Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Gleicherwiesen mit Simmershausen (Gemeinde Gleichamberg, Kreis Hildburghausen)
Jüdische Geschichte / Synagoge  

Übersicht:

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Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen     
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Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
   
In Gleicherwiesen bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. 1680 nahmen die reichsritterschaftlichen Dorfherren von Bibra vier "Schutzjuden" in Gleicherwiesen auf. Es waren Familien aus der Gemeinde Bibra oder auch einige der 1671 aus dem Hochstift Fulda vertriebene jüdische Familien. Durch die Anwesenheit der jüdischen Familien verbesserte sich die wirtschaftliche Lage des Ortes: 1743 wurde Gleicherwiesen in den Rang eines Marktfleckens erhoben und durfte vier Jahr- und Viehmärkte abhalten. 
  
Ende des 18. Jahrhunderts schlossen sich die Juden des benachbarten Simmershausen der israelitischen Kultusgemeinde Gleicherwiesen an (1786). Im folgenden Jahr konnten neue Einrichtungen der jüdischen Gemeinde geschaffen werden, u.a. durch die Einweihung einer Synagoge im Jahr 1787.   
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: in Gleicherwiesen 1833 189 jüdische Einwohner (neben 256 christlichen), 1841 185, 1888 214; in Simmershausen 1841, 51, 1853 60 jüdische Einwohner, 1897 an beiden Orten zusammen 216 (davon 183 fest ansässig; in 41 Familien), 1895 230 (in 44 Familien), 1899 175 (in 38 Familien), 1901 151 (in 42 Haushaltungen). 
 
In den Listen Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts wird häufig die Gemeinde als jüdische Gemeinde Gleicherwiesen-Simmershausen bezeichnet.
 
Die jüdischen Familien lebten bis weit ins 19. Jahrhundert hinein vom Handel mit Vieh sowie Häuten und Kleinwaren (Kramwaren). Um 1850 war der bedeutendste Viehhändler am Ort Nathan Seligmann. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts öffneten mehrere von Ihnen Läden und Handlungen am Ort. Das ehemalige Schloss an der Lindener Straße wurde von der Firma Bachmann übernommen und umgebaut.  
  
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), ein jüdische Schule (Elementarschule / Öffentliche Volksschule), ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert hatten Gleicherwiesen und Simmershausen zeitweise eigene Lehrer: so wird 1843 Joseph Merzenbacher als provisorischer Schullehrer in Simmershausen genannt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind als Lehrer für beide Orte zu nennen: Mayer Bär (1843/1844 erwähnt), Marcus Cramer, der seit 1853 am Ort war, 1878 sein 25-jähriges Dienstjubiläum feiern konnte und 1885 in den Ruhestand trat (siehe Berichte unten, gest. 1887). Sein Nachfolger war Jacob Mühlfelder, der sich u.a. dadurch verdient machte, dass er 1889 ein Register des jüdischen Friedhofes mit Situationsplan und Nummerierung anlegte. 1897 unterrichtete Mühlfelder 26 Kinder an der Volksschule. Mühlfelder war nur als Lehrer und Kantor tätig; als Schochetim (Schächter) werden 1897 M. Kahn und D. Hofmann genannt. Spätestens seit 1899 war Leo Kahn Lehrer am Ort; sein Vorgänger Jacob Mühlfelder lebte wohl auch noch in Gleicherwiesen. Er erteilte von hier aus damals den Unterricht in Hildburghausen. 1901 unterrichtete Leo Kahn 25 Kinder   
Die Gemeinde wurde durch den Landesrabbiner aus Meiningen betreut.
  
An jüdischen Vereinen werden genannt: ein Israelitischer Wohltätigkeits-Verein (genannt 1888), ein Israelitischer Armen-Verein (genannt 1905), ein Frauen-Verein (1888 unter Leitung der Frau von C. Cramer, der Frau von A. Seligmann und der Frau von B. Rosenthal; 1897 an Stelle der Frau von A. Seligmann nun die Frau von H. Bachmann; 1905 unter Leitung von Frau D. Rosenthal). Seit 1900/1905 gab es 10 Stiftungen in der Gemeinde (1888 werden genannt: das Löw Salomon Rosenthal'sche Vermächtnis, das Aron Ehrlich'sche Vermächtnis, das Josef Sander'sche Legat, das Kusel Ehrlich'sche Vermächtnis, das Samuel Schloss'sche Vermächtnis, das Magnus Freund'sche Legat; 1897 zusätzlich das Marianne Meyer'sche Vermächtnis, das Clara Bär'sche Legat und das Israel Cramer'sche Legat, 1899 zusätzlich die Markus und Charlotte Cramer'sche Stiftung).   
 
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1869 Herr Seligmann; um 1879/1887 Daniel Rosenthal, M. Lindenstein, D. Sachs, J. Kramer und A. Rosenbaum; um 1897 M. Lindenstein, A. Rosenbaum, M. Bachmann, J. Cramer und A. Katz, um 1899 M. Lindenstein, L. Kahn, G. Mühlfelder, N. Seligmann und J. Cramer, um 1901 J. Ehrlich, D. Hofmann, G. Kahn, G. Mühlfelder, N. Seligmann und L. Kahn.  Synagogendiener war um 1888 E. Hofmann, um 1897/1899 G. Güttermann. 
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde (alle genannten Personen lebten vor 1914 an anderen Orten): Dedo Cramer (geb. 23.6.1882 in Gleicherwiesen, vor 1914 in Coburg wohnhaft, gef. 14.7.1915), Vizefeldwebel Alfred Schloß (geb. 12.3.1893 in Gleicherwiesen, vor 1914 in Coburg wohnhaft, gef. 13.1.1917), Ludwig Seligmann (geb. 16.7.1892 in Gleicherwiesen, gef. 30.5.1915), Martin Laub (geb. 5.9.1892 in Gleicherwiesen, vor 1914 in Niederstetten wohnhaft, gef. 14.11.1914), Leopold Bachmann (geb. 26.4.1884 in Gleicherwiesen, vor 1914 in Nordhausen wohnhaft, gef. 14.5.1916). 
  
Um 1920 wurden noch 86 jüdische Einwohner gezählt. Es gab in jüdischem Besitz die folgenden Gewerbebetriebe: Viehhandlung Moses Rosenberger, Immobilienmakler Joseph Kahn, Landmaschinenhandel Isaak Kahn, Textil- und Kleiderwaren Aron Heinemann, Metzgerei Albert Levy, Lohmühle Herz Bachmann, Gerberei Karl Bachmann, Viehhandlung Löser Katz, Kolonialwarenhandlung Jakob Gärtner.            
 
Um 1924, als zur Gemeinde noch 42 Personen gehörten (8,4 % von etwa 500 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Isak Kahn, Selig Rosenthal, Löser Katz, Moritz Schloss und Sigmund Kahn. Den Religionsunterricht erteilte weiterhin Oberlehrer Leo Kahn an der Volksschule (noch für zwei Kinder der Gemeinde); er war gleichzeitig als Vorbeter in der Gemeinde tätig (Lehrer Kahn starb 1926). Zur Gemeinde gehörten neben den in Simmershausen (1924 5) lebenden auch die in Römhild (1924 2) ansässigen jüdischen Personen. 
   
1932 waren die Gemeindevorsteher Löser Katz (1. Vors., Streudorf Nr. 7), Albert Lewy (2. Vors.) und Carl Bachmann (3. Vors.). Die Gemeinde wurde betreut durch den Landrabbiner Dr. Leo Fränkel aus Meiningen.        
   
1933 lebten noch 26 jüdische Personen am Ort. In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge geschändet und demoliert (s.u.). Im Mai und im September 1942 wurden die letzten jüdischen Einwohner aus Gleicherwiesen in Vernichtungslager deportiert.     
       
