Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Fürfeld mit Frei-Laubersheim (Kreis Bad Kreuznach)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:   

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Kennkarten aus der NS-Zeit   
bulletZur Geschichte der Synagoge  
bulletFotos / Darstellungen    
bullet Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
    
In Fürfeld bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16./18. Jahrhunderts zurück. Der früheste Beleg für die Anwesenheit jüdischer Einwohner in Fürfeld stammt aus dem Jahr 1551, in dem das alte Gerichtsbuch einen "Meyer Jud" verzeichnet. 1553 wird "Joseph Jud" genannt. Wahrscheinlich ist mindestens einer von beiden damals schon auf dem Eichelberg begraben worden, denn zu 1572 erwähnt das Gerichtsbuch das "jüdische Grap" am Eychelberg (die Erwähnungen aus dem 16. Jahrhundert nach der Darstellung von Hans Joachim Oesterle, s.Lit.; Mitteilung von Bernhard Axtmann vom 18.10.2012). 1633 werden zwei Juden am Ort genannt, die an der Zollstätte in Alsenz Wegzoll zu bezahlen hatten. 1722 umfasste die jüdische Gemeinde 31 Personen, davon 13 Männer, zwölf Frauen, vier Jungen und zwei Mädchen. 
 
Zur jüdischen Gemeinde in Fürfeld gehörten auch die im benachbarten Frei-Laubersheim lebenden Juden.
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1801 101 jüdische Einwohner, 1828 108 jüdische Einwohner, 1830 105, 1861 145 jüdische Einwohner (12,0 % von insgesamt 1.207 Einwohnern), 1861 145, 1871 161, 1880 110 (10,0 % von 1.103), 1900 93 (7,8 % der Gesamteinwohnerschaft), 1910 78 (6,7 % von 1.168). In Frei-Laubersheim wurden gezählt: 1830 21 jüdische Einwohner, 1861 25, 1905 18, 1924 16, 1932 11. 
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Auch in Frei-Laubersheim war ein Friedhof vorhanden. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Die Stelle wurde bei anstehenden Neubesetzungen immer wieder ausgeschrieben (vgl. Ausschreibungstexte unten). Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat in Bingen.  
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Sgt. Salomon Kahn (geb. 8.2.1885 in Fürfeld, gef. 8.10.1918) und Bernhard Strauß (geb. 29.8.1887 in Fürfeld, gef. 8.9.1917); aus Frei-Laubersheim: Alfons Scharff (geb. 2.8.1894 in Frei-Laubersheim, gef. 30.9.1918).
  
Um 1924, als zur Gemeinde noch 68 Personen gehörten (6,0 % von 1.130) waren die Vorsteher der Gemeinde Salomon Brück, Joseph Goldschmidt und Ferdinand Strauß aus Frei-Laubersheim. Als Lehrer, Kantor und Schochet war  - bereits seit 1891 und noch bis 1926 - Moses Mayer tätig. Er unterrichtete im Schuljahr 1923/24 fünf Kinder in Religion. An jüdischen Vereinen gab es den Wohltätigkeitsverein Chewra Kadischa (1924/32 unter Leitung von Nathan Kahn mit 25 Mitgliedern), den Israelitischen Frauenverein (1924 unter Leitung der Frau von Hermann Kahn mit 10 Mitgliedern, 1932 unter Leitung der Frau von Nathan Kahn) sowie den Krankenpflegeverein (1924/32 unter Leitung von Nathan Kahn). 1932 waren die Gemeindevorsteher Salomon Bruch (1. Vors.), Joseph Goldschmidt (2. Vors.) sowie Ferdinand Strauß (3. Vors.). Inzwischen war als Lehrer, Kantor und Schochet der aus Polen stammende Schama Neumann in der Gemeinde tätig. 
        
