Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Karlsruhe (Stadtkreis) 
Jüdische Geschichte / Synagogengeschichte bis 1938/40  
  

Übersicht: 

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
dazu sind weitere Seiten eingestellt
(alle Seiten befinden sich noch im Aufbau)
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben bis 1938  
Berichte zur Geschichte der Israelitischen Religionsgesellschaft in Karlsruhe bis 1938  
Berichte zu den Rabbinern, jüdischen Lehrern sowie weiteren Kultusbeamten in Karlsruhe und das jüdische Schulwesen  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
-  Weiter gibt es: eine Seite zu den jüdischen Friedhöfen am Mendelssohnplatz und an der Kriegsstraße 
     eine Seite zum jüdischen Friedhof an der Haid- und Neustraße sowie eine Seite zum orthodox-jüdischen Friedhof an der Haid- und Neustraße    
bulletZur Geschichte der Betsäle/Synagogen  
Die Synagogen in der Kronenstraße 
Die Betsäle / Synagoge der Israelitischen Religionsgesellschaft   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur   

 

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
   
In Karlsruhe besteht eine jüdische Gemeinde seit der Zeit kurz nach Gründung der Stadt (1715), unterbrochen von 1940 bis 1945. 
   
Schon im ältesten Bürgerverzeichnis der Stadt sind einige Juden aufgeführt. Um 1730 gab es in der Stadt etwa 100 Juden, im Jahr 1800 war die Gemeinde auf 530 Mitglieder angewachsen. 
   
An dem im 19. Jahrhundert aufblühenden wirtschaftlichen Leben der Stadt und an der Industrialisierung waren zahlreiche jüdische Firmen beteiligt wie die Papierfabriken Vogel und Bernheimer, die Kunstwollfabriken Vogel und Schnurmann, die Lederfabrik Hermann und Ettlinger sowie der Warenhauskonzern der Geschwister Knopf. Außerdem gab es vier jüdische Bankhäuser. Aber auch in allen anderen Wirtschaftsbereichen waren Juden vertreten. Sie stellten 1928 26 % der Ärzte und 40 % der Rechtsanwälte der Stadt. 
    
Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde um 1925 mit 3.386 Personen erreicht (2,3 % der Einwohnerschaft).
   
1933 wohnten in Karlsruhe 3.119 jüdische Einwohner. Von den 1.375 Juden, die im Mai 1939 noch in Karlsruhe wohnten, wurden im Oktober 1940 894 nach Gurs deportiert, wo ein großer Teil den Strapazen des Lagerlebens erlag. Weitere wurden von Gurs aus oder direkt aus Karlsruhe in die Vernichtungslager des Ostens deportiert und wurden ermordet. Mindestens 1.421 der Karlsruhe Juden starben während dem Holocaust.   
  
Nach 1945 entstand eine im Vergleich zur Vorkriegszeit wesentlich kleinere Gemeinde, die um 1990 ungefähr 400, 2002 über 600 Mitglieder hatte (siehe folgende Seite).
   
   
   
Zur Geschichte der Betsäle / Synagogen  
  
Die Synagogen in der Kronenstraße   
   
Schon vor 1725 hatte die in Karlsruhe entstandene jüdische Gemeinde ein Haus nebst Hof und Garten in der Kronenstraße erworben, wo die Synagoge und ein rituelles Bad (Badhaus) erbaut wurden. 
       
Als diese erste Synagoge der wachsenden Gemeinde nicht mehr ausreichte, beauftragte sie einen gerade aus Italien zurückgekehrten, jungen und vielversprechenden Architekten mit dem Bau einer neuen Synagoge, den Sohn eines Karlsruher Zimmermeisters: Friedrich Weinbrenner. Markgraf Karl Friedrich genehmigt am 2. Juni 1798 den Bau der Synagoge, der wenige Tage später mit der Grundsteinlegung am 10. Juni 1798 begonnen werden konnte. Die Synagoge war Weinbrenners erste größere Bauaufgabe in Karlsruhe. Zwei Pylonen nach ägyptischer Art flanierten ein Portal, dessen Spitzbogenmuster in der Arkadenreihe darüber wiederkehrte. Über einen langgestreckten, von dorischen Säulen umgebenen Hof lenkte der Weg zum Haupteingang. 1800 konnten bereits die ersten Gottesdienste in der neuen Synagoge stattfinden. Die feierliche Einweihung war jedoch erst 1806 im Beisein des Markgrafen Karl Friedrich. Die Gottesdienste wurden in der neuen Synagoge in traditioneller Weise abgehalten, was jedoch vielen zunehmend liberal gesonnenen jüdischen Familien der Stadt immer weniger zusagte. Nach dem Vorbild des Berliner und Hamburger "Israelitischen Tempelvereins" schlossen sich daher im Frühjahr 1819 zehn jüdische Familien zu einem Karlsruher "Tempelverein" zusammen. Ihr Ziel war - nach dem damaligen Bericht in einer jüdischen Zeitung -, "ihren, durch den Druck vergangener Jahrhunderte in seiner Heiligkeit und ehrwürdigen hohen Bedeutung gesunkenen Kultus zu reinigen, die Gebete... in deutscher Muttersprache zu verrichten, und durch zweckmäßige Predigten das Gemüt der Andächtigen erbauen zu lassen" (Sulamith 1819 S. 339-340). Da diese Zielsetzung den konservativ geprägten Familien zu weit ging, begann schon damals ein Streit, der 1869 zur Abspaltung der jüdisch-orthodoxen Gemeinde führte.
    
