Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Bad Neuhaus a.d. Saale (Stadt Bad Neustadt a.d. Saale, Kreis Rhön-Grabfeld)
Jüdische Geschichte / Synagoge 
   

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen    
bulletLinks und Literatur   

  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde          
     
In Neuhaus (seit 1934 zu Bad Neustadt eingemeindet) bestand bis Mitte des 19. Jahrhunderts eine relativ große jüdische Gemeinde. Ihre Entstehung geht mindestens in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Auf Grund schneller Abwanderung bestand die Gemeinde nur bis Ende des 19. Jahrhunderts. 
  
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden für Neuhaus auf insgesamt 29 bzw. ab 1824 30 Matrikelstellen (!) die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit bereits neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Mayer Moses Stern (Schnittwarenhandel), Michael Kupfer (Haushandel, seit 1824), Joseph Seligmann Strub (Schmusen und Schacherhandel), Moses Sußmann Herter (Schmusen), Abraham Simson Henne (Schlachten und Viehhandel), Simson Wolf Heimer (Viehhandel), Jaidel Hirsch Guthmann (Viehhandel), Abraham Loser Mettler (Schacherhandel), Abraham Feibel Sichel (Warenhandel), Gump Samuel Samfeld (Viehhandel), Nathan Simson Hecht (Viehhandel), Mayer Kohn Kach (Waren- und Schacherhandel), Mayer Simson Neuschloß (Viehhandel), Feist Mayer Schlachter (Schlachter), Salomon Kohn Kuhnmann (Botengehen), Abraham Levi Lai (Mäkler und Geschäftsbetreiber), Abraham Löw Stern (Viehhandel), Joseph Löw Streuflein (Schmusen), Löw Abraham Stern (Schnittwarenhandel), Isaac Kohn Saalmann (verschiedene Handelsschaften), Samuel Löw Feibel Sichel (Warenhandel und Lotteriecollekteur), Feibel Moses Sichel (Kramwaren), Marcus Simson Gottlieb (Viehhandel), Juda, Abraham Schönert (Schmuser), Gedalie Löw Poper (Schmuster), Jacob Löb Schwarzer (Kleinviehhändler), Lazarus Jacob Goldmann (Schacherhandel), Zertel, Witwe von Jonas Berlein Streiker (), Gutel, Witwe von Loser Ber Eichmann (Kleinviehhandel), Berl, Witwe von Samuel Kohn Friedmann ().    
  
1832
wurden noch 143 jüdische Einwohner gezählt, 1871 noch 85. Danach erfolgte ein schneller Abzug der jüdischen Familien, vermutlich insbesondere in das nahe Bad Neustadt an der Saale
  
An Einrichtungen waren eine Synagoge, eine jüdische Schule und ein rituelles Bad vorhanden. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden in der letzten Zeit der jüdischen Gemeinde im Friedhof in Bad Neustadt an der Saale beigesetzt. 

Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer angestellt. Durch einen Artikel von 1864 ist der Namen des damaligen Lehrers - Hirsch Eschwege - bekannt. Dieser ist identisch mit dem von 1865 bis 1896 in Karbach wirkenden Lehrer Hirsch Eschwege. Sein Nachfolger in Neuhaus war von 1865 bis ca. 1870 Lehrer Benjamin Freudenthal (geb. 1844 in Tann, gest. 1910 in Frankfurt am Main, war 35 Jahre Lehrer in Grünstadt), der Vater des Nürnberger Rabbiners Max Freudenthal (s.u.).   
  
Von den in Neuhaus geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Nathan Norbert Hecht (geb. 1869 in Bad Neuhaus, später wohnhaft in Bad Neustadt a.d. Saale, 1943 aus den Niederlanden/Westerbork nach Auschwitz deportiert), dazu noch weitere Personen, die in Neuhaus geboren sind: 
Nach Angaben von Elisabeth Böhrer (Mitteilung vom 23.5.2015) sind aus Bad Neuhaus umgekommen: Jonas Julius Ambrunn (geb. 22.11.1872 in Neuhaus a.d.Saale) und Richard Ambrunn (geb. 13.8.1874 in Neuhaus a.d.Saale).     
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Der jüdische Lehrer Hirsch Eschwege wird zum Lebensretter (1864) 

Neuhaus Israelit 06041864.jpg (56390 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. April 1864: "Neustadt an der Saale. Am Donnerstag den 3. dieses Monats (sc. das bezieht sich auf Donnerstag, 3. März 1864), Abends 10 Uhr, ereignete sich in Neuhaus bei Neustadt an der Saale das Unglück, dass der dortige Weber Joh. Reß von der Brücke aus ins Wasser fiel. Unter den auf das Rufen Herbeigekommenen befand sich auch der dortige Israelitische Lehrer, Herr Hirsch Eschwege. Als dieser sah, dass niemand dem Verunglückten Hilfe leisten wollte, entkleidete er sich, stützte mit eigener Lebensgefahr in die eben hoch angeschwollene Saale und nur seinen raschen, unerschrockenen Bewegungen ist es von verdanken, dass der Verunglückte noch rechtzeitig aus dem Wasser gezogen und zum Leben zurückgebracht wurde. Alle Anerkennung und Dank gebühren dem Herrn Lehrer Hirsch Eschwege für diese rühmliche Tat. (Rhön- und Saalpost)." 
  
