem Unterzeichneten melden.  
Andernach, 5. Januar 1890. Der Vorstand. J.A."  
  
Andernach Israelit 22061893.jpg (54461 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juni 1893: "Für die Synagogen-Gemeinde Andernach am Rhein ist zur sofortigen Besetzung die Religionslehrer- und Kantorstelle vakant. 
Seminaristisch gebildete und das inländische Staatsbürgerrecht besitzende, unverheiratete Bewerber wollen sich unter Angabe ihrer Gehaltsansprüche und Einsendung des Zeugnisses bei dem Unterzeichneten melden.  
Andernach, 18. Juni 1893. 
Vorstand der Synagogen-Gemeinde Andernach. Der Vorsitzende: Sim. Kauffmann."  
 
Andernach Israelit 11101898.jpg (41907 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Oktober 1898: "Synagogengemeinde Andernach am  Rhein. Die Stelle eines Religionslehrers und Kantors ist per 1. Januar 1899 neu zu besetzen. Bewerber wollen sich mit Zeugnissen und Gehaltsansprüchen gefälligst an der Unterzeichneten wenden. 
Der Vorsitzende: Albr. Weber."  

       
Kritik an einer durch Lehrer Abraham aus Andernach in Nickenich durchgeführten Hochzeit (1891)  

Anmerkung: nach traditionellen jüdischen Vorschriften sollen drei Wochen vor dem Trauer- und Fasttag des 9. Aw keine Hochzeiten gefeiert werden. Auch ist - mindestens ab dem 1. Aw - der Genuss von Wein und Fleisch verboten.  

Nickenich Israelit 10081891.jpg (70086 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. August 1891: "Mayen. Zur Charakterisierung der traurigen religiösen Verhältnisse auf den kleineren Ortschaften, möge es vielleicht von Interesse sein, veröffentlicht zu werden, dass am verflossenen Mittwoch Rosch Chodesch Aw (= 1. Aw) in dem eine Stunde von Andernach entfernten Dorfe Nickenich eine Hochzeit stattgefunden hat, und dass der Lehrer Abraham in Andernach (jüdischer Religionslehrer), welcher seine Ausbildung in einem orthodoxen Lehrerseminar erhalten hat, als Baal Kiduschin (Trauender) fungiert hat, welcher, nebenbei bemerkt, die Erlaubnis zur Abhaltung der Hochzeit an Rosch Chodesch Aw soll erteilt haben. 
Welche Zukunft für Kinder, welche bei solchen Lehrern Religionsunterricht genießen!"   

       
Unter den Gefallenen des Ersten Weltkrieges ist auch Lehrer Josef Isenberg von Andernach (1914)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Oktober 1914: "Von jüdischen Beamten, die in den Krieg gezogen, sind auf dem Felde der Ehre gefallen: Lehrer Max Strauß von der Israelitischen Religionsgesellschaft in München (aus Hofheim stammend); Lehrer H. Isenberg von Andernach am Rhein; Lehrer Benno Rosenstock, Lehrer und Kantor in Wiesbaden; Lehrer Ludwig Neumann an der städtischen Gemeindeschule in Frankfurt am Main; Lehrer John Horwitz in Koesfeld, Westfalen. Der Sekretär der Berliner jüdischen Reformgemeinde, Lehrer H. Blumenthal, wurde in den Kämpfen an der Ostgrenze leicht verwundet."           

   
   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Schwierigkeiten innerhalb des Synagogenbezirks Andernach (1893)  
Anmerkung: in diesen Artikeln erfährt man von der Gründung des "Synagogenbezirks Andernach" 1866 - zu dem die Kleingemeinden Andernach, Kruft, Miesenheim, Nickenich und Saffig gehörten. Allerdings gab es alsbald Schwierigkeiten.   