In Karlsruhe sollen die Gottesdienste nach Art und Weise der Tempelvereine in Berlin und Hamburg abgehalten werden (1819)    

Karlsruhe Sulamith V2 1819 339.jpg (53109 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Sulamith", Jahrgang 1819 S. 339: "Errichtung eines neuen Israelitischen Tempels in Karlsruhe.  
Der schätzenswürdige Herr Hofagent und Bankier S. Haber senior in Karlsruhe hat daselbst, im Verein mit mehreren würdigen Gemeindemitgliedern, einen neuen Tempel errichtet, in welchem, nach dem Muster der neuen Tempel zu Berlin und Hamburg, in deutscher Sprache gebetet werden soll usw.  Folgendes Schreiben eines verehrten Mannes an den Herausgeber dieser Zeitschrift, enthält das Nähere darüber:      
Karlsruhe Sulamith 340.jpg (213015 Byte)'Euer Wohlgeboren löbliches wohlbekanntes Streben zur Verbreitung der Kultur unter unsern Glaubensgenossen, veranlasst mich, ja macht mir es zur Pflicht, Ihnen anliegend ein Exemplar der gestrigen hiesigen Zeitung mitzuteilen, woraus Sie zu ersehen belieben, dass nun auch hier sich mehrere achtbare Israeliten zur Errichtung eines Bethauses, in welchem in der Muttersprache gebetet wird, nach Art der Tempelvereine in Berlin und Hamburg, (womit also auch eine Lehranstalt verbunden wird) vereint, und den Seiten der Regierung Genehmigung und Schutz in den aufmunterndsten Ausdrücken zugesichert erhalten haben. 
Dass viele schwere Hindernisse zu bekämpfen waren, ehe es gelang, diese Sache so weit zu bringen, brauche ich Ihnen nciht zu sagen, da es einem so eifrigen Beförderer der wahren Aufklärung, einem Herausgeber und Bearbeiter der schätzbaren Sulamith und Direktor mehrerer Israelitischen Schulen nicht unbekannt sein kann, was für mannigfache große Schwierigkeiten sich darbieten, wenn man, besonders bei unseren Glaubensgenossen, eingewurzelte Vorurteile und Missbräuche - seien sie auch dem Zeitgeiste und dem Volkswohl noch so sehr entgegen - vertilgen will usw.'
 (Anmerkung: Dem Vernehmen nach haben nun bereits die Rabbinen im Badenschen gegen diese Einrichtung protestiert. D.H.)    
Karlsruhe Sulamith 341.jpg (176834 Byte)Auszug aus der Karlsruher Zeitung. 'Karlsruhe, den 1sten Juni. Unsere Regierung hat dieser Tage wieder einen neuen Beweis ihrer liberalen Gesinnungen auf eine schöne Weise an den Tag gelegt. Das Bedürfnis unserer Zeit, welche die Forderung echter Aufklärung und wahrer Religiosität jedem Staatsbürger so nahe ans Herz legt, ward auch mehreren Israelitischen Einwohnern lebhaft fühlbar. Das Resultat langer und reiflicher Überlegung, wie diesem Bedürfnisse abgeholfen werden könnte, fiel endlich dahin aus, dass sich mehrere der hiesigen angesehensten Israeliten zu dem Zwecke vereinten, ihren, durch den Druck vergangener Jahrhunderte in seiner Heiligkeit und ehrwürdigen hohen Bedeutung gesunkenen Kultus zu reinigen, die Gebete, nach Art und Weise des Berliner und Hamburger Israelitischen Tempelvereins, in deutscher Muttersprache zu verrichten, und durch zweckmäßige Predigten das Gemüt der Andächtigen erbauen zu lassen. Dieses Vorhaben hat ein Verein mehrerer Israelitischer Einwohner der Regierung vorgelegt, welche nicht nur ihre hohe Genehmigung, sondern auch noch die erhebende Zusicherung erteilte, dass dieses Unternehmen alle Unterstützung verdiene.'" 

            
Am Abend des 29. Mai 1871 ging die Weinbrennersche Synagoge in Flammen auf; das Feuer hatte von einem aus Holz gebauten Nachbarhaus übergegriffen. Es war der größte Brand in der Geschichte Alt-Karlsruhes. Die Flammen wüteten bis in die Mittagsstunden des folgenden Tages. Bis zur Fertigstellung eines Neubaus mussten die Gottesdienste der jüdischen Gemeinde für vier Jahre im oberen Saal des israelitischen Krankenhauses stattfinden, an den hohen Feiertagen im größeren Saal der "Eintracht".  
   
Die Synagoge ist abgebrannt (1871)       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juni 1871: "Karlsruhe. Ein schweres Unglück hat die hiesige israelitische Gemeinde getroffen. Die Mitglieder sind in tiefe Trauer versetzt. Unsere ehrwürdige Synagoge (Bet HaKnesset) ist nicht mehr. Die heilige Stätte, an welcher wir tagtäglich unser Gebet verrichteten, wo wir so oft in ernster wie in freudig erregter Stimmung unsere Augen zum Himmel emporgehoben, wo wir in den Tagen der Freude unseren Dank ausgesprochen und in Zeiten des Kummers Trost und Beruhigung gesucht und gefunden, sie liegt in Asche. In der Nacht vom 29. auf den 30. Mai brach in dem Hinterhof eines Hauses der Kronenstraße Feuer aus. Die hiesige Feuerwehr, welche durch ihre nicht genug anzuerkennende Tüchtigkeit in der Regel einen Brand in kürzester Zeit bewältigt, traf diesmal gleich bei ihrem Erscheinen einen so ausgebreiteten Feuerherd, dass an eine Rettung der vom Feuer ergriffenen Gebäude schon nicht mehr zu denken war. Eines der ersten Gebäude, das dem schrecklichen Elemente zum Opfer fiel, war die bereits seit nahezu 50 Jahren bestehende sogenannte Frühsynagoge. Dank dem Allmächtigen wurden die Torarollen aus derselben gerettet, jedoch schon nicht ohne Gefahr, da dieselben bereits in Flammen standen. Dem Bäckermeister L. Strauß gebührt das große Verdienst dieser mutigen und gefährlichen Tat der Rettung, welche umso höher veranschlagt werden muss, als das Wohnhaus eben dieses Strauß bereits in Flammen stand und von seiner Habe nur wenig gerettet werden konnte. Gott vergelte sein gutes Verdienst. Die Gefahr lag sehr nahe, dass auch die Waldhornstraße von dem Feuer ergriffen werde, und ein Hinterhaus derselben war bereits von dem verzehrenden Elemente ergriffen. Es bedurfte der angestrengtesten Tätigkeit und Ausdauer, diese das ganze Quadrat schon bedrohende Gefahr abzuwenden. Trotz aller Anstrengung konnte aber nicht verhütet werden, dass die Frauensynagoge gegen 2 Uhr Feuer fing. Durch vieles Holzwerk genährt, teilte sich die Flamme bald dem Dachstuhle der Synagoge mit, welcher nach etwa einer halben Stunde mit schrecklichem Krachen herunterstürzte. Doch wurden auch hier alle Torarollen - Gott sei Dank - rechtzeitig in Sicherheit gebracht, auch viele Gebetbücher und Gebetmäntel konnten hier noch gerettet werden.
 Jetzt bezeichnen 4 kahle Mauern die Stätte, wo noch am     
Karlsruhe Israelit 21061871sa.jpg (142880 Byte) jüngsten Schawuot (Wochenfest) eine sinnig verzierte herrliche Synagoge gestanden, und der heranbrechende Tag beschien zwei in Asche gelegte Synagogen. Mit düsterer Wehmut lesen wir noch am Eingang des Vorderhauses der großen Synagoge, das teilweise stehen geblieben, die in Gold prangende Aufschrift 'und er brachte mich zum Eingang des Hauses des Herrn' (Ezechiel 8,14). Das Tor steht noch, das Gotteshaus aber, zu welchem wir so oft durch dieses Tor eingezogen, liegt in Trümmern. Der Allmächtige tröste uns und trockene unsere Tränen durch den baldigen Aufbau eines Gotteshauses, das echt religiöse Interessen wahre und reelle Befriedigung gewähret.  
Über die Hoffnungen und Befürchtungen, die sich an dieses traurige Ereignis knüpfen, mit Gottes Hilfe - ein andermal, heute versagt meine Feder hierzu noch den Dienst. 
Erwähnung verdient aber gewiss noch folgende Episode.  
Seine Königliche Hoheit der Großherzog war alsbald nach Ausdruck der Feuersbrunst an die Brandstätte geeilt und war bald da bald dort selbst tätig, die nötigen Anordnungen zu treffen. Der Vorstand des hiesigen Synagogenrats, Herr Bielefeld, der bei dieser Gelegenheit die Ehre genoss, Seine Königliche Hoheit zu sprechen, äußerte gegen Hochdenselben unter Andrerem, es sei nun der Streit wegen des Baues einer neuen Synagoge, der seit langer Zeit die hiesige Gemeinde in Aufregung versetzte, durch die Elemente entschieden. Ja, antwortete Seine Königliche Hoheit in hochherziger Weise, aber leider durch eine sehr traurige Veranlassung, denn es könne nicht fehlen, dass sehr viele Mitglieder der Gemeinde noch eine große Anhänglichkeit für die ehrwürdige Stätte bewahrten, an welcher sie so oft ihren Gefühlen der Freude und des Leides vor Gott Ausdruck gegeben. 
Ehre dem Fürsten, der von solch edler Gesinnung beseelt ist und Heil dem Lande, das von einem so edlen und hochherzigen Fürsten regiert wird."     