Nach 1933 sind im Verlauf der folgenden sechs Jahr alle jüdischen Gemeindeglieder (1933: 56 Personen, 4,8 % von insgesamt 1.162 Einwohnern) auf Grund der zunehmenden Entrechtung, der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Nach Arnsberg emigrierten von den in Fürfeld lebenden jüdischen Personen 15 Personen in die USA, vier nach Südamerika, je einer nach Holland, England und Palästina. Andere verzogen innerhalb von Deutschland (insbesondere nach Frankfurt und nach Mainz). Der aus Polen stammende Lehrer und Vorbeter der Gemeinde Schama Neumann war bereits 1933 in das KZ Osthofen verbracht worden, 1937 verzog er nach Frankfurt. Anfang 1939 wurden noch 15 jüdische Einwohner in Fürfeld gezählt; im Laufe dieses Jahres verließen alle von ihnen den Ort. 
Von den in Frei-Laubersheim lebenden jüdischen Personen (1933: 11) sind auch alle verzogen beziehungsweise ausgewandert (zwei nach England, drei in die USA, fünf nach Worms, eine Person nach Frankfurt). 
       
Von den in Fürfeld geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Hugo Bach (1882), Hugo Glas (1897), Max Glas (1896), Else Goldschmidt (1920), Bertha (Betty) Hamburger (1878), Henriette Hirsch geb. Glas (1879), Alfred Kahn (1891), Bertha Kahn geb. Scheuer (1868), Emilie Kallmann geb. Strauss (1868), Henrietta Selma Landau (1882), Nathan Landau (1878), Rudolf Landau (1885), Erna Marx (1900), Heinrich Metzler (1905), Siegfried Metzler (1907), Adolf Neuberger (), Clemens Neuberger (), Else Reinhard (1921), Marianne (Jenny) Reinhard geb. Heimann (1878), Pauline Reinhard (1872), Jenny Steiermann geb. Strauss (1891), Leopold Sternheimer (1859), Adele Strauss geb. Reinhard (1907), Leopold Strauss (1863), Dora Weichsel geb. Wolf (1878), Berta Wolf (1881).     
 
Von den in Frei-Laubersheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Flora Baum (1920), Johanna (Anna) Baum (1907), Mathilde Baum (1873), Rosel Baum geb. Baum (1913), Salomon Baum (1875), Wilhelmine Baum (1870), Henriette Hirsch geb. Scharff (1897).  
   
   
   
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1868 / 1871 / 1877 / 1879 / 1882 / 1891     

Fuerfeld Israelit 01011868.jpg (46443 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Januar 1868: "Lehrer-Stelle vakant! In der israelitischen Gemeinde zu Fürfeld (Großherzogtum Hessen) ist die Stelle eines Religionslehrers, Schächters und Vorbeters vakant. Dieselbe bringt ein Fixum von 360 Gulden freie Wohnung nebst einem Garten, welcher 25 Gulden jährlich einträgt, und circa 150 Gulden an Nebenakzidenzien. Geeignete Bewerber wollen sich wenden an den Vorstand Ludwig Haas."
 
Fuerfeld Israelit 27121871.jpg (66950 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Dezember 1871: "Offene Religionslehrerstelle. In der israelitischen Gemeinde Fürfeld, im Kreise Alzey, Provinz Rheinhessen, ist die israelitische Religionslehrerstelle und der Vorbeterdienst sofort zu besetzen. Mit dieser Stelle ist jährlich ein fixer Gehalt von 430 Gulden, sowie 20 Gulden für Heizung des Schullokals außer freier Wohnung mit Garten und Nutznießung eines Garten- und Baumfeldes von einem halben Morgen, verbunden.
Der anzustellende Religionslehrer hat auch zugleich den Schächterdienst zu übernehmen. Die Gebühren hierfür und sonstige Akzidenzien können sich auf ca. 150 bis 200 Gulden belaufen. Ist der Bewerber verheiratet, so kann seiner Frau auch die Besorgung des beim Schulhause befindlichen Frauenbades übertragen werden. 
Anmeldungen sind alsbald mit den nötigen Zeugnissen an den unterzeichneten Vorstand franco einzusenden. 
Fürfeld, den 10. Dezember 1871. Der Israelitische Vorstand: Haas".
 