Von den in Gleicherwiesen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Dina Bachmann geb. Linz (1880), Max Bachmann (1876), Sigmund Bachmann (1882), Regina Blumenthal geb. Kahn (1872), Moritz Cramer (1877), Liselotte (Liesel) Elsoffer geb. Kahn (1907), Therese Frühauf geb. Guttmann (1861), Bianka Fultheim geb. Mühlfelde (1880), Rosalie Hamburger geb. Cramer (1861), Rika (Rickchen) Heymann geb. Rosenthal (1873), Frieda Hofmann geb. Ludwig (1879), Clara Kahn geb. Seligmann (1873), Flora Kahn (1900), Jette (Jettchen) Kahn geb. Freudenberger (1872), Nanny Kahn geb. Seligmann (1867), Sigmund Kahn (1906), Treina Kuttner geb. Kahn (1860), Deborah Levi geb. Ehrlich (1863), Rosa Bella Levy geb. Kahn (1902), Marta Mayer geb. Gärtner (1893), Bertha Peß Mendelsohn geb. Bachmann (1870), Jenny Metzger geb. Ehrlich (1895), Berta Meyerstein geb. Gutmann (1867), Emanuel Mühlfelder (1875), Max Mühlfelder (1888), Sophie Neumann geb. Schloss (1875), Sabine Rosenbaum geb. Seligmann (1855), Selig Daniel Rosenthal (1868), Nanni Salomon geb. Schloss (1880), Arthur Schloss (1882), Hermann Hirsch Schloss (1872), Jette Schloss geb. Bachmann (1861), Selma Schloss (1898), Betty Schottenfels geb. Katz (1901), Rosa Stiefel geb. Mühlfelder (1884), Käthe Wachenheimer geb. Ehrlich (1900), Bella Wahler geb. Adler (1878), Marta Weißmann geb. Laub (1888), Irma Zaduk geb. Katz (1900), Rosa Rita Zaduk (1934).       
   
Aus Simmershausen sind umgekommen: Gustav Kahn (1884), Max Kahn (1882), Bella Ludwig geb. Kahn (1888), Flora Mayer geb. Kahn (1886), Martha Wetzler geb. Kahn (1892).     
   
Gedenktafel. In der Dorfkirche von Gleicherwiesen wurde rechts neben dem Altar 1998 - 60 Jahre nach der Pogromnacht 1938 - ein Holzbild angebracht: 'Im Gedenken an die jüdischen Frauen, Männer und Kinder, die hier lebten 1848–1943'. Über dem Schriftzug sind die Umrisse von Menschen zu sehen, die das Dorf verlassen. Ein einzelner Mann blickt fassungslos ins Leere.   
  
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
  
Allgemeine Berichte    
          
Zahl der jüdischen Einwohner im Herzogtum Meiningen (1841)
       

Mitteilung in "Allgemeine Zeitung des Judentums" vom 16. Oktober 1841: "Die Zahl der jüdischen Einwohner des Herzogtums Meiningen beläuft sich dermalen auf 1494, und es wohnen hiervon 19 in der Stadt Meiningen, 548 in Walldorf, 63 in Dreißigacker, 121 in Bauerbach, 114 in Bibra, 100 in der Stadt Hildburghausen, 51 in Simmershausen, 153 in Berkach, 185 in Gleicherwiesen, 131 in Marisfeld, 9 in Liebenstein, 17 verstreut in verschiedenen Ortschaften, 23 haben bereits das Staatsbürgerrecht, und zwar nur im Hildburghausischen, 105 haben sich bürgerlichen Gewerben zugewendet."         

     
Zwei jüdische Familien flohen vor Nazi-Pogromen aus Autenhausen nach Gleicherwiesen (1923)     

Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 15. November 1923: "Gleicherwiesen, 5. November 1923.
Hier geht es auch schrecklich zu. Heute Nacht wurden wir geweckt, und kamen zwei Familien aus Autenhausen zu uns, die nachts um 12 Uhr von Hakenkreuzlern überfallen und mit Schlagringen und anderen Waffen halbtot geschlagen waren. Ihr könnt es euch gar nicht vorstellen, wie schrecklich es ist. Nun sind sie von Haus und Hof gejagt und sitzen hier. Von der bayerischen Polizei wird nichts zu erhoffen sein, denn die haben ja nur Hakenkreuzler. Hier kann ja so etwas nicht passieren. Man ist doch ängstlich, weil es so an der Grenze ist.
Lieber M....!
Käthes Schreiben liegt schon einige Tage, ich konnte vor Aufregung nicht eher schreiben. Du kannst dir nicht vorstellen wie A. und E. G. mit ihren Frauen ankamen. Die Herren blutüberströmt, die Frauen mit offenen Haaren, ich werde den Augenblick nicht vergessen… Heute sind die Frauen nach Autenhausen, um sich Kleider und Wäsche zu holen, da sie morgen nach Coburg abgeholt werden. Die jüdischen Familien von hier zeigen sich großartig, alle sind aufmerksam zu den Leuten, schicken, was man nur braucht und haben wir jeden Abend Besuch. Heute Nacht haben wir, nach der Aufregung, zum ersten Mal ein bisschen geschlafen. Heute Früh kam nun aus Frankfurt ein Brief an J. K. Es wurde dorthin gemeldet, dass bei einer Hakenkreuzlerversammlung in Heldburg beschlossen wurde, in nächster Zeit gegen die Gleicherwieser Juden vorzurücken, uns also ebenso auszuplündern, zu rauben und zu morden. Du kannst Dir ja nun vorstellen, wie ratlos wir sind. J. ist ja gleich nach Hildburghausen, um beim Kreisdirektor und Kreiskommissar Schutz zu erflehen. Nun wollen wir abwarten, was er für Nachrichten mitbringt.
Diese Briefe sind laut telefonischer authentischer Mitteilung dahin zu ergänzen.
Die beiden Herren G.... aus Autenhausen wurden von den Hakenkreuzlern derartig misshandelt, dass sie erstere selbst für tot hielten
und aufs Feld schleppten, um sie zu verscharren. Die Übeltäter gingen zum Ort zurück, um Spaten zu holen. Die Misshandelten benutzten die Gelegenheit, um zu entfliehen und kamen auch nach einem benachbarten Städtchen (Ummerstadt), von wo sie ein ihnen wohlgesinnter Bauer nach Gleicherwiesen fuhr, wo sie morgens um 6 Uhr ankamen. Meine Schwester riskierte nicht, den Gleicherwiesener Arzt kommen zu lassen, ließ vielmehr einen als liberal bekannten Hildburghausener Arzt, Dr. Straatmann kommen, der die Leute dann behandelt und verbunden hat. Die Wunden waren derartig schwer, dass sie genäht werden mussten."        

  
  
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer    
Feier der 25jährigen Dienstzeit des Lehrers Marcus Cramer (1878) 

Gleicherwiesen Israelit 17071878.jpg (110208 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juli 1878: "Mellrichstadt, 7.Juli (1878). Am 11. Mai (1878) feierte die israelitische Kultusgemeinde Gleicherwiesen, Herzogtum Sachsen-Meiningen, in solenner Weise das Jubiläum der 25-jährigen Dienstzeit ihres Lehrers, Herrn M. Cramer. Hierzu berief man Herrn Rabbiner Dr. Kroner aus Eisenach, welcher unter ungeteiltem Beifalle die Festrede hielt. Aus dem Festprogramme, welches sehr reichhaltig war, ist zu erkennen. dass dieser Tag für erwähnte Kultusgemeinde ein wahrer, herzlich gemeinter Festtag war, wozu alle auswärtigen Verwandte und Bekannte, wie beim Begehen eines Familienfestes eingeladen und auch erschienen waren. Die Festgeschenke von Jung und Alt, von Einzelnen, wie von der Gemeinde, bestehend in Banknoten, Gold- und Silbergeräten sollen einen Wert von über Mark 5.000 übersteigen.   
Der Jubilar war stets und ist noch ein ganzer Mann für Schule und Gemeinde, und was die Hauptsache ist, er hatte das Glück, hier einen für das Wahre und Gute stets empfänglichen Boden zu finden, worauf er den Samen des Wahren, Schönen ausstreute, welcher diese guten Früchte trug. Ottensoser, Direktor."       

  
Zum Tod des Lehrers Marcus Cramer (Lehrer in Gleicherwiesen von 1837-1885; gest. 1887)

Gleicherwiesen Israelit 07071887.jpg (182870 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juli 1887: "Gleicherwiesen, im Juni (1887). Am 25. vorigen Monats hat die hiesige israelitische Gemeinde ihren hochverehrten Lehrer und Führer, die Meininger Lehrerschaft ihren treuesten Kollegen zur letzten Ruhe gebettet. Einen solch feierlich, imposanten Leichenzug hat unser Ort wohl noch nie gesehen. Nur wer den unvergleichlichen Marcus Cramer gekannt, wird die innige Teilnahme an dem Verlust, der die Familie des Heimgegangenen und die hiesige Gemeinde, ja das ganze orthodoxe Judentum betroffen, verstehen. Ohne Unterschied der Konfession beteiligten sich nicht nur die Ortseinwohner an dem Leichenbegängnis, es waren auch viele Kollegen und Schüler von nah und fern erschienen, um dem allverehrten Freunde und Lehrer die letzte Ehre zu erweisen. 
Am Grabe sprachen der Herzogliche Landrabbiner von Meiningen, der Amtsnachfolger des Entschlafenen und der 1. Vorstand der hiesigen Gemeinde, während die erschienenen christlichen Kollegen erhebende Trauergesänge vortrugen. Der Herr Landrabbiner kondolierte auch im Auftrage der hohen Oberschulbehörde in Meiningen, die das verdienstvolle Wirken Cramers stets anerkannte. 
Cramer amtierte als Elementar- und Religionslehrer, sowie als Kantor von 1837 bis Ostern 1885, um welche Zeit er wegen schwerer, körperlicher Leiden von der Oberschulbehörde in den verdienten Ruhestand versetzt wurde."     