Zum Synagogenbrand (1871)      
Anmerkung: Zum Verständnis des Abschnittes ist darauf hinzuweisen, dass dieser für die orthodox-jüdischen Zeitschrift "Der Israelit" verfasst wurde. Der Verfasser selbst entstammt konservativen ('gesetzestreuen') Kreisen. Ihm wird in der Diskussion nach dem Brand der Synagoge deutlich, dass der Vorstand der Gemeinde den Bau einer modernen Synagoge (d.h. damals mit Orgel, gemischtem Chorgesang usw.) intendiert und dies zu weiteren Spaltung der Gemeinde führen wird. Die orthodoxe "Religionsgesellschaft" hatte sich seinerzeit schon gebildet. Eine "Orgelsynagoge" würde dazu führen, dass die meisten anderen konservativ Gesonnenen der Gemeinde sich dieser anschließen würden.   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. August 1871: "Karlsruhe, im August (1871). Noch ist in aller Herzen der traurige Ruf: 'Die Synagoge steht in Flammen!' in lebhafter Erinnerung, noch steigen in unserem Gedächtnis die dicken Rauchwolken und funkensprühenden Feuersäulen auf - öde liegt sie jetzt da die Stätte, zu der wir so lange gewandert, um unser Gebet zu Gott zu richten, kahl und leer ist sie so plötzlich geworden. Die Flammen sind ausgelöscht und der Qualm ist verfolgen. Die Flammen sind ausgelöscht? - Als vor 18 Jahrhunderten der zweite Tempel in Asche gelegt, zum zweiten Male schmerzvolle Galuthwanderung angetreten werden musste; ach, da loderten im Geiste lange Jahrhunderte hindurch fortwährend von Neuem die Lohen zum Himmel, die Juda fast vernichtet, ihm eine Wunde geschlagen hatten, die nimmer versiegte. Aus der Zerstörung ist aber, Gott sei Dank, ein Leben erwachsen, das kein Brand mehr hinwegfegen konnte. Sie hat die Herzen gekräftigt, gesammelt, entzündet für die Wiedererrichtung des Tempels - des geistigen, der über Zeit und Raum erhaben, das Gotteswort ward gepflegt, im Leben geübt, und getröstet schritt Israel der Zukunft entgegen.  
Die Flammen glühen noch, die vom Tempel ausgegangen, wenn auch nicht allwärts in gleicher Stärke. Und hier? Es ist bekannt, wie der Tempel schon am verzehrenden Feuer litt, noch ehe das grause Element sich seiner bemächtigte; es ist bekannt, wie eine Anzahl Gemeinde-Mitglieder sich sonderte aus Furcht, es würden Institutionen, die ihnen heilig, dem wahren Judentume entfremdet werden, es würden neue eingeführt werden, die von dem Gesetzestreuen als verboten zu betrachten sind. Damals hielten sich Viele, die gleichen religiösen Standpunkt teilen, von solchem Schritte zurück, mit der Devise: 'Noch zu früh'. Mit einem Male ist es aber klar geworden. Was die Einen gefürchtet, wird Wahrheit, was die Anderen gehofft, ist Täuschung. Das Streben des Vorstandes tritt von Tag zu Tag offener, bestimmter hervor. Ein tragisches Geschick hat alle Zweifel gelöst. Der Vorstand hat, statt auf heiliger Brandstätte zu geloben, den Frieden neu und fest zu begründen durch den Bau eines echt jüdischen Gotteshauses, das alle Anhänger in inniger Eintracht umfassen soll, kann - - seine höhnische Freude nicht unterdrücken können über die so plötzliche Lösung des langjährigen Streites. 
Im Lyzeum haben wir schon en miniature, was uns bevorsteht. Die Orgel wird gebaut, der Gottesdienst geändert werden und so manches Andere wird nachfolgen. Es schmerzt gewaltig der Gedanke, dass in Karlsruhe nun auch der unvermeidliche Riss so schnell eingetreten, hier, wo so lange der Sitz der wahren Religiosität, wo Männer, wie Korban Natanel R. Tiah, R. Ascher - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - gelehrt und gewirkt haben. Wer hätte gedacht, dass man so schnell der Vergangenheit vergessen, ja sie höhnen könne! Die Flammen sind ausgelöscht? O nein, verzehrend wirken sie fort, da, wo man glaubt, dass sie das Heil gebracht. Die Flammen werden aber - so Gott will - bei uns auch wieder erwärmen, leuchten, werden uns den Weg zeigen, den wir, die wir noch treu und fest halten an dem Vermächtnis unserer Ahnen, gehen müssen. Wir glauben darum auch nimmer dem     
Karlsruhe Israelit 09081871b.jpg (116839 Byte) Gerüchte, das sich verbreitet, dass sich eine 3. Gemeinde bilden wolle; da wir wissen dass - Gott sei Dank - die Majorität der Gemeinde noch Sinn und Verständnis hat von unserer heiligen Tora, dass sie mit Liebe, Treue und Innigkeit anhangen dem geoffenbarten Sinaiwort. Die Anhänger der Orgel, in Gottes Namen, mögen sie machen, was sie wollen; sie haben unser Prinzip verlassen, mögen sie sich Allem dem ergeben, was 'der Herren Geist' wünscht und will - unsere Wege scheiden sich -- Wir aber müssen jetzt - sollte auch da oder dort Voreingenommenheit und dergleichen vorhanden sein, - jedes persönliche Motiv fallen lassen und mit denen zusammengehen, die eines Sinns, eines Prinzips mit uns sind. Die Religionsgesellschaft ist bereits selbstständig geworden, nun schließen wir uns ihr rückhaltlos an. Wenn Euch die Vergangenheit kein ausgelöschter Punkt und die Zukunft keine Chimäre, nun - dann einigt Euch. Ihr habt Euch aus der Vergangenheit die Macht bewahrt, die Unwiderstehlichkeit verleiht; die strahlen der göttlichen Macht, die nimmer verlöschen. Aus der Vergangenheit bringt Ihr Alle noch die Prinzipien mit, wodurch sich die Zukunft als eine glorreiche erweisen muss: die Überzeugungstreue, die Hochhaltung der ewigen Wahrheiten, die uns von Gott anvertraut wurden, Wahrheiten, die nicht geändert, nicht umgemodelt, nicht nicht verstümmelt werden dürfen. Wir täuschen uns hoffentlich nicht. Die Gesetzestreuen werden sich einigen und aus dieser Einigung wird eine große, starke und - glaubensfeste Gemeinde hervorgehen. Das wird der Trost sein, den uns das rauchende Heiligtum gebracht. 'Der Herr sammelt die Verstoßenen Israels - ferner werd ich sammeln zu ihm zu seinen Gesammelten' (Jesaja 56,8)."    

