Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Friesenhausen (Gemeinde Aidhausen, VG Hofheim in Ufr., Kreis Haßberge)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Persönlichkeiten    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletLinks und Literatur   

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde                     
    
In Friesenhausen bestand im 19. Jahrhundert (nach Schwierz von etwa 1825 bis etwa 1870/71) eine jüdische Gemeinde. Nach den Eintragungen des protestantischen Pfarrers (Familienregister unten) lebten jüdische Familien am Ort mindestens seit 1811. 
   
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden auf insgesamt 14 Matrikelstellen die folgenden jüdischen Haushaltsvorstände (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig) genannt: Abraham Seligmann Friedländer (Schnitthandel), Baruch Männlein Reichsapfel (Schlachten und Viehhandel), Jacob David Nussbaum (Feder- und Lederhandel; 1825 geht die Matrikelstelle an Aron Wallenberg, Weber), Joseph Seligmann Straus (Schnitthandel), Levi Maennlein Brückner (Viehhandel und Schlachten), Löw Ber Rosenberg (Unterricht der Kinder), Mannes Isaac Hessberg (Schnitthandel; diese Stelle ging 1825 an Maier Silbermann, Wollentuchmacher), Witwe von Margam Löw Silbermann (Schnitt- und Spezereihandel), Moises Baruch Hamburger (Unterhandel), Beitel Isaac Hessberg (Schnitthandel), Wolf Jacob Stern (Haut- und Federhandel), Moses Lazarus Blumenthal, Hermann Hessberg (Rothgerberei). Keine Matrikelstelle wurde Braunla, der Witwe von Lippmann Rautendorfer eingeräumt, die einen Schutzbrief von 1791 hatte.    
 
Nach der Gemeindebeschreibung von 1839 (siehe unten) lebten damals am Ort 18 jüdische Familien mit zusammen 80 Personen. Von den Haushaltsvorständen hatten neun einen Handwerksberuf.   
   
An Einrichtungen hatte die Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Schule (Religionsschule) sowie ein rituelles Bad (s.u.). Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Kleinsteinach beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war noch in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. So wird bei der Erstellung der Matrikelliste als der für den "Unterricht der Kinder" zuständige Löw Ber Rosenberg genannt, der 1816 einen Schutzbrief erhalten hatte. Keine Matrikelstelle wurde Schullehrer Marcus Kohn eingeräumt, der einen Schutzbrief von 1805 hatte und bereits 60 Jahre alt war. Als Lehrer benötigte er keine Matrikelstelle. Nach der Gemeindebeschreibung von 1839 hatte die jüdische Gemeinde in diesem Jahr an Auslagen "für Religionsschule und Kultus" (damit auch für die Besoldung des Lehrers) Auslagen in Höhe von 250 fl.  
   
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts sind die jüdischen Familien aus Friesenhausen sehr schnell abgewandert oder auch ausgewandert. Um 1870/71 wurde die Gemeinde bereits aufgelöst. Der letzte jüdische Einwohner Friesenhausens starb 1880.  
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
  
Gemeindebeschreibung (1865)   
 

Mitteilung in "Israelitische Annalen" vom 20. Dezember 1839: "Friesenhausen desselben Landgerichtsbezirks (sc. Hofheim) 18 Familien, 80 Seelen; 9 Familien nähren sich vom Handwerke. Ihre Ausgaben für Religionsschule und Kultus betragen fast 250 fl. Durchgängig haben sie 6 fl. Schutzgeld an die adlige Gutsherrschaft und teils 10, teils 5 fl. an das Rentamt zu zahlen."       

 
Ergebnis einer Kollekte (1859)  
Anmerkung: in den jüdischen Gemeinden wurden für die unterschiedlichsten Zwecke Gelder gesammelt; die Ergebnisse der Sammlungen wurden in jüdischen Periodika bekannt gegeben.   

Mitteilung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. September 1859: "... Friesenhausen 1 Thlr. 9 Sgr. 5 Pf.... "       

    
   
Persönlichkeiten  
  

Über David Friesenhausen      
David Friesenhausen (1750 in Friesenhausen - 1828 in Karlsburg, Siebenbürger): Deutsch-Ungarischer Mathematiker und Rabbiner aus Friesenhausen, Sohn des Meier Cohen, Schüler der Jeschiwa in Fürth; beschäftigte sich bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr mit dem Studium des Talmud, bevor er sich in Berlin den Naturwissenschaften zuwandte. Veröffentlichte auf den Gebieten der Algebra, Mechanik, Astronomie und Optik, u.a. das hebräische Handbuch der Algebra und Geometrie Kelil ha-hesbon (Berlin 1796, siehe Titelblatt links). In seiner astronomischen Abhandlung Mosedot tevel (Wien 1820) führte er einen Beweis über das 11. Axiom Euklids. 1796 verließ Friesenhausen Berlin in Richtung Undorf (Ungarn). 1806 trat er für die Errichtung eines Lehrerseminars in Undorf ein. Quelle.
Wikipedia-Artikel  https://de.wikipedia.org/wiki/David_Friesenhausen  
Link zum Sepher kelil ha-hesbon bei Google-Books  (Buch vollständig online einsehbar)    