Fuerfeld Israelit 18071877.jpg (49730 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juli 1877: Vakanz. Unser bisheriger Lehrer ist zum Kaufmannsstande übergetreten. Zur Neubesetzung der Stelle (Religionslehrer, Vorbeter, womöglich Schochet) nehmen wir Meldungen entgegen. Gehalt 780 Mark fix nebst freier Wohnung, wobei 200 Klafter Garten mit schönen Obstbäumen; Nebengefälle nach seitheriger Durchschnittsberechnung ca. 600 Mark. Eintritt sofort. 
Fürfeld, Rheinhessen, 26. Juni 1877 (nicht: 1847). A. Goldschmidt, Vorsitzender." 
  
Fuerfeld Israelit 10121879.jpg (61742 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Dezember 1879: "Dadurch, dass der seitherige Kultusbeamte eine größere Stelle übernommen, ist die hiesige Religionslehrer- und Vorbeterstelle vakant und kann sofort besetzt werden. Der fixe Gehalt beträgt 780 Mark pro Jahr bei einer 2stöckigen geräumigen Schul-Wohnung, wobei 200 Klafter Garten mit schonen Obstbäumen. Nebengefälle nicht unbedeutend. Reflektanten wollen sich bei Anschluss ihrer Zeugnisse bei dem Vorstande melden. Reisekosten werden dem, dem die Stelle übertragen wird, vergütet. Ausländern werden nicht berücksichtigt. Fürfeld (Rheinhessen). Der israelitische Vorstand."
 
Fuerfeld Israelit 02081882.jpg (48183 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. August 1882: "Stelle - Vakanz. Die in der israelitischen Religionsgemeinde Fürfeld in Rheinhessen erledigte Stelle soll durch einen Religionslehrer und Vorbeter (womöglich auch Schächter) alsbald wieder besetzt werden. Gehalt 800 Mark und Heizung 36 Mark fix pro Jahr, freie, zweistöckige Wohnung, wobei 1.300 Meter Garten mit schönen Obstbäumen. Nebengefälle mindestens 450 bis 500 Mark. Diejenigen, welche seminaristisch gebildet, werden bevorzugt. Qualifizierte Reflektanten wollen sich unter Einsendung ihrer Zeugnisse an den Unterzeichneten werden. 
Für den Vorstand: S. Mann, Vorsteher."
   
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juni 1891: "Lehrerstelle - Vakanz. Die Stelle als Religionslehrer, Vorbeter und Schächter in hiesiger Gemeinde soll alsbald neu besetzt werden. Gehalt p.a. 800 Mark Fixum. Nebeneinkommen 5 bis 600 Mark, sowie zweistöckige Wohnung, großer Garten mit Obstbäumen.   
Bewerber, welche ihre Staatsprüfung bestanden, haben ihr Gesuch nebst Zeugnissen an den Unterzeichneten einzureichen.   Dem Gewählten werden die Reisekosten erstattet.   Fürfeld (Rheinhessen). 
Der Vorstand: S. Mann."     

    
Abschiedsgottesdienst für Lehrer Moses Mayer (1926 - 35 Jahre Lehrer in der Gemeinde)  
Anmerkung: Lehrer Moses Mayer war der älteste Sohn des 47 Jahre in Schnaittach tätigen Lehrers Maier Mayer.    

Fuerfeld Israelit 28101926.jpg (127812 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Oktober 1926: "Fürfeld (Rheinhessen), 18. Oktober (1926). Der Abschiedsgottesdienst in der herrlich geschmückten Synagoge zu Ehren des Herrn Lehrer Mayer, welcher 35 Jahre in hiesiger Gemeinde als Kultusbeamter tätig war und nun zu seinem Sohne, Herrn Zahnarzt Dr. Ernst Mayer in Köln am Rhein übersiedelt, hatte äußerst würdigen Verlauf. Schülerinnen und Schüler schilderten in Gedichten die Verehrung für ihren Lehrer. Der erste Vorstand, Herr Salomon Brück, feierte den Scheidenden als tüchtigen Pädagogen, Kantor und Schochet und rühmte seinen vorbildlichen Charakter, wodurch er sich die Liebe und Wertschätzung der jüdischen Gemeinde und der Einwohner des Ortes, sowie der näheren und weiteren Umgebung erworben hat. Als Andenken überreichten ihm Gemeinde und Schüler eine prachtvolle Standuhr."