         
Die Pläne zum Neubau einer Synagoge gehen bereits in die Jahre zurück, als die Weinbrennersche Synagoge noch stand. 1862 wurde der Abbruch des Weinbrennerbaus und ein von Baurat Prof. Josef Durm zu erbauender Neubau für 60.000 Gulden erwogen. Der Brand der Weinbrennerschen Synagoge veränderte die Planungen um den Synagogenneubau völlig. Nun stand der Ausführung der Pläne von Durm nichts mehr im Wege. Allerdings sollte der von ihm geplante Bau inzwischen etwa 100.000 Gulden kosten. Im März 1872 begannen die Ausgrabungsarbeiten für die Synagoge und die sie flankierenden Nebengebäude in der Kronen- und Kaiserstraße. Kurz vor Fertigstellung des Neubaus genehmigte der Karlsruher Bürgerausschuss die Bewilligung einer Bauprämie als Zuschuss an die Bauherrschaft, die Israelitische Stadtgemeinde. 
  
Zur Einweihung der Synagoge am 12. Mai 1875 kamen neben Vertretern der israelitischen Gemeinden, der Kirchen und der Stadt auch das Großherzogspaar, die Prinzessin Wilhelmine, die Fürstin Hohenlohe-Langenburg und mit ihnen die Abordnungen der Militär- und Zivilbehörden. Rabbiner Dr. Adolf Schwarz hielt die Festpredigt. Nur wenige wussten, das seine Predigt eine Prüfungsarbeit für das Amt des Stadtrabbiners war. Und da sie so eindrücklich vorgetragen worden war und die Gemeinde begeisterte, wurde Dr. Schwarz ab dem 1. Juni 1875 für 18 Jahre Stadtrabbiner in Karlsruhe. Die neue Synagoge hatte auch eine Orgel, was letztlich zum Bruch mit den Orthodoxen in der jüdischen Gemeinde und zu deren Entschluss zum Bau einer eigenen Synagoge führte. 
   
Vorschriften für die Gottesdienste zum Regierungsjubelfest des Großherzogs (1892)         

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Mai 1892: "Karlsruhe. Der großherzogliche Oberrat der Israeliten verordnete die feierliche Begehung des Regierungsjubelfestes Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs für Samstag, den 30. April, in dem vormittägigen Gottesdienste unter Absingen von Psalmen, Predigt und einem besonders verfassten gehaltreichen Gebete. Die Synagogen sollen festlich dekoriert, die drei aus dem Schrein zu hebenden Torarollen mit dem größten Schmucke, wie solches nur an den höchsten Feiertagen üblich ist, versehen sein."       