Neustadt Saale Jeschurun 1864.jpg (104191 Byte)Derselbe Bericht erschien auch in der Zeitschrift "Jeschurun" im April 1864. 

   
   
Zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde    

Zum Tod des Religionslehrers und Kantors Abraham Ebert (1894 in Fürth, geboren 1823 in Neuhaus)    
Anmerkung: nach den Recherchen von Elisabeth Böhrer ist Abraham Ebert nicht am 24. Dezember, sondern am 4. Dezember 1823 in Neuhaus geboren.   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Oktober 1894: "Fürth, 30. September (1894). Am 23. September dieses Monats verschied nach längerem Leiden der Religionslehrer und Kantor der hiesigen Kultusgemeinde, Herr Abraham Ebert. Am 24. Dezember 1823 in Neuhaus bei Neustadt a. Saale geboren, fungierte er im Alter von 15 Jahren bereits in Waltershausen und Thundorf, bezog 1840 das Schullehrerseminar in Würzburg, machte 1841 das Examen als Religionslehrer, bestand 1845 die staatliche Anstellungsprüfung in Würzburg mit Note 1 in Musik und Lehrfach und fungierte dann in Brückenau und Bayreuth. In Bayreuth gehörte er einem aus ihm, einem protestantischen, katholischen und reformierten Geistlichen bestehenden Vokalquartett an, das einst vor dem König Max II. singen durfte. Im Jahre 1852 wurde der Verstorbene gleichzeitig nach Köln, Frankfurt am Main und Fürth berufen, nahm die Stelle hier an und wirkte seitdem, also 42 Jahre, an der hiesigen Gemeinde. Er pflegte die reinen, traditionellen Tempelmelodien und führte die Sulzer'schen Gesänge in der hiesigen Hauptsynagoge ein, welche desto mehr zur Geltung kamen, als der Verblichene über eine prächtige, lyrische Tenorstimme verfügte. Als Religionslehrer erteilte er den Unterricht in der hiesigen städtischen Volksschule und der königlichen Realschule. Zu dem erhebenden Bewusststein strenger Pflichterfüllung gesellte sich die Freude eines glücklichen Familienlebens. Der Verstorbene war ein ehrenwerter Charakter von reichem Gemüte und warmem Herzen. Von der Liebe und Achtung zeugte die außerordentlich große Anzahl von Trauergästen, die seinem Leichenbegängnisse am 28. dieses Monats folgten. Herr Rabbiner Dr. Neubürger hielt die Leichenrede, Herr Justizrat Gunzenhäuser sprach namens der Kultusgemeinde, Herr Dr. Hutzelmann namens der königlichen Realschule. das Andenken des Verblichenen wird in Ehren fortleben."          


Über Rabbiner Max Freudenthal (1868-1937)  

Freudenthal Max 01.jpg (10509 Byte)Berühmtester jüdischer Sohn der Gemeinde Neuhaus ist Max Freudenthal (geb. 12. Juni 1868 in Neuhaus an der Saale, gest. 11. Juli 1937 in München [Todesursache unbekannt]). Sein Vater war Lehrer in Neuhaus (Benjamin Freudenthal), wo Max einige Jahre aufgewachsen ist. Seine Geschwister waren Eugen (1872-1932), Hulda verh. Thurmann (emigrierte nach 1933 in die USA), Dina verh. Schwarz (1873-1964 Israel), Frieda verh. Schaffner und Ida verh. Federlein. Nach Studien in Breslau (Universität und Jüdisch-theologisches Seminar) war Dr. Max Freudenthal Religionslehrer in Breslau, seit 1893 Rabbiner in Dessau (auch Landesrabbiner für Anhalt). 1900 wurde er Rabbiner in Danzig, 1907 Rabbiner in Nürnberg. Er war zeitweise Vorsitzender der Freien Konferenz Bayerischer Rabbiner sowie zweiter Vorsitzender des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden. Max Freudenthal war seit 1895 verheiratet mit Elsa geb. Lichtwitz (1875 in Ohlau, Schlesien - 1940 in Schweden); die beiden hatten drei Kinder: Walter (1895), Käthe (1898) und Heinrich (Heinz) (1905).  
    
Weiteres im Artikel zu Max Freudenthal bei Wikipedia; in diesem Artikel wird allerdings (Stand: Juli 2015) Neuhaus an der Pegnitz (Mittelfranken) als Geburtsort von Max Freudenthal angegeben. Nach den Forschungen von Elisabeth Böhrer im Staatsarchiv Würzburg ist dieser Geburtsort nicht zutreffend, der Geburtsort war eindeutig Neuhaus a.d. Saale.     

   
Hinweis zu Julius Jonas Ambrunn (geb. 22. November 1872 in Bad Neuhaus a.d. Saale, ermordet nach dem 23. Januar 1942 in oder bei Riga, Lettland). war der letzte Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Dorsten (bis 1942).
siehe Wikipedia-Artikel Julius Ambrunn.      
   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge        
    
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Adresse/Standort der Synagogeunbekannt    
     
     
Fotos und Darstellungen              
      
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Links und Literatur 

Links: 

bulletWebsite der Stadt Bad Neustadt an der Saale    

Literatur:  

bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 94. 
bulletDirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13. Würzburg 2008. S.213-214.   

           
             

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Oktober 2013