      
Der frühere Lehrer Jacob Mühlfelder wird ausgezeichnet (1909)     

Artikel in "Der Gemeindebote" vom 7. Mai 1909: "Anlässlich der 83. Geburtstagsfeier des Herzogs Georg II. erhielt Herr J. Mühlfelder, früher in Walldorf und Gleicherwiesen und seit zwölf Jahren Lehrer der Hildburghäuser israelitischen Gemeinde und an der Herzoglichen Taubstummenschule dort selbst, die dem Herzoglich Sachsen-Ernestinischen Hausorden angereihte Verdienstmedaille in Gold."        
  
Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 29. April 1909: "Hildburghausen. Anlässlich der 83. Geburtstagsfeier des Herzogs Georg II. erhielt auch Herr J. Mühlfelder, früher in Walldorf und Gleicherwiesen und seit zwölf Jahren Lehrer der Hildburghäuser israelitischen Gemeinde und an der Herzoglichen Taubstummenschule dortselbst, die dem Herzoglich Sachsen-Ernestinischen Hausorden angereihte Verdienstmedaille in Gold." 

      
40-jähriges Dienstjubiläum von Lehrer Jacob Mühlfelder (1913 in Hildburghausen)      

Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 27. Februar 1913: "Am 1. März werden es 40 Jahre, dass Herr Lehrer Mühlfelder - Hildburghausen, Vorstandsmitglied des Vereins israelitischer Lehrer Mitteldeutschlands, ins Amt getreten ist. Mühlfelder ist am 27. Oktober 1853 geboren, besuchte das meiningische Landesseminar in Hildburghausen, amtierte bis 1885 in Walldorf an der Werra, bis 1897 in Gleicherwiesen und seitdem in Hildburghausen. Der Jubilar, der neben seinem Amt als Lehrer und Vorbeter der jüdischen Gemeinde auch Lehrer an der Taubstummenanstalt ist, steht noch in der Vollkraft seines Schaffens; wir wünschen ihm noch viele Jahre Amtstätigkeit in Rüstigkeit und Berufsfreudigkeit. "        

   
Ausschreibungen der Stelle eines Hilfsvorbeters (1913 / 1917)       

Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 10. Juli 1913: "Für die hohen Herbstfeiertage suchen wir einen
Hilfsvorbeter,
der auch Schofar bläst. Offerten mit Gehaltsansprüchen an
Vorstand M. Rosenberger. Gleicherwiesen (S.-M.). "     
 
Anzeige in "Neue jüdische Presse" vom 17. August 1917: "Wir suchen für Jom Kippur einen
Hilfsvorbeter
.
Angebote mit Gehaltsansprüchen an
Loeser Katz,
Gemeindevorstand, Gleicherwiesen (S. M.)"
    

   
25-jähriges Ortsjubiläum von Lehrer Jacob Mühlfelder in Hildburghausen (1922)          

Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 11. Mai 1922: "Am 15. Mai begeht Lehrer Mühlfelder in Hildburghausen die Feier seines 20-jährigen Ortsjubiläum. Mühlfelder blickt auf ein arbeitsreiches, gesegnetes Wirken und Schaffen zurück. Er ist am 27. Oktober 1853 in Bauerbach geboren, besuchte das Seminar in Hildburghausen, amtierte in Walldorf bis 1885, in Gleicherwiesen bis 1897 und seitdem in Hildburghausen. Dort war er nebenamtlich auch viele Jahre an der Taubstummenanstalt tätig und erhielt die goldene Verdienstmedaille. Dem Verein israelitischer Lehrer Mitteldeutschland gehört er seit seinem Bestehen an und war stets eines seiner eifrigsten und getreuesten Mitglieder. Wir wünschen dem wackeren Kollegen noch ein recht langes, erfolgreiches Wirken im Dienst seiner Gemeinde und des gesamten Judentums."        

   
25-jähriges Ortsjubiläum von Lehrer Leo Kahn (1922)          

Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 19. Oktober 1922: "Gleicherwiesen. Das 25-jährige Ortsjubiläum unseres Herrn Lehrers Kahn zeigte, welcher Wertschätzung er sich bei der gesamten hiesigen Bevölkerung erfreut. Vormittags überbrachten der Kultusvorstand und der Gemeinderat von Gleicherwiesen ihre Glückwünsche nebst kostbaren Geschenken. Der Vorsitzende der israelitischen Gemeinde und der Bürgermeister des Ortes hielten an den Lehrer ehrende Ansprachen. Hierauf folgten die Vorstände des israelitischen und vaterländischen Frauenvereins, die ganze Schuljugend des Dorfes mit Blumen und wertvollen Liebeszeichen. Auch frühere auswärtige Schüler und Schülerinnen bewiesen ihre Dankbarkeit und Verehrung durch die Tat. Es war jedenfalls ein herrlicher Tag für Herrn Kahn, musste er doch aus den zahlreichen Aufmerksamkeiten die Überzeugung gewinnen, dass man dessen Leistungen in seinem schweren Berufe hier zu würdigen weiß."        

            
70. Geburtstag von Kultusdiener Veist Birkenstein (1924)        

Mitteilung in "Israelitisches Familienblatt" vom 13. März 1924: "Bevorstehende 60-, 70-, 80- und 90-jährige Geburtstage:

Gleicherwiesen
: 5. März 1924: Kultusdiener Feist Birkenstein 70 Jahren."        

     
Tod und Beisetzung von Oberlehrer Leo Kahn (1926)      

Mitteilung in "Israelitisches Familienblatt" vom 19. Juni 1926: "Gleicherwiesen: Oberlehrer Leo Kahn, 61 Jahre."      
 
Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 24. Juni 1926: "Gleicherwiesen. Die Beerdigung unseres langjährigen Lehrers Leo Kahn gestaltete sich zu einer großen Trauerkundgebung, an der nicht nur die Gemeinde vollzählig, seine ehemaligen Schüler in großer Zahl, sondern an der sich auch weite Kreise der nichtjüdischen Bevölkerung beteiligten. Am Grabe sprachen Landrabbiner Fränkel - Meiningen, Kreisschulrat Bittorf als persönlicher Freund und zugleich im Namen der ehemaligen Klassenkameraden, Lehrer Levinstein - Themar namens der jüdischen Vereinskollegen und Schuldirektor Schön - Hildburghausen im Namen des Thüringer Lehrervereins. Das Andenken des wackeren Mannes sei gesegnet!"   
  
Artikel in "Jüdisch-liberale Zeitung" vom 9. Juli 1926: "Meiningen. (Lehrer Kahn gestorben). Der im 61. Lebensjahr verstorbene Lehrer und Kantor Leo Kahn im benachbarten Gleicherwiesen wurde unter starker Beteiligung der Ortsbewohner und auch auswärtiger Freunde zu Grabe getragen. In zahlreichen Ansprachen klang die allgemeine Trauer wieder, die das frühzeitige Ableben des geachteten und bewährten Beamten bei seinen Berufsgenossen und der gesamten Gemeinde geweckt hatte. Landrabbiner Fränkel aus Meiningen hielt die Trauerrede und hob die vornehmen Charaktereigenschaften des Verklärten hervor. Als persönlicher Freund widmete Kreisschulrat Bittorf, auch im Namen der ehemaligen Klassenkameraden, dem Verstorbenen herzliche Worte der Würdigung seines Wirkens als Jugenderzieher. Für die jüdischen Vereinskollegen rief Lehrer Levinstein, Themar, dem treuen und bewährten Mitgliede des Vereins israelitischer Lehrer Mitteldeutschland innige Abschiedsworte nach, und aus dem ehrenden Nachruf des Schuldirektors Schön aus Hildburghausen, der im Namen des Thüringer Lehrervereins sprach, wurde das kollegiale Verhältnis erkennbar, dass zwischen dem Heimgegangenen und den Lehrern des Bezirks bestanden hatte. Die würdig verlaufene Trauerfeier hinterließ bei allen Teilnehmern einen ergreifenden Eindruck von dem schweren Verlust, den die Gemeinde Gleicherwiesen durch das Ableben ihres Lehrers erlitten hat."      