    
    
    
Zur Geschichte der Synagoge   
   
Bei der Synagoge handelt es sich um einen eingeschossigen Halbwalmdachbau in der Drosselgasse 4. Das Gebäude ist erhalten. Die Originalfenster waren (Stand: 1988/92) noch erhalten. Unter dem Dach sind Rundbögen erhalten sowie eine Originaltür im Speicher (mit Bemalung). An zwei Türen im Obergeschoss finden sich Spuren der Mesusa.  
 
Erhalten ist auch die Mikwe im Keller des Hauses Dalbergstraße 19. Das Haus selbst ist aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts und damit sicher jünger als die Mikwe. Das Tauchbecken der Mikwe ist im Original erhalten. Es ist ein steinerner Rundbogen und Treppe vorhanden. An zwei Türpfosten befinden sich Spuren einer Mesusa.
        
Adresse/Standort der Synagoge
   
Alte Anschriften: Synagoge Ortsstraße 27; Mikwe Ortsstraße Nr. 62 
     
Neue Anschriften: Synagoge Drosselgasse 4    Mikwe Dalbergstraße 9 
(nach Listen des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege zu Friesenhausen - BayernViewer-denkmal)
     
Informationen in der Liste der Baudenkmäler von Aidhausen:  http://geodaten.bayern.de/denkmal_static_data/externe_denkmalliste/pdf/denkmalliste_merge_674111.pdf
(Seite 3 zur ehemaligen Mikwe Dalbergstraße 9; Seite 4 zur ehemaligen Synagoge Drosselgasse 4; zusätzlich eingestellt als pdf-Datei)      
     
An die ehemalige Synagoge erinnert der "Synagogenweg" (parallel zur Drosselgasse)    
     
     
Fotos
(Quelle: Schwierz S. 53, Fotos von ca. 1987; Farbfotos sind Scans aus dem "Denkmalpflegerischen Erhebungsbogen" s. Lit. F 53 und F 54 sowie F 73)  

Das Gebäude der
ehemaligen Synagoge 
 
  Das Gebäude der ehemaligen Synagoge  
       
   Friesenhausen Synagoge 005.jpg (91227 Byte) Friesenhausen Synagoge 006.jpg (94336 Byte) 
   Erhaltene Rundbögen unter dem Dach     Bemalte Türe im Speicher  
     
 

Die Mikwe im Haus Dalbergstraße 19

    Friesenhausen Mikwe 005.jpg (100517 Byte)
   Das Haus Dalbergstraße, Standort
der ehemaligen Mikwe 
Unter Holzbrettern ist das
Tauchbecken erhalten .
     

  
   

Links und Literatur

Links:   

bulletWebsite der Gemeinde Aidhausen   

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Friesenhausen   
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Aus dem bayerischen Friesenhausen ist hier auch eingestellt:  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g351780&page=1&reload=true&sorting=41                
Zu Friesenhausen sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,197  Geburts-, Trau- und Sterberegister der Juden von Friesenhausen: Trauregister 1811 - 1875, Geburtsregister 1812 - 1879, Sterberegister 1812 - 1880    https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3283435    
Friesenhausen FR Geburten 1814-1819.jpg (136730 Byte)links: Seite aus dem Geburtsregister Friesenhausen - Geburten von 1814 bis 1820. Die Familiennamen ab 1817 wie Rosenberg, Stern, Blumenthal entsprechen den in der Matrikelliste von 1817 (siehe oben) genannten Namen.   

Literatur:  

bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 53. 1992² S. 58.
bulletDirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13. Würzburg 2008. S. 157-158. 
bulletFriesenhausen. Gemeinde Aidhausen Lkr. Haßberge. Denkmalpflegerischer Erhebungsbogen. Erstellt vom Büro für Bauforschung, Gebäudeinstandsetzung und Denkmalpflege Dr. Matthias Wieser in Sommerhausen. April 2013. Mit Fotodokumentation. 123 S.   Online zugänglich: http://www.bauforschung-wieser.de/files/FRIESENHAUSEN-DEB.pdf (pdf-Datei)  

     
      

                   
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Stand: 30. Juni 2020