 
50-jähriges Bestehen der Synagoge in der Kronenstraße (1925)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juni 1925: "Karlsruhe. Der Zeitung 'Badische Presse' vom 28. vorigen Monats entnehmen wir: Am 8. Juni dieses Jahres sind 50 Jahre verflossen, seitdem die Karlsruher Synagoge in der Kronenstraße ihrer Bestimmung übergeben wurde. Aus diesem Anlass ist ein Festgottesdienst vorgesehen, zu dem zahlreiche Einladungen an die Mitglieder der Israelitischen Gemeinde ergangen sind. Die Feier wird eingeleitet durch eine Ouvertüre mit Orgel und Orchester, der die Mendelssohn'sche Arie 'Gott sei mir gnädig' folgt. Bei dem Aus- und Einheben der Torarollen wirken Solokräfte und der Synagogenchor mit. Bei dem feierlichen Umzug singt die Gemeinde 'O Gott, helf uns doch'. Die Festpredigt hält der neue Stadtrabbiner Dr. Hugo Schiff, zur Zeit noch in Braunschweig. Mit dem Schlusschor aus der 'Schöpfung' von Haydn mit Orgel und Orchester wird die Feier beendet. - 
Einige Daten von dem Synagogenbrand im Jahre 1869: Es war Pfingstmontag nachts 1/2 1 Uhr, als das damalige Karlsruher Pompierkorps alarmiert wurde. Die Synagoge stand in hellen Flammen, an Rettung war nicht zu denken, es musste darauf gesehen werden, dass die Nachbarwiesen geschützt werden. Die Feuerwehr war damals noch nicht auf der Höhe wie heute, viele befanden sich auf einem Ausflug in Baden-Baden, bis zum Morgen war das ganze Eck an der Kronenstraße abgebrannt. Von der damaligen Generation sind die meisten zur großen Armee eingegangen, nur einige wenige befinden sich noch am Leben, darunter Privatier Karl Homburger, der diese Woche bei voller geistiger und körperlicher Rüstigkeit seinen 83. Geburtstag feiern kann. Privatier, früher Bäckermeister Strauß, der nebenan eine Bäckerei hatte, sein Brunder Salomon Strauß, der ein Spezereigeschäft betrieb. Kutscher Höfele, damals einer der ersten Fuhrhalter der Residenz, wohnte im gleichen Hause. Weiter wohnten in den abgebrannten Häusern: Schmiedemeister Bickel, Rabbiner Willstätter und Kantor Wiedhan. Auch eine israelitische Schule war in einem der abgebrannten Anwesen untergebracht."          
  
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom  19. Juni 1925: "Karlsruhe. Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Synagoge veranstaltete die hiesige israelitische Gemeinde am gestrigen Sonntag eine stimmungsvolle Feier. Unter den geladenen Gästen bemerkte man unter anderem Ministerialrat Schwörer in Vertretung des Staatspräsidenten, Landrat Schaible, Oberbürgermeister Finter, Monsignore Stumpf sowie verschiedene Stadträte. Nach einer Ouvertüre von Johann Kaspar Ferdinand Fischer, gespielt vom Munz'schen Orchester unter Leitung von Herrn Munz wurde die Feier eingeleitet. Herr Karl Maier sang sodann die Mendelssohn'sche Arie: 'Gott sei mir gnädig'. Sein von tiefem Empfinden getragener Vortrag leitete in harmonischer Weise über zu der feierlichen Handlung der Aushebung der Torarollen. Es fand dann ein Umzug mit den Torarollen statt, der von dem Gesang 'O Gott, helf uns doch' von Herrn Kantor Metzger und dem Synagogenchor begleitet wurde. Nach Beendigung des Umzuges wurden die Torarollen wieder in feierlicher Weise eingehoben. Einen wesentlichen Teil zur künstlerischen Ausgestaltung der Feier trug Kerr Sigmund Löwental bei, indem er eine Tenorarie aus 'Josua' von Georg Friedrich Händel, zum Vortrag brachte. Von sorgfältiger Auswahl des Programmes zeugte die musikalische Darbietung des 1. Satzes eines Concerto grosso von Händel, gespielt von Orgel und Orchester. Machtvoll klangen die Töne durch den Raum und in freudigem Jubel stieg das Fortissime hinan zu einer Höhe, die gekrönt wurde durch den Vortrag des Predigtliedes: 'Frohlocket ihr Völker' von Theodor Munz. Die Predigt wurde gehalten von Herrn Stadtrabbiner Dr. Hugo Schiff. An den Anfang seiner Betrachtungen stellte er den durch Dichterworte zum Ausdruck gebrachten Gedanken, dass Steine zerbröckeln und Mauern zerfallen im Strome der Zeiten und Völker, doch was Seelen in Leid geschaffen, ewigen Bestand habe. In weiteren Ausführungen gedachte der Prediger der Persönlichkeiten, die sich um die Gemeinde, ihr Wohl und ihre Einrichtungen in hervorragender Weise verdient gemacht haben und vergaß nicht, der Gemeinde den Opfertod im Weltkriege von 55 ihrer Mitglieder ins Gedächtnis zurückzurufen. Anknüpfend an das 50-jährige Jubiläum des Gotteshauses, das im Jahre 1875 an Stelle eines alten abgebrannten erbaut und am 12. Mai 1875 durch den in Wien heute noch lebenden damaligen Stadtrabbiner Herrn Dr. Schwarz geweiht wurde, kam Herr Dr. Schiff zu Betrachtungen religiöser Art. Die eindrucksvolle Feier endete mit dem Schlusschor aus der 'Schöpfung' von Joseph Haydn."      


Schändung der Synagoge durch Hakenkreuz-Schmierereien (1926)    

Karlsruhe CV 19021926.jpg (147691 Byte)Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 19. Februar 1926: "Synagogenschändung. Auch die Ehrentafel für die Gefallenen beschmutzt. Den schimpflichen Beschmutzungen der Synagogen in München, Kiel und anderswo reiht sich nunmehr eine gleiche Handlung in Karlsruhe an. Dort wurden in einer der letzten Nächte die Vorhalle zum Eingang der Synagoge, alle Wände und der Boden mit etwa einhalbmetergroßen Hakenkreuzen aus Teerfarbe beschmiert. Sogar die dort angebrachte Ehrentafel für die im Felde Gefallenen ist beschmutzt worden. Bezeichnenderweise bemerkt das rechtsstehende 'Karlsruhe Tagblatt' (Nr. 67 vom 10. Februar), 'dass derartige verletzende und verhetzende Vorkommnisse nicht zur Ausgleichung der Gegensätze beitragen, und dass man sie nur als Bubenstreiche bezeichnen kann, für die der vernünftige Mensch kein Verständnis habe.' Leider müssen wir nach unseren Erfahrungen auf diesem Gebite befürchten, dass in gewissen völkischen kreisen für solche Heldentaten wohlwollendes Verständnis besteht, ohne dass man die Träger solcher Anschauung als 'unvernünftige Menschen' bezeichnen könnte."          

         
59 Jahre, nachdem die Synagoge Weinbrenners durch einen großen Brand zerstört worden war, ging auch die Synagoge Durms in Flammen auf. Beim Novemberpogrom 1938 wurde sie von NSDAP-Partei-Mitgliedern in Brand gesetzt. Die Feuerwehr war zur Stelle, aber sie hatte den Befehl erhalten, nur dann einzugreifen, wenn eines der benachbarten Häuser von den Flammen erfasst werden sollte.
        
