Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Hüttenbach (Gemeinde Simmelsdorf, Kreis Nürnberger Land)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Zu Hüttenbach verweisen wir auf die Seiten in der Website www.juden-im-nuernberger-land.de hin (Website wird nicht mehr aktualisiert, zugänglich nur über Internetarchiv). 
   
Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Frühe Mitteilungen zur Entstehung der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bullet Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur   

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
   
In Hüttenbach bestand eine zeitweise große jüdische Gemeinde bis 1938/39. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16. Jahrhunderts zurück, doch lebten bereits vor 1431 Juden am Ort (damals wird ein Jude namens Most genannt). Von den aus Nürnberg 1499 vertriebenen jüdischen Familien haben sich offenbar mehrere in Hüttenbach niedergelassen. Aus dem Jahr 1580 ist ein Schutzbrief für die Juden des Ortes als Urkunde erhalten.  
    
1615 gab es acht jüdische Familien am Ort, 1673 neun Familien. 1732 wurden 42 und 1769 bereits 81 jüdische Familien gezählt. Die jüdischen Familien lebten vom Vieh- und Warenhandel. Etwa 1650 gestattete Christian August, der Herzog von Pfalz-Sulzbach jüdischen Handelsleuten aus Schnaittach, Hüttenbach, Ottensoos, Neuhaus (Gemeinde Adelsdorf, Kreis Erlangen-Höchstadt) und Forth, ihre Geschäftstätigkeiten auch auf das Pfalz-Sulzbachische Gebiet zu verlegen. Die jüdische Gemeinde in Hüttenbach gehörte mit den Nachbargemeinden zur "Medinat OSchPaH", eine Art Verwaltungsgemeinschaft der Gemeinden Ottensoos, Schnaittach, Forth und Hüttenbach.         
    
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1809/10 285 jüdische Einwohner (48,8 % von insgesamt 584 Einwohnern), 1811/12 320 (41,2 % von 776), 1823 378, 1831 380, 1844 65 jüdische Familien, 1867 208 jüdische Einwohner (23,3 % von 896), 1871 164 (19,4 % von 843), 1880 134 (15,3 % von 877), 1900 89 (13,8 % von 646), 1910 60 (9,4 % von 637).
   
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (Israelitische Konfessionsschule von 1828 bis 1919, danach Religionsschule; die Schule war nach 1884 im Gebäude Burghardgasse 3) und ein rituelles Bad (im Keller des Schulhauses Burghardgasse 3, eine alte Mikwe befand sich im Haus Bürgermeister-Roth-Straße 3, 1988 wiederentdeckt). Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Schnaittach beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe Ausschreibungen der Stelle unten). Zeitweise hatte die Gemeinde auch zwei Personen für diese Aufgabenbereiche angestellt. Aus dem 19. Jahrhundert blieb in besonderer Erinnerung Lehrer Isak Bernhard (= Seligmann Bär) Lamm, der von 1827 als Religionslehrer beziehungsweise seit 1828 als Elementarlehrer über 50 Jahre an der Gemeinde Dienst tat (siehe Berichte zu seinem 50-jährigen Dienstjubiläum 1879 unten). Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Schnaittach, nach dessen Auflösung zum Rabbinatsbezirk Schwabach (seit Juli 1932 zum Rabbinatsbezirk Ansbach).  
  
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde der Gefreite Hugo Springer (geb. 18.10.1892 in Hüttenbach, vor 1914 in Straubing wohnhaft, gef. 24.10.1916).
  
Die jüdischen Einwohner Hüttenbachs waren bis zum Beginn der NS-Zeit völlig im allgemeinen Leben des Ortes, vor allem auch im Vereinsleben integriert. Das Gemeindemitglied Eduard Isner gehörte 25 Jahre, bis 1933, als Beigeordneter dem Gemeinderat von Hüttenbach an.    
 
Um 1924, als in Hüttenbach noch 41 jüdische Einwohner gezählt wurden (6,3 % von insgesamt 654 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher J. Hutzler, H. Massenbacher, Hermann Hutzler, Moritz Rosenthal und J. Heiligenbrunn. 1932 waren die Gemeindevorsteher Moritz Rosenthal (1. Vors.) und Hermann Hutzler (Schriftführer und Schatzmeister). Im Schuljahr 1931/32 erhielten noch zwei Kinder der Gemeinde Religionsunterricht (durch den jüdischen Lehrer aus Schnaittach).      

1933 lebten noch 35 jüdische Personen am Ort (5,0 % von insgesamt 705 Einwohnern). In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen (Nürnberg, Bamberg und Fürth) beziehungsweise ausgewandert. Bereits im November 1933 wurde den jüdischen Viehhändlern von Hüttenbach das Betreten des Viehmarktes verboten. Im Dezember 1933 hingen im Dorf Plakate, die die Ausweisung der Juden aus Hüttenbach forderten. Im April 1938 weigerten sich die Bäcker des Dorfes, den Juden Brot zu verkaufen. Am 8. April 1938 wurden noch 20 jüdische Einwohner gezählt; nach den Ereignissen beim Novemberpogrom 1938 verließen die letzten gezwungenermaßen den Ort: am 18. November waren die Häuser und der sonstige Besitz der sechs noch verbliebenen jüdischen Einwohner beschlagnahmt worden. Nachdem diese am 28. November Hüttenbach verlassen hatten, wurde die Tatsache, dass der Ort in der NS-Sprache nun "judenfrei" sei, tags darauf im Dorf öffentlich gefeiert.   
  
