Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Höchst im Odenwald (Odenwaldkreis)
mit Mümling-Grumbach (Gemeinde Höchst i.O.) und Seckmauern (Gemeinde Lützelbach)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule    
Die jüdische Bezirksschule 1935-1938   
Spendenaufrufe für notleidende Gemeindeglieder  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen, dazu eine allgemeine Anzeige   
Kennkarten aus der NS-Zeit   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)           
    
In Höchst bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. 1678 gab es zwei jüdische Familien (der Juden Löw und Joseph) am Ort. Mitte des 18. Jahrhunderts lebten etwa 25 jüdische Personen am Ort.     

1804-05 werden als Vorsteher der damals bereits relativ großen Gemeinde genannt: Hirsch Mordochai und Mordochai Koppel. Mit Samuel Hirsch war auch ein Gemeinderabbiner am Ort. Damals - bis 1806 - gehörte die jüdische Gemeinde noch zum Rabbinatsbezirk Wertheim, da Höchst im Gebiet des Fürsten Löwenstein-Wertheim lag.
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1813 153 jüdische Einwohner, 1828 146, 1861 174 (11,5 % von insgesamt 1.518 Einwohnern), 1871 Höchstzahl von 189, 1880 180 (9,6 % von 1.875), 1900 127, 1910 119 (5,7 % von 2.091). Zur Gemeinde Höchst gehörten auch die in Mümling-Grumbach und Seckmauern sowie nach Auflösung der jüdischen Gemeinde Hetschbach die an diesem Ort lebenden jüdischen Personen. In Mümling-Grumbach wurden um 1837 drei jüdische Familien gezählt, 1932 22 jüdische Einwohner; in Seckmauern lebte 1837 eine jüdische Familie, 1891 10 jüdische Einwohner.
   
Die jüdischen Haushaltsvorsteher verdienten den Lebensunterhalt der Familien vor allem durch Klein- und Viehhandel. Seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten mehrere von ihnen für die wirtschaftliche Entwicklung von Höchst wichtige Läden und Geschäfte eröffnet. Anfang des 20. Jahrhunderts gehörten jüdischen Familien/Personen mehrere Viehhandlungen (teils mit Landwirtschaft), eine Pferdehandlung, drei Metzgereien, Textilien- und Kurzwarenhandlungen beziehungsweise -geschäfte, drei Eisenwarenhandlungen, zwei Holzhandlungen, zwei Landesprodukten- und Mehlhandlungen u.a.m.
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Schule (Religionsschule, zeitweise Volksschule, 1935-38 Bezirksschule s.u.), ein rituelles Bad (zunächst in einem Gebäude an der Groß-Umstädter Straße, seit 1918 oder 1922 im damals neuen Schulhaus der Gemeinde) und seit 1898/99 einen Friedhof. Zuvor waren die Toten der Gemeinde im jüdischen Friedhof Michelstadt beigesetzt worden. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe Ausschreibungen der Stelle unten). An der jüdischen Schule der Gemeinde waren 1840 28 Kinder zu unterrichten, 1878 40, 1898 24. Seit 1900 (bis 1938) hatte die Lehrerstelle Hermann Kahn inne. Er engagierte sich auch im kulturellen Leben örtlicher Vereine: 1910 bis 1933 leitete er den Gesangverein "Liederkranz"; dazu war er einige Zeit Oberchormeister des Odenwald-Sängerbundes, ab 1931 Leiter des Bühnenvereins (Theatergruppe) in Höchst (vgl. die Berichte unten zu den Ehrungen 1925 und 1931).    
Die jüdische Gemeinde gehörte zum orthodoxen Bezirksrabbinat Darmstadt II. 
  
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Heinrich Flörsheimer (geb. 4.2.1888 in Höchst i.O., vor 1914 in Darmstadt wohnhaft, gef. 9.3.1916). Aus Seckmauern ist gefallen: Julius Marx (geb. 22.12.1890 in Seckmauern, vor 1914 in Wörth am Main wohnhaft, gef. 1.1.1915). Aus Hetschbach ist gefallen: Wolf Kahn (geb. 13.6.1881 in Hetschbach, vor 1914 in Groß Gerau wohnhaft, gef. 21.7.1918).       
      
Um 1925, als etwa 110 Personen der jüdischen Gemeinde angehörten (ca. 5 % von insgesamt ca. 2.200 Einwohnern), waren die Mitglieder des Gemeindevorstandes die Herren Bernhard Krämer, Josef Flörsheimer und Meier Flörsheimer. Als Lehrer, Schochet und Kantor wirkte weiterhin Hermann Kahn, als Rechner Wolf Muhr. An den öffentlichen Schulen erhielten jüdischen Religionsunterricht damals 20 Kinder (1932: 12 Kinder). An jüdischen Vereinen bestanden eine Chewra Kadischa (Ziele: Unterstützung und Hilfsbedürftiger, Minjan, d.h. regelmäßige Teilnahme am Gottesdienstbesuch, um die nötige Zehnzahl der Männer zu erreichen), eine Chewra Gemilos Chassodim (gegründet 1904; Ziele: Gegenseitiger Schutz und Beistand der Mitglieder) sowie der Israelitische Armenverein (Ziel: Unterstützung Hilfsbedürftiger). Bis 1932 war die Zahl der Gemeindeglieder seit 1925 nicht zurückgegangen (110). Der Gemeinde angeschlossen waren weiterhin die in Mümling-Grumbach und in Hetschbach lebenden jüdischen Personen (22 beziehungsweise 2 Personen).   
    
Nach 1933 ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 90 Personen, 3,8 % von insgesamt 2.378 Einwohnern) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. So sind in den Jahren 1936-37 12 Personen in die USA emigriert. 1934 gehörten dem Gemeindevorstand an: Arthur Flörsheim, Leopold Haas und Emil Kahn. 1937 wurden noch 50, 1939 nur noch 14 jüdische Einwohner gezählt. Beim Novemberpogrom 1938 wurden von SA-Leuten und weiteren, insgesamt 150 bis 200 Personen die Häuser jüdischen Familien (Muhr, Haas und Grünebaum) überfallen, ausgeraubt und zerstört. Auch die Synagoge und die jüdische Schule wurden überfallen und die Inneneinrichtungen völlig zerstört (s.u.). 
     
Von den in Höchst geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Emma Altheimer geb. Krämer (1871), Emma Cohn geb. Krämer (1867), Ida Flörsheimer geb. Rapp (1887), Selma Goldstein geb. Baschner (1882), Gieda Grünebaum geb. Siegel (1876), Julius Grünebaum (1902), Mina Grünebaum geb. Krämer (1866), Samuel Grünebaum (1875), Alfred Günther Haas (1928), Herrmann Hirsch (1872), Regina Herrmann geb. Morgenthau (1875), Ernst Herzfeld (1921), Heinrich Herzfeld (1886), Max Herzfeld (1865), Eva Heumann geb. Herzfeld (1883), Babette (Babetta) Hirsch (1867), Jettchen Hirsch (1874), Moses Kahn (1894), Betty Krämer (1932), Eva Krämer (1928), Flora Krämer (1878), Frieda Krämer (1889), Ilse Krämer (1936), Jeanette Krämer (), Moses Krämer (1869), Regine (Regina) Krämer (1872), Ruth Krämer (1934), Sofie Krämer (1876), Johanna Levi geb. Herzfeld (1890), Lotte (Lotti) Levi (1919), Mathilde Lichtenstein geb. Herzfeld (1893), Berta Löb (1876), Hannchen Löb (1875), Paula Löb (1882), Abraham Mai (1858), Mathilde Mai (1902), Regina Mai (1877), Therese Marx geb. Krämer (1885), Sigmund Morgenthau (1876), Abraham Muhr (1865), Fanny Muhr geb. Muhr (1869), Ferdinand Muhr (1871), Hedwig Muhr (1887), Heinrich Oppenheimer (1876), Ludwig Oppenheimer (1898), Jettchen Sternheimer (1870), Eva Strauss geb. Morgenthau (1873), Sofie Wetterhahn geb. Herzfeld (1876), Klara Wolf geb. Kahn (1885).                       
Auf Grund der Recherche bei Yad Vashem kann keine Zusammenstellung vorgenommen werden, da bei Eingabe des Ortsnamens "Höchst" zu viele (insbesondere alle Frankfurter) Namen angezeigt werden. Auch bei der Liste aus dem Bundesarchiv kann es zu einzelnen Verwechslungen kommen!   
     
Von den in Mümling-Grumbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Emil Kahn (1887), Gutta Kahn (1916), Helmut Kahn (1920), Hermann Kahn (1880), Julius Khan (1932), Manfred Kahn (1918), Rosa Kahn geb. Finke (1894), Sophie Kahn geb. Gutmann (1882), Selma Roßmann geb. Kahn (1891).  
Aus Seckmauern ist umgekommen: Emil Marx (1887, zuletzt wohnhaft in Kassel).            
     