  
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Öffentliche Anerkennung für den ehrenamtlichen Vorbeter Abraham Straus aus Freilaubersheim (1872)   

Fuerfeld Israelit 09101872.jpg (76016 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Oktober 1872: "Fürfeld, Rheinhessen. Wenn die ernsthaften Tage (zwischen den Hohen Feiertagen im Herbst) schon an und für sich erhaben, erbauend und ergreifend sind, so ist in unserer Gemeinde diese Erhabenheit noch dadurch erhöht worden, dass Herr Abraham Strauß aus Freilaubersheim (noch zu unserer Gemeinde gehörig), Veteran und ein Greis von 84 Mahren, das Musaf-Gebet mit einer solchen Andacht, Würde und wohlklingenden Bassstimme vorgetragen, dass es öffentlich angezeigt und belobt zu werden verdient. Indem dieses nun hiermit geschieht, spreche ich im Namen unserer Gemeinde den Wunsch aus, dass der liebe Gott ihn uns noch einige Jahre erhalten möge, auf dass er in Gesundheit und in so reger Kraft noch lange in unserer Mitte weile und Gott der Herr ihm den tausendfachen Lohn für das einernten lasse, was er durch seinen biedern Sinn und seine Uneigennützigkeit verdient. Das Vorstandsmitglied A. Goldschmidt."

  
Isaak Wolf wird wieder in den Gemeinrat der bürgerlichen Gemeinde gewählt (1892)  

Fuerfeld Israelit 27101892.jpg (35395 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Oktober 1892: "Fürfeld, 22. Oktober. Von den vier gesetzesgemäß ausscheidenden Gemeinderatsmitgliedern wurde Herr Isaak Wolf mit der größten Stimmenmehrheit heute wieder gewählt. Ein Beweis, dass man in hiesigem Orte, welcher zum Wahlkreise der Reichstagsabgeordneten Bamberger gehört, toleranten Gesinnungen huldigt. Mayer."

     

Kennkarten aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarten zu Personen, 
die in Fürfeld geboren sind
 
 Fuerfeld KK MZ Goldschmidt Joseph.jpg (92288 Byte)  Fuerfeld KK MZ Landau Henriette.jpg (81615 Byte)  
  Kennkarte (ausgestellt in Mainz 1939) für Joseph Goldschmidt 
(geb. 10. November 1872 in Fürfeld), Weinvermittler. 
    Anfang der 1930er-Jahre zweiter Gemeindevorsteher  
 
Kennkarte (ausgestellt in Alzey 1939) für Henriette Landau 
(geb. 21. Dezember 1882 in Fürfeld), wohnhaft in Fürfeld und Mainz,
am 25. März 1942  deportiert ab Mainz - Darmstadt in das
Ghetto Piaski, umgekommen  
 

  
  
  
Zur Geschichte der Synagoge       
    
Zunächst war vermutlich ein Betraum in einem jüdischen Privathaus vorhanden. Eine erste Synagoge wurde um 1760 erbaut. Das Baujahr ist von dem Chuppastein (Hochzeitsstein) bekannt, der nach dem Bau einer neuen Synagoge in die Außenwand des Nachfolgebaus eingefügt wurde. Auch ein Teil der Innenausstattung wurde in die neue Synagoge übernommen, für die am 3. Juli 1894 der Grundstein in der Rathausstraße gelegt wurde. Die Pläne zeichnete vermutlich der Wöllsteiner Architekt Weis. Die Einweihung der neuen Synagoge fand - mit großem Festzug, Konzert und Ball unter Beteiligung des Musikkorps des Mainzer Infanterieregiments 1888 - vom 9. bis 11. August 1895 statt. Finanziert wurde der Neubau u.a. durch Spenden zweier aus Fürfeld stammenden jüdischen Familien, den in Paris lebenden Familien Teutsch und Julius Wolf (1.000 beziehungsweise 100 Mark) sowie des in Frankfurt lebenden Heinrich Strauß (150 Mark). 
   