Von den in Hüttenbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Flora Gutmann geb. Sternberger (1880), Helene Heiligenbrunn (1893), Josef Heiligenbrunn (1890), Jenny Hirschmann (1888), Max Hirschmann (1890), Paula Hirschmann (1883), Emma Hutzler (1895), Ida Hutzler (1871), Mali Hutzler geb. Springer (1879), Sigmund Hutzler (1880), Benno Isner (1869), Justin Isner (1889), Isidor Kaiser (1883), Karoline Lamm (1875), Mathilde Lamm (1873), Moritz Lamm (1869), Paula Marx geb. Wassermann (1881), Klara Neu geb. Hirschmann (1879), Hanna (Hedwig, Hanne) Rawicz geb. Zweifass (1874), Hedwig Schoen geb. Sternberger (1879), Klara Selig geb. Isner (1861; "Stolperstein" für sie seit September 2013 in Regensburg, Heiliggeistgasse 10), Recha (Reya) Selz geb. Springer (1889), Sofie Selz geb. Springer (1901), Heinrich Springer (1886), Janette (Jenny) Steinhardt geb. Hirschmann (1884), Lina Strauß geb. Wittmann (1883), Babette Sundheimer (1867), Nelli Wassermann (1883), Hugo Wittmann (1885), Mathilde Wollenreich geb. Hirschmann (1874).    
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde        
  

Frühe Mitteilungen zur Entstehung der Gemeinde   

Huettenbach AZJ  01101842.jpg (29032 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitschrift des Judentums" vom 1. Oktober 1842: "Lauf. Nach Hüttenbach hat der Sage nach vor ungefähr 500 Jahren ein Rittergutsbesitzer von Seckendorf die ersten Juden aus Franken gebracht. In der Synagoge findet sich eine Zahl eingehauen, die auf das Jahr 1706 christlicher Zeitrechnung deutet; wahrscheinlich geht diese Zahl auf die Erweiterung der Synagoge."     
 
Huettenbach AZJ 03091842.jpg (100238 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. September 1842: "In den Judengemeinden zu Schnaittach, Ottensoos und Hüttenbach zeigt sich die größte Übereinstimmung der Synagogengebräuche mit denen, welche die Juden vor ihrer Vertreibung aus Nürnberg daselbst beobachteten; von denselben weichen die übrigen Juden in Mittelfranken ab. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die aus Nürnberg vertriebenen Juden in der Nähe sich niederließen und die dort von früherer Zeit bestehenden Gemeinden verstärkten; für diese Ansicht spricht eine Angabe des Schnaittacher Zinsbuchs vom Jahr 1560, welches eine Grabstätte und mehrere Häuser der Juden zu Schnaittach und Ottensoos angibt, die schon im 15. Jahrhundert dort vorgekommen sind. Die Verfolgungen, welche die Juden im 13. und 14. Jahrhundert zu Nürnberg erduldeten, mochte sie veranlasst haben, Wohnsitze aufzusuchen, die, in der Nähe ihrer früheren Verbindungen, den Schutz eines fremden Landesherrn gewährten. In Schnaittach und Ottensoos (Otimissaz) konnte dies leicht erreicht werden."      

Erwähnung von Juden Hüttenbachs auf der Seite von Sulzbach.  
    
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1876 / 1878 / 1892 / 1902     

Anzeige aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Mai 1876: "Bei der unterfertigten Kultusgemeinde ist die Stelle eines Vorsänger und Schächters erledigt und soll dieselbe, wenn möglich, sofort wieder besetzt werden. Gehalt hierfür Eintausend Mark p.a.. Hierauf Reflektierende belieben ihre Meldungen unter Beilage ihrer Zeugnisse sofort an die Unterzeichneten einzusenden. Unverheiratete Bewerber erhalten den Vorzug. Reisekosten werden nur dem Kandidaten vergütet, der von der Gemeinde akzeptiert wird.
Hüttenbach bei Nürnberg (Bayern). 8. Mai 1876. Die israelitische Kultusverwaltung: A. Ermreuther. M. Herrmann." 
    
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. August 1878: "Bei der unterzeichneten Kultusgemeinde erledigt sich Ende Oktober dieses Jahres die Stelle eines Schächters und Vorsängers, und soll dieselbe sofort in provisorischer Eigenschaft wieder besetzt werden. Der jährliche Ertrag derselben ist 1.000 Mark, wofür die Gemeinde garantiert. Hierauf Reflektierende belieben ihre Meldungen unter Beilage ihrer Zeugnisse sofort und längstens innerhalb vier Wochen an die Unterzeichneten einzusenden. Unverheiratete erhalten den Vorzug. Reisekosten werden nur dem vergütet, der von der Gemeinde akzeptiert wird. 
Hüttenbach bei Nürnberg, 21. August 1878. Die israelitische Kultusverwaltung: A. Ermreuther. M. Herrmann."
   