     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule 
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1881 / 1887 / 1889 

Hoechst iO Israelit 28091881.jpg (72793 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. September 1881: "Bekanntmachung. Mit dem 1. Dezember dieses Jahres wird die hiesige israelitische Lehrerstelle, verbunden als Religionslehrer, Vorsänger und Schächter, vakant.
Gehalt 700 Mark, freie Wohnung, nebst Einkommen von mindestens 400 Mark. 
Bewerber für diese Stelle wollen sich unter Vorlagen von Zeugnissen an Unterzeichneten wenden.
Seminaristisch gebildete Lehrer, welche ihren Militärpflichten Genüge geleistet, erhalten Vorzug. Riesekosten werden demjenigen vergütet, welchem die Stelle übertragen wird. 
Höchst im Hess. Odenwald, 26. September 1881. Der Vorstand der israelitischen Religionsgemeinde Höchst: 
Mendel Herrmann, Isaak Flörsheimer, Marx Oppenheimer."
 
Hoechst iO Israelit 08091887.jpg (75650 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1887: "Mit dem 15. Oktober laufenden Jahres oder per sofort wird die hiesige israelitische Lehrerstelle, verbunden als Religionslehrer, Vorsänger und Schächter vakant. Gehalt 700 bis 800 Mark, freie Wohnung, nebst circa 400-500 Mark Nebeneinkommen. Bewerber wollen sich unter Vorlage von Zeugnissen an Unterzeichneten werden. Nur seminaristisch gebildete Lehrer, welche schon Stelle begleitet haben, finden Berücksichtigung. 
Reisekosten werden dem Gewählten vergütet. Höchst im hessischen Odenwald, 4. September 1887.
Der israelitische Vorstand Marx Oppenheimer."
 
Hoechst iO Israelit 15041889.jpg (37947 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. April 1889: "Die hiesige Kantor-, Schächter und Religionslehrerstelle ist sofort zu besetzen. Das Gehalt beträgt nebst freier Wohnung 7-800 Mark und ca. 3-400 Mark Nebeneinkommen. Bewerber wollen sich unter Einsendung ihrer Zeugnisse melden. 
Der israelitische Vorstand: Marx Oppenheimer. Höchst i.O., 12. April 1889." 

           
25-jähriges Gemeindejubiläum von Lehrer Hermann Kahn (1925)  
Der damals noch junge Lehrer Hermann Kahn (geb. 18. September 1878) war seit 1900 in Höchst auf seiner vermutlich zweiten Stelle nach Strümpfelbrunn. Er war die wichtigste Persönlichkeit der jüdischen Gemeinde Höchst bis zu ihrer Auflösung und Zerstörung in der NS-Zeit. Kahn war auch für die klein gewordenen Gemeinden in der Umgebung von großer Bedeutung, da mehrere von ihnen in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg keine eigenen Lehrer mehr hatten (u.a. Habitzheim, Oberklingen, Groß-Umstadt). Hermann Kahn hat die NS-Zeit überlebt und starb 1968 in Alter von 90 Jahren in New York. 

Hoechst aM Israelit 04061925.jpg (58166 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juni 1925: "Höchst, 1. Juni (1925). Am 15. Juni begeht Herr Lehrer Hermann Kahn das 25-jährige Jubiläum seines Wirkens in hiesiger jüdischer Gemeinde. Herr Kahn, der von 1898 bis 1900 in Strümpfelbrunn wirkte, stellte seine ganze Kraft bei Erziehung und Belehrung der Jugend und im Gotteshause in den Dienst von Tora und Jirah (Gottesfurcht). Seine Kollegen vom Unabhängigen Lehrerverein in Hessen werteten seine schützungswerte Kraft durch Entsendung in die Vorstandschaft dieser Organisation. Auch in die Vorstandschaft des neu gegründeten Gesamtlehrervereins für Hessen wurde Herr Kahn gewählt. - Möge es Herrn Kahn noch recht lange vergönnte sein, in bisheriger, vorbildlicher Weise weiterzuwirken."   
 
Hoechst iO Israelit 25061925.jpg (191048 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Juni 1925: "Höchst im Odenwald, 14. Juni (1925). Heute feierte unsere Gemeinde das silberne Dienstjubiläum ihres Lehrers Hermann Kahn. Die Mitglieder aus Höchst und allen angeschlossenen Bezirksgemeinden versammelten sich, um den Mann zu ehren, dem ihre Wertschätzung, ihre Liebe und Dankbarkeit gebührt. Herr Kahn hat es verstanden, in unermüdlichem Pflichteifer, in nie rastender Arbeit und Fürsorge seinen Gemeinden ein herrlicher Lehrer und Führer zu sein, der Jugend den Geist unserer heiligen Tora in unverfälschter Treue einzuimpfen, die Männer und Frauen seiner Gemeinde mit tiefem jüdischen Sinn zu erfüllen. Unter welch unsäglichen Opfern an Zeit und Geld hat Herr Kahn seiner Gemeinde ein moderne rituelles Bad geschaffen! Mit welcher flammenden Begeisterung, mit welcher unversiegbaren Willensstärke arbeitete er im verflossenen Vierteljahrhundert daran, alle religiösen Institutionen seiner Gemeinden der Tradition gemäß einzurichten, auszubauen und zu erhalten! Ob es die Einrichtung von Minjan- und Lernvereinen, von Vereinen und Synagogenchören betrifft, an welches Gebiet seines reichen Arbeitsfeldes man auch denken mag, überall war Herr Kahn derjenige, von dessen Lippen man Belehrung und Erkenntnis schöpfte, zu dem man in Ehrfurcht aufblicken konnte! - 
Die Gemeinden waren es sich deshalb bewusst, die Verdienste ihres Führers an seinem Jubiläumstage anerkennen und laut verkünden, ihm Beweise von Liebe und Dank geben zu müssen. Weite Teile der christlichen Bevölkerung hatten es sich schon am Abend zuvor nicht nehmen lassen, den in allgemeiner, hoher Achtung stehenden Mann durch Fackelzug und Ständchen zu ehren. Die Vorstände der einzelnen Gemeinden und die Jugendvertreter überbrachten reiche und sinnige Geschenke, fanden zur Ehrung des Jubilars schönste Lobesworte. Herr Bick aus Michelstadt überbrachte die Grüße des Hessischen Jüdischen Lehrervereins und   wie im Anschluss an das Prophetenwort 'Denn ich gieße Wasser auf Lechzendes usw.' (Jesaja 44,3) auf das reich gesegnete Wirken des Jubilars hin. In tiefer Andacht nahm die Versammlung die mit Tora-Worten geschmückte Rede entgegen, in der die Gemeinden aufgefordert wurden, diesem - an seiner Stelle großen - Führer in Jisroel weiterhin treue Gefolgschaft zu leisten. 
Vorträge und Reden, Theaterspiel und Musik erhielten die Feststimmung bis zum Morgen. Dem verehrten Jubilar (unsere besten Wünsche)!" 
 
 Fotos zu Hermann Kahn 
(erhalten von
Joe (Justin) Flörsheimer)  
 Hoechst Herrman Kahn 1903.jpg (172053 Byte) Hoechst Liederkranz.jpg (187660 Byte)    Hoechst Liederkranz 02.jpg (507754 Byte)
    Hermann Kahn 1903 im Alter von 25 Jahren als 
Lehrer der jüdischen Schule. Links Salli Flörsheimer 
(im Alter von 8 Jahren, hält einen Hut), der Vater 
von Joe (Justin) Flörsheimer 
 Hermann Kahn (hinter dem Mädchen 
mit der Hinweistafel) als Leiter des 
Liederkranzes Höchst 
  
 Hermann Kahn, vermutlich gleichfalls mit dem Liederkranz Höchst. Kahn sitzt in der
 ersten Reihe, 5. von rechts  
  

      
Referat von Lehrer Hermann Kahn in Höchst: "Was kann der jüdische Lehrer zur Hebung des religiösen Lebens auf dem Lande tun?" (1930) 
Anmerkung: das Referat wurde gehalten auf der Jahresversammlung des 'Unabhängigen israelitischen Lehrervereins in Hessen' im Hörsaal der 'Israelitischen Religionsgesellschaft Frankfurt am Main' am 5. Januar 1930; abgedruckt in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juni und 17. Juli 1930 (zum Lesen bitte Textabbildungen anklicken)  

  Hoechst iO Israelit 26061930.jpg (839946 Byte) Hoechst iO Israelit 26061930a.jpg (201285 Byte)

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Hoechst iO Israelit 17071930a.jpg (236740 Byte)

 
Auszeichnung für Lehrer Hermann Kahn - "Ehrenchormeister des Hessischen Sängerbundes" (1931) 

Hoechst iO Israelit 19021931.jpg (47425 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Februar 1931: "Höchst im Odenwald, 17. Februar (1931). Lehrer Kahn, unser langjähriger Gemeindebeamter, wurde in Anbetracht seiner 27-jährigen ersprießlichen Tätigkeit als Gesangvereinsdirigent unter Verleihung der silbernen Ehrennadel zum Ehrenchormeister des Hessischen Sängerbundes ernannt. Ein Beweis, dass trotz der antisemitischen Strömung sich auch heute noch eine jüdische Persönlichkeit durchzusetzen vermag, falls sie die nötigen Qualitäten besitzt."  