      
       
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde          

Zum Tod von Kaufmann Israel Cramer, Bruder des 1887 verstorbenen Lehrers Marcus Cramer (1892)

Gleicherwiesen Israelit 22081892a.jpg (121541 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. August 1892: "Gleicherwiesen, im August (1892). Unsere Gemeinde ist von einem schweren Verlust betroffen worden. Nachdem vor kaum 5 Jahren unser verdienstvoller, hochgeehrter Lehrer Cramer von uns genommen worden ist, hat nun auch dessen ebenbürtiger Bruder, der Kaufmann Herr Israel Cramer am 18. Ab im Alter von 73 Jahren für immer das Auge geschlossen. 
Hat jener von Amtswegen jahrelang hier höchst segensreich gewirkt, so fällt diesem das Verdienst zu, als Privatmann in der uneigennützigsten Weise für das Wohl der Gemeinde und der jüdischen Gesamtheit überhaupt tätig gewesen zu sein.   
Der Vollendete zählte zu den leider immer seltener werdenden Männern, die vermöge ihrer Festigkeit und Unwandelbarkeit im Glauben, ihrer Anhänglichkeit an der Gotteslehre und am väterlichen Glauben, sowie überhaupt durch die Schwere ihres edlen, die Pietät herausfordernden Charakters ein wirksames Gegengewicht gegen die destruktiven Bewegungen unserer Zeit bilden. 
Während der ältere Bruder dem Lehrerberufe sich widmete, hob Israel Cramer in seinem Gewerbe durch eisernen Fleiß und eisernen Willen die Familie aus der Dürftigkeit zum Wohlstand. Dabei verstand er es, wie selten einer, Talmud Tora im Derech Erez (das meint:), Studium des Gotteswortes mit weltlichen Geschäften und weltlicher Bildung in schönen Einklang zu bringen. Von Natur aus mit reichen Gaben des Geistes und des Herzens ausgerüstet, wurde er im Lernen durch die Anregung, die von seinem gelehrten Bruder ausging, noch in seinem Mannesalter wesentlich gefördert.   
Gleicherwiesen Israelit 22081892b.jpg (210857 Byte)Dass ihm aber nicht das Lernen, sondern besonders die Tat Hauptsache gewesen, dafür wissen ihm die hiesige Gemeinde und die weitesten Kreise Dank über sein Grab hinaus.   
Die Gebote unserer heiligen Religion hat er aufs Pünktlichste ausgeübt. Arme und Dürftige, Witwen und Waisen, Verwalter der Lehrhäuser und Leiter sonstiger gemeinnütziger Anstalten können bezeugen, dass er ein wahrhaft wohltätiger Mann und unermüdet im Wohltun gewesen. Warme Fürsprache und Förderung fand durch ihn auch alle zum Wohl Jerusalems und des heiligen Landes bestehenden Lehr- und Wohltätigkeitsanstalten; mit verschiedenen Leitern derselben stand er in direktem Verkehr.  
Er hatte stets den Mut, seine gewonnene Überzeugung zu bekennen und suchte laue und schwankende Gemüter zu begeistern.  
In der Synagogen- und Ortsgemeinde bekleidete er die verschiedensten Ehrenämter; in früheren Jahren hatte er in Gewissenhaftigkeit und Gewandtheit die religiöse Funktion eines Schochet ausgeübt.  
Was ihn uns unvergessen machen wird und ihm ein treues Gedenken sichert, das sind seine freiwilligen, uneigennützigen Leistungen als Chasan (Kantor). Begabt mit seiner sicheren, wohlklingenden Stimme und durch mehr als gewöhnliche Kenntnisse der heiligen Sprache befähigt die Gebete nach ihrem Inhalte genau zu erfassen, hat er von frühester Jugend an, länger als ein halbes Jahrhundert vor der Lade Gottes stehend, durch seinen Vortrag die Herzen der frommen Beter auf den Schwingen der Andacht, besonders an den hehren Tagen des Jahres (sc. hohe Feiertage zwischen Neujahr und Jom Kippur), zu Gott emporgehoben. 
Welche Verehrung Herr Cramer in unserer Gemeinde und darüber hinaus genoss, zeigte sich bei seinem Leichenbegängnis, das am Freitag stattfand. Die Doppelgemeinde Gleicherwiesen-Simmershausen war vollzählig erschienen, auch eine Anzahl Nichtisraeliten, darunter der evangelische Pfarrer und Lehrer unseres Nachbarortes Streufdorf, woselbst das Hauptgeschäft des Verstorbenen sich befindet, waren herbeigeeilt, um dem Manne, der auch bei Andersgläubigen wegen seiner strengen Rechtlichkeit beliebt war, die letzte Ehre zu erweisen.
Im Trauerhause widmete Herr Daniel Rosenthal, der gewesene langjährige Vorsteher unserer Gemeinde seinem treuen Mitarbeiter am Gemeindewohl und dem größten Wohltäter des hiesigen Wortes einen ehrenden Nachruf, während am Grabe der Lehrer unserer Gemeinde die Verdienste des Heimgegangenen gebührend hervorhob und den Trauernden Trost spendete.  
Gleich nach dem Leichenbegängnisse wurde dem Kultusvorstande eine von dem Verstorbenen verfasste und auf seinen Namen lautende Stiftungsurkunde überreicht, in der derselbe seine Erben anweist, ein Kapital an die Gemeinde auszuhändigen, dessen Zinsen religiösen und wohltätigen Zwecken dienen soll. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."            
       
Ergänzendes Dokument zu Israel Cramer: 
Postkarte von Israel Cramer,
verschickt am 28. November 1886 
an die Fa. Eisenheimer in Schweinfurt 
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries) 
Gleicherwiesen Dok 1201.jpg (196728 Byte) Gleicherwiesen Dok 1202.jpg (203791 Byte)
Anmerkung (von Peter Karl Müller): Israel Cramer und seine Frau Karoline geb. Beck hatten eine Tochter Nanny. Diese heiratete etwa 1880 Meier Herz Laub in Gleicherwiesen (nach dem Begleittext zu ihrem Grabstein). Sie liegt begraben in Oettingen, vgl. die Gräberliste www.alemannia-judaica.de/images/Images%2076/CEM-OET-GRAVELIST.pdf (interner Link; Seite 21 - Grabnummer 184).  

   
Zum Tod des aus Gleicherwiesen stammenden Seminar- und Gemeindelehrer Julius Rosenthal in Hildburghausen (1896)  

Gleicherwiesen AZJ 15051896.jpg (177333 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Mai 1896: "Hildburghausen, 10. Mai (1896). Die hiesige israelitische Gemeinde und die gesamte Lehrerschaft des Herzogtums Meiningen hat einen schweren Verlust erlitten; am 2. Mai dieses Jahres beschloss ein sanfter Tod das Leben des verdienstvollen Seminar- und Gemeindelehrers Julius Rosenthal hier. Über dessen goldenes Dienstjubiläum im Sommer 1892 und die zahlreichen Ehrungen des Jubilars aus dieser Veranlassung hatten Sie vor vier Jahren berichtet. Das Leichenbegängnis, das am 5. dieses Monats stattfand, bewies aufs Neue, in welch hohem Ansehen der entschlafene Schulmann gestanden. Denn nicht nur die ganze Gemeinde und die sämtlichen israelitischen Lehrer des Herzogtums schlossen sich der trauernden Familie des Verewigten an, sondern auch das gesamte Seminarkollegium und die meisten Lehrer der höheren Schulen, sowie fast alle christlichen Kollegen der an vierzig Mitglieder zählenden Bezirkskonferenz und viele christliche Bürger sah man im Trauergefolge. Der jüngste Lehrer trug auf einem Ordenskissen die goldene Verdienstmedaille nach, womit seinerzeit der Jubilar durch den Herzog ausgezeichnet worden war. Am Grabe sprachen der herzogliche Landrabbiner von Meiningen und Lehrer Holländer aus Berkach. Julius Rosenthal, geboren am 27. Dezember 1823 zu Gleicherwiesen, erhielt seine Ausbildung auf dem hiesigen Seminar, dann amtierte er an der Samsonschule in Wolfenbüttel und später in Jever. 1846 folgte Rosenthal einem Ruf seiner Schulbehörde und verwaltete von da ab in der engeren Heimat die Schulstellen in Bibra und Walldorf, bis er endlich im Jahre 1872 in seine hiesige Stelle einrückte. Mit klarem Verstand und seltener Auffassungsgabe begnadet, eignete sich Rosenthal eine bedeutende wissenschaftliche Bildung an. Er erzielte nicht nur durch sein Lehrgeschick große Erfolge, sondern erwarb sich auch um die innere und äußere Hebung des Lehrerstandes im Herzogtum große Verdienste, die neidlos anerkannt wurden. Rosenthal war auch über zehn Jahre Mitglied des Vorstandes vom Landeslehrerverein und leitete sogar einige Hauptversammlungen desselben. Durch diese idealen Bestrebungen sowohl, als auch durch seinen reinen tadellosen Charakter hat der Verblichene Kiddusch haschem (Heiligung des Gottesnamens) geübt wie selten Einer, wie er überhaupt in fortschrittlichem Sinne ein begeisterter Jude gewesen. Darum wird gewiss sein Andenken zum Segen bleiben."      
Weitere Berichte zum Tod von Julius Rosenthal siehe Seite zu Hildburghausen.   

