Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Bad Reichenhall (Kreisstadt, Kreis Berchtesgadener Land)
Jüdische Geschichte / "Restaurations-Synagogen"  

Übersicht:  

bulletZur jüdischen Geschichte in Bad Reichenhall  
bulletAus der Geschichte jüdischer Einwohner und Kureinrichtungen 
Allgemeine Berichte  
Jüdische Kureinrichtungen   
Berichte über einzelne jüdische Personen (auch Kurgäste)   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur   

  
Zur jüdischen Geschichte in Bad Reichenhall     
   
In Bad Reichenhall gab es zu keiner Zeit eine jüdische Gemeinde. 
 
Im Mittelalter lebten einzelne Juden in der Stadt. Ende des 13. Jahrhunderts wird ein gewisser Salomon - wohl jüdischen Glaubens - als Pächter einer Reichenhaller Salzpfanne genannt. Ob er in Reichenhall wohnte, ist nicht bekannt. Nach einem Kaufvertrag von 1310 war die Beleihung eines Pfandes "bei Juden in Reichenhall oder anderswo" vorgesehen. 1380 wird Jud Jäkli von Reichenhall in Ravensburg genannt. 1424 wird ein jüdischer Einwohner in Reichenhall erwähnt. Er klagte in diesem Jahr vor dem Landrichter zu Erding - wenngleich erfolglos - gegen einen Schuldner.   
  
Im 19./20. Jahrhundert gab es gleichfalls nur wenige ständige jüdische Einwohner, allerdings kam seit Mitte des 19. Jahrhunderts jährlich eine recht große Zahl jüdischer Kurgäste nach Bad Reichenhall. Seit den 1860er-Jahren hört man von Einrichtungen für jüdische Kurgäste: seit 1866 betrieb Salomon Kutz aus Nördlingen während der Sommersaison eine koschere Restauration am Ort (siehe Anzeige unten). Kutz berichtete im folgenden Jahr 1867 von täglich etwa 100 jüdischen Gästen seiner Restauration während der Saison. Seine Restauration bestand noch Anfang des 20. Jahrhunderts unter dem Inhaber J. Auer (siehe unten Anzeige von 1904). Einige Jahre später kam die koschere Restauration Bermann dazu (der 1893 in Reichenhall geborene Simon Bermann ist nach der Deportation umgekommen; vgl. unten Anzeige des Restaurants von J. Bermann 1904). Bald gab es jüdische Kurgäste, die über lange Zeit jährlich ihren Erholungsaufenthalt in Bad Reichenhall verbrachten wie Moritz Feuchtwanger, der Vorsitzende des Wohltätigkeitsverein Chewra Kadischa in München, der sich seit 1876 über 35 Jahre lang jährlich in Bad Reichenhall aufhielt.  
  
Zu den mit Bad Reichenhall besonders verbundenen Personen gehörte der aus Fürth stammende Philanthrop Rechtsanwalt Alfred Nathan. Er vermachte größere Stiftungen und Spenden an die Stadt (siehe Artikel unten von 1906, als er 30.000 Mark spendete) und wurde zum Ehrenbürger Bad Reichenhalls ernannt. Er starb - hoch geachtet - 1922 in Reichenhall und wurde in Fürth beigesetzt. Eine nach ihm 1914 benannte Straße wurde in der NS-Zeit in "Friedrich-Ebert-Straße" umbenannt (inzwischen wieder "Alfred-Nathan-Straße"). 
 
Eine der ersten Adressen in der Stadt - das Hotel Luisenbad - wurde durch den Münchner Arie Wassermann und seine Frau gegründet. Es wurde jedoch nichtkoscher geführt.            
  
In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg stammten die jüdischen Kurgäste überwiegend aus Deutschland, Österreich und Polen. Viele der aus Deutschland stammenden Kurgäste quartierten sich allerdings in christlichen Hotels ein. 1904 wird darüber geklagt, dass aus diesem Grund am Schabbat keine Gottesdienste nach deutschem Ritus abgehalten werden können. Die polnischen Kurgäste führten nach ihren Gebräuchen jüdische Gottesdienste durch. 
 
Unter den Ärzten der Stadt gab es mehrere jüdische Ärzte. Um 1900 war es u.a. Dr. Sigismund (Sigmund) Goldschmidt, ein Sohn des Leipziger Rabbiners Dr. Goldschmidt. Er war als Stabsarzt a.D. in Bad Reichenhall praktischer Arzt und Badearzt und wurde auf Grund seiner Verdienste 1904 zum Königlichen Hofrat ernannt. 1890 bis 1938 war in der Stadt Dr. Gustav Ortenau tätig. Nach ihm wurde 1989 der "Ortenau-Park" benannt, wo sich seitdem eine Bronzetafel mit der Inschrift befindet: "Zur Erinnerung an den jüdischen Arzt und Kurarzt Dr. Gustav Ortenau, der von 1890 -1938 in Bad Reichenhall wirkte" (vgl. die Angaben zu Familie Ortenau auf einer Seite zu jüdischen Personen in Fürth und ein Wikipedia-Artikel zu Dr. Gustav Ortenau).                 
   
Um 1930 gab es die beiden koscheren Restaurationen Bermann und Brandeis. In einem Bericht wird hervorgehoben, dass es in Bad Reichenhall keinen Antisemitismus gäbe, vielleicht eine Nachwirkung der Verdienste Alfred Nathans. In den beiden Restaurationen wurden während der Saison regelmäßig Gottesdienste abgehalten. Beide hatten eine Synagoge eingerichtet, sodass man von zwei jüdischen "Restaurationsgemeinden" in Bad Reichenhall sprach (siehe Artikel von 1931 unten). 
 
Nach 1933 konnten sich mehrere jüdische Kurpensionen zunächst noch halten, darunter die Pension Markovics (siehe unten Anzeige von 1934) und das Kurhotel Romana, das im Besitz der Arztwitwe Dr. Dresdner war (siehe unten Anzeige von 1936). Spätestens 1938 mussten auch diese Einrichtungen schließen beziehungsweise wurden "arisiert".         
     
Von den in Bad Reichenhall geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Siegfried Adler (1889), Irene Maria Barda geb. Grünhut (1873), Simon Bermann (1893), Friedrich Brüll (1888), Judis Dresdner geb. Baer (1884), Judis Ida Dresdner (1871), Helene Simons geb. Deutschmann (1879). 
  
Nach 1945 gab es von 1946 bis etwa 1949 etwa 5.000 bis 6.000 Juden in einem DP-(Displaced Persons-)Camp in den beiden Kasernen der Stadt, der Jäger-Kaserne und der Artillerie-Kaserne (Adresse: Nonnerstraße 23). Sie wurden durch die UNRRA betreut und wanderten nach Gründung des Staates Israel insbesondere dorthin aus. Eine auf Grund einer Initiative von Armand Beraru (Haifa, Israel) erstellte Gedenktafel erinnert seit 2009 an dieses Lager (vgl. Bericht und Fotos zur Einweihung der Gedenktafel unten). 
Vgl. englische Informationsseite https://encyclopedia.ushmm.org/content/en/article/bad-reichenhall-displaced-persons-camp?series=195 
  
1982 verstarb in Bad Reichenhall Nahum Goldmann (geb. 1894 in Wischnewo, Litauen), ein führender Repräsentant der zionistischen Bewegung.      
       