Huettenbach Israelit 13071881.jpg (81873 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juli 1881: "Durch das Zurücktreten unseres bisherigen Elementarlehrers ist bei der unterfertigten Kultusgemeinde die Stelle als solcher, womit auch der Vorsängerdienst verbunden ist, erledigt und soll bis 1. Oktober dieses Jahres wieder besetzt werden.  
Der Gehalt als Elementarlehrer beträgt inklusive der Staatsbeiträge 830 Mark, sowie freie Wohnung oder Entschädigung hierfür, sowie freie Beheizung des Lehrzimmers.  
Für die Funktion als Vorsänger erhält derselbe 530 Mark, sowie demselben auch weitere, nicht unbedeutende Einnahmen und Akzidenzien bevorstehen. 
Reflektierende belieben ihre Meldungen unter Vorläge ihrer beglaubigten Zeugnisse innerhalb 4 Wochen an die unterfertigte Kultusverwaltung einsehen. Reisekosten werden nur dem von der Gemeinde Akzeptierten vergütet.  Bemerkt wird, dass Bewerber, die Schechita gelernt haben, um allenfalls seinerzeit auch das Schächteramt übernehmen können, bevorzugt werden. 
Hüttenbach
bei Nürnberg, den 4. Juli.  Die israelitische Kultusverwaltung. J. Lamm. S. Springer."   
 
Huettenbach Israelit 23061892.jpg (60919 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juni 1892: "Bekanntmachung
Bei der israelitischen Kultusgemeinde dahier, erledigt sich vom 17. September dieses Jahres an, die Stelle eines Vorsängers und Schächters, mit einem fixen Gehalt von Mark 800. - und an Nebenverdiensten ca. Mk. 250. - Reflektanten, welche auch im Stande sein müssen, religiöse Vorträge halten zu können, unter Beilage von beglaubigten Zeugnisabschriften, nebst Mitteilung über bisherige Tätigkeit an die Unterzeichneten einreichen. Ausländer finden keine Berücksichtigung. 
Hüttenbach, den 17. Juni 1892 (Mittelfranken). 
Die israelitische Kultusverwaltung: Benedikt Hirschmann, Max Sternberger."
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. März 1902: "Vakanz
Bei der hiesigen Kultusgemeinde erledigt sich vom 1. Juli dieses Jahres an die Stelle eines Kantors und Schächters mit einem fixen Gehalte von Mark 700, an Nebenverdienten ca. Mark 200. Reflektanten, welche auch im Stande sein müssen, religiöse Vorträge halten zu können, wollen ihre Gesuche, unter Beilage beglaubigter Zeugnisabschriften, nebst Mitteilung über bisherige Tätigkeit an die unterzeichnete Verwaltung einreichen. Seminaristisch gebildete Bewerber werden bevorzugt. Reisekosten werden nur bei Engagement vergütet.
Hüttenbach (Mittelfranken), 21. März 1902. 
Israelitische Kultusverwaltung. J. Lamm. E. Isner". 

Hinweis: 1918 kam von Hüttenbach nach Pfungstadt Leo (Leib) Zuckermann. Er war in Pfungstadt bis 1938/39 als Kantor und Schochet tätig. Vermutlich hat er in derselben Funktion in Hüttenbach bis 1918 gewirkt. 
  
  
Auszeichnung für den Lehrer Seligmann Baer Lamm (1879)   

Huettenbach Israelit 16041879.JPG (176003 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. April 1879: "Hüttenbach (Mittelfranken), 7. April (1879). Herrn Lehrer Seligmann Baer Lamm dahier ist vom Könige die goldene Ehrenmünze des Ludwigordens verliehen worden für in Pflichttreue und Pflichteifer zurückgelegten 50 Dienstjahre. Diese Auszeichnung wurde dem verdienstvollen Greise, Freitag den 4. dieses Monats, durch den königlichen Bezirksamtmann Thurn von Hersbruck unter Hinzuziehung des Distrikts- und des Lokalschulinspektors und des Distriktrabbiners von Schnaittach in feierliche Weise überreicht. 
Nicht nur der israelitischen Kultusgemeinde, in welcher Herr Lamm bereits 52 Jahre in segensreicher Weise seine Lehrtätigkeit entfaltet, und mit welcher er während dieser langen Zeit in ununterbrochenem Frieden gelebt, sondern fast der gesamten Bevölkerung des Ortes war dieser Tag ein Festtag. 
Ein festlicher Zug, aus den Mitgliedern der Kultusgemeinde, den Kultusbehörden, den Lehrern des Ortes und der Umgegend bestehend, mit der jüdischen und christlichen Schuljugend an der Spitze, geleitete den Jubilar aus seiner Wohnung zum geschmückten Festsaale, woselbst nach Worten ehrender Anerkennung für des Jubilars ausgezeichnetes Wirken und Leben von Seiten des Bezirksamtmannes, des Distriktschulinspektors Pfarrer Oltenburger von Schnaittach und des Distriktsrabbiner Dr. Salzer die Überreichung des Ordens im Namen des Königs vollzogen wurde.    
Diese Jubiläumsfeier war eigentlich eine verspätete. Bereits am 20. Oktober vorigen Jahres waren es 50 Jahre, dass Herr Lamm von der Regierung als ordentlicher Lehrer bestätigt worden. Aber da Herr Lamm der erste israelitische Elementarlehrer in Bayern war, der 50 ordentliche Dienstjahre zurückgelegt hatte, und das Ministerium es für fraglich hielt, ob auch israelitische Elementarlehrer in den Ludwigs-Orden aufgenommen werden können, wie dies bei christlichen in ähnlichen Fällen auf einfachen Vorschlag ohne Weiteres geschieht, so legte dasselbe die Frage dem Könige zur eigenen Entscheidung vor, wodurch die Verleihung sich um Monate verzögerte. Die israelitische Gemeinde wartete jedoch die Entscheidung nicht ab und überreichte in corpore ihrem allseitig geliebten Lehrer schon vorher einen wertvollen silbernen Pokal. 
Mit der erfolgten günstigen Entscheidung soll auch einem israelitischen Lehrer in Unterfranken besagte Auszeichnung verliehen worden sein."  
  