   
   
   
Die jüdische Bezirksschule 1935-1938  
   
Nachdem die jüdischen Kinder 1935 die allgemeinen Volksschulen nicht mehr besuchen konnten, gründete der seit 1900 in Höchst tätige Lehrer Hermann Kahn mit Hilfe der Reichsvereinigung der deutschen Juden eine Bezirksschule in Höchst. Sie wurde in der Folgezeit von Kindern im schulpflichtigen Alter aus bis zu neun umgebenden Gemeinden besucht. Nur gegen großen Widerstand vor Ort konnte die Schule betrieben werden. Als Lehrer unterrichteten die noch amtierenden Lehrer dieser Gemeinden: Lehrer Hermann Kahn und Lehrer Richard Seif (Reichelsheim) die allgemeinen Volksschulfächer, zwei nebenamtliche Lehrer die Fächer Religion, Englisch, Neuhebräisch (Iwrit), Lehrerin Oppenheimer (Fränkisch-Crumbach) und Lehrer Leopold Strauß (Michelstadt) Chemie und Physik, Frau Flörsheimer (Tochter von Lehrer Hermann Kahn) Handarbeit. Im November 1936 betrug die Schülerzahl 44 Kinder. Seit Dezember 1937 war auch Leopold Rothschild aus Pfungstadt Lehrer an der Bezirksschule, nachdem Lehrer Leopold Strauß zum 1. November 1937 ausgeschieden war. Mit den Ereignissen beim Novemberpogrom 1938 kam das Ende der Bezirksschule. Wie die Synagoge und jüdische Wohnhäuser wurde auch die jüdische Schule durch SA-Leute überfallen und völlig verwüstet. Lehrer Seif meldete am 16. Dezember 1938: "Unser Schulbetrieb ruht seit dem 10. November 1938". 
Fotos zur Jüdischen Bezirksschule siehe Website www.vor-dem-holocaust.de

Eröffnung einer Jüdischen Bezirksschule in Höchst (1935)   

Hoechst iO Israelit 03101935.jpg (176755 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Oktober 1935: "Höchst i.O., 2. Oktober (1935). Am Montag, den 16. September wurde die Jüdische Bezirksschule in Höchst im Odenwald eröffnet. Die Leitung der Schule hat davon Abstand genommen, eine größere Eröffnungsfeier zu veranstalten und hatten sich außer den Schülern und Schülerinnen (40 an der Zahl), die Lehrer, Herr Rabbiner Dr. Merzbach und der Vorstand unserer Gemeinde zur Eröffnung eingefunden. Die Schüler und Schülerinnen kommen teils per Bahn teils per Auto nach Höchst. Beteiligte Gemeinden sind Großumstadt, Oberklingen, Reichelsheim, Fränkisch-Crumbach, Neustadt, König, Michelstadt. Die Schule wird geleitet von der Lehrern: Herrn Kahn, Höchst, Herrn Strauß, Michelstadt, Herrn Seif, Reichelsheim, Frau Oppenheimer, Fränkisch-Crumbach, Frau S. Flörsheimer, Höchst i.O. Die Feier fand in der Synagoge statt und nach kurzer Begrüßung durch den Direktor der Schule, Herrn Lehrer Kahn in Höchst i.O. ergriff Herr Dr. Merzbach das Wort, um ermahnende und aufmunternde Worte an die Kinder, an die Lehrer und an den Vorstand der Gemeinde zu richten. Bei dieser Gelegenheit wurde der Gründer der Schule, Herr Lehrer Kahn, durch Herrn Dr. Merzbach durch Verleihung das Chawer-Titels geehrt. Am darauf folgenden Schabbos hielt unsere Gemeinde anschließend einen Festgottesdienst ab; derselbe wurde durch schöne Gesänge usw. verschönert. Der erste Vorstand der Gemeinde, Herr Arthur Flörsheimer, gratulierte im Namen der Gemeinde dem Jubilar mit dem besonderen Wunsche, dass der Baum (Schule), welcher von Herrn Lehrer Khan angepflanzt wurde, auch weiterhin blühen und gedeihen möge und unsere Kinder zu frommen wahrhaften Jehudim erzogen werde. Die Gemeindemitglieder wurden alle zur heiligen Tora aufgerufen und durch einen extra Mischeberach von Seiten der Mitglieder für den Jubilar sowie für die Schule wurde der gespendete Erlös der Schule zugeteilt. - Mit einer ergreifenden Dankschlussansprache des Herrn Lehrer Kahn, welcher uns auch weiterhin seine Treue bekundete, fand der feierliche Gottesdienst sein Ende. F.S."

    
Schulabschluss des Schuljahres 1935/1936 

Hoechst iO Israelit 23041936.jpg (59810 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. April 1936: "Höchst i.O., 20. April. Anlässlich der Schulabschlussfeier der jüdischen Bezirksschule in Höchst i.O. wurde eine Bibliothek, die der Landesverband Hessen des Zentralvereins dieser Schule gestiftet hatte, durch den Syndikus des Landesverbandes, Herrn Dr. Matzdorff, Frankfurt am Main übergeben. der Leiter der Schule, Herr Lehrer Kahn, dankte dem Zentralverein und Herrn Dr. Matzdorf persönlich für das wertvolle Geschenk, das bewiesen habe, ein wie großes Interesse der Zentralverein für die Entwicklung des jüdischen Schul- und Gemeindelebens habe. Die Bücherei wird nicht nur den Schülern, sondern auch ihren Eltern und Lehrern zur Verfügung stehen." 
   
 Hoechst Juedische Schulklasse oN.jpg (131463 Byte)  Hoechst Juedische Schulklasse mN.jpg (105337 Byte)

Links: Jahrgang 1935/36 der jüdischen Bezirksschule in Höchst mit 
den beiden hauptamtlichen Lehrern Hermann Kahn (in Hintergrund rechts) und Richard Seif (am Bildrand links).

 Die Namen der Schülerinnen und Schüler nach Mitteilung von Joe (Justin) Flörsheimer vom 26.2.2018 - soweit bekannt, siehe Nummerierung auf dem Foto rechts: 1. Joe (Justin) Flörsheimer, 2. Meinholt Kahn, Martin, Sohn von Lehrer Hermann Kahn, 4. Werner Haas, 6. Fred Haas, 12. Ernst Joseph (Reichelsheim), 14. Kurt Marx, 20. Margrit Haas, 21. Hanna Oppenheimer, 23. Gertrude Kahn, 26. Helga Reichelsheimer, 27. Ruth Oppenheimer, 28. Evi Kramer (?), 29. Kurt Reinheimer, 31. Fred Reinheimer, 32. Fritz Reinheimer, 37. Wolf Colder, 39. Lehrer Oppenheimer. Lehrer Seif am Bildrand links hat die Kinder der umliegenden Gemeinden immer mit dem Bus im Hintergrund abgeholt.    
     
Hoechst Juedische Schulklasse Maedchen oN.jpg (39395 Byte)   Hoechst Juedische Schulklasse Maedchen mN.jpg (89476 Byte) Gruppe von Mädchen an der Schule, die Handarbeiten lernten durch Rosa Flörsheimer, Tochter von Lehrer Hermann Kahn und durch die Mutter von Joe (Justin) Flörsheimer   
Auf dem Foto konnten identifiziert werden: Hanna Oppenheimer, Ruth Oppenheimer, Evi Kramer, Margit Haas, Doris Katz*, Ilse NN aus Reichelsheim oder Fränkisch-Crumbach.  

*nach Mitteilung von Carsten Hofferbert vom 2.11.2018 mit dem Hinweis auf einen Artikel in der "Frankfurter Allgemeinen" über Doris Katz: "Von der Wiege bis in die Gaskammer"  (nach Recherchen von Brigitte Diersch) sowie weiterführendem Link mit vielen Informationen und Fotos: "Brigitte Diersch: "Und dann war sie weg...' Das kurze Leben der Doris Katz".  