1928 konnte die Synagoge auf Kosten von dem in Los Angeles lebenden Hermann Goldschmidt renoviert werden:     
   
Der nach Los Angeles ausgewanderte Hermann Goldschmidt spendet für die Renovierung der Synagoge (1928)      

Fuerfeld CV-Ztg 31081928.jpg (21767 Byte)Meldung in der Zeitschrift des Central-Vereins (CV-Zeitung) vom 31. August 1928: "Hermann Goldschmidt aus Los Angeles (Kalifornien), ein alter Fürfelder (Hessen), hat bei seiner Ankunft in seiner alten Heimat sich bereit erklärt, zum Andenken an seine Eltern die Synagoge auf seine Kosten renovieren zu lassen."

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch Nationalsozialisten und SA-Leute geschändet und verwüstet. Jüdische Gemeindeglieder wurden gezwungen, sich an dem Zerstörungswerk zu beteiligen. 1939 ging das Synagogengebäude in den Besitz der örtlichen landwirtschaftlichen Bezugs- und Absatzgenossenschaft über. In den folgenden Jahren wurde sie als Lager verwendet. 1952 kaufte die katholische Kirchengemeinde das Gebäude. 1959 wurde es abgebrochen und an seiner Stelle ein Wohnhaus erbaut. Eine Hinweistafel ist angebracht.    
     
     
Adresse/Standort der Synagoge:   Rathausstraße 13  
     
     
Fotos / Darstellungen 
(die drei historischen Abbildungen aus Landesamt (Hrsg.) s.Lit. S. 157-158; die historische Karte: Sammlung Hahn) 

Zeichnung der Turmspitze   Fuerfeld Synagoge 110.jpg (30095 Byte)    
            
        
Historische Ansichtskarte von Fürfeld -
 vorhergehoben wird das Miteinander
 zwischen Synagoge, Evangelischer
 Kirche und Katholischer Kirche 
Fuerfeld AK 010.jpg (500717 Byte)   Fuerfeld AK 011.jpg (71970 Byte)
   Die in hochauflösender Form eingestellte Karte wurde lt. Poststempel am 
30. Dezember 1901 verschickt; rechts Ausschnittvergrößerung der Synagoge
         
        
Historische 
Aufnahmen
Fuerfeld Synagoge 111.jpg (73584 Byte) Fuerfeld Synagoge 112.jpg (77289 Byte)
   Blick entlang der Rathausstraße mit 
dem Rathaus und der ehemaligen 
Synagoge (Aufnahme vor 1938)
 Die ehemalige Synagoge 
(vor 1938)
 
      
     
Grundstück der ehemaligen Synagoge und Hinweistafel im September 2008
(Fotos: Michael Schmitt, Fürfeld, Aufnahmedatum: 22.9.2008)
Fuerfeld Synagoge 210.jpg (78938 Byte) Fuerfeld Synagoge 212.jpg (72382 Byte) Fuerfeld Synagoge 211.jpg (82164 Byte)
Blick auf das an Stelle der Synagoge
 erbaute Wohnhaus (Mitte)
Die Ansicht zeigt präzise dieselbe
 Perspektive wie das historische Foto oben
Hinweistafel 
  
     

     
    