Huettenbach Israelit 23041879.jpg (172313 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. April 1879: "Hüttenbach (Mittelfranken), 26. März (1879). Dem Lehrer an der israelitischen Elementarschule dahier, Herrn Seligmann Bär Lamm, ist von Seiner Majestät dem Könige die Ehrenmünze des Ludwigsordens für zurückgelegte 50 Dienstjahre verliehen worden. 
Herr Lamm ist der erste israelitische Volksschullehrer in Bayern, der ein 50-jähriges Dienstjubiläum beging, und somit auch der erste israelitische Lehrer, dem jene höchste Auszeichnung zuteil geworden. Es hätte dies auch nicht vor Ende der 1860er-Jahre stattfinden können, da erst 1813 - in dem bekannten Edikt jenes Jahres - den Juden mit dem auferlegten Schulzwang gestattet worden, eigene Schule zu errichten, wenn sie vorschriftsmäßig gebildete und geprüfte Lehrer anstellen. 
Herr Lamm wurde am 20. Oktober 1828 von der Regierung als wirklicher Lehrer bestätigt, nachdem er bereits 1 1/2 Jahre in provisorischer Eigenschaft an der Schule dahier tätig gewesen. Seit diesen 52 Jahren nun wirkt derselbe ununterbrochen in unserer Mitte in segensreicher Weise. Seine Schule zählt zu den besten Volksschule im Lande, wovon zahlreiche Belobungen, Anerkennungen und außerordentliche Unterstützungen, mit welchen er Seitens der vorgesetzten Schulbehörden, respektive der Regierung, im Laufe der Jahre ausgezeichnet wurde, hinlänglich Zeugnis geben. 
Ebenso genießt dieser pflichttreue und pflichteifrige Jugendlehrer das Vertrauen, die Liebe und Verehrung seiner Gemeinde, mit welcher er seit mehr als einem halben Jahrhundert im schönsten Einklange lebt, in hohem Maße; und diese seine hervorragende Friedensliebe, sein gottesfürchtiges Leben, seine Bescheidenheit und Gelehrsamkeit.  Herr Lamm ist besonders ein tüchtiger und fleißiger Talmudgelehrter - gewannen ihm auch die Hochachtung und Zuneigung Aller, die ihn kennen.  Die Gemeinde Hüttenbach verlieh ihren innigen Gefühlen für den ehrwürdigen Jubilar sichtbaren Ausdruck durch Überreichung eines kostbaren silbernen Pokals, wobei der Kultusvorstand, Herr Ermreuther, vor versammelter Gemeinde warme Dankesworte an den Lehrer, Freund und Berater zweier Generationen richtete.    
Möge dem verdienstvollen Greise die ihm bisher mit Gottes Hilfe erhaltene geistige und körperliche Frische bis an die äußerste Grenze des menschlichen Lebens beschieden sein."      

  
Publikation über den seit 1827 in Hüttenbach tätig Lehrer Isak Bernhard Lamm (= Seligmann Bär Lamm)  

Wittelshofen Israelit 04021915.jpg (133031 Byte)Buchbesprechung über eine 1915 erschienene Publikation in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Februar 1915: "Isak Bernhard, der erste jüdische Volksschullehrer in Bayern. Aus alten Familien-Papieren von Louis Lamm, Berlin, Louis Lamm, 1915, 16 S. 12. mit Bildnis. 
Der rührige Verlagsbuchhändler Louis Lamm, der im vorigen Jahre die Stammtafel seiner Familie veröffentlichte, gibt in vorliegender Broschüre in kurzen Strichen die Lebensgeschichte seines Großvaters und gewährt hiermit einen Einblick in ein Lehrer- und Dulderleben, wie es vor einem halben Jahrhundert sich abspielte. Isak Bernhard Lamm, 1804 in Wittelshofen geboren, besuchte die Religionsschule Dittenheim, die Jeschiwa in Schwabach und das Lehrerseminar in Bamberg. Seine erste Anstellung fand er 1827 in Hüttenbach als Religionslehrer und ein Jahr später auf Drängen der Behörde und trotz Widerspruch der Gemeinde, die eine höhere Etatbelastung verhindern wollte, auch als Elementarlehrer mit einem jährlichen Gehalte von 300 Gulden nebst freier Wohnung. Eine Tragikomödie war es, als zwei Jahre später an dem geplanten Tage seiner Verehelichung - Rabbiner, Eltern und Verwandte waren bereits eingetroffen - auf Einspruch einiger Gemeindemitglieder die Vornahme der Trauung durch das Patrimonialgericht untersagt wurde. Durch das mannhafte Auftreten der Betroffenen wurde schließlich nach einigen Wochen die Heiratserlaubnis erwirkt. Isak Bernhard Lamm fand in seinem erfolgreichen Wirken und in der Anerkennung der Behörde ausreichenden Lohn. Als erster jüdischer Lehrer erhielt er 1879 den Ludwigsorden in Anerkennung seiner 50jährigen amtlichen Tätigkeit. 1881 auf sein Ansuchen als 78jähriger zur Ruhe gesetzt, fand er am 19. April 1882 die letzte Ruhestätte. Ein schlichtes Büchlein in schlichter Sprache liegt vor uns. Jeder, der es zur Hand nimmt, wird, nachdem er seinen Inhalt kennen gelernt hat, dazu gedrängt, der Lage des Lehrerstandes vor 100 Jahren die heutigen Verhältnisse gegenüberzustellen und unwillkürlich ausrufen: 'Gepriesen, der die Zeiten ändert'. Lwstn." 