Saffig Israelit 19121892.jpg (65452 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Dezember 1892: "Andernach, 7. Dezember (1891). Ein eigentümlicher Vorfall passierte, wie die "Deutsche Reichszeitung" erfährt, kürzlich in der Synagoge in Saffig (statt Sassey). Während des Gebetes am Sabbat betrat plötzlich der Polizeidiener R. die Synagoge; das Synagogen-Vorstandsmitglied K. ging auf den Vorbeter zu und ersuchte ihn, im Gebete aufzuhören, da der Polizeidiener eine Mitteilung zu machen. Dieser forderte hier 'im Namen des Gesetzes' drei der Anwesenden, namens Simon, Jonas und Marcus K. auf, die Synagoge sofort zu verlassen, ihre Bücher mitzunehmen, und nicht eher wieder das 'Lokal' zu betreten, bis ihnen Weiteres mitgeteilt werde. Die Betreffenden leisteten der Aufforderung Folge, worauf der Polizeibeamte sich ebenfalls wieder entfernte. Veranlassung zu der außergewöhnlichen Maßregel soll die Weigerung der drei Ausgewiesenen, zu den Kultuskosten beizutragen, gewesen zu sein."  
   
Saffig Israelit 05011893.jpg (202054 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Januar 1893: "Andernach, 22. Dezember (1893). Ihr geschätztes Blatt veröffentlichte jüngst die bereits durch mehrere Zeitungen verbreitete Nachricht von der Ausweisung dreier Synagogenbesucher aus der Synagoge in Saffig. Da nun der angegebene Grund dieser außergewöhnlichen Maßregel nicht ganz der Tatsache entspricht, und zu irrigen Auffassungen Anlass geben könnte, teile ich Ihnen in Folgendem den Beweggrund zu diesem Einschreiten mit.  
1866 bildete sich hier auf Grund des Gesetzes vom 23. Juli 1847 der Synagogenbezirk Andernach, bestehend aus den Spezialgemeinden Andernach, Kruft, Miesenheim, Nickenich und Saffig. Des Segens und der Vorteile dieser Einrichtung sollte sich die junge Gemeinde nicht lange erfreuen, denn sofort mit Inkrafttreten des Gesetzes betreffend 'den Austritt aus jüdischen Synagogengemeinden' sind mit einemmal 23 Gemeinde-Mitglieder angeblich aus religiösen Bedenken, aus dem Synagogenbezirk ausgetreten. Hiermit war das Todesurteil für den Bezirk vollzogen; die noch verbliebenen Mitglieder reichten nicht mehr aus, um Vorstand, und Repräsentanten zu wählen.
Die Zustände wurden nun vollständig unhaltbar, namentlich mangelte es den Kindern ganz und gar am Religionsunterricht, weil eben niemand mehr verpflichtet werden konnte, zu den Lasten eines Religionslehrers beizutragen, und so verblieb es bei diesem Zustand bis 1889, wo es mir gelungen, für die nicht ausgetretenen Mitglieder des Bezirkes auf Grund des Ministerial-Reskripts vom 1. Juli 1879 die Synagogengemeinde Andernach (dies ist der Name des Bezirks) wieder zu bilden.   
Nach der nunmehr geschehenen Neubildung der Synagogengemeinde Andernach, wurde sofort für den Bezirk die Anstellung eines Religionslehrers veranlasst.  
Die hieraus erwachsenen Kosten gaben den noch verbliebenen Mitgliedern der Landgemeinden Veranlassung, ebenfalls wegen 'religiösen Bedenken' aus der Synagogengemeinde auszutreten, sodass in 3 Ortschaften nur noch ein Gemeindemitglied existierte. Nachdem nun mangels Gemeindemitglieder die Spezialgemeinden Saffig, Miesenheim und Kruft als nicht mehr zu Recht bestehend zu betrachten waren musste der Vorstand des Synagogenbezirks Andernach zum Schutze des Eigentums für etwa sich später wieder bildende Spezialgemeinden Maßregeln treffen; diese bestanden darin, dass auf Ansuchen des Vorstandes zufolge Entscheidung des Königlichen Regierungspräsidenten zu Koblenz vom 18. November 1891 vom Vorstande die Synagogen in Saffig, Miesenheim und Kruft am 13. Januar 1892 geschlossen wurden. 
Nach der Zurückweisung einer Zivilklage wegen Besitzstörung seitens der Krufter Judenschaft gegen den Vorstand des Synagogenbezirks, sind nach und nach die Mitglieder dem Bezirk wieder beigetreten, und gehören nun mit Ausnahme der Juden aus Kruft, eines aus Miesenheim, und der drei aus Saffig aus der Synagogen Ausgewiesenen, wieder sämtlich dem Synagogenbezirk Andernach an, und konnten somit die Synagogen in Saffig und Miesenheim wieder ihren Spezialgemeinden übergeben werden.    
Diese drei Herren in Saffig besuchten nun trotz ihrer 'religiösen Bedenken' vor wie nach in regelmäßiger Weise den Gottesdienst, ohne zu den Kultuskosten beizutragen.  
Diesem Gebaren musste der Vorstand ganz entschieden entgegentreten, weshalb denn die Ausweisung besagter drei Herren aus der Synagoge in Saffig in der von Ihnen geschilderten Weise erfolgte. Simon Kaufmann, Vorsitzender des Vorstandes."    