       
       
Aus der Geschichte jüdischer Einwohner und Kureinrichtungen  
     
Allgemeine Berichte  

Jüdisches Leben in Bad Reichenhall - Brief von 1904  

Reichenhall Israelit 14071904.jpg (195580 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juli 1904: "Reichenhall. Vielleicht dürfte es Sie, werter Herr Redakteur, und auch manchen aus Ihrem verehrlichen Leserkreise interessieren, etwas vom schön gelegenen bayerischen Alpenbadeort Reichenhall zu lesen. Wohl dürfte es mancher andere Badeort in Bezug auf größere Prachtbauten an Villen und Geschäftshäusern übertreffen, wohl dürfte anderswo ein größeres Menschen- und Völkergewoge herrschen, wozu sich eine bunte Fülle und Schönheit der Toiletten gesellt; trotzdem zählt Bad Reichenhall zu den herrlichsten Fleckchen Erde, welche die Natur wegen ihrer unvergleichlich schönen Lage bevorzugt hat. Eingebettet zwischen den himmelanstrebenden bergen Hohenstaufen, Zwiesel und Untersberg, hat Reichenhall eine ziemlich niedrige (470 Meter über dem Meeresspiegel) Lage und ist bestens vor rauen Winden geschützt. Von den oft bis zu den höchsten Spitzen reich bewaldeten Höhen weht stets eine kräftigende ozonreiche Luft hernieder ins Tal. Ein als Natur- und Kunstpark angelegter Kurgarten mit einem sehr praktisch angelegten Gradierhaus lockt die Spaziergänge und Heilung suchenden Kurgäste an, wenn sie nicht vorzogen, lungen- und muskelstärkende Bergpartien zu unternehmen. Darum darf es nicht wundern, wenn auch diese Perle der bayerischen Alpen von vielen Gästen aufgesucht wird, die mehr oder weniger an der Erkrankung der Atmungsorgane leiden. Auch hier stellen unsere Glaubensgenossen, namentlich die aus Polen und Österreich, ein hohes Kontingent der Besucher. Die Magenfrage, welche für den rituell lebenden Israeliten bei Auswahl eines Erholungsortes mitzureden pflegt, ist hier aufs beste gelöst. Zwei gut geleitete Koscher-Restaurants, die von Bermann und Kutz, laden den jüdischen Magen ein und befriedigen ihn aufs beste bei nicht allzu hohen Preisen. Leider frequentiert ein großer Teil der reichsdeutschen Juden christliche Hotels, weshalb es auch nicht möglich sein mag, am Samstag nach deutschem Ritus Gottesdienst abzuhalten. Gewiss ist die heilige Sprache ein festes Band der Vereinigung, das unsere Glaubensgenossen der verschiedensten Länder umschlingt. Trotzdem steht auch der orthodoxeste deutsche Jehudi mit einigem Unbehagen und Kopfschütteln bei Seite, wenn er die lauten Rufe und oft theatralischen Gestikulationen bemerken muss, die in einem polnisch geleiteten Gottesdienste vorherrschen und dem stillen innigen Gebete hinderlich sind. Vielleicht geben diese Zeilen den Anstoß, dass sich die gläubigen reichsdeutschen Juden zu einem eigenen deutschen Gotteshause sammeln, wo auch sie nach der gewohnten Väterweise beten können. Selbstredend liegt dem Artikelschreiber jede beleidigende Animosität gegen unsere nichtdeutschen Glaubensgenossen völlig fern. R."          


Jüdisches Leben in Bad Reichenhall - Brief von 1931  

Reichenhall Israelit 13081931.jpg (311186 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. August 1931: "Brief aus Reichenhall. Der Begriff 'Kursaison' als Rechtstitel für hohe Zimmerpreise kommt kaum mehr in Betracht. Wohnungen sind durchschnittlich um 30-40 Prozent billiger als in den Vorjahren. In den Wandelgängen und im Kurpark sieht man es sehr deutlich, dass viel weniger Kurgäste da sind als in den früheren Jahren. Die Wirtschaftslage, die Wirtschaftslage! Von Antisemitismus ist in diesem weitberühmten bayerischen Kurorte nichts zu bemerken. An den amtlichen Stellen größtes Entgegenkommen. In den Bädern für Minderbemittelte weitgehendste Begünstigungen. Im herrlich schönen 'Fürstenbad', im Mittelpunkt des Kurortes, hat z.B. eine ganze Anzahl unbemittelter jüdischer Kurgäste Freibäder. Auch die Ärzte teilnahmsvoll und entgegenkommend. Mit dem bayerischen Schächtverbot ist hier kaum jemand zufrieden. Man hört sogar von Protestkundgebungen der Metzgerzünfte und sonstigen Interessentenkreis. In den zwei jüdischen Restaurationen, Bermann und Brandeis, die beide dem Hamburger Speiseverein unterstellt sind, hört man oft darüber klagen, dass das Schächten auch in dem benachbarten Salzburg mit größten Schwierigkeiten verbunden ist. Das Fleisch wird deswegen zumeist aus München bestellt. Der Kurgast, dem sonst strengste Diät angeordnet ist, muss oftmals mehrere Tage alt gewordenes Fleisch genießen. Die Kurverwaltung kann das Schächtverbot nicht außer Kraft setzen. Sonst herrscht im Kurorte selbst, sowie in den Bergwäldern die alte Behaglichkeit, die alte Zufriedenheit, wie man sie nur an einem gottgesegneten Stück Erde, wie es Bad Reichenhall ist, mit dankerfülltem Herzen genießen kann. 
Eine jüdische Gemeinde gibt es nicht in Reichenhall. Außer einigen jüdischen Ärzten gibt es nur die genannten zwei jüdischen Restaurateure, die mit Beginn der Kursaison sich zu zwei autonomen Austrittsgemeinden konstituieren. Jede Restaurationsgemeinde hat einen eigenen Schochet, eine eigene Synagoge, in denen regelmäßige Gottesdienste abgehalten werden.   
Nach einem Spaziergange, auf dem Heimwege nach meiner Wohnung. Ein Herr kommt auf mich zu. 'Von der Schulter ragend', ein stattlicher Mann in buntfarbiger bayrischer Tracht und spricht mich an: 'Sind Sie nicht der Herr Rabbiner ... aus ...? Als ich das bejahte, stellte er sich mir vor: 'Regierungsdirektor Dr. ... in. ...'. Er interessiere sich lebhaft für jüdische Angelegenheiten. Er habe auch in amtlicher Eigenschaft oftmals mit jüdischen Dingen sich zu befassen. Es wäre ihm angenehm, sich mit mir über jüdische Probleme zu unterhalten. Er wolle in absehbarer Zeit auch nach Jerusalem reisen. Er möchte dort bei einem Rabbiner auch am Sederabend teilnehmen. Zwischendurch spricht er auch von Mischna und Talmud und verriet bald eine gewisse Versiertheit in jüdischen Dingen. Wir verabredeten eine erste Zusammenkunft im staatlichen Kurpark. 
Zur vorläufigen Orientierung schicke ich meinem Gewährsmann einige jüdische Zeitschriften. Als wir uns am folgenden Tage zur verabredeten Stunde im Kurpark trafen, dankte mein Partner für die geistvolle Lektüre, die ihn sehr befriedigte. Ihn haben die instruktiven Aufsätze über die 'Entwicklung in den preußischen Synagogengemeinden' sehr interessiert. Das Gespräch kam bald auf die Verhältnisse der deutschen Juden. 
'Ihre Lage' - meinte der Herr Regierungsdirektor - 'ist ohne Zweifel durch den Ansturm der Nationalsozialisten eine schwierige. Ich glaube jedoch, dass bei den deutschen Juden zurzeit auch eine innere schicksalsreiche Auseinandersetzung stattfindet, ob pro Zionismus oder contra. Diese Auseinandersetzung, wenn sie auch einstweilen noch nicht den Höhepunkt erreicht hat, ist unausbleiblich. Es ist letzten Ende die Frage, ob die deutschen Juden selber sich als eine Stammesgemeinschaft oder als eine Religionsgemeinschaft erachten.'
Auf meine Bemerkung, dass die große Mehrheit der deutschen Juden nichtzionistisch sei, bekam ich etwa folgendes zu hören: 
'Das ist mir wohl bekannt. Ich kann Ihnen aber nicht verhehlen, dass man in den jüdischen Groß-Gemeinden - ich amtierte früher in einem Regierungsbezirk Süddeutschlands -, die ja kein eindeutiges religiöses Bekenntnis als Basis besitzen, überschläglich nur Stammesgemeinschaft erblickt. Die Groß-Gemeinden haben sowohl strenggläubige, wie auch ganz liberale Einrichtungen. Das gemeinsame Band scheint also nicht die Religion, sondern der Stamm. Dagegen erblicke ich in den Gemeinden der sogenannten unabhängigen Orthodoxie die wirklichen Religionsgemeinden.'   
'Sie sympathisieren offenbar mit den orthodoxen Juden?'   
'Ganz gewiss. Für den nicht-jüdischen Betrachter jüdischer Dinge liegt die Sympathie von vornherein beim gesetzestreuen Juden. Das ist der fromme, den durch Jahrtausende überlieferten Glauben der Väter pflegende, eben durch die größten Opfer ständig bewährte Zeitgenosse. Dafür hat man im Lande der Religions- und Weltanschauungskämpfe Verständnis.'  
'Und doch kann man es auch in Deutschland wahrnehmen, dass in der öffentlichen (staatlichen) Behandlung die liberalen Juden den Ton angeben. Diese genießen gewissermaßen eine offiziöse Vorzugsstellung.'  
'Das stimmt nicht ganz, hat nur diesen Anschein. Die liberalen Juden sind weitaus in der Mehrzahl. Ein Moment, das man verfassungsrechtlich nicht ignorieren kann. Neben anderen Gründen wirkt dazu noch mit, dass man den innerjüdischen Verhältnissen bislang nicht viel, wohl auch nicht das richtige Verständnis und In-           
Reichenhall Israelit 13081931a.jpg (123056 Byte)teresse entgegenbrachte. Ein Nicht-Jude versteht auch nur selten die Feinheiten in jüdischen ideellen Angelegenheiten. Vieles hängt von den gesinnungsfesten jüdischen orthodoxen Wortführern selbst ab. Die modernen politischen Strömungen und Schlagworte haben übrigens auch in der Beurteilung der jüdischen Verhältnisse eine neue Situation geschaffen. Im Drange nach Befreiung von 'Gesetzesfesseln', d.h. unbequemen religiösen Bindungen hat der findige Geist Verbände, Gruppen und Grüppchen auch innerhalb der Judenheit geschaffen, die dem Außenstehenden meist unverständlich und müßig erscheinen müssen. Solche Parteien innerhalb der Judenschaft erscheinen - wiederum dem Betrachter von außen her und im Hinblick auf die Einfügung der Juden in den öffentlichen nicht aber die Stellung und Haltung der Juden mit der Macht wahrhaften religiösen Glaubens auszufüllen und zu behaupten. Der prima-vista-Eindruck vom Juden als einem Fremdstämmigen oder Fremdrassigen ist ja irrig und beim näheren Hinsehen zu Gunsten seiner religiösen Durchdrungenheit abzuwandeln. Für den echten Juden ist die Religion immer das Primäre. Demgemäss seine Gesamthaltung. Ich hatte auch in meiner früheren Tätigkeit verschiedentlich Gelegenheit, den religiösen Idealismus und Opfermut der Juden zu bewundern. Ich bin überzeugt, dass nur sie allein ein wirkliches Bollwerk auch gegen die verschiedenen nicht positiv religiös orientierten jüdischen Parteischattierungen bilden und dem Staat gegenüber wirklich nur eine Religionsgemeinschaft bilden wollen, vorausgesetzt, dass der Staat ihnen unter diesem Titel gestattet, sich entsprechend den Vorschriften ihrer Religion auszuleben.'  
Die einzelnen Erklärungen des Regierungsdirektors bezogen sich selbstredend auf Zwischenfragen, die ich an ihn richtete. Die Gedankengänge dieses in führender Amtsstelle befindlichen hochgebildeten Mannes sind allenfalls aktuell und beachtenswert."      