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde 
Zum Tod von Rabbi Abraham Bär Ermeuther (1886)   

Huettenbach Israelit 25111886a.jpg (140497 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. November 1886: "Hüttenbach. Am 12. November dieses Jahres schied dahier ein Mann aus dem Leben, dessen Wirken es verdient, der Mit- und Nachwelt kundgegeben zu werden, um derselben als leuchtendes Vorbild wahrer Frömmigkeit und echter, unverfälschter Menschenliebe zu dienen. Rabbi Abraham Bär Ermreuther - seligen Andenken - war in seiner Jugend arm an irdischen Gütern und musste sich als Diener bei anderen sein Brot verdienen. Später gelang es ihm durch seine strenge Rechtlichkeit, seinen rastlosen Fleiß, seine große Geschäftskenntnis und durch den Segen Gottes, der sichtbarlich auf seinem Wirken ruhte, ein ziemlich bedeutendes Vermögen zu erwerben. - Aber ganz ungetrübt sollte er das erworbene Gut nicht genießen; denn kaum drei Jahre verehelicht, wurde ihm die geliebte Gattin durch den Tod entrissen. In allen Wechselfällen des Lebens, in Armut und Reichtum, in frohen wie in trüben Tagen verließ ihn sein Gottvertrauen nicht. Er blieb stets ein gläubiger Israelit sowohl zu Hause als auch auf den größeren Reisen, die er in früheren Jahren vielfach in Gegenden unternahm, in denen keine Israeliten wohnen und überwand auch da siegreich, so heute so viele straucheln und fallen.     
Dies sein frommes Leben bewog einen der größeren jüdischen Gelehrten der Vergangenheit, ihm den Ehrentitel 'Rabbi' zu verleihen. 
Zahllos sind die Werke der Liebe, die sein Leben ins Dasein rief und die sein Andenken stets erhalten werden. 
Aufs Kräftigste hierin unterstützt von seiner ihn überlebenden zweiten Gattin, trocknete er viele Tränen, linderte er gar manche Not. Er suchte die Armen in ihren Hütten auf, beschenkte und tröstete sie. Wo er einen Notstand vorhanden wusste, war er der ersten einer, die zu dessen Linderung beitrugen. Kein Hungriger ging ungesättigt, kein Nackter ungekleidet von seiner Schwelle und wenn deren noch so viele an seine Türe pochten, sie wurden freundlich empfangen, beschenkt entlassen. Er setzte aber seinem edlen Tun die Krone auf, als er beim allzu frühen Ableben seiner seligen Schwagers dahier sich der verzweifelt dastehenden Witwe und deren zahlreichen, unmündigen Kinder in Rat und Tat annahm. Wie ein liebender Vater sorgte er für die letzteren. Teilweise nahm er sie in sein Haus und erzog sie selbst; teilweise ließ er sich auswärts in höheren Schulen auf seine Kosten ausbilden, während er für einige derselben sogar die Ausstattung und Aussteuer besorgte. Sein Auftreten in der Gemeinde kennzeichnet sich als ein in 
Huettenbach Israelit 25111886b.jpg (74278 Byte)jeder Beziehung mustergültiges. Höchst bescheiden gegen andere, wurden ihm von Seiten der israelitischen Kultusgemeinde sowohl wie auch seitens der politischen Gemeinde die höchsten Ehrenstellen übertragen, die er viele Jahre hindurch - in der ersteren ca. 30, in der letzteren ca. 38 Jahre lang - bekleidete, bis der unerbittliche Tod ihn daraus verdrängte.  
Hier bewährte sich sein Sinn für das Gemeinwohl auf das Trefflichste. Alles Schöne und Gute fand seine kräftige Unterstützung. Fern von allem Parteihader, suchte er stets den Frieden zu fördern und bewies sich dadurch als ein echter Jünger des Hohenpriesters Aharon.  
Dass er der zärtlichste Gatte, der liebevollste Vater, der stets besorgte Bruder und Freund war, versteht sich nach dem Vorausgeschickten von selbst. - Er erreichte ein Lebensalter von fast 76 Jahren und auf ihn ist der Ausspruch Salomons anwendbar (hebräisch und deutsch aus Sprüche 16,31): 'Eine Prachtkrone ist ein graues Haupt, auf dem Wege der Tugend wird sie erlangt.'  
Seinen Hinterbliebenen möge der Allvater lindernden Trost spenden! Uns aber bleibe er ein leuchtendes Vorbild, dem wir nachstreben wollen in Frömmigkeit und werktätiger Liebe; dann wird sein Andenken zum Segen gereichen und sich erfüllen (hebräisch und deutsch): 'Das Andenken des Frommen gereichet zum Segen!Jakob Massenbacher, Lehrer."   

  
1936: ein jüdischer Viehhändler aus Hüttenbach wird bestraft  

Huettenbach Israelit 17041936.jpg (19635 Byte)Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. April 1936: "Nürnberg. Das Amtsgericht hat einen Strafbefehl auf sechs Wochen Haft gegen einen jüdischen Viehhändler aus Hüttenbach bestätigt, der in seiner Kleidung Teile der SA-Uniform aufwies."  
  