    
Zum Tod von Seminar- und Gemeindelehrer Julius Rosenthal in Hildburghausen (geb. 1823 in Gleicherwiesen, gest. 1896)    

Artikel in "Der Gemeindebote" vom 15. Mai 1896: "Hildburghausen, 10. Mai. Die hiesige israelitische Gemeinde und die gesamte Lehrerschaft des Herzogtums Meiningen hat einen schweren Verlust erlitten; am 2. Mai dieses Jahres beschloss ein sanfter Tod das Leben des verdienstvollen Seminar- und Gemeinde Lehrers Julius Rosenthal hier. Über dessen goldenes Dienstjubiläum im Sommer 1892 und die zahlreichen Ehrungen des Jubilars aus dieser Veranlassung hatten sie vor vier Jahren berichtet. Das Leichenbegängnis, das am 5. Mai stattfand, bewies aufs Neue, in welch hohem Ansehen der entschlafene Schulmann gestanden. Denn nicht nur die ganze Gemeinde und die sämtlichen israelitischen Lehrer des Herzogtums schlossen sich der trauernden Familie des Verewigten an, sondern auch das gesamte Seminarkollegium und die meisten Lehrer der höheren Schulen, sowie fast alle christlichen Kollegen der an 40 Mitglieder zählenden Bezirkskonferenz und viele christliche Bürger sah man im Trauergefolge. Der jüngste Lehrer trug auf einem Ordenskissen die goldene Verdienstmedaille nach, womit seinerzeit der Jubilar durch den Herzog ausgezeichnet worden war. Am Grabe sprachen der herzogliche Landrabbiner von Meiningen und Lehrer Holländer aus Berkach. Julius Rosenthal, geboren am 27. Dezember 1823 zu Gleicherwiesen, erhielt seine Ausbildung auf dem hiesigen Seminar, dann amtierte er an der Samsonschule in Wolfenbüttel und später in Jever. 1846 folgte Rosenthal einem Rufe seiner Schulbehörde und verwaltete von da ab in der engeren Heimat die Schulstellen in Bebra und Walldorf, bis er endlich im Jahre 1872 in seine hiesige Stelle einrückte. Mit klarem Verstand und seltener Auffassungsgabe begnadet, eignete sich Rosenthal eine bedeutende wissenschaftliche Bildung an. Er erzielte nicht nur durch sein Lehrgeschick große Erfolge, sondern erwarb sich auch um die innere und äußere Hebung des Lehrerstandes im Herzogtum große Verdienste, die neidlos anerkannt wurden. Rosenthal war auch über zehn Jahre Mitglied des Vorstandes vom Landeslehrerverein und leitete sogar einige Hauptversammlungen desselben. Durch diese idealen Bestrebungen sowohl, als auch durch seinen reinen tadellosen Charakter hat der Verblichenen Kiddusch Haschem (Heiligung des Gottesnamens) geübt wie selten einer, wie er überhaupt in fortschrittlichem Sinne ein begeisterter Jude gewesen. Darum wird gewiss sein Andenken zum Segen bleiben."       
 
Artikel in "Der Gemeindebote" vom 22. Mai 1896: Gleicherwiesen, 15. Mai. Als Nachtrag zu ihrem Nekrolog auf Lehrer Rosenthal in Hildburghausen sende ich Ihnen noch folgenden Nachruf, der an der Spitze des 'Schulblattes für Thüringen und Franken' in Nr. 9 gestanden: 'Am 2. dieses Monats starb nach kurzer Krankheit an Herzlähmung der israelitische Religionslehrer am Herzoglichen Seminar in Hildburghausen Herr J. Rosenthal, dessen Hinscheiden im Kreise der Volksschullehrer unseres Herzogtums allgemeine Teilnahme hervorgerufen haben wird. Der Verstorbene hat im ehemaligen Centralkomitee des allgemeinen Meiningischen Lehrervereins als Schriftführer eine ebenso eifrige als umsichtige Tätigkeit entfaltet. Eine ganze Reihe von Jahren widmete er in selbstloser Hingabe Zeit und Kraft der Wahrung und Förderungen unserer Standesinteressen. Dafür wird ihm die Lehrerschaft allezeit ein ehrendes und dankbares Gedenken bewahren. Das Gute, welches er für sie gewollt und gewirkt hat, wird unvergessen bleiben. Möge dem Abgeschiedenen nach seiner langen, treuen Sämannsarbeit auf dem Acker der Ewigkeit eine schöne und reiche Ernte zu Teil werden. Pösneck, den 6. Mai 1896. Namens des Hauptvorstandes des allgemeinen Meiningenschen Lehrervereins. Adam.""         
  
Artikel in "Der Israelit" vom 1. Juni 1896: "Berkach. Am 5. dieses Monats wurde ein viel bewährter Schulmann des Meininger Landes, Herr Lehrer Julius Rosenthal in Hildburghausen, zur letzten Ruhe geleitet. Geboren in Gleicherwiesen im Jahre 1823, genoss derselbe seine Berufsbildung auf dem Landesseminar zu Hildburghausen von 1839 bis 1842 und wirkte 54 Jahre lang als Lehrer in Wolfenbüttel, Jever, Bibra, und Walldorf und zuletzt in Hildburghausen, wo er 24 Jahre als Lehrer der jüdischen Gemeinde, sowie als Seminarlehrer für israelitische Religion und Hebräisch tätig war. Durch seltene Begabung und außerordentliche Strebsamkeit war es ihm gelungen, sich außergewöhnliches Wissen anzueignen. Dies, sowie sein bescheidenes, liebevolles Wesen und seine Hilfsbereitschaft in Wort und Tat erwarben ihm die Zuneigung aller derer, zu denen er in näherer oder ferner Beziehung stand. Dass seine Fähigkeit und seine Biederkeit von seinen Standesgenossen im Meininger Lande gewürdigt wurde, ist dadurch bewiesen, dass er 20 Jahre lang Mitglied des Zentralkomitee des Meininger Lehrervereins und längere Zeit stellvertretender Vorsitzender der Landeslehrerversammlungen war. Und seine Tätigkeit dabei war derart, dass viele Kollegen aus nah und fern sich bei ihm Rates erholten und stets, soweit als möglich, Erleichterung und Hilfe fanden. Als gründlich gebildeter Pädagoge wusste er die von ihm geleiteten Elementarschulen, sowie seine Religionsschule zu Hildburghausen stets auf der Höhe der Zeit zu erhalten, und da er seit mehr als zwei Dezennien auch am Seminar wirkte, so sind fast alle zur Zeit in unserem Ländchen amtierenden israelitischen Lehrer seine Schüler, gewesen, die stets voll Achtung zu ihm emporblickten.
Als am Sonntag, den 3. Mai die Kunde von seinem in der vorangegangenen Nacht erfolgten Ableben sich verbreitete, zeigte sich allgemeine Teilnahme innerhalb und außerhalb der Lehrerkreise. Der Vorstand des Lehrervereins, Herr Lehrer Adam aus Pösneck sprach namens sämtlicher Lehrer des Herzogtums der tiefbetrübten Witwe sein innigstes Beileid aus in gebührender Anerkennung dessen, was der Heimgegangene seinen Kollegen gewesen. Bei der Beerdigung war das Lehrerseminar, das Gymnasium, sowie die Stadtschule durch sämtliche Lehrer vertreten; aus dem Lehrerkonferenzbezirke Hildburghausen waren alle Mitglieder, die es ermöglichen konnten, und   
außerdem alle israelitischen Lehrer des Meininger Landes anwesend. Der Vorstand der Pestalozzi-Stiftung war durch Herrn Müller aus Meiningen vertreten. Die ihm gelegentlich seines 50-jährigen Dienstjubiläums von seiner Hoheit, dem Herzog, verliehenen Verdienstmedaille wurde ihm nachgetragen. Die Beteiligung von Seiten der Stadt war eine so außerordentliche, dass der Leichenzug einen imposanten Eindruck machte. Auf dem Friedhofe hielt der Herzogliche Landesrabbiner, Herr L. Fraenkel aus Meiningen, die Leichenrede. Obgleich derselbe erst seit einigen Monaten amtiert und den Verstorbenen nur vorübergehend kennengelernt, hatte er doch einen solchen Einblick in dessen Leben und Wirken gewonnen, dass er in seiner Rede ein getreues Abbild dessen gab, was der Verstorbene seiner Familie und allen Kreisen, denen er angehörte, gewesen. Aus der Tiefe des Herzens kommend, fanden die Worte des Redners Widerhall bei allen Zuhörern. Hierauf sprach Herr Lehrer Holländer aus Berkach, als sein ehemaliger Schüler, zugleich namens seiner Kollegen einige warm empfundene Worte der Anerkennung und des Dankes.
Auch der Beste und Würdigste muss das Zeitliche segnen und nur der gute Namen, das edle Streben und Wirken reicht über das Grab hinaus. Darum wird dem Heimgegangenen nicht nur von Seiten seiner Angehörigen, sondern auch von der Gemeinde Hildburghausen, von seinen Schülern und Kollegen ein dankbares Andenken bewahrt bleiben.
'Die Frommen werden glänzen wie des Himmels Glanz und die, welche viele in der Tugend bestärkt, leuchten wie die Sterne auf ewig! Daniel 12, Vers 3.   G.H."      