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

Januar 2019: Auf der Suche nach dem Hochzeitsstein      
Artikel von Wolfgang Bartels in der "Allgemeinen Zeitung" (Bad Kreuznach) vom 23. Januar 2019: "US-Amerikaner sucht Fürfelder Hochzeitsstein
Als die Synagoge in Fürfeld abgerissen wurde, ging auch der 'Chuppa-Stein' verloren. Nun sucht James Bauer, dessen Verwandte in Fürfeld lebten, dieses Stück 'Vergangenheit'.
FÜRFELD -
'Gibt es Fotos vom Chuppa-Stein?' Ortsbürgermeister Klaus Zahn war überrascht, als er kürzlich seine E-Mails öffnete. Aus New York hatte ein ihm völlig unbekannter Mann namens James Bauer geschrieben. Er berichtete, seine Familie habe viele Jahre bis zur Nazizeit in Fürfeld gelebt. Einige Angehörige wie Elias Kahn, Rosina Kahn und Hermann Kahn seien auf dem jüdischen Friedhof begraben. Im Internet war Bauer auf einen Eintrag zur Fürfelder Synagoge gestoßen, in dem von einem 'Chuppa-Stein' die Rede ist, einem Stein, der bereits die alte Synagoge von 1760 schmückte und beim Neubau 1895 in die Außenwand eingefügt wurde. Während des Novemberpogroms 1938 wurde die Synagoge von SA-Männern verwüstet und geschändet. Danach wurde das Gebäude als Lagerhalle genutzt und 1959 abgebrochen. An seiner Stelle wurde ein Wohnhaus errichtet, an dem heute eine Gedenktafel an die frühere Synagoge erinnert.
Aber der Chuppa-Stein? Bürgermeister Zahn musste sich erst einmal schlau machen, was es damit auf sich hat. Bei jüdischen Hochzeiten gibt es den Brauch, dass ein Glas rituell am Chuppa-Stein, deshalb auch 'Hochzeitsstein' genannt, zerschlagen wird, verbunden mit dem Wunsch 'Masel tov – Viel Glück'. Der Brauch soll an den zu Jerusalem verwüsteten Tempel erinnern. Der Kreis schließt sich. 80 Jahre nach der Verwüstung des Fürfelder Tempels hat sich James Bauer auf die Spur des Chuppa-Steines begeben: 'Ich weiß zwar, dass die Synagoge in den 1950er Jahren abgerissen wurde, aber ich frage mich, ob es Fotos vom Chuppa-Stein gibt', schreibt er an den Bürgermeister.
Archive werden nach Fotos durchforstet. Klaus Zahn setzte sogleich alle Hebel in Bewegung, um etwas über den Verbleib des Steines zu erfahren. Er wandte sich an Jörg Lamers-Hanisch, der gerade ein Buch über die Fürfelder Juden schreibt, sowie an Pfarrer Harald Todisco, da die Katholische Kirche die letzte Eigentümerin des Synagogengebäudes vor dem Abriss war. Jetzt werden das Pfarrarchiv und alle anderen Quellen durchforscht, ob es nicht doch ein Foto des Steines gibt. Zahn hat sich zudem mit einem Aufruf an die Fürfelder Bürger gewandt, ob irgendjemand Informationen oder gar Bilder von dem Chuppa-Stein besitzt. Um verständlicher zu machen, wie solch ein Stein aussieht, hat er seinem Aufruf mehrere Abbildungen von anderen Chuppa-Steinen aus dem Internet als Beispiele hinzugefügt. Klaus Zahn hat einen kleinen Funken Hoffnung, dass dieser ganz besondere Stein wieder auftaucht: 'Vielleicht schlummert er ja als vergessenes Schmuckstück in irgendeinem Garten.' James Bauer in New York jedenfalls freut sich, dass seine Anfrage so viel Bemühen in Fürfeld ausgelöst hat."  
Link zum Artikel  

    
     

Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Fürfeld  mit Seite zur Synagoge in Fürfeld und Seite zum jüdischen Friedhof  

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 220-221.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 277-278.     
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 157-158 (mit weiteren Literaturangaben). 
bulletHans-Joachim Oesterle: Fürfeld. Geschichte eines rheinhessischen Weindorfes. Rhein-Mosel-Verlag. Briedel 1997. ISBN 3-929745-43-7.  

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Fuerfeld  Hesse.  Jews lived there from the beginning of the 19th century and numbered 145 (12 % of the total) in 1861, with members in nearby Frei-Laubersheim. The community's synagogue was consecrated in 1895. By 1940, the remaining Jews had left, one-half (30) emigrating, mostly to the United States.  
     
      

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020