Der oben genannte Vorfall wird auch im Buch von Lion Feuchtwanger, "Exil" aus der Trilogie "Wartesaal" beschrieben (Verlag Aufbau Taschenbuch 2002²): "An einem Abend im Dezember vorigen Jahres stieg der 39-jährige Jude Heinrich Hutzler von Hüttenbach in der Station Schnaittach einen nach Simmelsdorf fahrenden Zug und setzte sich zu zwei Jüdinnen, mit denen er sich unterhielt. Über diesen Vorgang empörte sich ein Fahrgast, der Hutzler für einen SA-Mann hielt, einen nationalsozialistischen Sturmabteilungsmann. Der Fahrgast war zu dieser irrigen Anschauung deshalb gekommen, weil der Jude Hutzler, ein Viehhändler, schwarze Schaftstiefel und braune Hosen trug; braun ist aber die Farbe des Führers und seiner SA-Hosen. Der Fahrgast, in seiner irrigen Meinung, verständigte in Simmelsdorf den dortigen Ortsgruppenleiter der nationalsozialistischen Partei, der sogleich dem inzwischen zu Fuß in der Richtung nach Hüttenbach gehenden Hutzler auf einem Motorrad nachfuhr, feststellte, dass er ein Jude war und kein SA-Mann, und ihn zur Rede stellte, dass er, als Jude, die Frechheit habe, eine solche Hose zu tragen. Auf diesen Vorhalt erklärte der Jude Hutzler nebst anderen Ausflüchten, dass er die Hose schon lange vor der Machtergreifung in Besitz gehabt habe, und dass er sie so dunkel habe färben lassen, dass sie mit den hellbraunen SA-Hosen nicht mehr verwechselt werden könne. Damit gab sich aber der Ortsgruppenleiter nicht zufrieden, sondern erstattete Anzeige.  
Dieser Tatbestand war zunächst Gegenstand einer Verhandlung vor dem Amtsgericht Lauf, das den Juden Hutzler wegen groben Unfugs zu der nach dem Gesetz zulässigen Höchststrafe von sechs Wochen Haft verurteilte. Gegen dieses Urteil legte Hutzler Berufung vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth ein, so dass sich nun das Berufungsgericht mit dieser Angelegenheit zu befassen hatte: Als Beweismittel lag auf dem Gerichtstisch eine anscheinend bereits viel getragene, ungefähr rotbraune Hose im Schnitt der sogenannten Breecheshosen. Der Angeklagte, der auf Verlangen des Gerichts im Lauf der Verhandlung diese Hose anzog, um so den Zeugen gegenübergestellt werden zu können, machte zu seiner Verteidigung neuerlich geltend, dass er diese Hose bereits vor fünf oder sechs Jahren in einem Nürnberger Bekleidungshaus als hellbraune Sporthose gekauft habe. Im Jahre 1933 habe er die Hose auf Verlangen des für seinen Wohnort zuständigen Kreisleiters der nationalsozialistischen Partei dunkelbraun färben lassen, um nicht den Anschein zu erwecken, eine SA-Hose zu tragen, und sich nicht der angedrohten Gefahr, ins Konzentrationslager Dachau zu kommen, auszusetzen.
Der Staatsanwalt stellte sich auf den Standpunkt, dass die umgefärbte Hose besonders in der Kniegegend durch den ständigen Gebrauch wieder heller geworden und so geeignet gewesen sei, den Anschein einer SA-Hose zu erwecken. Es sei eine große Frechheit des Angeklagten gewesen, die Hose in diesem Zustand zu tragen. Bei genügender Beobachtung der Hose hätte der Angeklagte sich sagen müssen, dass er mit der inzwischen an verschiedenen Stellen wieder etwas heller gewordenen Hose genau wie im Jahre 1933 wieder beanstandet werden könne. Jedenfalls liege eine grobe Fahrlässigkeit vor, die nach der Rechtsprechung genüge, um den Tatbestand des groben Unfugs zu erfüllen. Bei der Strafzumessung müsse bedauert werden, dass es nicht möglich sei, dem Angeklagten eine höhere Strafe als sechs Wochen Haft geben zu können. Nach Auffassung des national gesinnten Volkes wäre hier eine viel höhere Strafe am Platz. Wie die Zeugen, die irrtümlicherweise den Angeklagten für einen SA-Mann angesehen hätten, so hätten auch andere Fremde und auch Ausländer den Eindruck gewinnen können, ein SA-Mann unterhalte sich in der Bahn mit Jüdinnen. Aus all diesen Gründen sei es angebracht, die Berufung des Angeklagten auf seine Kosten zu verwerfen. 
Das Berufungsgericht nahm an, dass die beiden Zeugen, die den Angeklagten beanstandet hatten, bei der künstlichen Beleuchtung, die im Eisenbahnzug vorhanden war, und auch bei dem Scheinwerferlicht eines Motorrads, die Hose für heller ansahen, als sie, bei Tage besehen, tatsächlich ist. Auch sei nicht zu verkennen, dass bei dieser Hose die frühere helle Farbe im Lauf der Zeit wieder etwas mehr zum Vorschein gekommen sei und ihr somit wieder den Anschein einer SA-Hose gegeben habe. Dass der Angeklagte trotzdem die Hose weiter getragen habe, müsse als eine außerordentliche Frechheit bezeichnet werden. Aus diesen Gründen wurde die Berufung des Angeklagten kostenpflichtig verworfen."        

     
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Anzeige von Leopold Hutzler (1906) 
  

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 27. Juli 1906: "Lehrstelle suche 
für meinen Sohn, 13 Jahre alt, der 3 Klassen Realschule mit Erfolg besuchte, in einem Samstag geschlossenen Geschäft. 
Leopold Hutzler, Hüttenbach bei Nürnberg."   