        
Zum Tod von Löb Schloss (geb. in Gleicherwiesen; gest. 1896 in Weißenfels)       

Artikel in "Der Gemeindebote" vom 1. Januar 1896: "Weißenfels, 4. Januar. Vor kurzem starb hier nach längerem Leiden in 73. Lebensjahre der Rentier Löb Schloss, ein in allen Kreisen hochgeachteter Mitbürger. Derselbe zeichnete sich durch Wohltätigkeit und einen gottesfürchtigen Lebenswandel aus. In Gleicherwiesen im Herzogtum Meiningen geboren, kam er vor ungefähr zwölf Jahren nach hier und machte sich recht verdient um die Gründung einer Religionsgesellschaft, Anstellung eines geprüften Religionslehrers, sowie Erwerbung eines ständigen Betlokals. Ein großer Leichenzug folgte der Bahre, nicht allein jüdische, sondern auch eine stattliche Reihe christlicher Mitbürger. Herr Lehrer Hess schilderte in würdiger Weise die hohen Verdienste des Verblichenen. Sein Andenken sei zum Segen!"       

   
70. Geburtstag des aus Gleicherwiesen stammenden Lehrers Heinrich Oppenheimer (1903 in Darmstadt)  

Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 5. März 1903: ""Darmstadt. Heinrich Oppenheimer, Lehrer und Kantor Emeritus in Darmstadt, feiert am 8. März sein 70. Wiegenfest. Der Jubilar, im Jahre 1833 zu Gleicherwiesen geboren, besuchte das Seminar zu Hildburghausen, wo er eine gediegene pädagogische und zugleich musikalische Vorbildung erhielt. Seine sonore, außerordentlich wohllautende Stimme befähigte ihn, noch jung an Jahren, Künstlerisch-Vollendetes zu leisten und so kam er denn, nachdem er in Meiningen und Butzbach als Lehrer fungiert, an die jüdische Religionsgemeinde zu Darmstadt, in deren herrlichem Gotteshaus der Jubilar einen Gottesdienst einführte, wie er erhebender nicht gedacht werden kann. Auch in den dortigen Musikvereinen wirkte er als Solist in den bekanntesten Oratorien und oft war es ihm vergönnt, vor dem Großherzog Ludwig IV. und anderen Fürstlichkeiten seine klangvolle Baritonstimme hören zu lassen. Besonders gewürdigt wurde er aber als Lehrer, galt er doch als einer der befähigtsten Pädagogen am 'Maurer'schen Institute', in welchem er 18 Jahre wirkte und Kindern aus den vornehmsten christlichen Kreisen Unterricht erteilte. Sein bitterer Charakter, sein heiteres Gemüt, seine Jovialität erwarten ihm in allen Kreisen der Bevölkerung unzählige Freunde, die keine Gelegenheit vorüber gehen ließen, den würdigen Lehrer und Gott Begnadeten Sänger zu ehren. Auch der Großherzog Ernst Ludwig zeichnete den Jubilar mehrfach durch Ordensverleihung aus. Wir aber wünschen dem teuren und treuen Kollegen, dass es ihm vergönnt sein möge, sich im Kreise seiner Familie eines heiteren Lebensabends zu erfreuen und rufen ihm zu: Ad meah Schana! (= (alles Gute) bis 100 Jahre)."          

     
Tod von Leopold Bachmann (1916)     

Mitteilung in "Bericht der Großloge für Deutschland" 1916 Nr. 5:
"50. Am 28. Mai 1916 Bruder Leopold Bachmann, Mitglied des Jacob Plaut-Loge in Nordhausen, seit dem 13. September 1914, geb. am 26. April 1884 in Gleicherwiesen."      

  
Auszeichnung von Unteroffizier Siegfried Ehrlich mit dem Eisernen Kreuz II für seinen Kriegseinsatz (1918)     

Mitteilung in Israelitisches Familienblatt" vom 20. Juni 1918: "Gleicherwiesen. Unteroffizier Siegfried Ehrlich, Sohn der Witwe Frau Ehrlich."     

    
Zum Tod des früheren Gemeinderates Aaron Heinemann (1928)     

Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 29. März 1928: "Gleicherwiesen. Herr Aaron Heinemann, Repräsentanz der Gemeinde und früherer Gemeinderat, wurde dieser Tage unter großer Anteilnahme der Bevölkerung zur letzten Ruhe bestattet. In ihm verliert die Gemeinde ihren kaum zu ersetzenden geistigen Führer. "       

   
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
  
Anzeigen von Moses Bachmann (1890 / 1892)         

Anzeige in "Der Israelit" vom 3. März 1890: "Ich suche für meinen Sohn, der 14 Jahre alt ist und dem gute Schulzeugnisse zur Seite stehen, zum 1. Mai eine Stelle als
Lehrling
in einem Manufaktur- oder Ledergeschäft, Sabbat und Feiertage geschlossen, mit Kost und Logis im Hause.
M. Bachmann,
Gleicherwiesen. "         
 
Anzeige in "Der Israelit" vom 1. Februar 1892: "Suche für meinen Sohn, der 14 Jahre alt und mit guten Schulzeugnis versehen ist, Stelle per 1. Mai als
Lehrling
in einem größeren Manufaktur- oder Modewarengeschäft, dass Samstags und Feiertage streng geschlossen ist. Kost und Logis im Hause wird gewünscht.
Moses Bachmann, Gleicherwiesen."  

   
Anzeige von G. Mühlfelder (1892)      

Anzeige in "Der Israelit" vom 14. März 1892: " Suche für meinen Sohn, welcher gut beanlagt, eine Lehrlingsstelle in einem größeren Manufaktur- und Modewaren- oder Engros-Geschäft.
G. Mühlfelder, Gleicherwiesen, Sachsen - Meiningen."        

 
Anzeige von Klara Gutmann (1898)    
Vgl. im Artikel "Kittel" den Abschnitt "Kittel im Judentum" https://de.wikipedia.org/wiki/Kittel.    

Anzeige in "Der Israelit" vom 26. Mai 1898: "Zum Anfertigen von Sargenes für Frauen und Männer, von der einfachsten bis elegantesten Ausführung empfiehlt sich
Klara Gutmann,
Gleicherwiesen bei Hildburghausen. "      

    
Anzeigen von N. Seligmann (1900 / 1901)   

Gleicherwiesen Israelit 05111900.jpg (40312 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. November 1900: 
"Ein tüchtiges, selbstständiges, braves, älteres 
Mädchen
 
zur Pflege und Stütze meiner älteren, alleinstehenden Mutter für sofort gesucht. 
N. Seligmann, Gleicherwiesen."      
 
Anzeige in "Der Israelit" vom 14. Februar 1901: "Für
Fräulein,
welches einige Monate zur Stütze und Pflege meiner Mutter in meinem Hause war, suche ich eine Stelle per Mitte März oder Anfang April in kleiner Familie oder bei einzelner Dame.
N. Seligmann,
Gleicherwiesen."  