 
Allgemeiner Bericht über Bad Reichenhall (1934)
    

Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. April 1934: "Bad Reichenhall. Die Salzgewinnung in Bad Reichenhall geht auf Römerzeiten zurück. 1219 wurde Reichenhall nach langwierigen Kämpfen zwischen Bayern und Salzburg endgültig eine bayerische Stadt. Aber erst nach dem großen Brand des Ortes im Jahre 1834 kam man auf den Gedanken, die reichen Solequellen zu Heilzwecken zu verwenden. 1846 wurde die Solebad- und Molkenkuranstalt Achselmannstein eröffnet. In den 60er-Jahren erfuhren die Kurmittel eine bedeutende Erweiterung durch die Gründung des Inhalatoriums und der pneumatischen Kammer, wobei insbesondere der Name Georg von Liebig, ein Sohn des großen Chemikers, genannt werden muss. Daneben wird es die Leser dieses Blattes interessieren, dass der Münchener Kaufmann Arie Wassermann gemeinsam mit seiner Gattin der Gründer eines der vornehmsten Häuser, des Hotel Luisenbad, gewesen ist. Im Jahre 1928 errichteten Staatsregierung und Stadtverwaltung das Kurmittelhaus, das in seiner Einrichtung die neuesten Errungenschaften in allen Zweigen der physikalischen Heilmittel darbietet.
In erster Reihe der Erkrankungen, die in Reichenhall geheilt werden, stehen die Erkältungskrankheiten, wie Nasen-, Rachen-, Kehlkopf-, Bronchialkatarrhe und Asthma, ferner Drüsen- und Knochenerkrankungen bei Kindern (Skrophulose) und Erkrankungen der weiblichen Unterleibsorgane, bei welchen nebst der Sole als Badegrundlage auch die Mutterlauge in Betracht kommt. Bei manchen Formen von Herzkrankheiten bietet sich die beste Gelegenheit zu Geländekuren nach der eigentlichen Badekur. Die besonders ausgewählten und bezeichneten Wege weisen alle Stufungen des Steigungswinkels auf. Schließlich gibt es Einrichtungen für die verschiedensten Arten von nichtspezifischen Bädern. 
Was Bad Reichenhall besonders geeignet als Erholungsort macht, ist seine nach drei Himmelsrichtungen, durch reich bewaldete Höhezüge, vor rauen Winden geschützte Lage. Überall gibt es abwechslungsreiche Spazierwege. In zehn Minuten fährt man mit der Seilschwebebahn auf den 1600 m hohen Predigtstuhl mit seiner herrlichen wohltuenden Höhenlust. Wer keine Kur gebraucht, kann etwas weiter ins Gebirge hineinfahren, in die Hochgebirgslandschaft des Berchtesgadener Landes und zum Königsee.  
Bad Reichenhall wird zu allen Jahreszeiten, auch als Winterkurort, besucht. Die Frühjahrssaison beginnt im April."         

 
   
Jüdische Kureinrichtungen 

Eröffnung der israelitischen Restauration von Salomon Kutz (1866)  

Bad Reichenhall Israelit 28031866.jpg (40316 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. März 1866: "Im Bad Reichenhall (im bayrischen Hochgebirge), wo Brust- und Lungenleidende vorzüglich Hilfe finden, habe ich für die nächste Saison (vom 1. Juni bis 1. September) eine Restauration neu eingerichtet, welche stets bemüht sein wird, mit Güte der Speisen eine allen Anspruchen der Religion genügende Zubereitung zu verbinden. 
Nördlingen Salomon Kutz."     