   
Schwierigkeiten bei der Beisetzung von jüdischen Patienten der Irrenanstalt in Andernach (1878)

Andernach Israelit 18091878.jpg (112906 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. September 1878: "In dem von hier einige Stunden entfernten Städtchen Andernach am Rhein befindet sich bereits seit vielen Jahren eine Irrenanstalt, welche in jüngster Zeit mit der Provinzial-Heil- und Irrenanstalt verbunden wurde. In derselben befinden sich leider sehr viele jüdische Kränke. In früheren Jahren wurde bei einem eingetretenen Sterbefalle eines solchen, sofort die jüdische Gemeinde in Andernach hiervon benachrichtigt und die Leiche alsdann auf dem jüdischen Begräbnisplatz in Miesenheim beerdigt. Dieser ist eine halbe Stunde von Andernach entfernt. In letzterer Zeit hat die jüdische Gemeinde in Andernach sich einen eigenen Begräbnisplatz akquiriert; ob nun hiermit auch eine Sparsamkeit eingetreten ist, und die Begräbniskosten nicht gerne aus Gemeindemitteln bewilligt wurden, kann Einsender nicht behaupten, jedoch wurden seit länger als zwei Jahren keine in der mehrerwähnten Anstalt Verstorbenen auf dem jüdischen Friedhofe beerdigt. Die Vermutung liegt deshalb sehr nahe, dass dieselben auf christlichen Begräbnisplätzen beerdigt werden, und ist es deshalb jedenfalls im Interesse einer jüdischen Sache und eine Wohltätigkeit, diesem Übel abzuhelfen.
Vielleicht würde diese Anregung dazu beitragen, zu erfahren, wie es bei anderen ähnlichen Anstalten in solchen Fällen zugeht."     

     
 Fußballspiel zu Beginn der NS-Zeit zwischen den jüdischen Sportgruppen Dierdorf und Andernach  (1933)   

Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 30. November 1933: "Fußball im Westerwald. Der Kreis Mosel-Westerwald im Sportbund des Reichsbundes jüdischer Freundsoldaten trat in Dierdorf Bezirk Koblenz) zum ersten Male sportlich mit einem Fußballspiel zwischen den Reichsbund jüdischer Frontsoldaten Sportgruppen Westerwald (Sitz Dierdorf) und Andernach-Rhein an die Öffentlichkeit. Die Überlegenheit Andernachs machte sich gleich bemerkbar. Das erste Tor konnte trotzdem Walter Berg vom Westerwald einschießen, worauf R. Bender (Andernach) den Ausgleich erzielte. Durch eine Unachtsamkeit des Westerwald-Tormann konnte Andernach durch Bruno Lambert ein weiteres Tor schießen und mit 2:1 Führung in die Halbzeit gehen. Nach der Halbzeit glich Möllerich durch einen indirekten Strafstoß aus, und Daniel sandte den letzten Treffer für Westerwald ein. H. Gottschalk stellte den Ausgleich her, und nachdem Fritz und Walter Schubach noch je ein Tor für Andernach geschossen hatten, stellt Fritz Schubach in der 8. Minute vor dem Schlusspfiff das Ergebnis auf 6:3 für Andernach. Beide Mannschaften besitzen leider noch sehr mangelhafte Trainingsmöglichkeiten. Obwohl die Sportgruppe Westerwald einen Platz besitzt, ist es in Anbetracht dessen, dass die Spieler in fast 60-70 Kilometer voneinander entfernt liegenden Orten beheimatet sind, unmöglich, jeden Sonntag die Mannschaft zum Training zusammen zu bekommen. Andernach hat bisher sogar weder einen Platz noch eine Trainingsmöglichkeit. Nach dem Spiel gab es eine Bewirtung in der jüdischen Schule, wo die Begrüßung durch die Ortsgruppenführer stattfand. Unter anderem waren auch der Bezirksgruppenführer des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten Mittelrhein, Gottschalk (Koblenz) und der Reichsportführer des Kreises Mosel-Westerwald, Sundheimer (Ems), erschienen."   

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
25jähriges Amtsjubiläum von Simon Kaufmann als Präsident der jüdischen Gemeinde (1910) 

Andernach FrfIsrFambl 08041910.jpg (12994 Byte)Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. April 1910: "Andernach. Simon Kaufmann feierte sein 25-jähriges Jubiläum als Präsident der jüdischen Gemeinde".  

   
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen  
Frau S. Beer wirbt für ihre Pension für gemüts- oder nervenleidende israelitische Frauen (1887)

Andernach Israelit 26051887.jpg (130492 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Mai 1887: "Andernach am Rhein.   
5 bis 6 israelitische Damen - gemüts- oder nervenleidend - finden in dem mit allen Bequemlichkeiten eingerichteten Hause der Unterzeichneten die sorgsamste Aufnahme. Vermöge der an der hiesigen Rheinischen Provinzial-Irren-Anstalt und Irren-Bewahrungs-Anstalt St. Thomas berufstätigen, berühmten Autoritäten von Spezial-Ärzten kann den Kranken die denkbar sorgfältigste und erfolgreichste ärztliche Behandlung zuteil werden. Pension nach Vereinbarung, aber mäßig. Andernach, unmittelbar am Rhein liegend (Eisenbahn- und Dampfschiff-Station), berühmt durch seine kunstvollen alten Baudenkmale, ist wegen seiner herrlichen, aber sehr geschätzten Lage auch als klimatischer Kurort warm zu empfehlen, unmittelbar am Platze anschließend die prachtvollsten Waldpromenaden, sodann 10 Minuten entfernt die 'Krahnenburg' mit herrlichen Anlagen, ein der unstreitig schönsten Aussichtspunkte am Rhein. 1 1/2 Stunden entfernt der Laacher See, per Wagenverbindung in 3/4 Stunden zu erreichen. Näheres zu erfahren durch Frau S. Beer."    

      
Lehrlingssuche des Manufaktur- und Konfektionsgeschäftes Gebr. Simon (1901)  

Andernach Israelit 21031901.jpg (37606 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. März 1901: "Wir suchen zu Ostern für unser Manufaktur- und Konfektionsgeschäft einen Lehrling und ein Lehrmädchen mit der nötigen Schuldbildung. 
Kost und Logis im Hause. 
Gebrüder Simon,
Andernach am Rhein."   

  
Lehrlingssuche des Getreide- und Mehlgeschäftes S. Gottschalk (1901)  

Andernach Israelit 21031901a.jpg (28745 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. März 1901: 
"Suche für mein Getreide- und Mehlgeschäft per 1. April oder 1. Mai einen 
Lehrling. 
S. Gottschalk,
Andernach am Rhein."   