Bis Anfang 1939 wurde die ausgebrannte Ruine auf Kosten der jüdischen Gemeinde abgetragen. Man plante, das Grundstück der Synagoge zum Bau einer Großgarage zu verwenden. Die Steine wurden vor allem zum Straßenbau in der Friedrichstaler Allee verwendet. 
       
Die jüdische Gemeinde konnte 1939 und bis zur Deportation der Juden nach Gurs im Oktober 1940 ihre Gottesdienste noch in den früheren Sitzungsräumen des jüdischen Gemeindehauses in der Herrenstraße 14 abhalten. Dieser Betsaal wurde auch nach 1945 ein erster Mittelpunkt des erneuerten Gemeindelebens (siehe folgende Seite).
      
Auf dem mit einer Mauer aus Kalksteinquadern abgeschlossenen Synagogengrundstück in der Kronenstraße wurde 1963 zum 25. Gedenktag der Zerstörung der Synagoge eine bronzene Gedenktafel angebracht. Der leere Platz wird heute vor allem von den fünf hier angepflanzten Pappeln geprägt. 
  
  
  
Die Betsäle/Synagoge der Israelitischen Religionsgesellschaf

Neben der liberal eingestellten Gemeinde bestand von 1868 bis 1937 eine kleine orthodox-jüdische Gemeinde ("Israelitische Religionsgesellschaft"). Sie hielt ihre Gottesdienste zunächst in Privathäusern ab, zuletzt bis 1881 im Haus Ritterstraße 2. 1881 konnte sie ein eigenes Gemeindezentrum mit Synagoge, Gemeindehaus und rituellem Bad im Hinterhof des Gebäudes Karl-Friedrich-Straße 16 erstellen. 
  
Eine Synagoge der Israelitischen Religionsgesellschaft soll gebaut werden (1879)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Dezember 1879: "Karlsruhe, im Kislew. Von der Israelitischen Religionsgesellschaft hierselbst ist schon längere Zeit in Ihrem geschätzten Organ nicht die Rede gewesen. - Es geschah dies deshalb, weil in der Tat nichts Bemerkenswertes vorgefallen ist, nichts in die Augen Fallendes sich ereignet hat. Doch entging dem aufmerksamen Beobachter nicht, dass diese junge Gemeinde, die zu Ehren Gottes gegründet wurde, nach Innen und Außen bedeutende Fortschritte zu verzeichnen hat und wenn auch still und bescheiden, so doch unentwegt einer fortschreitenden gedeihlichen Entwicklung entgegen geht. Sie hat nach Innen einen Zuwachs an achtbaren Mitgliedern zu verzeichnen und nach Außen die Achtung erworben, die der opferfreudigen Gesetzestreue gebührt und die zuletzt auch Andersdenkende ihr nicht versagen können.   
Mit dem 20. Kislew ist die Religionsgesellschaft - Gott sei Dank - in eine neue Phase glücklichen Gedeihens getreten. - Es ist dem einmütigen Zusammenwirken des Vorstandes und hervorragender Gemeindemitglieder gelungen, ein schönes Haus mit großem Bauplatz in schönster Lage der Stadt zu erwerben, um ein würdiges Bet HaKnesset (Synagoge) nach traditionellen Vorschriften zu errichten. Damit ist dem dringendsten Bedürfnis abgeholfen. - Alle religiösen Institutionen hatte die Gemeinde in bester Weise in den 10 Jahren ihres Bestehens hergestellt. - Aber die würdige Repräsentation im Bet HaKnesset (Synagoge) fehlte, denn der provisorische Betsaal konnte buchstäblich die Andächtigen nicht mehr fassen, und so ward der Anschluss neuer Elemente geradezu unmöglich gemacht.   
Wie nicht anders zu erwarten, hat dieses Ereignis eine freudige Begeisterung bei Jung und Alt hervorgerufen und wird ohne Zweifel einen Widerhall finden in den Herzen aller gesetzestreuen Jehudim Deutschlands, namentlich aber in den orthodoxen Religionsgesellschaften in Frankfurt am Main, Mainz, Berlin, Darmstadt, Wiesbaden, Bingen etc. etc., denn eine solche Tatsache hat mehr als lokale Bedeutung. Was in der Metropole Badens für das echte und rechte Judentum geschieht, ist Beispiel gebend für das ganze badische Land. Und so wird sich zum Beispiel Bruchsal zweimal besinnen, ob es durch leichtsinnige Einführung der Orgel in der neu zu erbauenden Synagoge daselbst, die Gesetzestreuen zum Austritt zwingen soll. - So klein auch der Anfang solcher Gemeinden, sie haben eine Zukunft, ja wir können sagen, die Zukunft gehört ihnen. So rufen wir denn der glaubensmutigen und opferfreudigen Gemeinde in Karlsruhe zu: 'Lasst eure Hände stark sein!' (2. Samuel 2,7). Und wenn auch der Schwierigkeiten noch viele bis zur Vollendung des Baues sind, Gottes Hifle wird gewiss nicht fehlen. Mit dem Propheten Sacharja sprechen wir: 'Wer du auch seiest, großer Berg, vor euch wirst du zur Ebene. Und er wird hervorziehen den Hauptstein unter dem Jauchzen der ihm Heil Wünschenden' (Sacharja 4,7)".      

 
Die Einweihung der Synagoge der israelitischen Religionsgesellschaft (1881)      

Karlsruhe Friedhof Israelit 28091881s.jpg (101302 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. September 1881: "Karlsruhe, 22. September (1881). Die feierliche Einweihung der neuen Synagoge der orthodoxen israelitischen Religionsgesellschaft fand gestern Abend 1/2 6 Uhr statt. Die neue Synagoge i n der Karl-Friedrich-Straße, die nach den Entwürfen des Herrn Architekten Ziegler vom Maurermeister Gerhard erbaut wurde, ist von einfacher, aber überaus prächtiger Schönheit. In Frührenaissancestil erbaut, gewährt das Innere derselben einen imposanten Anblick. Ein fein gearbeiteter Plafond mit Oberlicht, dessen prächtige Glasmalereien vom Glasmaler Herrn Drinneberg angefertigt sind, vervollständigt den guten Eindruck, den die ganze Synagoge macht. Zu erwähnen ist noch der rotsamtene Vorhand mit einer ausgezeichneten Goldstickerei, die geschmackvoll ausgeführten Gaslüstres von Herrn Installateur Metzger und das hübsche Geländer rings um die Galerie von Herrn Schlossermeister Hammer. Die Einweihung selbst war eine äußerst feierliche, die Festpredigt hielt der Rabbiner, Herr Dr. Goitein. Der Einweihung wohnte eine große Anzahl eingeladener Gäste bei."        