   
Über die jüdische Bezirksschule in Höchst (1936): Bericht der Mutter einer Schülerin (1936) und Zeitzeugenbericht der Tochter (2004) 
   
Anmerkung: die ersten Sätzen des Lesebriefes beziehen sich auf die Frage der grundsätzlichen Einrichtung einer jüdischen Schule; im weiteren wird auf die positiven Erfahrungen in Höchst verwiesen. Bei der Autorin Grete Oppenheimer-Kraemer (= Margarete Oppenheimer) handelt es sich um die die Frau des Zigarrenfabrikanten Moritz Oppenheimer in Fränkisch-Crumbach und spätere (Januar 1939 bis Oktober 1940) Leiterin des israelitischen Waisenhauses in Mannheim. Die Kinder des Ehepaares Oppenheimer besuchten - zumindest teilweise - die jüdische Bezirksschule in Höchst. Moritz und Margarete Oppenheimer wurden in Auschwitz ermordet.        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juni 1936: "Eingesandt. Fränkisch-Crumbach, Mai 1936. 
An die Redaktion der Pädagogischen Beilage des "Israelit". Gestatten Sie folgenden, aus eigener Erfahrung erwachsenen Beitrag einer 'Zionistin' zum viel diskutierten Problem der neuen jüdischen Schule. Kaum bekommt man ein jüdisches Zeitungsblatt in die Hand, das nicht Aufsätze enthält über die Ausgestaltung der Schule und die Frage behandelt, die mir ihr in Zusammenhang stehen und Beantwortung verlangen. Die Bemühungen der Organisationen, Lehrer und Eltern gehen in derselben Richtung. Dabei macht man mancherorts die Beobachtung, dass wohl viel geredet und auch geschrieben wird, es aber schwer hält und ziemlich lange dauert, zur frischen, frohen Tat zu schreiten. So wird die Gründung der Schule immer wieder hinausgeschoben, viel länger, als es Kindern und Eltern, die die jüdische Schule brauchen, tunlich erscheint. Natürlich ergeben sich Schwierigkeiten mancherlei Art. Aber sie können behoben werden, wenn der Hebel an der richtigen Stelle angesetzt wird. Lasst die jüdische Schule nur einmal vorhanden sein! Viele Schwierigkeiten lösen sich dann von selbst, und die Arbeit schreitet besser und erfreulicher vorwärts, als man vorher gedacht. Als Beweis diene die jüdische Bezirksschule in Höchst im Odenwald, die im Herbst 1935 gegründet wurde, teilweise gegen den Widerstand der Leute, die heute ihren Segen verspüren, und die, abseits aller Öffentlichkeit tüchtige Arbeit leistet. Die Gründung dieser Schule ist die Tat eines zielbewussten und tatkräftigen Mannes, des Religionslehrers Kahn in Höchst i.O., der Zeit und Kraft, Bequemlichkeit und schließlich sogar einen Teil der eigenen Wohnung opferte, dadurch aber auch erreichte, was größeren Gemeinden noch nicht gelang. Die Schule wird heute von nahezu 50 Kindern aus etwa 10 kleinen und kleinsten Gemeinden des nördlichen Odenwalds besucht. Der Unterricht liegt in den Händen der Religionslehrer von Höchst, Michelstadt und Reichelsheim. Eine Frau aus Höchst erteilt unentgeltlich den Handarbeitsunterricht und einige Stunden hat eine ehemalige Lehrerin übernommen, die heute hauptberuflich als Hausfrau in einem Nachbardorfe tätig ist. Das schwierigste Problem war der Schulweg. Aber es gelang, auch dieser Schwierigkeit Herr zu werden. Wohl können die meisten Kinder die Bahn benutzen, für die Kinder aus drei Dörfern ist jedoch eine Bahnverbindung nicht vorhanden. Hier griff in dankenswerter Weise die Reichsvertretung der Juden in Deutschland ein, sie stiftete ein Auto und übernahm einen Teil der entstehenden Kosten. Natürlich bleibt das Autofahren in schwierigem Gelände immer etwas Unbehagliches. Es gab auch schon allerhand Aufregungen, wenn es dem Wagen zu streiken beliebt, aber das muss mit in Kauf genommen werden. Sehr schwierig und heute noch nicht restlos gesichert ist die Finanzierung. die Kinder zahlen Schulgeld, die angeschlossenen Gemeinden leisten außerdem den Beitrag an die Schulkasse, den sie früher für die       
Hoechst iO Israelit 04061936a.jpg (148569 Byte)Kosten des Religionsunterrichts aufbrachten, d.h. sie sollen ihn zahlen.    
Der Lehrplan ist der einer Volksschule. Religions- und Bibelunterricht nehmen einen großen Raum ein. Daneben besteht fakultativer Unterricht in Neuhebräisch und Englisch. (Im neuen Stundenplan ist auch Stenographie vorgesehen.) Es sind zwei Klassen mit je vier Jahrgängen vorhanden. Störend wirkt vor allem der Mangel an Lehrmitteln, sowie das Fehlen einer ausreichenden Lehrerbibliothek. Der Zentralverein hat in liebenswürdiger Weise jetzt eine Bibliothek zur Verfügung gestellt. Vielleicht findet sich hie und da ein Freund der jüdischen Schule und des jüdischen Kindes bereit, der Schule das eine oder andere ihr fehlende Lehrmittel zu überweisen. Er könnte sich innigsten Dankes versichert halten. Trotz der noch vorhandenen Mängel wird in der Schule tüchtig gearbeitet, und vor allem - die Kinder fühlen sich wohl in dem Milieu, in das ihre Schule sie hineinstellt. Der Schulleiter und fast alle Lehrer sind orthodox. Wenn aber ich, die ich seit einem Vierteljahrhundert zum Zionismus gehöre und selbst lange Zeit an einem zionistischen Gymnasium in Litauen gearbeitet habe, mir die Frage vorlege, was ich an der Schule, in die ich meine eigenen Kinder schicke, anders sehen möchte, so kann ich sagen, es wäre mir lieb, wenn solche selbstverständlichen Dinge wie Globus, physikalischen Apparate, Chemikalien, Bilder, Turngeräte, Sportgeräte usw. vorhanden wären, von Projektionsapparaten, schönen Räumen ganz zu schweigen. Was aber jüdische Erziehung und Beeinflussung - nicht nur durch den Religionsunterricht, sondern durch den Geist, den die Schule durchweg atmet - anbelangt, so beobachte ich, dass die Art, wie die Kinder und gerade die jüngeren, ins Judentum hineinwachsen, so erfreulich unproblematisch, so natürlich, organisch lebendig und intensiv ist, dass ich froh zu allem 'Ja' sagen kann.   Grete Oppenheimer-Kraemer."   
  
Zeitzeugenbericht der Tochter der Verfasserin des obigen Leserbriefes mit Bericht über ihren Besuch der jüdischen Schule in Höchst  
Reichelsheim MOppenheimer 010.jpg (50080 Byte) Reichelsheim Ruth David 010.jpg (45200 Byte) Reichelsheim Ruth David 011.jpg (33251 Byte)
Oben: Ehepaar Margarete (Grete) und Moritz Oppenheimer mit Tochter Feodora (geb. 1934). Grete Oppenheimer - die den obigen Leserbrief über die jüdische Schule Höchst geschrieben hatte - war seit Januar 1939 Leiterin des Israelitischen Waisenhauses in Mannheim. Zusammen mit ihrem Mann, der krank aus dem KZ Buchenwald zurückkam, betreute sie etwa 15 Waisenkinder. Mit zwei ihrer Kinder - Michael und Feodora - und den etwa 15 Waisenkindern wurde das Ehepaar am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert. 1942 wurde das Ehepaar nach Auschwitz deportiert und ermordet. Michael und Feodora wurden gerettet.   Oben: Ruth L. David geb. Oppenheimer (jeweils 2.von rechts), die 1929 geborene Tochter von Grete und Moritz Oppenheimer berichtet an der Georg-August-Zinn-Schule in Reichelsheim. Zusammen mit Hilde Katzenmaier - Verfasserin eines Buches zur jüdischen Geschichte in Fränkisch-Crumbach - gab Ruth David mit Auszügen aus ihrem Buch, "Ein Kind unserer Zeit", teilweise erschütternde Einblicke in das Leben jüdischer Familien im Nazi-Deutschland.
Fotos: links aus Volker Keller: Bilder vom jüdischen Leben in Mannheim 1988 S. 93; die beiden Fotos oben aus der Website der Georg-August-Zinn Schule in Reichelsheim (fotos: koe; Quelle).
        