  
Anzeige von A. Rosenheim (1905)   

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 3. März 1905: "Andernach am Rhein. Knaben, welche das hiesige Vollgymnasium besuchen wollen, finden in meinem Hause liebevolle Pflege und gewissenhafte Beaufsichtigung durch staatlich-geprüften Lehrer. Beste Referenzen stehen zu Diensten. A. Rosenheim."  

    
    
    
Zur Geschichte der Synagogen             
      
Mittelalter: im der Kramgasse befanden sich im Bereich des späteren Rathauses die Einrichtungen der jüdischen Gemeinde. Hier war - vermutlich bereits im 12. Jahrhundert - die Synagoge ("Judenschule", "scolae Judeorum") der Gemeinde. Sie wurde bei der ersten Verfolgung 1287 zerstört, doch wiederum aufgebaut. Auch nach der Judenverfolgung in der Pestzeit konnte die Synagoge zumindest gegen Ende des 14. Jahrhunderts wieder von den jüdischen Familien der Stadt - zumindest für einige Jahre - benutzt werden. Mitte des 15. Jahrhunderts verließen die jüdischen Familien die Stadt oder wurden von Rat und der Bürgergemeinde vertrieben. Die Synagoge wurde - nachdem sie in den Besitz des Rates der Stadt übergegangen war - zweckentfremdet. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde das Obergeschoss als Getreidelager benutzt. Im Erdgeschoss war nach einer Quelle von 1572 ein Tanzhaus. Im 17. Jahrhundert wurde das Gebäude zunächst für die Bürgerwacht, dann als Ratsküche und seit 1658 als Brauhaus verwendet. Bei der Zerstörung der Stadt durch die Franzosen am 1. Mai 1689 wurde auch das Synagogengebäude zerstört.   
 
19./20. Jahrhundert: Um 1880 entstand eine neue jüdische Gemeinde. Die Gottesdienste wurden zunächst in Beträumen abgehalten, zunächst in einem Zimmer eines Wohnhauses an der Ecke Kirchgässchen/Steinweg, später in einem Raum auf dem Gelände der Malzfabrik Weißheimer an der Schaar, im Gebäude der ehemaligen "Fleischschaar". 1892 konnte die Gemeinde ein Gebäude in der Bürresheimergasse für einen neuen Betsaal erwerben. 
  
Um 1930 wurde eine Synagoge geplant. Dafür konnte man ein Grundstück in der Moltkestraße / Ecke Güntherstraße erwerben. Die Grundsteinlegung war am 29. Juli 1932, die Einweihung am 30. Mai 1933. Auf Grund der schwierigen politischen Situation konnte keine festliche Einweihung vorgenommen werden. Die Andernacher Zeitung berichtete am 2. Juni 1933: "Die Weihe der neuen Synagoge fand am Dienstagabend in aller Stille im Beisein der jüdischen Bevölkerung" statt. Nur gut fünf Jahre war diese Synagoge Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens. Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Gebäude durch SA-Leute niedergebrannt; die Ruine wurde wenig später abgebrochen. An Stelle der Synagoge wurde nach 1945 ein Wohnhaus erstellt. Eine Gedenktafel ist angebracht (siehe Foto unten). 
 
Bei der Synagoge in Andernach handelte es sich um eine der letzten vor dem Novemberpogrom 1938 eingeweihten Synagogen (Hinweis: die letzte war die am 2. Juni 1938 in Stuttgart eingeweihte Synagoge der dortigen Israelitischen Religionsgesellschaft). Erstellt wurde in Andernach ein moderner kubischer Putzbau mit einem Doppelportal an der Westfassade. Der Betsaal hatte hohe, schmale Rundbogenfenster. Über dem Eingang im Westen und über dem Toraschrein im Osten gab es einfache Rundfenster. Über dem Eingangstor stand als Zitat aus Maleachi 2,10: "Haben wir nicht alle einen Vater...?"  Die Portalinschrift findet sich wieder auf der Gedenktafel für die zerstörte Synagoge (siehe Foto unten).   
    