    
Die Synagoge der Religionsgesellschaft wird renoviert (1913)       

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 4. Juli 1913: "Karlsruhe. Gegenwärtig wird die Synagoge der Israelitischen Religionsgesellschaft renoviert. Die Stadt hat bis zur Vollendung der Renovation die Ausstellungshalle des Landesgewerbeamtes zur Verfügung gestellt."   
 
Karlsruhe AZJ 08081913s.jpg (34733 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. August 1913: "Aus Karlsruhe in Baden wird gemeldet. Die Synagoge der hiesigen orthodoxen Gemeinde wird gründlich renoviert. Zur Abhaltung des Gottesdienstes stellte die Stadt in dankenswerter Weise die Ausstellungshalle des Landesgewerbeamts unentgeltlich zur Verfügung."        

         
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge innen mit Öl begossen und angezündet. Sie brannte völlig aus. Einige Kultgegenstände konnten beschädigt geborgen werden. Die Gemeinde musste für den Abbruch der Ruine selbst sorgen. Das Gemeindehaus und das rituelle Bad konnten zunächst weiterhin benutzt werden. Nach 1945 wurde das Grundstück neu überbaut, die ehemalige orthodoxe Synagoge befand sich an der Stelle des heute rückwärtigen Teiles der Druckerei G. Braun. Eine Gedenktafel ist vorhanden.
     
     
     
Fotos 
Die Synagogen im Bereich Kronenstraße 15

Die 1798-1806 erbaute Synagoge, 
1871 abgebrannt (Architekt Friedrich Weinbrenner)
 
Karlsruhe Synagoge w001.jpg (69390 Byte) Karlsruhe Synagoge Modell.jpg (14200 Byte) Karlsruhe Synagoge 025.jpg (61147 Byte)
Außenansicht   Modell der Synagoge Weinbrenners 
im Stadtmuseum Karlsruhe
Innenhof der Synagoge 
(um 1810)
   
     
Die 1872-1875 erbaute Synagoge 
(Architekt Josef Durm)
(Quelle: Zives s. Lit. S. 52-55 bzw. GLA Karlsruhe)
 
  Karlsruhe Synagoge Kro002.jpg (86374 Byte) Karlsruhe Synagoge Kro001.jpg (85630 Byte)
  Außenansicht  Innenansicht  
      
Die Zerstörung in der 
Pogromnacht 1938 und 
der Abbruch der Synagoge  
Karlsruhe Synagoge n010.jpg (91000 Byte)  
  Abbrucharbeiten der zerstörten Synagoge   
     
Der Synagogenplatz 
um 1985  
Karlsruhe Synagoge n101.jpg (100844 Byte) Karlsruhe Synagoge n100.jpg (91786 Byte)
    Der Synagogenplatz   Die Gedenktafel  
     
2002/03: 
Die Gedenkstätte für die 
zerstörte Synagoge 
(linkes Foto: A. Winkler)  
ka syn.jpg (93517 Byte) Karlsruhe Mahnwache 2002.jpg (25692 Byte)
    Gedenkstätte im 
Sommer 2003  
Mahnwache zum Gedenktag der
 Synagogenzerstörung 9.11.2002
(Quelle und weitere Informationen zu
 diesem Projekt: hier anklicken) 
 
      

Video - eingestellt bei YouTube: Platz der ehemaligen Synagoge in der Kronenstraße am 18. November 2012 (Volkstrauertag) 
   
  
  
  
Die orthodoxe Synagoge Karl-Friedrich-Straße

Die 1881 erbaute orthodoxe 
Synagoge (Architekt
Gustav Ziegler)
Karlsruhe Synagoge orth02.jpg (87218 Byte) Karlsruhe Synagoge orth01.jpg (153412 Byte)
Außenansicht Innenansicht
     
Die Zerstörung in der Pogromnacht 1938 
und der Abbruch der Synagoge
Karlsruhe Synagoge 030.jpg (95129 Byte)  
  Die völlig ausgebrannte Synagoge   
     
Fotos 2003:
(Fotos: Hahn, 
Aufnahmedatum 9.12.2003)
Karlsruhe Synagoge o141.jpg (56326 Byte) Karlsruhe Synagoge o140.jpg (35838 Byte)
   Gebäudekomplex der Druckerei Braun - im 
Hof dahinter (Bereich Tiefgarageneinfahrt)
 stand bis 1938 die orthodoxen Synagoge
Gedenktafel 
im Eingangsbereich
   

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   

Januar 2012: Über die "Stolpersteine"-Initiative in Karlsruhe  
Anmerkung: seit 2005 wurden "Stolpersteine" in Karlsruhe verlegt.
Artikel in den ka-news.de vom 20. Januar 2012: "Stolpersteine: Karlsruhe stolpert gegen das Vergessen. 
Karlsruhe
(kth/kst). 'Hier wohnte Max Strauss.' Wer in der Karlsruhe Innenstadt unterwegs ist und den Blick auf den Boden wirft, wird unweigerlich auf diesen und andere 'Stolpersteine' stoßen. Insgesamt gibt es in der Fächerstadt 143 solcher Stolpersteine, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Die Steine, die auf den ersten Blick kaum zu erkennen sind, befinden sich vor Hauseingängen, in Fußgängerzonen und Bürgersteigen..."  
Link zum Artikel.    Vgl. zu den Verlegungen https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Karlsruhe und https://ka.stadtwiki.net/Stolpersteine   
 
März 2016: Eine der regelmäßigen "Putzaktionen" für "Stolpersteine"    vgl. die Website  http://www.erinnerung-aufpolieren.de/    