Im nachfolgenden Zeitzeugenbericht berichtet Ruth David geb. Oppenheimer u.a. über ihre Zeit als Schülerin in der jüdischen Bezirksschule in Höchst: Dem Holocaust entkommen. Die erste Lesung mit Ruth David an der Georg-August-Zinn-Schule Reichelsheim (Oktober 2004). 
Reichelsheim (der ganze Bericht wird auf der Seite zu Fränkisch-Crumbach zitiert, hier nur der den Schulbesuch in Höchst betreffende Abschnitt):  
"...Ruth Oppenheimer wird 1935 im Alter von sechs Jahren in Fränkisch-Crumbach eingeschult. Sie begreift sehr schnell, dass sie anders ist. Während alle Klassenkameraden beim Betreten des Lehrers aufstehen und den Arm zum Hitler-Gruß in die Höhe reißen, muss Ruth als einzige Jüdin sitzen bleiben. Aber nach bereits einem halben Jahr endet für sie die Schulzeit in der Volksschule. Die Nationalsozialisten im Odenwald wollten besonders "fortschrittlich" sein und ihre Schulen schnell "judenfrei" haben. Nach dem Rausschmiss aus der Schule bemühen sich die Eltern, die Kinder irgendwo anders unterrichten zu lassen. In Höchst wird eine kleine Schule eingerichtet, die die jüdische Gemeinde finanziert. Es waren etwa 35 Kinder aus dem ganzen Odenwald, berichtet Ruth David, die zum Teil mit einem alten zum "Schulbus umgebauten Auto nach Höchst gefahren wurden. Ihr Schulweg führt von Reichelsheim nach Fränkisch-Crumbach, über Brensbach und Höllerbach nach Höchst. Ein Erlebnis blieb ihr besonders im Gedächtnis haften, als ein NSDAP-Mann ihren Schulweg blockierte und mit einer Motorkurbel sämtliche Scheiben ihres Autos einschlug. Oft wurde der 'Judenbus' mit Steinen beworfen..."   


Werbung für die Bezirksschule im Frühjahr 1938 

Hoechst iO Israelit 31031938.jpg (52258 Byte) Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. März 1938: "Die jüdische Bezirksschule Höchst/Od. nimmt Schüler und Schülerinnen im volksschulpflichtigen Alter gegen mäßiges Schulgeld und billigen Pensionspreis auf. Ausbildung außer in den Volksschulfächern in Englisch, Iwrith, Kurzschrift und Buchführung. Beaufsichtigung der Schulaufgaben und Nachhilfe durch die Lehrkräfte unentgeltlich. Näheres durch die Schulleitung."

   
   
Spendenaufrufe für notleidende Gemeindeglieder 1889 / 1893 / 1894    

Hoechst iO Israelit 07021889.jpg (95563 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Februar 1889: "Dringende Bitte! Höchst im Odenwald, 4. Februar 1889. In unserer israelitischen Gemeinde haben wir zwei unzurechnungsfähige, arme, ledige Waisen im Alter von 25 und 26 Jahren, deren Mutter über 1 1/2 Jahr tot, und der Vater diese Woche in das bessere Jenseits abberufen worden ist, somit keinen Ernährer mehr haben. Da schon durch das lange Krankenlager des letzteren die Gemeinde viel Opfer gebracht hat, so sehen wir uns dringend veranlasst, für die Genannten die Mildtätigkeit in Anspruch zu nehmen. Es fehlen denselben gänzlich die Mittel zum Lebensunterhalt, ohnedies hat der Vater viel Schulden hinterlassen, sodass es kommen kann, dass das Haus, welches dieselben haben, durch Zwang verkauft wird, und dadurch noch ihrer Wohnung verlustig werden. Da wir es aber uns zur Aufgabe machen, durch alsbaldige Gaben die dringendsten Schulen zu decken, um denen Wohnsitz womöglich zu retten, so bitten wir edle Menschenfreude um Zusendung milder Gaben, deren Empfang öffentlich quittiert wird. 
Der israelitische Vorstand: Moses Oppenheimer, Marx Rapp. 
Auch die Expedition des 'Israelit' ist gern bereit, Gaben in Empfang zu nehmen und weiter zu befördern."
 
Hoechst iO Israelit 22091893.jpg (120210 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. September 1893: "Der ergebenst Unterzeichnete erlaubt sich hiermit Folgendes höflichst der gefälligen Berücksichtigung zu empfehlen. Meine beiden seligen Schwestern haben schon einige Jahre das Zeitliche gesegnet ohne Vermögen zu hinterlassen, zwar ein Haus, allein ich war nicht imstande, die auf dem Hause ruhenden Lasten zu bestreiten und ist dasselbe voriges Jahr auf dem Zwangsweg verkauft worden. Ich wohne jetzt mit meiner geistig zurückgebliebenen Schwester in Miete und fällt es mir sehr schwer die Hausmiete zu zahlen, wie es mir überhaupt schwer fällt für den nötigen Lebensunterhalt zu sorgen. Sodann bin ich, sowie meine Schwester wegen schwacher Körperbeschaffung heimgesucht und ich Unterzeichneter leide an Rheumatismus und sonstige Krankheiten dadurch ich gar nichts verdienen kann, und wir Armen Not leiden müssen. Um doch als frommer Israelit zu leben, und nicht auf den Abweg zu geraten, so fühle ich mich benötigt, mich an alle edel gesinnten Glaubensgenossen die gehorsamste Bitte zu richten, dass Sie meine Bitte beherzigen mögen und uns Armen eine gütige Unterstützung von ihrer milden Hand zukommen lassen. Der liebe Gott wird es Ihnen lohnen. 
Höchst im Odenwald. Hochachtend Emanuel Flörsheim.
Die Angaben des Bittstellers werden unter dem Anfügen als auf Wahrheit beruhend bestätigt, dass es demselben und seiner Schwester in Folge ihres körperlich traurigen Zustandes nicht möglichst ist, etwas für ihren Unterhalb zu erwerben. Höchst, 3. August 1893. Großherzogliche Bürgermeisterei Höchst. Lang."   
 
Hoechst iO Israelit 19071894.jpg (99314 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juli 1894: "Aufruf. In unserer Gemeinde befinden sich zwei arme, ledige Glaubensgenossen, die, mit körperlichen Gebrechen behaftet, großen Mangel leiden müssen. Die hiesigen Jehudim haben schon sehr viel getan, doch sind sie nicht imstande, diese Armen gänzlich zu unterhalten, da noch andere ähnliche Pflichten sie zu erfüllen haben! Um nun diesen bejammernswerten Menschen irgend einen Erwerb verschaffen zu helfen, rufen wir die Hilfe edler Menschen an! Unterstützungen wolle man an den unterzeichneten Vorstand gelangen lassen, welcher in diesem Blatte Quittung erteilen wird. 
Höchst im Odenwald, 7. Tammus 5654 (11. Juli 1894). Der Vorstand der israelitischen Gemeinde. Max Oppenheimer, Levi Stein, Lehrer. Auch die Expedition dieses Blattes ist gerne bereit, Gaben unter Nr. 3796 in Empfang zu nehmen und weiter zu befördern."   

  
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Zum Tod von Herz Löb I. (1903)    

Hoechst iO Israelit 10091903.jpg (207501 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. September 1903: "Höchst im Odenwald, 8. September (1903). Am vorigen Freitag, den 12. Elul (= 4. September 1903), trugen wir einen Mann zu Grabe, der es verdient hat, auch in Ihrer geschätzten Zeitschrift gewürdigt zu werden. Herr Herz Löb I. hauchte im gottgesegneten Alter von 94 Jahren am 10. Elul (2. September 1903) in Folge eines Schlaganfalles seine reine Seele aus. Groß ist der Verlust, den die hiesige Gemeinde, die Chewra Kadischah und nicht zum mindesten die Familie des Verstorbenen durch den Hintritt dieses Mannes erlitten hat. Gehörte er doch zu Jenen, die in unserer heutigen materiellen zeit immer seltener werden, die für die Ideale des unverfälschten Judentums mit allen Kräften eintreten und in keiner Weise, auch nicht in den schwierigsten Verhältnissen von den Gesetzen unseres Glaubens abweichen. Die ausgedehnte Beteiligung auch von nichtjüdischer Seite an der am Freitag stattgefundenen Beerdigung legte beredtes Zeugnis ab von der großen Beliebtheit des Verstorbenen. Am Grabe entwickelte Lehrer Kahn ein Lebensbild des Entschlafenen und schilderte die hohen Tugenden, die diesen Frommen krönten. Obwohl in ärmlichen Verhältnissen lebend, scheute er nie eine noch so große Ausgabe, um jedes Gebot auszuführen. Groß war sein Eifer im Besuche des Gotteshauses. Keine Jahreszeit konnte ihn abhalten bis zu den letzten Wochen vor seinem Tode immer als Erster im Gotteshause zu erscheinen. An ihm hing er mit einer grenzenlosen Liebe und noch vor 14 Tagen, als schon Krankheit ihn befallen, konnte ihn nichts zurückhalten, den Gottesdienst zu besuchen, bis ihm das Versagen seiner Kräfte den ihm lieb gewordenen Gang nicht mehr gestattete.  Sein sehnlichster Wunsch, noch das im Neubau befindende Gotteshaus nach seiner Vollendung betreten zu dürfen, sollte ihm leider nicht mehr erfüllt werden, wie ihm überhaupt in seinem langen Leben gar mancher Wunsch nicht erfüllt wurde. An ihm bewahrheiteten sich die Worte unserer Weisen: 'Viel Unglück wird der Gerechte erdulden müssen, aber durch seine Gerechtigkeit wird er leben und noch im höchsten Alter Früchte tragen.' Mehr als 60 Jahre gehörte der Verstorbene der hiesigen Chevra Kadischah an, die einen treuen Freund ihrer Bestrebungen durch seinen Tod verloren hat. 'Die Krone der Großeltern sind die Enkel und der Schmuck der Kinder ihre Eltern.' Möge dieser Sprach sich auch hier bewahrheiten, mögen die Kinder, Enkel und Urenkel unseres braven Mitbruders auch in seinem Tode seine Krone bleiben, indem sie in seinem Sinne und Geiste leben und wirken, so wie er stets über das Grab hinaus ihre Ehre und ihr Schmuck bleiben wird. Das Andenken an den Gerechten ist zum Segen."  
   