         
Verlobungsanzeige von Toni Kahn und Werner Glaser (1923)   

Anzeige in "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 20. Dezember 1923:
"Toni Kahn -  Werner Glaser
Verlobte.
Gleicherwiesen (Thüringen) -  Waldenburg (Schlesien)
Dezember 1923. "       

      
Anzeige der Witwe Geittermann (1924)        

Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 25. September 1924: "Ich suche
für meine Tochter, 18 Jahre,
Stellung
in feinem Hause, als Stütze für Haushalt eventuell auch für Geschäft. Koch-, Näh- und Geschäftskenntnisse vorhanden. Familienanschluss erwünscht. Frau Witwe Geittermann,
Gleicherwiesen (Thüringen),  "       

   
Anzeige der Konditorei/Bäckerei A. Heinemann (1925)     

Anzeige in "Der Israelit" vom 15 Januar 1925: "Lehrstelle
in einer Konditorei oder Bäckerei für meinen 15-jährigen Sohn zu Ostern gesucht. Süddeutschland bevorzugt. Angebote erbittet
A. Heinemann,
Gleicherwiesen
, S.-M."  

 
Danksagung anlässlich des Abschiedes von Rosa Katz (1925)   

Gleicherwiesen Israelit 12021925.jpg (48856 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Februar 1925: 
"Für die vielen Beweise inniger Teilnahme beim Hinscheiden meiner geliebten Gattin, unserer guten Mutter und Schwester 
Frau Rosa Katz 

sagen wir auf diesem Wege unseren herzlichsten Dank. Januar 1925. 
Loeser Katz und Kinder. 
Gleicherwiesen, Thüringen. 
Frau B. Grünebaum 
Frankfurt am Main."     

           
Verlobungsanzeige von Betty Katz und Bernhard Schottenfels (1929)     

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Oktober 1929: 
"Betty Katz  -  Bernhard Schottenfels.
Verlobte.  
Gleicherwiesen / Frankfurt am Main - Frankfurt am Main / Stuttgart.  
Oktober 1929."      

   
Verlobungsanzeige für Johanna Heinemann und Louis Rommel (1930)     

Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 22. Mai 1930:
"Johanna Heinemann -  Louis Rommel.
Verlobte   
New York    Gleicherwiesen     -    New York"       

   
Verlobungsanzeige für Irma Katz und Erich Zaduk (1932)      
Anmerkung: Erich Zaduk (geb. 1901), seine Frau Irma Zaduk geb. Katz (geb. 1900) und die Tochter Rosa Rita Zaduk (geb. 1934 in Gleicherwiesen) wurden nach der Deportation 1941 von Berlin nach Kowno (Kaunas) Fort IX ermordet. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/IX_fortas   

Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 21. Januar 1932:
"Irma Katz     Erich Zaduk  
Verlobte  
Gleicherwiesen   Berlin."          

    
Verlobungsanzeige für Frieda Rosenberger und Hugo Lauber (1932)      

Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 20. Oktober 1932: "Statt Karten  
Frieda Rosenberger  -  Hugo Lauber    Verlobte   
Gleicherwiesen
Thüringen  -  Marktbreit am Main.    22. Oktober 1932."      

    
Verlobungsanzeige für Hanna Goldmeier und Josef Heinemann (1934)        

Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 17. Mai 1934: "Hanna Goldmeier   -   Josef Heinemann  
Verlobte  
Fulda  Königstraße 13b  -  Gleicherwiesen in Thüringen   Fulda "     

   
Todesanzeige für Sara Gärtner geb. Kahn (1934)     

Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 7. Juni 1934: "Unsere geliebte Mutter, Frau
Sara Gaertner geb. Kahn aus Gleicherwiesen (Thüringen) ist von ihrem Leiden erlöst worden.
Manfred Gaertner und Geschwister.
Berlin-Grunewald, Auguste-Victoria-Str. 3, 29. Mai 1934."  "        

      
Hochzeitsanzeige für Bernhard Schottenfels und Betty Schottenfels geb. Katz (1936)    

Anzeige in "Jüdische Rundschau" vom 3. Juli 1936: "Statt Karten  
Bernhard Schottenfels  -  Betty Schottenfels geb. Katz
   Vermählte  
Frankfurt am Main  Weberstraße 25  -  Gleicherwiesen
Trauung: Sonntag, den 5. Juli 1936, 12 1/2 Uhr,
Westendsynagoge, Freiherr-vom-Stein-Straße."     

      
Todesanzeige für Isaak Kahn (1938)     
Anmerkung: in der Liste der aus Gleicherwiesen nach den Deportationen Umgekommenen ist Liesel Elsoffer geb. Kahn (geb. 1907).  

Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 7. Juli 1938: "Nach einem arbeitsreichen Leben entschlief am 1. Juli mein innigstgeliebter Mann, unser treusorgender Vater, Schwiegervater, Großvater und Bruder
Isaak Kahn
 
im 73. Lebensjahre. 
In tiefer Trauer: Frieda Kahn geb. Rosenthal   Alfred Altmann und Frau Toni geb. Kahn 
Siegbert Kahn und Frau Meta geb. Straus   Leopold Elsoffer und Frau Liesel geb. Kahn  
Coburg
Rosenauerstr. 7  
Ulm
/Donau,   Schwarzenau/Eder,  Gleicherwiesen."      

       
  
    
       
Zur Geschichte der Synagoge          
   
Zunächst war vermutlich ein Betraum in einem der jüdischen Häuser vorhanden. 
  
1787 konnte eine Synagoge erbaut werden. Sie war gut 150 Jahre Mittelpunkt des jüdischen Lebens am Ort. 
  
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge von einem SS-Kommando aus Hildburghausen überfallen. Das Mobiliar und die Kultgegenstände wurden auf einem Leiterwagen an das Milzufer gebracht und dort verbrannt. Den Leiterwagen mussten jüdische Männer der Gemeinde ziehen, anschließend wurden sie misshandelt, inhaftiert und in das KZ Buchenwald verbracht. Eine Brandstiftung wurde dadurch verhindert, dass einheimische Bauern auf die Gefahr für ihre Scheunen durch den Funkenflug hinwiesen.
  
Das nun leer stehende Fachwerkgebäude blieb erhalten. Zunächst wollte es - mit Unterstützung durch den Bürgermeister - die Hitlerjugend für ihre Versammlungen haben. Der Landrat von Hildburghausen schlug vor, das Gebäude für die Freiwillige Feuerwehr Gleicherwiesen zu verwenden. 1943 wurde das Synagog4engebäude wegen angeblicher "Baufälligkeit" abgebrochen. Das Grundstück blieb unbebaut (heute Wiese).  
   
   
Adresse/Standort der Synagoge   Mittelgasse       
   
   
Fotos  

Skizze der Synagoge
(aus dem Beitrag von E. Witter, s.u.)
 
     
     
        
Das "Haus Bachmann" 
in Gleicherwiesen im ehemaligen Schloss  
(Website "Everything Bibra web page"
Gleicherwiesen Bachmann 011.jpg (136255 Byte) Gleicherwiesen Bachmann 010.jpg (32011 Byte)
   Gesamtansicht des Fotos: 
nachstehend drei  
Firmenschild: "M. & H. Bachmann, Inhaber 
Hermann & Carl Bachmann"  
     
  Gleicherwiesen Bachmann 010c.jpg (121210 Byte) Gleicherwiesen Bachmann 010b.jpg (165600 Byte)
 Ansicht des ehemaligen Schlosses / "Haus Bachmann"
 um 2005 (aus dem Beitrag von E. Witter s.u.) 
Ausschnittvergrößerungen des obigen Fotos mit Personen vor dem Geschäft  
  
     
     
     

    
   