      
      
Sonstiges        
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: 
Grabstein in New York für Babette Dittenheimer aus Hüttenbach (gest. 1904) und Emanuel Dittenheimer aus Sulzbürg (gest, 1893) 
   
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn. Der Geburtsname von Babette Dittenheimer wird nicht mitgeteilt. Beim Geburtsort von Emanuel Dittenheimer ist sehr wahrscheinlich Sulzbuerg statt Sulzberg zu lesen.   .      

Huettenbach NY Cyprus 1748.jpg (111987 Byte)   Huettenbach NY Cyprus 1748a.jpg (184350 Byte)   Grabstein für "Our beloved Mother 
Babette Dittenheimer   
Native of Hüttenbach Hermany  
Died Jan. 29, 1904 Aged 77 Years  und  
"My beloved Husband and our dear Father 
Emanuel Dittenheimer  
native of Sulzbuerg Germany  
Died March 23, 1893  Aged 76 Years".   

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge           
    
Eine Synagoge war 1619 vorhanden. 1706 wurde eine Synagoge erbaut oder die bisherige vergrößert. Die (vermutlich hebräische) Jahreszahl (für) "1706" war in dem Gebäude noch 1842 zu lesen. In dem Bericht von 1842 wird die "Erweiterung der Synagoge" im Jahr 1706 angenommen.  
  
Eine neue Synagoge wurde 1844 am Platz der bisherigen Synagoge erbaut. Die feierliche Grundsteinlegung war im Mai 1844, die feierliche Einweihung am 4. Oktober 1844.    
   
Grundsteinlegung zum Bau der neuen Synagoge im Mai 1844 

Huettenbach AZJ 10061844.jpg (204655 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. Juni 1844: "Hüttenbach in Mittelfranken, 24. Mai (1844). Vor einigen Tagen wurde hier die Grundsteinlegung zu einer neuen Synagoge von unserem hochwürdigen Distriktsrabbiner Herrn Neckarsulmer zu Schnaittach auf eine so würdig erhebende Weise vorgenommen, dass das Andenken dieser religiösen Feier noch lange sich bei allen Anwesenden erhalten wird. 
Festlich gekleidet zogen die sämtlichen hiesigen israelitischen Gemeindeglieder (65 Familien), der Rabbiner, die Ältesten und Vorsteher an der Spitze, dann die gesamte Schuljugend, die Mädchen in die bayerischen Nationalfarben gekleidet und mit Blumenkränzen geschmückt, mit ihren Lehrer Herrn Lamm zum Bauplatze, woselbst sich bereits unter den Geladenen, der Gutsbesitzer Freiherr von Lochner, die geistlichen und weltlichen Beamten der benachbarten Ortschaften und der christlichen Gemeinde-Verwaltung, eine zahlreiche Menge verschiedener Konfession eingefunden und um die Tribüne Platz genommen hatten. Nachdem die Schuljugend einige entsprechende Psalmen rezitiert, hielt der Herr Rabbiner eine Rede über 2. Buch Mose 25,8, in welcher er Wert und Bedeutung des Gotteshauses in religiöser und moralischer Beziehung mit vieler Tiefe und Klarheit auseinander setzte; legte dann mit inniger Wäre und Beredsamkeit dar, wie Friede und Eintracht nach innen und außen der Grundstein sei, auf welchen das heilige Gebäude der Tugend, Religion und Gottesverehrung aufgeführt werden müsse, forderte die Anwesenden alle, je nach der Verschiedenheit ihrer gegenseitigen Stellung zur brüderlichen Liebe gegeneinander wie zur treuen Erfüllung ihrer Obliegenheiten gegen ihrer respektablen Obrigkeit, zur Ausdauer im Guten und zu einem sittlich reinen Leben in Gott und der Furcht Gottes auf und schloss mit einem herzlichen Gebete für König und Vaterland, für die Gemeinde und alle, die welche das fromme Werk unterstützen werden. 
Nachdem vom Rabbiner der Grundstein im Namen des Einigeinzigen eingesegnet, und die üblichen Hammerschläge von den anwesenden Honoratioren vorgenommen worden, trug die Schuljugend noch einen feierlichen Choral die Verse 19-29 Psalm 118 vor und der Rabbiner erteilte den Anwesenden den Segen nach 4. Mose 6,24.
Besonders bemerkt zu werden verdient, die ruhige teilnahmsvolle, wahrhaft andächtige Haltung aller Anwesenden ohne Unterschied des Standes und Glaubens, die bei dem größten Teil in Tränen ausbrechende Rührung bei dem erbauenden und erbaulichen Vortrag.
Möge der Eindruck, den die frommen Worte unseres Rabbiners gemacht, ein bleibender heilbringender sein, dass das zwischen den verschiedenen Bekenntnissen geschlungene Bruderband immer mehr befestigt werde! Möge der Allvater seinen Segen spenden, dass wir den in seinem Namen und zu seiner Ehre begonnenen Bau glücklich vollenden!" 

Wann die Synagoge eingeweiht wurde, ist nicht bekannt. Aus der Geschichte der Synagoge liegen nur wenige Informationen vor. Neben den regulären Gottesdiensten fanden in der Hüttenbacher Synagoge - wie auch andernorts - Sondergottesdienste und -Gebete statt. Dabei waren auch viele patriotische Anlässe, zu denen Gottesdienste abgehalten wurden.  
      
Beten für den deutschen Kronprinzen in der Synagoge (1887)    
Anmerkung: 1887 erkrankte Kronprinz Friedrich Wilhelm an Kehlkopfkrebs. Er starb nach einer nur dreimonatigen Regentschaft im "Dreikaiserjahr" am 15. Juni 1888. 