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18. September 1903: "Höchst (Odenwald). Am 2. dieses Monats starb unser ältester Mitbürger, der greise Herz Löb I, im Alter von 94 Jahren. Über 60 Jahre gehörte er der Chewra Kadischa an, die in ihm ihren treusten Förderer, ihren wärmsten Freund verliert. Voll tiefster Religiosität war er ein durch und durch lauterer Charakter und erfreute sich der ungeteilten Verehrung seiner christlichen und jüdischen Mitbürger. An der Bahre sprach Herr Lehrer Cahn bewegte Worte des Nachrufes."    

    
Zum Tod von Josef Kahn (1930)
Anmerkung: unklar ist, ob Josef Kahn aus Höchst oder aus Groß-Umstadt stammte - dem letzten Satz des Artikels nach eher aus Groß-Umstadt.

Hoechst iO Israelit 18121930.jpg (118580 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Dezember 1930: "Höchst im Odenwald, 15. Dezember (1930). Am 13. Kislew (3. Dezember 1930) hat Josef Kahn im 71. Lebensjahre seine reine Seele ausgehaucht. In unserer kleinen Gemeinde bildete er noch die letzte Säule des orthodoxen Judentums, dem er mit ganzem Herzen und ganzer Seele angehörte und das mit seinem Heimgange einen unersetzlichen Verlust erlitte. War er doch derjenige, der bei dem, zumal auf dem Lande, immer mehr zunehmenden Materialismus noch ideales Streben zeigte und in der Liebe zur Religion der Väter Opfer zu bringen, gerne bereit war. Bei der unter überaus großer Beteiligung stattgefundenen Beerdigung schilderte Herr Rabbiner Dr. Merzbach - Darmstadt, wie Kahn stets als ein wahrheitsliebender, nach Wahrheit strebender Mensch, aufrecht als ehrlicher Mann, reeller Geschäftsmann und überzeugungstreue Jehudi seinen Weg ging, unbeirrt um das Urteil und Tun seiner Zeitgenossen. So war es kein Wunder, dass er in allen Kreisen wohlbeliebt und innerhalb der Familie der Mittelpunkt war, um den sich alle Liebe und Hingebung der Seinen, an denen er mit allen Fasern seines liebevollen Herzens hing, kristallisierte. Mögen die Hinterbliebenen in ihrem großen Schmerze Trost finden in dem Gedanken, einen herrlichen Vater, einen aufopferungsfähigen Gatten, einen vorbildlichen Wegweiser besessen zu haben. Mögen aber auch in der Gemeinde Groß-Umstadt sich wieder Männer finden, die sich bestreben, die durch seinen Heimgang entstandene Lücke wieder auszufüllen, um das jüdische Leben, wie er es liebte und pflegte, für alle Zukunft zu erhalten. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

  
  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe sowie Einzelpersonen, dazu eine allgemeine Anzeige (Werbung für Höchst)    
Anzeige des Vorstandes einer mildtätigen Stiftung - Aron Flörsheimer II und Lösermann Krämer I. (1849)     
(Anzeige erhalten von Hans Peter Trautmann)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Odenwälder" vom 16. Januar 1849: "Man bringt hiermit zur öffentlichen Kenntnis, dass die Moses Krämers Witwe von Höchst ihren Sohn Löw Krämer wegen einem Beitrage von 1 fl. 26 kr., den derselbe als Mitglied in eine hiesige milde Stiftung verschuldete, aus derselben ausstreichen ließ. Es ist dieses umso mehr zu bedauern, da die Moses Krämers Witwe in sehr guten Vermögensverhältnissen lebt, und verdient der Fall veröffentlicht zu werden. 
Höchst, am 14. Januar 1849. Im Auftrage der Stiftung:
Aron Flörsheimer II., Stiftungsvorsteher.  Lösermann Krämer I., Stiftungsrechner."       

  
Anzeige des Sofer (Torarollenschreibers) H. Herrmann (1870)

Hoechst iO Israelit 10081870.jpg (64656 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. August 1870: "Annonce
Bei dem Unterzeichneten sind fertige Tefillin und Mesussot fortwährend zu mäßigen Preisen zu beziehen. Derselbe empfiehlt sich ferner für alle in dieses Fach einschlagende Arbeiten und Reparaturen; Zeugnisse über Befähigung und Religiosität können jederzeit vorgelegt werden. 
H. Herrmann

Zehngeboteschreiber (Sofer) in Höchst im Odenwalde."

    
Anzeige von Minna Flörsheimer (1903)       

Hoechst iO Israelit 16071903.jpg (17300 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juli 1903: "Bei Trauerfällen 
zu wachen empfiehlt sich. 
Minna Flörsheimer, Höchst i.O."       

 
Anzeige von Emanuel Flörsheimer (1903)
   

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. Juli 1903: "Suche für meinen Sohn Lehrlingsstelle. Emanuel Flörsheimer, Höchst i.O."     

      
Werbung für Höchst mit Hinweis auf Möglichkeiten der streng koscheren Küche" (1904)

Hoechst iO FrfIsrFambl 06051904.jpg (47177 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 6. Mai 1904: "Höchst im Odenwald. Herrlich gelegener waldreicher Luftkurort, Station der Strecke Frankfurt - Hanau - Eberbach. - Streng koschere Küche und freundliche Privatwohnungen werden nachgewiesen. - Schöne Spaziergänge in nahe gelegenen Wäldern, ausgezeichnetes Quellwasser, Bäder, Ärzte und Apotheke am Platze. Auskunft erteil Bernhard Krämer, Vorsitzender des Verkehrsvereins."

   
Verlobungsanzeige für Clara Kahn und Hermann Kahn (1922)  

Hoechst iO Israelit 31081922.jpg (29243 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1922: "Gott sei gepriesen.  
Clara Kahn - Hermann Kahn
. Verlobte. 
Groß-Umstadt - Höchst, Odenwald. August 1922."  

  
Verlobungsanzeige von Hedwig Stern und Arthur Wertheimer (1922) 

Hochstadt Israelit 07091922.jpg (24597 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. September 1922: "Hedwig Stern - Arthur Wertheimer
Verlobte. Hochstadt Kreis Hanau - Höchst im Odenwald. 8. September 1922."

   
Hochzeitsanzeige von Hermann Flörsheim und Tilly geb. Grünebaum (1930)    

Hoechst iO Israelit 09011930.jpg (32803 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Januar 1930: "Statt Karten: 
Hermann Flörsheim - Tilly Flörsheim geb. Grünebaum. Vermählte. 
Frankfurt am Main - Frankfurt am Main / Höchst (Odenwald). 
Trauung und Empfang: Sonntag, 12. Januar, 1 1/2 Uhr, Loge Sokrates, Hochstr. 14".  

  
Verlobungsanzeige für Selma Kahn und Ernst Grünstein (1929) 

Hoechst iO Israelit 18041929.jpg (28770 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1929: "Statt Karten - Gott sei gepriesen.  
Selma Kahn - Ernst Grünstein. Verlobte. 
Karlsruhe in Baden, Kreuzstraße 25 / Höchst im Odenwald - Miltenberg/Main. April 1929."   

      

Kennkarten aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarten zu Personen, 
die in Höchst im Odenwald geboren sind
 
 Hoechst iO KK MZ Heumann Eva.jpg (90398 Byte)  Hoechst iO KK MZ Jonas Auguste.jpg (88503 Byte) Hoechst iO KK MZ Stein Jettchen.jpg (88091 Byte) 
   KK (Mainz 1939) für Eva Heumann geb. Herzfeld
 (geb. 22. Juni 1883 in Höchst i.O.), wohnhaft in
 Mainz, am 27. September 1942 deportiert ab
 Darmstadt in das Ghetto Theresienstadt, wo sie 
am 23. Dezember 1944 umgekommen ist   
 KK (Dieburg 1939) für
 Auguste Jonas geb. Oppenheimer 
(geb. 21. Juni 1875 in Höchst i.O.) 
 