    
Adresse/Standort der Synagoge:     Moltkestraße 15     
    
    
Fotos
(Quelle: Plan und historische Fotos: Publikation des Landesamtes s. Lit. S. 79-81; neuere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 18.8.2006) 

Spuren der mittelalterlichen jüdischen Geschichte
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 Plan des mittelalterlichen Wohngebietes
 (Kramgasse) mit Eintragung der Synagoge
 neben dem Gebäude des im 16.
 Jahrhunderts erstellten Rathausgebäudes
Blick in die Kramgasse, Zentrum 
des mittelalterlichen jüdischen
 Wohngebietes; die Synagoge war an 
Stelle des orange gestrichenen Gebäudes
Straßenschild 
"Kramgasse" 
 
 
      
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  Blick auf das Rathaus, rechts die dort angebrachte Hinweistafel mit dem Text: 
"1407 erstmalige Erwähnung als Sitz des Rates, vorher Synagoge der jüdischen Gemeinde 
in Andernach. Unter dem Salzmagazin die Badeanlage, Mikwe. Jetziges Rathaus von 1561-74
 errichtet. Fassade an der Hochstraße 1781 neu aufgeführt, wobei die ehedem offene Halle 
zugebaut wurde." Mit französischer und englischer Übersetzung.  
      
Die mittelalterliche Mikwe ("Judenbad")    
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Pläne der mittelalterlichen Mikwe, unterschiedliche Schnitte Zeichnung der Säule in der SW-Ecke, Pfeiler 
in der NO-Ecke und Sturz der Eingangstür
   
     
Die 1933 eingeweihte Synagoge
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Blick auf die Synagoge kurz vor 
der Einweihung Anfang 1933 
Die beim Novemberpogrom 1938 zerstörte Synagoge während der Abbrucharbeiten
 
     
Blick auf das an Stelle der 1938
 zerstörten Synagoge erstellte Wohnhaus
Andernach Synagoge 200.jpg (57019 Byte) Andernach Synagoge 201.jpg (70402 Byte)
   Gedenktafel - Inschrift mit Zitat hebräisch und deutsch aus Maleachi 2,10 (Portalinschrift auf der zerstörten Synagoge):
"Haben wir nicht alle einen Vater, hat nicht ein Gott uns geschaffen.
Zum Gedenken an die am 9. November 1938 zerstörte Synagoge und an unsere jüdischen Mitbürger".
    

    
   