Huettenbach Israelit 24111887.jpg (62009 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. November 1887: "Hüttenbach. Auf Anregung des 'Israelit' wurden auch in der hiesigen Synagoge herzinnige Gebete um die Genesung des deutschen Kronprinzen zum Allvater im Himmel empor gesandt und ansehnliche Beträge zu Verteilung an Dürftige gespendet. Möge der Allgütige unser Flehen erhören und dem hohen Patienten baldige und vollständige Heilung zuteil werden lassen! Amen. (Wir erhalten aus zahlreichen israelitischen Gemeinden ähnliche Zuschriften, die wir nicht alle veröffentlichen können. Wir benützen diese Gelegenheit, die Herren Rabbinen, Lehrer und Vorsänger zu ersuchen, fortgesetzt öffentlich für die Wiederherstellung des geliebten und allgemein verehrten Kronprinzen in den Synagogen zu beten. Möge der allgütige Gott unsere Gebete erhören! - Red.)."

Bis 1938 war die Synagoge Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens am Ort.     
    
Beim Novemberpogrom 1938 erschien in Hüttenbach der NSDAP-Kreisleiter mit mehreren SA-Leuten. Sie drangen in die Synagoge ein, warfen die Torarollen und andere Ritualien auf einen Haufen und zündeten sie an. Dabei brannte die Synagoge großenteils nieder. Einige Zeit später wurde die Brandruine abgebrochen und auf dem Synagogengrundstück und der unmittelbaren Umgebung ein öffentlicher Park mit einem Sportplatz angelegt.
  
Im Oktober 1948 fand vor dem Landgericht Nürnberg/Fürth ein Prozess gegen 17 der am Novemberpogrom 1938 in Hüttenbach Beteiligten statt. Sechs bekamen Gefängnisstrafen von drei Monaten bis zum einem Jahr zwei Monaten. Die anderen wurden freigesprochen. 
  
Das Grundstück der ehemaligen Synagoge wurde wieder bebaut. Eine Gedenktafel ist seit dem 28. November 1995 vorhanden. Sie trägt die Inschrift "Zum Gedenken unserer jüdischen Bürger und aller Opfer von Verbrechen und Gewalt".   
     
     
Adresse/Standort der Synagoge:   Haunacher Straße 47   (1932: Hauptstraße); 
das jüdische Schulhaus (mit der Mikwe im Keller) ist als Wohnhaus in der Burghardgasse 3 als Wohnhaus erhalten.    
    
     
Fotos 
(Quelle für das Foto der Synagoge: Thomas Schlick - Website www.juden-im-nuernberg-land.de; Fotos des Synagogengrundstückes von Jürgen Hanke, Kronach, www.synagogen.info; Foto der Schule: Pinkas Hakehillot s. Lit. S. 296)    

Die Synagoge in Hüttenbach Huettenbach Synagoge 121.jpg (53127 Byte)  Huettenbach Synagoge 122.jpg (45524 Byte)
     Die brennende
     
Gedenken auf dem Grundstück der Synagoge  
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Blick auf das Grundstück der ehemaligen Synagoge, rechts nach Neugestaltung 
des Platzes mit der Gedenktafel
Die Gedenktafel 
  
     
      
Das noch erhaltene Schulgebäude 
(Foto aus den 1960er-Jahren?)
Huettenbach Synagoge 120.jpg (138318 Byte)  
     

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte    

November 2023: Presseartikel zur Erinnerung an die Zerstörung der Synagogen im Nürnberger Land beim Novemberpogrom 1938  
Artikel von Andreas Sichelstiel in der "Pegnitz-Zeitung" vom 8. November 2023: "Vor 85 Jahren brannten die Synagogen.
Pogromnacht. Auch im heutigen Nürnberger Land eskalierte im November 1938 die Gewalt gegenüber Juden..." 
(zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken)  

    
     

Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Simmelsdorf    

Literatur:  

bulletMagnus Weinberg: Geschichte der Juden in der Oberpfalz. Bd. III Der Bezirk Rothenberg (Schnaittach, Ottensoos, Hüttenbach, Forth). Selbstverlag Sulzbürg 1909. Online-Ausgabe Frankfurt am Main Universitätsbibliothek (als pdf-Datei: Download 11,83 mb)  
bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 193-194.    
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1992² S. 171.  
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 295-297. 
bulletBayern SynGedenkband II.jpg (63426 Byte)"Mehr als Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band II: Mittelfranken. Erarbeitet von Barbara Eberhardt, Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christof Haas und Angela Hager, unter Mitarbeit von Frank Purrmann und Axel Töllner. Hg. von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz. Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3: Bayern, Teilband 2: Mittelfranken. Lindenberg im Allgäu 2010. 
Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgäu

ISBN 978-3-89870-448-9.   Abschnitt zu Hüttenbach S. 383-403  

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Huettenbach   Middle Franconia.  The community was probably founded by Jews expelled from Nuremberg in 1499. From the early 16th century until 1780 it was under the protection of the princes of the house of Lichner, developing considerably during the 18th century until subjected to heavy taxes and trade restrictions in the 1770s. In 1823 the Jewish population was 378, declining steadily thereafter to 35 in 1933 (total 705). Under the economic boycott of the Nazi era, two-thirds of the Jews left by 1938. The last 12 left after Kristallnacht (9-10 November 1938).   
       
         

                   
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Stand: 30. Juni 2020