 
Über die Restauration von Salomon Kutz (1867)  

Reichenhall Israelit 07081867.jpg (47780 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. August 1867: "Reichenhall. Die seit vergangenem Jahre hier errichtete jüdische Restauration des Herrn Kutz ist eine wahre Wohltat für die hiesigen israelitischen Kurgäste; dieselbe wird sehr stark frequentiert. Schon am Anfang der Saison kamen täglich ca. 100 Gäste. - Viele derselben waren früherhin gezwungen, verbotene Kost zu genießen, oder auf den wohltätigen Einfluss unserer berühmten Heilquellen zu verzichten."      

  
Anzeige für die koschere Restauration von Salomon Kutz (1872)
   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Mai 1872: "Koscher
Meine israelitische Restauration im Bade Reichenhall eröffne ich Samstag den 1. Juni. 
S. Kutz aus München
."   


Anzeigen der israelitischen Restauration von Salomon Kutz (1876 / 1877 / 1904)   

Reichenhall AZJ 25041876.jpg (31669 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. April 1876: "Koscher
Meine israelitische Restauration mit Fremdenzimmern im Bade Reichenhall 
eröffne ich Ende Mai. Für gute Speisen und Getränke, sowie prompte Bedienung wird bestens gesorgt. 
Hochachtungsvoll S. Kutz, Restaurateur aus München."
  
Bad Reichenhall Israelit 09051877.jpg (57822 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Mai 1877: "Koscher
Meine israelitische Restauration mit Fremdenzimmern im Bade Reichenhall 
eröffne ich Ende Mai. Für gute Speisen und Getränke, sowie prompte Bedienung wird bestens gesorgt. 
Hochachtungsvoll S. Kutz, Restaurateur aus München." 
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Mai 1904:  "Bad Reichenhall. 
Streng Koscher. Hotel National. Streng Koscher
eröffnet. S. Kutz (Inhaber J. Auer)."      

     
Über den jüdischen Arzt Dr. Goldschmidt: 
Dr. Goldschmidt wird zum Königlichen Hofrat ernannt (1904)     

Reichenhall FrfIsrFambl 29011904.jpg (23644 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 29. Januar 1904:  "Bad Reichenhall. Der praktische und Badearzt Dr. Sigismund Goldschmidt, ein Sohn des ehemaligen Rabbiners Dr. Goldschmidt in Leipzig, wurde zum Königlichen Hofrat ernannt."   

  
Antisemitische Hetze gegen Dr. Goldschmidt (1904)   

Reichenhall AZJ 26021904.jpg (125850 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. Februar 1904: "München, 18. Februar (1904). In Nummer 154 des 'Bayerischen Vaterland' vom 12. Juli 1903 stand folgender Artikel: 'Aus Bad Reichenhall wird dem 'Vaterland' geschrieben: 'Ein hiesiger praktischer Arzt, welcher auf einen wunderschainen Namen hört, präsidierte am 6. Juni bei der liberalen Wahlversammlung und gab unter anderem folgendes von sich: Unser herrliches Bad Reichenhall ist ein internationaler Kurort, folglich müsste der fanatische Unfug der Fronleichnamsprozession verboten werden, - was bei den anwesenden Sozi- und Tauschein-Katholiken großen Beifall fand. Bum! Da haben wir's! Der fast zweitausendjährige Judenhass gegen das Christentum tritt immer plastischer hervor, aber gottlob ist unser Gebirgsvolk noch kerngesund durch und durch und nicht angekränkelt von jener 'Los von Romseuche', welche unglaublicherweise in Österreich so günstigen Nährboden fand.' Wegen des Inhalts dieses Artikels, der sich nur auf ihn beziehen konnte, stellte der Stabsarzt a.D. und praktische Arzt Dr. Sigmund Goldschmidt gegen den verantwortlichen Redakteur des 'Vaterland', Otto Schoy, Privatklage wegen Beleidigung. Es kam dann folgender Vergleich zustande: Der Beklagte erklärte, auf Grund besserer Sachkenntnis nimmt Herr Schoy diese Beschuldigungen als völlig grundlos zurück und drückt sein Bedauern aus, sie gemacht zu haben. Herr Schoy verpflichtet sich, an die Armenkasse Bad Reichenhall binnen eines Monats eine Buße von 50 Mark zu bezahlen, er übernimmt die Kosten des Verfahrens einschließlich der dem Privatkläger erwachsenen notwendigen Auslagen, verpflichtet sich weiter, diese Erklärung im 'Bayerischen Vaterland' zu veröffentlichen und ermächtigt dem Privatkläger, dieselbe Erklärung auf seine Kosten im 'Reichenhaller Grenzboten' veröffentlichen zu lassen. Hierauf wurden Privatklage und Strafantrag zurückgezogen und durch Urteil das Verfahren eingestellt."      

  
Anzeigen des Restaurants & Pension Bermann (1903 / 1904)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juni 1903: 
"Bad Reichenhall. Koscher Restaurant & Pension Bermann. Koscher. 
Neu eingerichtete Zimmer, mit schöner Aussicht, Große Speisesäle, Veranda und Garten, mäßige Preise. Eröffnung 10. Mai. 
Besitzer: J. Bermann, vorm. Blaue Traube."         
 
Reichenhall Israelit 21041904.jpg (51861 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. April 1904: 
"Bad Reichenhall. Koscher Restaurant & Pension Bermann. Koscher
Neu eingerichtete Zimmer, mit schöner Aussicht, Große Speisesäle, Veranda und Garten, mäßige Preise. Eröffnung 10. Mai. 
Besitzer: J. Bermann, vorm. Blaue Traube."      

   
D. Karpfen kann auf Grund seiner langjährigen Tätigkeit im Restaurant Bermann ein koscheres Hotel und Restaurant in Worms eröffnen (1912)      

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 23. Februar 1912: "Allgemeine Mitteilungen
Worms, wegen seiner historischen jüdischen Stätten das Strebziel so vieler Touristen, hat endlich ein modernes jüdisches Hotel-Restaurant erhalten. Herr D. Karpfen, der Gründer desselben, erwarb sich in seiner langjährigen Tätigkeit im Restaurant Bermann - Reichenhall seine fachmännischen Kenntnisse und gründete dann das Restaurant Neptun in Kissingen, das sich in kurzer Zeit einen glänzenden Ruf erwarb."          

   
70. Geburtstag des Nürnberger Wohltäters Adolf Schwarz, der in Bad Reichenhall durch eine Stiftung den Grundstein für ein Erholungsheim für unbemittelte Frauen legte (1926)       

Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 15. Januar 1926: "Nürnberg. (70. Geburtstag von Adolf Schwarz.) Einer der hervorragendsten Wohltäter der Nürnberger Kultusgemeinde, Herr Adolf Schwarz, dessen Wohltätigkeitssinn ebenso groß ist wie seine Bescheidenheit, konnte am 6. Januar dieses Jahres seinen 70. Geburtstag feiern und wurde bei diesem Anlass außerordentlich geehrt. Überall, wo es zu raten und zu helfen gab, hat dieser weitblickende und unermüdlich tätige Mann seine Kraft und Hilfe der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Die von Sanitätsrat Dr. Münz gegründete Kinderheilstätte in Bad Kissingen, an deren Spitze Adolf Schwarz schon viele Jahre steht, verdankt ihr Aufblühen hauptsächlich seiner unermüdlichen Arbeitskraft. In Verbindung mit dem schönen Kinderheim hat der Genannte eine Genesungsstätte für werktätige Mädchen in Kissingen ins Leben gerufen. Das Kindererholungsheim Forth bei Nürnberg, welches der Nürnberger Gemeinde gehört, ist von Adolf Schwarz auf seine Kosten errichtet und zum größten Teil ausgebaut worden. Für ein Erholungsheim für unbemittelte Frauen in Bad Reichenhall hat Adolf Schwarz durch eine Stiftung den Grundstein gelegt. An dem Lazarus- und Bertha Schwarz'schen israelitischen Altersheim in Nürnberg ist Adolf Schwarz seit 25 Jahren in hervorragender Weise tätig. In der Taubstummenanstalt Neu-Weißensee bei Berlin gehört der Jubilar seit vielen Jahren zum Vorstand. Auch in der städtischen sozialen Fürsorge arbeitete Adolf Schwarz fast 30 Jahre als Waisenrat. Überall sind die segensreichen Erfolge eines edlen und hochgesinnten Menschen, welcher in all diesen Werken heute noch im Verein mit seiner gleichgesinnten Gattin Julie in unermüdlicher Weise besorgt und tätig ist. An seinem Ehrentage erhielt der Jubilar den Besuch von zahlreichen Abordnungen, bei welchen Herr Rabbiner Dr. Freudenthal die Glückwünsche aussprach für das Kindererholungsheim Forth, Herr Ottensooser für die Kinderheilstätte Kissingen, Herr Vizepräsidentin Dr. Leob für die Maimonides-Loge, Herr Aufseesser für das Schwarz'sche Altersheim. Möge dem allverehrten und vorbildlich wirkenden Manne noch ein langer und glücklicher Lebensabend beschieden sein."          

 
Zwei weltberühmte Kantoren fungieren zu den Schabbatgottesdiensten im Restaurant Bermann (1928)
    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juli 1928: "Bad Reichenhall, 9. Juli (1928). Im großen Saale des bestbekannten Restaurants Bermann fungierten Freitag abends und Samstag den 7. dieses Monats als Chasonim (Kantoren) die weltbekannten Kantoren Stern aus Bratislava und Kaufmann aus Krakau, ein Schwager des weltberühmten Jossele Rosenblatt. Dieselben begeisterten durch ihre hervorragende Kunst die zahlreichen Kurgäste."   
Anmerkung: Hörbeispiele zu Jossele Rosenblatt finden sich auf Youtube, u.a.  Hineni Heani Mimas'ash, gesungen von Kantor Rosenblatt   

   
Anzeige der Pension Markovics (1934) 
   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. März 1934: "Pessach in Reichenhall. 
Zimmer, fließendes Wasser, volle Verpflegung. RM 7.- und 7.50. Anmeldungen erwünscht, 
Geschäftsreisende, Zimmer mit Frühstück, ganzjährig RM 2.50. Pension Markovisc."    

 
Anzeige des Kurhotels Romana (1936)   

Anzeige in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. August 1936: "Erholung. 
Bad Reichenhall / Bayern 'Kurhotel Romana
', 
beste Lage, moderner Komfort. Ideale Erholung. Mässige Preise. Jüdische Besitzerin 
Frau J. Dresdner
, Arztwitwe."    

   
   
Berichte über einzelne jüdische Personen (auch Kurgäste)
      
 
Ein verstorbener jüdischer Kurgast wurde in der katholischen Kapelle aufbewahrt - "erhebendes Beispiel religiöser Duldsamkeit" (1890)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Juli 1890: "Ein erhebendes Beispiel religiöser Duldsamkeit hat die katholische Gemeinde in Reichenhall bei dem plötzlichen Tode eines jüdischen Mitbürgers aus Schneidemühl (sc. heute: Piła), Herrn Solmsen, bewiesen: die Leiche des Verstorbenen wurde, wie man dem 'Ostdeutschen Volksblatt' mitteilt, in eine dortige Kapelle geschafft und dort aufgebahrt, unter Entfernung alles konfessionellen Symbole. In Reichenhall besteht keine jüdische Gemeinde, und der katholischen lag eine Verpflichtung hierzu nicht ob. Dieses Entgegenkommen verdient in der heutigen, von konfessionellen Gegensätzen bewegten Zeit rühmend hervorgehoben zu werden."       

 
25-jähriges Badegastjubiläum von Moritz Feuchtwanger aus München (1901)
    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juli 1901: "München, 28. Juni (1901). Ein seltenes Jubiläum beging in diesem Monat der hochverdiente, seit Jahrzehnten mit seltener Umsicht und rastloser Energie für die hiesige Chewra Kadischa (Wohltätigkeitsverein) wirkende erste Vorstand derselben, Herr Moriz Feuchtwanger. Seit 1876 verbringt der Genannte alljährlich im Sommer seine Erholungszeit in Bad Reichenhall. Der Magistrat dieser Stadt nahm daher Anlass, Herrn Feuchtwanger zu seinem 25-jährigen Badegast-Jubiläum aufrichtigst zu beglückwünschen und hiermit die Verleihung des Ehrendiploms zu verbinden. In einem höchst schmeichelhaft gehaltenen Schreiben gibt der Bürgermeister seiner lebhaften Freude darüber Ausdruck, dass es dem Gefeierten vergönnt wurde, Jahr für Jahr ohne Unterbrechung die Salinenstadt aufzusuchen; gleichzeitig spricht der Bürgermeister im Namen der Stadtverwaltung dem Jubilar den wärmsten Dank aus für seine unablässigen, vom schönsten Erfolge gekrönten Bemühungen auf dem Gebiete des Armenwesens und der Krankenpflege. Er knüpft hieran den Wunsch, dass es Herrn Feuchtwanger noch eine recht lange Reihe von Jahren möglich sei, so rüstig und schaffensfreudig wie jetzt jeden Sommer in Reichenhall zu erscheinen.   
Alle, welche den wackeren Mann und sein verdienstvolles, opferfreudiges Wirken kennen, werden sich diesem Wunsche aus vollstem Herzen anschließen."   

  
Goldene Hochzeit von Heinrich Gundelfinger und Karoline geb. Maier, z.Zt. in Reichenhall (1908)  

Reichenhall Israelit 28051908.jpg (43368 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1908: "Reichenhall, 27. Mai (1908). Das seltene Fest ihrer goldenen Hochzeit feiern am 14. Juni dieses Jahres in voller körperlicher und geistiger Rüstigkeit, Herr Heinrich Gundelfinger mit seiner Gemahlin Frau Karoline geb. Maier aus Ulm a.D., zur Zeit in Reichenhall, umgeben von einer Schar Kindern und Enkeln. Möge dem Jubelpaare, welche noch wahre treue Jehudim sind, ein freudenreicher, schöner Lebensabend beschieden sein."     


80. Geburtstag des seit 35 Jahren regelmäßigen Kurgastes in Bad Reichenhall Moritz Feuchtwanger (1908)
   

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18. September 1908: "München. Am 11. September (1908) feierte der Nestor der Münchener Orthodoxie, Herr Moritz Feuchtwanger, seinen 80. Geburtstag. 
Der Jubilar erfreut sich in allen Kreisen der Bürgerschaft der größten Hochachtung und wurde daher auch von allen Seiten auf das Höchste geehrte. Bis vor wenigen Jahren war er in der israelitischen Gemeinde-Verwaltung tätig und hat hier jederzeit die Interessen der Orthodoxie auf das Wärmste wahrgenommen. Sein Hauptarbeitsfeld war und ist jedoch die Chewrah Kadischa, in welcher er seit nahezu 40 Jahren das Amt eines Vorsitzenden in mustergültiger Weise bekleidet. Jeder Bedürftige findet stets bei ihm ein geneigtes Ohr und bis vor kurzer Zeit versäumte er nicht, sich stets bei den Beerdigungen persönlich zu beteiligen. - Allein sein Wirken beschränkt sich nicht auf München allein; seit 35 Jahren ist er alljährlich Kurgast in Reichenhall, und was er hier für die mittellosen Kranken leistet, das wissen nur diejenigen, die den Badeplatz besuchen, richtig zu würdigen. - Neben den vielen Ehrungen, die ihm am Jubiläumstag zuteil wurden, sei besonders diejenige des Stadt-Magistrats München hervorgehoben; in Begleitung eines höchst ehrenvollen Glückwunsch-Schreibens ließ derselbe ein prachtvoller Rosenbouquet überreichen."    