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

November 2020: Die "Stolpersteine" werden geputzt      
Artikel in ""Blick-aktuell" (Pressemitteilung der SPD Andernach) vom 16. November 2020: "Clemens Hoch und Marc Ruland gedenken den Opfern des Holocaust. Gegen das Vergessen
Andernach
. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden in Deutschland Synagogen zerstört und in Brand gesteckt, Wohnungen zerstört, Geschäfte geplündert und zahlreiche jüdische Menschen misshandelt und ermordet. Die Shoah bleibt ein beispielloses Verbrechen in der Menschheitsgeschichte. Im Zuge der Novemberpogrome von 1938 wurde auch die Synagoge in Andernach durch die SA niedergebrannt und die verbliebene Ruine wenig später abgebrochen. Bei der Andernacher Synagoge handelte es sich um eine der letzten vor 1938 eingeweihten Synagogen in Deutschland. Zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus putzten in diesem Jahr Clemens Hoch, Staatssekretär, und der Andernacher SPD-Vorsitzende Marc Ruland, MdL die verlegten 'Stolpersteine' in Andernach. Die Idee der 'Stolpersteine' geht auf den Künstler Günter Demnig zurück, der 1992 damit begonnen hat, Messingsteine als Gedenktafeln in den Boden zu legen. Sie erinnern an die Menschen, die während der NS-Zeit deportiert und ermordet wurden. Im Rahmen der Projektwoche 'Schule gegen Rassismus' am Kurfürst-Salentin-Gymnasium setzten sich in Andernach Schülerinnen und Schüler mit dem tragischen Schicksal der jüdischen Schüler in der NS-Zeit auseinander. Neun jüdische KSG-Schüler sind in Konzentrationslagern umgekommen oder gelten seitdem als 'verschollen'. 2011 erfolgte die Vorarbeit für die Verlegung der so genannten 'Stolpersteine'. Die Steine sollen also den Vorbeigehenden an die ehemaligen Nachbarn, Kollegen und Schulkameraden erinnern, die nebenan lebten und arbeiteten. 'Am Tag der abscheulichen Novemberpogrome wollen wir zum Gedenken an die Opfer des Holocaust aufrufen. Wir wollen mit unserer Aktion ein Zeichen setzen und die Erinnerung an die Menschen wachhalten, die hinter diesen Stolpersteinen stehen.', erklären Clemens Hoch und Marc Ruland, MdL. In Andernach erinnern Stolpersteine an Werner Weinberg, Charlotte Michel, Jakob Michel, Isidor Loeb, Bertha Lambert, Simon Lambert, Lina Lambert, Frederike Lipsky, Clara Mayer, Helene Klee, Leopold Kallmann, Maximilian Klee, Eugen Meyerhoff, Moritz Meyer, Siegbert Portje, Hermann Weber, Siegmund Weber und Albert Weber. Die Novemberpogrome sind 'ein widerwärtiger Gewaltausbruch, der auf lange Jahre der Diskriminierung, Einschüchterung und Anfeindung folgte. Sie waren ein Vorbote der unfassbaren Verbrechen der Shoah, die meine Landsleute einige Jahre später verüben sollten.', so Bundespräsident Frank Walter Steinmeier. 'Und sie sind eine eindringliche Warnung an uns heute.' Juden sollen sich mit einer Kippa im Alltag wohlfühlen, fordert Bundespräsident Steinmeier. Zum Jahrestag der Pogromnacht erinnert er an den Kampf gegen Antisemitismus."        
Link zum Artikel   
 
November 2023: Gedenken an die Pogrome 1938
Artikel von Wolfgang Lucke in der "Rhein-Zeitung" vom 11. November 2023: "Auch in Andernach brannte eine Synagoge.
Initiative Erinnern ruft am Gedenktag zum 9. November zu Solidarität mit Israel auf-..." 
(Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken)

    
     

Links und Literatur  

Links:  

bulletWebsite der Stadt Andernach  
bulletSeite über Prof. Dr. Ernst Loeb aus Andernach  

Literatur:  

bulletGermania Judaica Bd. I S. 11-13; Bd. II,1 S. 14-17; Bd. III,1 S. 18-21 (jeweils mit weiteren Literaturangaben).  
bulletHans Hunder u.a. (Bearbeiter): Documenta Judaica - Ausstellungskatalog. Hrsg. Stadt Andernach 1969.  
bulletFranz-Josef Heyen (Hrsg.): Andernach - Geschichte einer rheinischen Stadt. Andernach 1988 S. 262-267.  
bulletWolfgang P. Fischer: Die jüdischen Schüler des Andernacher Stiftsgymnasiums. Vortrag: Online zugänglich.    
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 78-81  (mit weiteren Literaturangaben). 

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Andernach  Rhineland. Benjamin of Tudela numbered Andernach among the 13 cities on the Rhine with important Jewish communities in the 12th century. Jewish homes were destroyed in anti-Jewish riots in 1287 and Jews suffered in the Armleder disturbances of 1337 and in the Black Death persecutions of 1348-49. The community was renewed in the 14th century, but by 1448 no Jews were present. The modern community dates from the development of the local malt industry in the mid-19th century. From 1890, a religious school was operating here. The Jewish population rose from 53 in 1871 to 141 (total 10.771) in 1925. The synagogue, consecrated in 1933, was the only one to be built in the Rhineland after Worldwar I. On Kristallnacht (9-10 November 1938), it was set on fire, Jewish homes were destroyed, and most of the young men were taken to the Dachau concentration camp. In 1939, 45 Jews were left; at least 11 perished in the Holocaust. 
     
       

                   
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Stand: 30. Juni 2020