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

Juni 2020: Über die frühere jüdische Gemeinde in Gleicherwiesen      
Artikel von Wolfram Nagel in der "Jüdischen Allgemeinen" vom 18. Juni 2020: "Thüringen. Besuch in Gleicherwiesen. Im Kreis Hildburghausen gab es ein ausgeprägtes Landjudentum
Eckhard Witter steht an einem Lattenzaun hinter der schon seit Jahren geschlossenen Dorfgaststätte. Dort, auf dieser Wiese, stand bis zu ihrem Abriss 1943 die Synagoge, erklärt der Ortschronist. Fotos gebe es nicht, aber einen Bauplan und ein Schriftstück vom 6. Januar 1939. Darin schlug der Landrat von Hildburghausen vor, das leer stehende Fachwerkgebäude als Gerätehaus für die Freiwillige Feuerwehr Gleicherwiesen zu nutzen. Auf die Idee des Bürgermeisters, den 'ehemaligen Schulraum' für die Hitlerjugend herzurichten, ging er nicht ein.
Ein Rollkommando versuchte in der Pogromnacht, die Synagoge anzuzünden. Das hätten die einheimischen Bauern mit einem Vorwand verhindert, berichtet der pensionierte Lehrer. 'Sie haben gesagt, unsere Scheunen sind voll. Funkenflug könnte sie in Brand stecken.' Daraufhin seien Möbel und Ritualgegenstände auf einem Leiterwagen ans Milzufer gebracht und dort verbrannt worden. 'Ziehen mussten ihn die jüdischen Männer, die anschließend von den SA-Leuten misshandelt und nach Buchenwald geschafft wurden.'
Deportationen. 1942 deportierten die Nazis die letzten noch verbliebenen Juden des Dorfes und besiegelten damit das Ende einer der ältesten jüdischen Landgemeinden in Südthüringen. Geblieben sind der Friedhof außerhalb des Ortes und spärliche Erinnerungen. Eines der wenigen historischen Fotos zeigt Hausangestellte der Firma Bachmann vor dem ehemaligen Schloss zu Bibra um 1900. Die Bachmanns hatten es gekauft und umgebaut. Im Erdgeschoss befanden sich zu DDR-Zeiten der Konsum und das Gemeindebüro. Einen Hinweis auf die jüdische Geschichte des gut erhaltenen Gebäudes an der Lindener Straße gibt es bis heute nicht.
Um 1680 hatten sich unter dem Schutz der fränkischen Reichsritter von Bibra die ersten Juden hier in Südthüringen niedergelassen.
Um 1680 hatten sich die ersten Juden hier niedergelassen, unter dem Schutz der fränkischen Reichsritter von Bibra. 'Nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Herren von Bibra einige 1671 aus dem Hochstift Fulda vertriebene Juden aufgenommen haben', schreibt der Hildburghauser Heimatforscher Karl-Heinz Roß in der von Hans Nothnagel herausgegebenen sechsbändigen Dokumentation des Thüringer Landjudentums (Juden in Südthüringen, geschützt und gejagt, Suhl 1999). 1743 erhielt Gleicherwiesen das Privileg eines Marktfleckens. 1786 vereinigen sich die jüdischen Gemeinden von Gleicherwiesen und dem benachbarten Simmershausen. Sie legen später auch gemeinsam den Friedhof an. Bis 1847 mussten sie ihre Toten noch in Kleinbardorf bei Bad Königshofen/Grabfeld im Unterfränkischen bestatten.
'Da schaut emol jetzt um: Eine berühmte Handelsstadt / ist Gleicherwiesen – seit es Juden hat', heißt es in einem Richtfestspruch von 1856. Mehr als 40 Prozent der Dorfbevölkerung waren in dieser Zeit jüdisch. 1865 eröffnete die auf etwa 250 Mitglieder angewachsene Gemeinde ihre neue Synagoge, mitgebaut von den christlichen Nachbarn.
Aufschwung Nach Erlangung allgemeiner Bürgerrechte Mitte des 19. Jahrhunderts erlebte die Gemeinde einen großen Aufschwung (ähnlich wie in Franken und Hessen). Dafür stehen neben Gleicherwiesen auch Orte wie Aschenhausen, Berkach, Bauerbach, Dreißigacker, Marisfeld bei Themar oder Vacha in der Rhön. Erhalten geblieben sind die Synagogen von Aschenhausen und Berkach. Letztere wurde restauriert und kann seit 1991 von der Landesgemeinde wieder als Betraum genutzt werden.
Bis in die 20er-Jahre hinein prägten jüdische Geschäftsleute das dörfliche Leben in Gleicherwiesen. Doch die gewonnenen Bildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten hatten auch einen Preis für das Landjudentum. Viele junge Leute wanderten in die Städte ab. Dennoch prägten bis in die 20er-Jahre hinein jüdische Geschäftsleute das dörfliche Leben in Gleicherwiesen. 'Es gab hier alles zu kaufen, landwirtschaftliche Maschinen, Kunstdünger, Möbel, Kleidung, Modeartikel, Kleinhandel und so weiter.' Nirgends sonst habe es so viele jüdische Handwerker gegeben, berichtet Witter. 'Einen Schneider, eine Bäckerei, die Schächterei von Albert Levy, die Gerberei und Lohmühle Bachmann. Und schon früh einen jüdischen Lehrer, Leo Kahn.' Der auf dem Friedhof beerdigt ist. Nach der Reichsgründung 1871 erkannte die Regierung des Herzogtums Sachsen-Meiningen die jüdische Schule als Volksschule an, als einzige im Land. Volksschullehrer Jacob Mühlfelder unterrichtete christliche und jüdische Kinder gemeinsam.
Gedenktafel Heute finden Besucher den einzigen Hinweis auf die jüdische Geschichte von Gleicherwiesen in der Dorfkirche. Rechts neben dem Altar wurde 60 Jahre nach der Pogromnacht ein Holzbild angebracht: 'Im Gedenken an die jüdischen Frauen, Männer und Kinder, die hier lebten 1848–1943'. Über dem Schriftzug sind die Umrisse von Menschen zu sehen, die das Dorf verlassen. Ein einzelner Mann blickt fassungslos ins Leere. Pfarrer Hans-Michael Buchholz aus Gleichamberg bemerkte, dass langsam die Erinnerung an das jüdische Erbe verloren geht.
Initiator dieser an einen jüdischen Grabstein erinnernden Gedenktafel ist Pfarrer Hans-Michael Buchholz aus Gleichamberg. Er habe gemerkt, dass langsam die Erinnerung verloren geht, gerade unter den Jugendlichen. 'Da haben wir überlegt, wie können wir das auffangen? Eine Gedenktafel draußen, am Platz der alten Synagoge? Das ist immer ein bisschen gefährlich. Aber hier in der Kirche ist ein sicherer Platz, zumal es einmal ein gutes dörfliches Zusammenleben zwischen Christen und Juden gegeben hat.'
Von 91 jüdischen Einwohnern lebten nach der Machtübernahme der Nazis 1933 noch 42 in Gleicherwiesen. Einigen, wie Alfred Levy, gelang es zu emigrieren, andere, wie Selma Schloß, Emmanuel Mühlfelder oder Sophie Neumann, wurden in Minsk, Auschwitz oder Theresienstadt ermordet. 1940 gab es die letzte Beerdigung auf dem jüdischen Friedhof von Gleicherwiesen. Emma Kahns schlichter Grabstein befindet sich gleich rechts neben dem Eingangstor.
Der von einem einfachen Holzzaun umschlossene Gute Ort am Streufdorfer Weg beherbergt rund 200 Gräber. Gepflegt wird er von der Freiwilligen Feuerwehr, betreut und verwaltet von der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen. "  
Link zum Artikel    

    
    

   
Links und Literatur

Links:   

bulletWebsite der Gemeinde Gleichamberg mit Seite zu Gleicherwiesen  
bulletKirche Gleicherwiesen, in der sich die Gedenktafel befindet:  https://de.wikipedia.org/wiki/St._Nikolaus_(Gleicherwiesen)    

Literatur:  

bulletKarl-Heinz Roß: "Seit Gleicherwiesen Juden hat, wird es berühmte Handelsstadt" (Aus einem Richtfestspruch des Jahres 1856). In. Hans Nothnagel (Hrsg.): Juden in Südthüringen - geschützt und gejagt. Band 2: Juden in den ehemaligen Residenzstädten Römhild, Hildburghausen und in deren Umfeld. Suhl 1998 S. 75-91.
bulletSiegfried Erbach / Hans Nothnagel: Ein Rückblick auf jüdisches Leben in Simmershausen. In: Juden in Südthüringen geschützt und gehagt. Bd. 2 Suhl 1998.       
bulletZeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Berlin 1992. S. 272.
bulletIsrael Schwierz: Zeugnisse jüdischer Vergangenheit in Thüringen. Eine Dokumentation - erstellt unter Mitarbeit von Johannes Mötsch. Hg. von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen ( www.lzt.thueringen.de) 2007. Zum Download der Dokumentation (interner Link). Zu Gleicherwiesen: S. 135-139. 
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Band 8 Thüringen. Frankfurt am Main 2003. S. 124.   
bulletEckhard Witter: Aus der Geschichte der Juden in Gleicherwiesen - für die Ortschronik von Gleicherwiesen zusammengestellt. 2015. Eingestellt als pdf-Datei.  

     
      


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Gleicherwiesen, Thuringia. Jews first settled here in 1680 and a synagogue was dedicated in 1787. In 181, there were 139 Jews (26 families) in Gleicherwiesen, with 233 in 1875 and 46 in 1925. Following the Nazi assumption of power in 1933, most of the 26 Jews remaining sold their belongings and left. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue's interior was ransacked and the building partly destroyed. Jewish stores and homes and the cemetery were vandalized and Jewish men were arrested and deported to the Buchenwald concentration camp. At least six Jews were deported to their deaths in 1942. No further information is available about those who failed to emigrate to safe havens overseas.  
       
        

                   
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Stand: 30. Juni 2020