   
Rechtsanwalt Alfred Nathan (Reichenhall) vermacht Stiftungen an seine Vaterstadt Fürth und an die Stadt Bad Reichenhall 
und wird Ehrenbürger beider Städte (1906)
  
Reichenhall ANathan 010.gif (449989 Byte)Anmerkung: Alfred Nathan (Foto links: Jüdische Museum Franken) war ein großer Wohltäter der Stadt Reichenhall. Für Wohlfahrtszwecke stiftete er bedeutende Summen, so 30.000 Mark für die Errichtung eines Armenhauses, 210.000 Mark für ein Militärerholungsheim und 10.000 Mark für Freiplätze für Offiziere. Für die Bescherung armer Kinder spendete er regelmäßig zu Weihnachten 1.000 Mark. Weitere Spenden flossen an die Knabenschule und für die Errichtung der Bildstöcklkapelle. 1908 ließ er oberhalb Karlsteins die Aussichtswarte Amalienhöhe errichten, 1910 stiftete er den Zentaurenbrunnen am Bahnhofplatz. Ein von ihm initiierte Büste des Prinzregenten Luitpold im Kurpark wurde während der Zeit des Nationalsozialismus entfernt. Neben der Ehrenbürgerschaft wurde 1914 eine Straße nach ihm benannt. Seine jüdische Abstammung führte 1933 zur Umbenennung in Friedrich-Ebert-Straße; inzwischen wieder Rückbenennung in Alfred-Nathan-Straße.
    
     
Rechtsanwalt Alfred Nathan wird ausgezeichnet (1908)         

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 5. Juli 1908: "Fürth. Rechtsanwalt Alfred Nathan zu Reichenbach, Ehrenbürger der Städte Fürth und Reichenhall, erhielt den bayerischen Verdienstorden vom heiligen Michael 4. Klasse".       

   
    
Hofrat Alfred Nathan spendet 50.000 Euro zum Bau eines Militärerholungsheimes in Bad Reichenhall (1901)      

Reichenhall AZJ 24011913.jpg (95379 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. Januar 1901: "München, 18. Januar (1901). Die erste Mitteilung betrifft nicht Bad Reichenhall. - Der rechtskundige Bürgermeister von Bad Reichenball, Fritz Söllner, überreichte in einer Audienz bei Seiner königlichen Hoheit Prinzregent Ludwig die Summe von 50.000 Mark als Zuschuss zu dem Fonds für Erbauung eines Militärerholungsheims in Bad Reichenhall, den Hofrat Alfred Nathan gestiftet hat. Die bis jetzt zur Verfügung stehende Summe beziffert sich einschließlich der Spende weiland Prinzregent Luitpolds und anderer Gönner auf 300.000 Mark. Die Vorarbeiten zum Baubeginn sind bereits eingeleitet."       

Alfred Nathan spendet 300.000 Euro zur Gründung eines Wöchnerinnen und Säuglingsheims (1906)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. Dezember 1906: "Fürth, 7. Dezember (1906). Dieser Tage hat ein Sohn hiesiger Stadt, der in Reichenhall wohnende Rechtsanwalt Alfred Nathan, seiner Vaterstadt 300.000 Mark zur Gründung eines Wöchnerinnen- und Säuglingsheims geschenkt und nur die Bedingung daran geknüpft, dass die Stadtverwaltung den Bauplatz dafür kostenlos hergebe und der Bau im Laufe des kommenden Jahres begonnen werde. Diese großartige Spende hat der hochherzige und edle Geber zum Andenken seiner verstorbenen Eltern Siegmund und Amalie Nathan gestiftet und außerdem am Begräbnistag der Ende letzten Monats verstorbenen Mutter je 3.000 Mark zur Verteilung an jüdische und christliche Arme gespendet. Rechtsanwalt Nathan, eine edel und hochherzig angelegte Natur, hat von jeher bei allen Gelegenheiten eine offene Hand für Arme und Bedrückte gehabt, und mancher arme Student, gleichviel welcher Konfession er war, hat Herrn Alfred Nathan zu verdanken, dass er seine Studien beendigen konnte. Von den Verwaltungskörpern hiesiger Stadt wurde in dieswöchentlicher Sitzung beschlossen, Herrn Alfred Nathan das Ehrenbürgerrecht zu verleihen. In gleich hochherziger Weise hat Herr Nathan auch die Stadt Bad Reichenhall bedacht, welcher er 30.000 Mark gespendet und auch am Begräbnistag seiner Mutter 3.000 Mark zur Verteilung an die Armen übergab. Auch diese Stadt hat Herrn Nathan das Ehrenbürgerrecht verliehen."   

 
Zum Tod von Rabbiner Dr. Moses Worms (geb. 1864 in Saarwellingen, gest. 1920 in Bad Reichenhall) 
Anmerkung: Rabbiner Dr. Moses Worms ist am 1. Mai 1864 in Saarwellingen als Sohn des Kaufmanns Lion Worms und der Franziska geb. Levy geboren; Studium in Breslau und Berlin; 1888 bis 1890 Lehrer am jüdischen Lehrerseminar Berlin, 1893 bis 1900 Rabbiner und Religionslehrer in Neustettin (Szczecinek), Pommern; 1899 Promotion in Erlangen, 1900 Hilfsprediger in Dresden, 1903 stellvertretender Rabbiner und Religionslehrer in Dresden, 1904 bis 1920 Hilfsprediger und Religionslehrer in Stettin (Szczecin), ab 1907 Bezirksrabbiner von Vorpommern. Er wurde nach seinem Tod am 1. August 1920 in Reichenhall beigesetzt im jüdischen Friedhof Stetten am 8. August 1920 (Ehrengrab).  

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. August 1920: "Aus Pommern, 13. August (1920). Am 1. dieses Monats starb in Reichenhall, wo er Heilung von einem Herzleiden suchte, der Rabbiner von Stettin, Dr. Worms. Der Heimgegangene war ein begeisterter Lehrer der Religion und beliebter Prediger, und er wurde wegen seiner Friedensliebe und humanen Bestrebungen von seiner Gemeinde sehr geschätzt. Zur Charakterisierung des früh Vollendeten  (er wurde 56 Jahre) möchte ich einige Episoden aus seiner Schülerzeit der Vergessenheit entziehen. Im Jahre 1877 fand in dem Progymnasium zu Saarlouis (Worms war in dem nahegelegenen Saarwellingen geboren) eine öffentliche Prüfung statt. Der Direktor verkündete am Schlusse, dass das Lehrerkollegium einstimmig beschlossen habe, die Stiftungsprämie von zehn Talern dem besten und fleißigsten Schüler Moses Worms zu verleihen; er müsse aber zu seinem aufrichtigen Bedauern von der Auszahlung Abstand nehmen, da der Stifter die Prämie ausdrücklich für einen christlichen Schüler bestimmt hätte. Da trat ein Hauptmann der Garnison auf, übergab dem Direktor einen Zehntalerschein mit dem Bemerken, dass ein solcher Musterschüler nicht nur mit Worten, sondern auch durch eine kleine Belohnung aufgemuntert werden müsse. Im nächstfolgenden Jahre erhielt Moses Worms die erwähnte Prämie nicht, sondern als Bonifikation das Recht, eine Klasse überspringen zu dürfen. Er absolvierte darauf die höheren Klassen in Trier, studierte dann auf dem Rabbinerseminar in Breslau und besuchte später die Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums in Berlin. Nach vollendetem Studium war er mehrere Jahre Rabbiner in Neustettin, kurze Zeit in Dresden und seit 16 Jahren in Stettin. Er hinterlässt eine tiefbetrübte Gattin, die im vollen Wortsinn auch in der Religionsschule ihm eine wackere Gehilfin gewesen, und ein Töchterchen."        