   
 KK (Dieburg 1939) für 
Jettchen Stein
 
(geb. 1. August 1889 in Höchst i.O.) 
 
 
       
 In Höchst im Odenwald lebte:  Gross-Umstadt KK MZ Floersheimer Ida.jpg (102867 Byte)    
*Anmerkung Ida Flörsheimer (Kennkarte rechts): Quelle: Geschichte und Schicksale der Juden zu Höchst. Hrsg. Gemeindevorstand Hochst i.Odw. 1985 S. 187.  KK (Erbach 1939) für Ida Flörsheimer geb. Rapp (geb. 18. Oktober 1882 in Groß-Umstadt), wohnhaft in Höchst i.Odw.*, Ehefrau von Meier F., abgemeldet nach Frankfurt am 27. April 1939; am 22. November 1941 ab  Frankfurt nach Kowno (Kaunen, Fort IX) deportiert, umgekommen       

    
    
    
Zur Geschichte der Synagoge                 
    
Um 1700 dürfte eine Synagoge vorhanden gewesen sein. Auf einem Stein war die Jahreszahl 1732 mit dem Vermerk "renoviert" eingetragen. Auch 1796 wurde die Synagoge erneuert - nach der Erinnerung von 1904 (siehe unten) wurde die Synagoge in diesem Jahr erbaut. 1859 wurde eine Synagogenordnung erstellt. 1870 wurde die Synagoge erneuert.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Neubau einer Synagoge geplant, nachdem sich die alte Synagoge in einem inzwischen baufälligen Zustand befand. Der Darmstädter Architekt (Brandversicherungsassistent) Fleckenstein zeichnete die Pläne. Mit einem Kostenaufwand von 30.000 Mark wurde an Stelle der alten Synagoge eine für den Ort repräsentative Synagoge erstellt. Während der Bauzeit wurden die Gottesdienste in einem provisorischen Betsaal abgehalten. Mit einem großen Fest für den gesamten Ort konnte vom 12.-14. Februar 1904 die Synagoge durch den Darmstädter Landesrabbiner Dr. Marx eingeweiht werden
.    
    
Ankündigungen der Synagogeneinweihung (Ende 1903 / Anfang 1904)   

Hoechst iO FrfIsrFambl 06111903.jpg (23443 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 6. November 1903: "Höchst i. Odenwald. Die Vollendung des Synagogenneubaues schreitet bei dem günstigen Wetter rüstig vorwärts. Die Einweihung wird voraussichtlich im Februar stattfinden."
 
Hoechst iO Israelit 28011904.jpg (16959 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Januar 1904: "Höchst i.O. Freitag, 12. Februar (1904), wird unsere neu erbaute Synagoge eingeweiht werden. Das Programm der Feier verspricht viele geistige und physisches Genüsse."
 
Hoechst iO FrfIsrFambl 05021904.jpg (57896 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 5. Februar 1904: "Höchst im Odenwald. Die Einweihungs-Feierlichkeiten unserer neuen Synagoge finden am 12., 13. und 14. Februar statt. Freitag, den 12. Februar, nachmittags 12 3/4 Uhr ist Abschieds-Gottesdienst im seitherigen Betsaale, dann Zug nah der neuen Synagoge, dann Einweihungsfeier. Samstag Morgen wird ein Festgottesdienst abgehalten. Samstag und Sonntag Abend finden Bälle statt. Zu Auskunftserteilungen ist Herr Meier Flörsheimer gerne bereit." 

Die Einweihung der neuen Synagoge vom 12.-14. Februar 1904   

Hoechst iO FrfIsrFambl 19021904.jpg (78553 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 19. Februar 1904: "Höchst im Odenwald. Am 12. dieses Monats wurde die an der Stelle des 1796 erbauten und im vorigen Jahre niedergelegten israelitischen Gotteshauses nach den Plänen der Brandversicherungsassistenten Herrn Fleckenstein in Darmstadt neu aufgeführte und bis in alle Einzelheiten wohl gelungene Synagoge unter Beteiligung der gesamten Bevölkerung eingeweiht. Außer der israelitischen Gemeinde gehörten dem Festzuge sechs hiesige Vereine an. Die Festpredigt in der neuen Synagoge hielt Herr Rabbiner Dr. Marx in eindrucksvoller, ergreifender Weise. Die Synagoge ist im maurischen Stile gehalten und verursachte einen Kostenaufwand von über 30.000 Mark."

Ausführlicher Bericht zur Einweihung von Lehrer Hermann Kahn in der Zeitschrift "Der Israelit" (1904) 

Hoechst iO Israelit 25021904.jpg (183400 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Februar 1904: "Höchst i.O. Im Anschluss an Ihre kurze Notiz über die hiesige Synagogeneinweihung gestatte ich mir, Ihnen einen ausführlichen Bericht über erwähnte Feierlichkeit behufs Aufnahme in Ihrem geschätzten Blatte zukommen zu lassen: Die hiesige Synagogenweihe gestaltete sich zu einem wahren Kiduschhaschem (Heiligung des Gottesnamens). Aus der weitesten Umgebung waren nicht nur Juden, sondern auch Nichtjuden in großer Anzahl herbeigeeilt, um an unserem Feste teilzunehmen. Der ganze Ort prangte in Flaggen- und Girlandenschmuck und eine große Anzahl hiesiger Bürgersleute beteiligten sich nebst den Beamten und Vereinen an dem die Feierlichkeiten einleitenden Festzuge. Nachdem Mittags 12 3/4 im seitherigen Betlokale das Mincha-Gebet gesprochen und Herr Landesrabbiner Dr. Marx - Darmstadt in tief ergreifenden, zu Herzen gehenden Worten Abschied von der bisherigen Andachtsstätte genommen, wurden die Torarollen den Trägern übergeben und der Festzug formierte sich. Voraus schritt die hiesige freiwillige Feuerwehr, sodann folgten ein Musikkorps, die Schulkinder, bunte Fahnen mit der Aufschrift K"T (= Kewod Torato = "Die Ehre Seiner Tora") tragend, der Synagogenchor, die Schlüsselträgerin mit Ehrendamen, die Torarollenträger unter einem von Girlanden tragenden Ehrendamen umgebenden Baldachin, Rabbiner und Lehrer, Kreisamtmann Langemann, der Vorstand hiesiger Gemeinde, Bürgermeister und Gemeinderäte, und verschiedene andere Gemeinde und Staatsbeamten. Hierauf schlossen sich dem Zuge, als Zeichen schönster Toleranz, sämtliche hiesige Vereine mit ihren Fahnen an. Ihnen folgten dann die hiesigen Gemeindemitglieder und alle übrigen Festteilnehmer. Ein  nicht zu übersehender Zug war es, der sich zur neuen Synagoge bewegte, und allgemein herrschte die Ansicht vor, dass Höchst eine solche Menge Menschen noch nie bei einem Feste vereinigte. Vor der neuen Synagoge überreichte Frl. Lina Muhr mit einer kurzen Ansprache den Schlüssel des Gotteshauses dem Vertreter der Staatsbehörde, Herr Kreisamtmann Langmann. Dieser gab seiner Freude Ausdruck über das schöne Verhältnis des Friedens und der Eintracht in hiesiger Gemeinde, das sich heute durch das Beteiligen aller Stände und Konfessionen in großartiger Weise gezeigt habe und schloss mit dem Wunsche, dass dies immer so bleiben möge. Er überreichte den Schlüssel dem Vorstand hiesiger Gemeinde und dieser dem Herrn Landesrabbiner, der dann mit den Psalmworten 'ich freute mich über die, die zu mir sagten: lasst uns geben zum Haus des Herrn' die Pforten des Gotteshauses öffnete. Ein herrlicher Anblick bot sich nun allen Besuchern. Das in allen seinen Teilen wohl gelungene Gotteshaus erstrahlte in elektrischem Lichte und machte auf alle Beschauer einen geradezu überwältigenden
Hoechst iO Israelit 25021904a.jpg (116996 Byte)Eindruck. Die Feier in der Synagoge wurde von dem eigenes zu dieser Feier gebildeten Synagogenchor mit dem Absingen des Begrüßungsliedes des Baruch Haba eingeleitet. Sodann entzündete Herr Rabbiner Dr. Marx das Ner tamid (ewiges Licht), die Torarollen wurden unter Gesang des Kantors mit Chor aus der heiligen Lade gehoben, ein dreimaliger Umzug mit ihnen veranstaltet, und nach Vortrag des Gebetes für den Landesfürsten unter erneuten Gesängen zur heiligen Lade zurückgebracht. Unter Zugrundlegung des Psalmistenwortes 'Eines wünsche ich vom Ewigen, das erbitte ich, dass ich möge bleiben im Hause des Ewigen all meine Lebenstage, zu schauen die Anmut des Ewigen' (Psalm 27,4) hielt der Herr Rabbiner die auf alle Anwesenden einen tiefen Eindruck machende Festrede, und der Chor schloss sodann mit dem Absingen des 128. Psalmes die erhebende Feier, die noch lange in der Erinnerung aller Teilnehmer haften wird. Freitag Abend und Samstag Morgen fanden ebenfalls Festgottesdienste statt, die durch das Mitwirken eines exakt gehenden Kinderchores eine besondere Weihe erhielten. Auch für weltliche Vergnügungen war Sorge getragen, indem Freitag Abend ein Festkonzert, Samstag Abend drei Festbankette und Sonntag Abend ein Schlussfest abgehalten wurden, die sich eines solch regen Besuches erfreuten, dass sämtliche zur Verfügung stehenden räume nicht ausreichten, um alle Besucher aufzunehmen. Hoch befriedigt dürfen auch wir auf die schöne Feier zurückblicken, die nach allgemeiner Übereinstimmung sämtlicher Festteilnehmer eine der herrlichsten Synagogeneinweihungen des letzten Dezenniums war. Hoffentlich hält die Begeisterung für die neu erbaute Synagoge bei den hiesigen Gemeindemitgliedern auch recht lange an, sodass zu erwarten ist, dass durch ein beständiges tägliches Minjan der Zweck des Gotteshauses auch vollständig erreicht wird. H.K."