  
Zum Tod des Philanthropen Alfred Nathan in Reichenhall (1922)    

Fuerth israelit 26101922.jpg (145528 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Oktober 1922: "Fürth, 22. Oktober (1922). Am 9. Oktober ist in Bad Reichenhall der bekannte Philanthrop und Wohltäter, Geheimer Hofrat Alfred Nathan, gestorben. Selbst von einfachster, schlichtester Lebensweise, streute er mit vollen Händen Wohltaten aus, verschönerte das Stadtbild seines Wohnsitzes Reichenhall und seiner Geburtsstätte Fürth und gründete daselbst hervorragende Wohlfahrtseinrichtungen. Er war Ehrenbürger beider Städte, besaß hervorragende Auszeichnungen von Fürsten und gekrönten Häuptern; Prinzregent Luitpold von Bayern überreichte ihm das große Bronzerelief von Hildebrand - eine Auszeichnung, die nur den nächsten persönlichen Freunden des Regenten zuteil wurde. Die Tagesblätter widmen dem Heimgegangenen und seinem menschenfreundlichen Wirken lange Nachrufe; der 'Reichenhaller Grenzbote' schließt den seinigen mit den Worten: 'Nun wissen die Leser, warum die Stadt an seiner Nahre trauert. Heute früh haben wir seine Leiche zum Bahnhof verbracht. Die Beerdigung wird in Fürth stattfinden. Der Stadtrat mit beiden Bürgermeistern, Bezirksamtmann Bason Hornau und viele Beamte, Bürger, und, was besonders ansprach, viele Arme gingen trauernd im Zuge. Auch die Schuljugend fehlte nicht. Veteranen, Krieger- und sonstige Vereine erwiesen ihrem Ehrenmitglied die letzten Ehren mit Fahnen. Leichter Regen fiel. Die Berge, die er so sehr geliebt, trauerten. Die Stadtkapelle spielte Trauermärsche; die dumpfen Klänge der Trommeln begleiteten den Zug. Der Heimgegangene hatte sich alle äußeren Ehren verbeten und wollte still, wie er gelebt, begraben sein. In heutiger Stadtratssitzung wird der erste Bürgermeister dem stillen Dulder und großen Menschenfreund einen Nachruf widmen.'"          

     
Zum Tod von Lehrer Hirsch Wolfrom (1927, Lehrer in Ermershausen 1924 bis 1927)  

Ermershausen BayrGZ 15071927.jpg (140131 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juli 1927: "Nach langem und schwerem Leiden starb am 11. Juni in Reichenhall, wohin er sich zum Kurgebrauch  begeben hatte, Lehrer Hirsch Wolfrom von Ermershausen im 46. Lebensjahre. Bei der Beerdigung, die in München stattfand und zu der sich neben zahlreichen Gemeindemitgliedern sämtlich Kollegen von hier eingefunden hatten, schilderte Herr Rabbiner Dr. Ehrentreu das entsagungsreiche und opfervolle Leben des jüdischen Lehrers, dessen ganz auf das Ideelle gerichtete Streben oft genug nicht die Würdigung findet, die es verdient. Herr Oberlehrer Dingfelder sprach im Namen des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden und des Israelitischen Lehrervereins den Hinterbliebenen das herzlichste Beileid aus. Er gab dabei die Versicherung ab, dass beide Organisationen bemüht sein werden, das Los der schwer geprüften Witwe nach Möglichkeit zu erleichtern. Kollege Wolfrom hatte ein wechselvolles und schicksalsschweres Leben hinter sich. Nachdem er im Jahre 1900 das Jüdische Lehrerseminar in Köln absolviert hatte, wirkte er in verschiedenen norddeutschen Gemeinden, und zwar in Gemen, Labes, Konitz und Stallupönen. Bei dem Einfall der Russen im Jahre 1914 musste er, seine ganze Habe zurücklassend, flüchten und kam dann nach Kleinsteinach in Unterfranken. Nach zweieinhalbjährigem Kriegsdienst kehrte er im Jahre 1919 wieder nach Stallupönen zurück, nahm im Jahre 1922 neuerdings die Stelle in Kleinsteinach an und wirkte schließlich bis zu seinem Tode in Ermershausen. Wir werden dem in so jungen Jahren abberufenen Kollegen ein treues Andenken bewahren."    

    
    
   

Fotos
   
Historische Fotos 

 Das Hotel Luisenbad 
(aus der Sammlung von 
Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries) 
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   Eine der ersten Adressen in der Stadt - das Hotel Luisenbad - wurde durch den Münchner Arie Wassermann und seine Frau gegründet. Es wurde jedoch nichtkoscher geführt. Die Karte wurde am 10. Juli 1940 von einem Harry Rosenberg an einen Dr. Kaufmann in Hannover geschickt. Über den Absender und den Adressaten liegen keine weiteren Informationen vor.  

Neuere Fotos   

  Tafel am 
"Dr. Ortenau-Park"
 
(Foto: Jürgen Hanke, Kronach, 
Aufnahmedatum: 17.5.2011) 
 Reichenhall Gedenktafel 020.jpg (92909 Byte) 
   Gedenktafel mit Inschrift: "Dr. Ortenau-Park. Zur Erinnerung an den jüdischen Arzt und 
Kurarzt Dr. Gustav Ortenau, der von 1890 bis 1938 in Bad Reichenhall wirkte." 
     
     
Fotos von der Feier zur Einweihung der Gedenktafel für das DP-Lager 
in Bad Reichenhall am 6. August 2009
(Fotos von Armand Beraru, Haifa/Israel;
 erhalten durch Vermittlung von Robert Kern, Bad Reichenhall) 
 
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Ein Streicher-Quartett der Philharmonie 
Bad Reichenhall umrahmt die Feierlichkeit
Begrüßung durch den Kommandeur der
 Gebirgsjägerbrigade 23, Brigadegeneral
 Johann Langenegger
Begrüßung durch Oberbürgermeister 
Dr. Herbert Lackner (Bad Reichenhall)
     
      
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Gäste aus Israel wohnen 
der Einweihung bei
Die Gedenktafel ist 
noch verhüllt 
Rede von Christian Schmidt, 
Parlamentarischer Staatssekretär des
 Bundesministers der
      
     
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Rede von Ellen Presser, Leiterin des
 Kulturzentrums der Israelitischen
 Kultusgemeinde München und Oberbayern
Gäste aus Israel 
wohnen bei Einweihung bei 
Der Initiator der Gedenktafel, Armand Beraru,
 bedankt sich beim Parlamentarischen
 Staatssekretär Christian Schmidt
  
     
Bad Reichenhall 0608200910.jpg (99401 Byte) Bad Reichenhall 0608200911.jpg (164901 Byte) Bad Reichenhall 0608200912.jpg (66381 Byte)
Armand Beraru bedankt sich bei
 Oberbürgermeister Dr. Herbert Lackner
Parlamentarischer Staatssekretär 
Christian Schmidt (links) und Günter Nooke,
 Beauftragter der Bundesregierung für
 Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe
 im Auswärtigen Amt
Armand Beraru bedankt sich bei 
Brigadegeneral Johann Langenegger
   
   
     
Bad Reichenhall 0608200913.jpg (79919 Byte) Bad Reichenhall 0608200914.jpg (138669 Byte) Bad Reichenhall 0608200915.jpg (170330 Byte) Bad Reichenhall 0608200916.jpg (157168 Byte)
Armand Beraru, 
Initiator der Gedenktafel
    
Armand Beraru bedankt sich bei 
Ellen Presser, Israelitische Kultusgemeinde
 München und Oberbayern 
Enthüllung der Gedenktafel unter Beteiligung
 zweier Frauen aus Israel, die in Bad 
Reichenhall während des Bestehens 
des DP-Lagers geboren sind
      
     
Bad Reichenhall 0608200917.jpg (218653 Byte) Bad Reichenhall 0608200918.jpg (97896 Byte) Bad Reichenhall 0608200919.jpg (143867 Byte)
Die Gedenktafel 
ist enthüllt 
Ein Rabbiner aus Jerusalem 
betet das Kaddisch 
Staatssekretär Christian Schmidt mit den in 
Bad Reichenhall geborenen israelischen Frauen
     
Bad Reichenhall 0608200920.jpg (164921 Byte) Bad Reichenhall 0608200921.jpg (154242 Byte)
Gedenktafel mit der Inschrift: "Zur Erinnerung an Tausende von Juden, die den Holocaust 
überlebten und die von 1945 bis 31. Juli 1951 in der Kaserne in Bad Reichenhall eine 
vorübergehende Bleibe gefunden haben, ehe sie als freie Menschen nach Israel auswandern konnten.
 Stadt Bad Reichenhall   Gebirgsjägerbrigade 23"     
Dankrede von 
Armand Beraru
 
 
     
     
     
     
 Andernorts entdeckt - im jüdischen Friedhof
in Würzburg-Heidingsfeld
Heidingsfeld Friedhof 199.jpg (87597 Byte) Heidingsfeld Friedhof 198.jpg (122638 Byte)
  Grabstein mit Inschrift: "Hier ruhet Herr Adolf Bing, Kaufmann in Würzburg, 
gest. in Reichenhall am 30. Juli 1878 
     

     
     
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 

August 2009: Eine Gedenktafel für die Displaced Persons in Bad Reichenhall wird enthüllt  
Artikel in www.bgland24.de vom 7. August 2009 (Artikel mit Video): "'Displaced Persons' blicken zurück.  
Bad Reichenhall
- Seit Donnerstagnachmittag ziert die Artilleriekaserne in Bad Reichenhall eine besondere Gedenktafel.
"Displaced Persons" sind Holocaust-Überlebende, hauptsächlich Juden, die nach dem zweiten Weltkrieg in Lagern untergebracht waren. Eines davon war in der Artilleriekaserne Bad Reichenhall. Jetzt erinnert eine Gedenktafel daran. Die Gedenktafel am Eingang zur Kaserne wurde für sogenannte 'Displaced Persons' errichtet.
Holocaust-Überlebende - hauptsächlich Juden - haben nach dem Zweiten Weltkrieg sechs Jahre lang eine Art Zuhause in der Kaserne in Bad Reichenhall gefunden. Sobald es ihnen möglich war, übersiedelten die meisten dann von dort aus in den neu gegründeten Staat Israel.
Trotzdem es für alle Lager-Bewohner nur eine Übergangslösung war, hatte sich innerhalb der Kasernenmauern eine eigene kleine Stadt gebildet, wo man alles bekam, was für ein soziales Leben nötig war. Bis zu 6.000 Personen wurden in der Bad Reichenhaller Kaserne gleichzeitig versorgt. Sie bekamen Nahrung, Schlafgelegenheiten und medizinische Hilfe.
Viele ehemalige Bewohner des Lagers waren zur Enthüllung der Gedenktafel gekommen. Leider sprechen sie kein Deutsch, weswegen sie auch über all die Jahre keinen Kontakt zu Bad Reichenhall halten konnten. Über die Geste - die Enthüllung der Gedenktafel - haben sich aber alle Anwesenden sehr gefreut. Die Umsetzung der Tafel hatten die Städte Bad Reichenhall und Haifa gemeinsam in die Hand genommen. Haifa finanzierte die Tafel." 
- Weiterer Bericht im "Reichenhaller Tagblatt" Jg. 169 Nr. 181 vom 8./9. August 2009: "Neue Tafel erinnert an Überlebende
(pdf-Datei, erhalten von Robert Kern, Bad Reichenhall)    
   
Mai 2010: Stadtheimatpfleger Dr. Johannes Lang hielt im Alten Feuerhaus am Aegidiplatz in Bad Reichenhall einen Vortrag über "Bad Reichenhalls jüdische Vergangenheit".  
 
Februar 2020: Erinnerung an eine jüdische Trauung in Bad Reichenhall  
Artikel im "Bergsträßer Anzeiger" vom 12. Februar 2020: " Persönlich. Das Ehepaar Hagai und Miki Rom aus Israel ging in Lindenfels ihrer Familiengeschichte nach / Camps dienten nach dem Krieg der Vorbereitung auf die Ausreise nach Palästina. Auf den Spuren der Kinderkolonie
Lindenfels. Hagai und Miki Rom aus Israel gingen in Lindenfels auf die Spuren ihrer Familiengeschichte. Die Eltern von Hagai Rom – der Vater aus Polen und die Mutter aus Weißrussland stammend – lebten nach dem Zweiten Weltkrieg in der Zeit von 1945 bis 1948 in Lindenfels. Sie waren beide Lehrer in Camps, die jüdische Kinder in der sogenannten Lindenfelser Kinderkolonie auf ihre Ausreise nach Palästina vorbereiteten. Das geschah beispielsweise durch Sprachunterricht und den Unterricht in jüdischer Geschichte und Traditionen. In den Camps der Stadt befanden sich zeitweise über 400 Kinder. Die beiden Lehrer verliebten sich, und so kam Hagais Großmutter aus Bad Reichenhall angereist, um dem 'Leben in Sünde' ein Ende zu bereiten: Die beiden wurden in Bad Reichenhall jüdisch getraut und setzten danach ihre Arbeit in Lindenfels fort. Den Kontakt zu Petra Thaidigsmann und Otto Schneider in Lindenfels, die die beiden Besucher bei ihrem Aufenthalt begleiteten, hatte der Tel Aviver Verleger Zvi Morik hergestellt, der in Lindenfels geboren wurde und hier einige Jahre gelebt hat. Auch Morik war schon mehrfach zu Besuch in der Stadt. Die Roms leben im Großraum von Tel Aviv und waren wegen der Spielzeugmesse in Nürnberg in Deutschland. Hagai Rom ist Inhaber eines Spieleverlages. Er erzählte, dass seine Eltern die Jahre in Lindenfels oft als die glücklichsten ihres Lebens beschrieben hätten. Dies sei für ihn ein Beweggrund gewesen, um einmal selbst in die Stadt zu kommen. Er habe gerne an Plätzen und Orten in Lindenfels nachempfinden wollen, wo seine Eltern so glücklich waren..."  
Link zum Artikel 
 

  
   

Links und Literatur

Links: 

bulletWebsite der Stadt Bad Reichenhall  
bulletArtikel bei Fuerthwiki.de zu Alfred Louis Nathan   
bulletSeite über Alfred Nathan bei hagalil.com     

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,2 S. 691; III,2 S. 1231.   
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1992² S. 303-304. 
bulletJohannes Lang: Geschichte von Bad Reichenhall. Neustadt an der Aisch 2009. Darin u.a. "Kurort und Antisemitismus" (S. 747-760). Auch in anderen Kapiteln finden sich immer wieder Hinweise auf die örtliche jüdische Geschichte. 

       
         

                   
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Stand: 30. Juni 2020