Die neue Synagoge war von romanischen und maurischen Stilelementen geprägt. Auffallend waren die beiden Ecktürmchen mit den Zwiebelaufsätzen. Im Innenraum gab es 84 Männer- und 66 Frauenplätze. An der Rückseite der Synagoge stand seit 1918 das Schulgebäude. 
      
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge überwiegend von SA-Leuten geschändet und geplündert. Die Sitzbänke und andere Einrichtungs- und Kultgegenstände wurden auf den Sportplatz gebracht und angezündet. Die Giebelspitze mit den Gebotstafeln und die Zwiebeltürme wurden demoliert, das Dach durch Brand stark beschädigt. Während des Krieges wurde das Gebäude zu Luftschutzübungen zweckentfremdet. 1946 wurde die ehemalige Synagoge abgebrochen. 
     
Seit November 1985 erinnert am Standort des jüdischen Gemeindezentrums bei der ehemaligen Synagoge ein Mahnmal an die jüdische Gemeinde und ihre Synagoge. 
     
     
Adresse/Standort der SynagogeWilhelminenstraße 2 (Montmelianer Platz)  
     
     
Fotos 

Historische Darstellungen: Karten / Foto / Pläne     
Hoechst im Odenwald Synagoge 01.jpg (68191 Byte) Hoechst im Odenwald Synagoge 110.jpg (66526 Byte) Hoechst im Odenwald Synagoge 111.jpg (49750 Byte)
Historische Ansichtskarte mit Darstellung der Synagoge (Außen- und Innenansicht), rechts der Synagoge ist das Schulgebäude erkennbar 
 
  Hoechst Synagoge 030.jpg (82147 Byte) Hoechst im Odenwald Synagoge 112.jpg (111221 Byte) Hoechst iO Synagoge a010.jpg (81674 Byte)   
 Foto: Blick in die Wilhelminenstraße - Arresthausgasse; links die 
Teilfassade der Synagoge (um 1900; Quelle: private Bestände)  
Fassade der Synagoge (Quelle: 
Architektur der Synagoge s. Lit. S. 246) 
 Die Synagoge (Quelle: 
Beilage des "Mümling Bote", 2004) 
       
Hoechst iO Synagoge 120.jpg (118419 Byte) Hoechst iO Synagoge 121.jpg (119698 Byte) Hoechst iO Synagoge 122.jpg (118123 Byte)
Einladung und Programm zur Einweihung der Synagoge von 12.-14. Februar 1904 (Quelle: Staatsarchiv Darmstadt, 
Akten Kreisamt Erbach Abt. XIII, aus: Arnsberg Bilder S. 93)
      
     
Denkmal für die Synagoge auf 
dem Montmelianer Platz
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 17.3.2009)
Hoechst iO Synagoge 906.jpg (82927 Byte) Hoechst iO Synagoge 901.jpg (105789 Byte)
   Das Denkmal für die ehemalige Synagoge im Bereich des früheren Synagogenstandortes
 inmitten auf dem hier geschaffenen Montmelianer Platzes  
     
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   Text: "Zum Gedenken an die jüdische Gemeinde Höchst und zur Mahnung an die Zeit, in der sie
 verfolgt wurde, und in der die Zerstörung ihrer Synagoge möglich war
"; rechts Abbildung der Synagoge.
     
Straßenbezeichnung in Höchst - 
Erinnerung an den Lehrer Hermann Kahn 
(siehe Berichte oben)
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    "Hermann-Kahn-Weg" mit Erläuterungstafel: "Hermann Kahn, geb. 18.09.1878, 
gest. 06.11.1968. Lehrer, Dirigent und Ehrenrabbiner". 

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Artikel  

März 2011: Bernhard Krämer zu Gast in Höchst     
Hoechst PA 19032011a.jpg (19806 Byte)Foto links: Besucher mit Geschichte: Bernhard Krämer (Zweiter von links) lebt in den USA und besuchte jetzt Höchst, die Heimat seiner jüdischen Familie. Das Bild zeigt ihn mit (von links) Heimatforscherin Brigitte Diersch, Ruth David, Bürgermeister Reiner Guth und dem Ersten Beigeordneten Günther Podzimek. Im Hintergrund ist die Gedenktafel zur Erinnerung an die im Jahr 1938 zerstörte jüdische Synagoge in Höchst am heutigen Montmélianer Platz zu sehen. Foto: Gemeinde Höchst  
Artikel in echo-online.de vom März 2011 (Artikel): "Amerikaner besucht Höchst, Heimat der Vorfahren
HÖCHST. 
Der in den USA lebende Bernhard Krämer, Enkel des früheren Höchster Rechtsanwaltes Bernhard Krämer aus der Bahnhofstraße, war für zwei Wochen bei Bürgermeister Reiner Guth in Höchst zu Besuch. Bernhard Krämers Vater Herbert Krämer hatte seine Heimatgemeinde Höchst aufgrund seines jüdischen Glaubens im Jahr 1936 verlassen müssen. Die Mutter von Bernhard Krämer starb bereits eine Woche nach dessen Geburt im Jahr 1945, so dass er in einem Waisenhaus und später bei Familienangehörigen im Staat New York seine Kindheit verbrachte. Nach dem Schulbesuch erlernte er den Beruf des Sozialarbeiters und war Jahrzehnte für die staatliche Blindenfürsorge in Michigan tätig. Gleichzeitig wirkte Krämer als Reserveoffizier der US-Army, zuletzt war er Oberst.
Vor 40 Jahren heiratete er seine aus Syrien stammende Ehefrau Caroline, mit der er eine Tochter bekam. Inzwischen ist er auch Großvater zweier Enkelkinder. Bereits 1998 besuchte Bernhard Krämer mit seinem Freund, dem Brigadegeneral Marc Montjar, die Heimatgemeinde seines Vaters und seines Großvaters, der über 30 Jahre dem Höchster Gemeinderat angehört hatte. 
Am Standort der früheren jüdischen Bezirksschule in Höchst, die sich neben der Höchster Synagoge am heutigen Montmélianer Platz befand, begegnete Bernhard Krämer auch der aus Fränkisch-Crumbach stammenden Jüdin Ruth David, geborene Oppenheimer. Die Höchster Synagoge war in der sogenannten Reichspogromnacht am 9. November 1938 zerstört und später abgebrochen worden."    
 
 

     
     
Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Höchst im Odenwald  
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Höchst (interner Link) 
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Höchst im Odenwald 

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 376-378.
bulletders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 92-93. 
bulletReiner Guth: Geschichte und Schicksale der Juden zu Höchst. Hg. vom Heimat- und Geschichtsverein / Gemeindevorstand Höchst. Höchst 1985. 
Hinweis: Artikel in echo-online.de vom 11.10.2011: Zum Tod von Bürgermeister i.R. Reiner Guth.   
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 168-169. 
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 251-253.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 178-180.

   
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Hoechst im Odenwald  Hesse. Established before 1700, the community numbered 174 (11 % of the total) in 1861 and was affiliated with Darmstadt's Orthodox rabbinate. Its third synagogue, established in 1904, was a Moorish structure, with an adjoining community center built in 1918. After 1933, the towns's anti-Jewish reputation was fully confirmed and Jews starting emigrating. On Kristallnacht (9-10 November 1938), valuable Torah scrolls were burned and the synagogue was vandalized. Townsfolk lent a hand in the pogrom. Most of the 90 Jews living there in 1933 hat fled by 1940; the remaining 14 were deported in 1942. A Holocaust memorial was erected by the town council in 1985.  
     
      

                   
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Stand: 30. Juni 2020