Artikel von Heike Schwitalla in ka-news.de vom 21. März 2016: "Putzen gegen das Vergessen: Karlsruher polieren Stolpersteine. In der Karlsruher Südstadt wurden Stolpersteine aufpoliert
Manchmal sind es die kleinen Gesten, die große Zeichen setzen. Wenn Menschen auf die Knie gehen, um in den Karlsruher Straßen die 'Stolpersteine' zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus zu polieren, dann ist das solch eine besondere Geste, die für sich selbst spricht. Anlässlich der Karlsruher Wochen gegen Rassismus wurden am Samstag in der Südstadt unter dem Motto 'Erinnerung aufpolieren' eben diese Messing-Gedenkplatten des Künstlers Gunter Demnig gereinigt und zum Strahlen gebracht. Sie sind in die Straßenbelag eingelassen und zeigen vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern an, wo Opfer des Nationalsozialismus gelebt haben. Die 'Stolpersteine' tragen die Namen, Geburts- und Todesdaten der Menschen und erinnern so an das Schicksal ganzer Familien, die deportiert oder umgebracht wurden.
Das Projekt 'Erinnerung aufpolieren'gibt es in Karlsruhe schon länger. Engagierten Bürger putzen in der Regel zweimal pro Jahr Karlsruher 'Stolpersteine', gedenken so der Opfer der NS-Diktatur und schaffen durch das Polieren neue Aufmerksamkeit für deren Schicksale. Privatpersonen und Mitglieder von Amnesty International, des Deutschsprachigen Muslimkreis Karlsruhe, des Vereins Gegen Vergessen - Für Demokratie, der Grünen Jugend Karlsruhe, des Menschenrechtszentrums Karlsruhe, der Jungen Union und der Jusos Karlsruhe nehmen regelmäßig an den Aktionen teil. Zu den Karlsruher Wochen gegen Rassismus trafen sich zwölf Personen am Samstag in der Südstadt, um dort die 'Stolpersteine' zu reinigen. In vier Gruppen aufgeteilt, ging es auf vorab festgelegten Routen durch die Straßen, um den Gedenksteinen neuen Glanz zu verleihen. Die Steine müssen manchmal minutenlang poliert werden, je nach Publikumsverkehr macht die Patina die Schrift fast unlesbar.
Interesse wecken, Geschichten erzählen. Passanten bleiben stehen, schauen erstaunt zu, fragen nach. 'Nicht immer ist die Reaktion positiv', berichtet Martina Hahne, die bereits sei drei Jahren an den Putzaktionen teilnimmt. 'Manchmal stoßen die Menschen uns sogar beiseite, wenn sie es besonders eilig haben, aber in der Regel sind sie eher neugierig, manchmal belächeln sie uns auch'. Ist ein Stein poliert, liest jemand aus der Gruppe einen kurzen Lebenslauf zu den Menschen vor, die hier verewigt sind - ein kleiner Strauß Efeu, niedergelegt auf dem wieder strahlenden Stein, beendet den Moment des Gedenkens, die Gruppe zieht weiter. 'Viele Menschen übersehen die Stolpersteine, weil sie gar nicht wissen, dass es sie gibt', so Martina Hahne weiter. Auch dafür ist die Aktion 'Erinnerung aufpolieren' gut: Sie macht aufmerksam auf die Gedenksteine und damit auch auf die Lebensläufe der Opfer und deren trauriges Schicksal. Aus dem Haus in der Werderstraße 26 kommt eine Anwohnerin heraus. Sie muss kurz stehen bleiben, denn vor ihr knien zwei Frauen auf dem Boden und polieren den Stolperstein für Moritz Baruch. Sie habe schon immer wissen wollen, wer dieser Mann sei, sagt sie. Liane Holl nutzt die Gelegenheit und liest ihr die mitgebracht Kurzbiographie vor. Die Ettlingerin engagiert sich für Menschenrechte und hat auch schon mehrfach an den Putzaktionen teilgenommen. 'Schauen Sie mal im Internet nach', gibt sie der Anwohnerin mit auf den Weg. 'Dort gibt es das 'Gedenkbuch für Karlsruher Juden', dort finden Sie die Biographien zu allen Stolpersteinen.'
Erinnerung wach halten. 'So lange die Stolpersteine sichtbar sind, halten sie die Erinnerung an die Opfer des NS-Terrors wach', ist sich Martina Hahne sicher. Sie und ihre Mitstreiterinnen sind überzeugt von der Aktion und wollen auf jeden Fall weitermachen. 'Es geht um die Gesten, mit denen wir den Opfern und ihren Familien zeigen, dass wir nicht vergessen und dass wir uns für Menschlichkeit und ein verständnisvolles Miteinander einsetzen', beschreibt Liane Holl den symbolischen Sinn der Putzaktion. Ein Kniefall vor den Opfern, deren tragische Lebensgeschichten mit den strahlenden Stolpersteinen in Erinnerung behalten werden - alle Karlsruher sind herzlich eingeladen, sich an den kommenden Aktionen zu beteiligen."
Link zum Artikel  

 
Eine der zahlreichen Verlegungen von "Stolpersteinen" in Karlsruhe:
April 2017: Vor einem Haus werden elf "Stolpersteine" für die Ermordeten einer Familie verlegt
Anmerkung: nach dieser Verlegung liegen 268 "Stolpersteine" in Karlsruhe   
Artikel von Robert Hustede in den "Badischen Neuesten Nachrichten" vom 13. April 2017: "Nur ein Mädchen überlebte. Elf Mitglieder einer Familie von Nazis ermordet
'Ich bin ganz allein geblieben.' Diesen Satz schreibt Margot Altmann über ihren Lebensbericht. Sie war die einzige Überlebende einer großen Karlsruher Familie. 1988 stirbt sie an Krebs in Israel. Ihre Eltern, ihre Cousinen und Cousins, Tanten und Onkel wurden von den Nazi-Schergen deportiert und im Vernichtungslager Auschwitz ermordet.
Jüngste Tochter am Elternhaus der Mutter. Gestern war Margot Altmanns jüngste Tochter Miri mit ihrer Familie in der Fächerstadt. Sie kommt, um ein Zeichen gegen das Vergessen der Verbrechen Hitler-Deutschlands an den Juden zu setzen. Die Erinnerungen ihrer Mutter, ihr Schmerz, ihre Verlassenheit, sie wollen ausgedrückt und bewahrt werden.
Elf Steine eingebaut. Elf Stolpersteine für die Opfer des Rassenwahns werden an diesem Morgen in das Pflaster vor dem Haus Adlerstraße 35 eingebaut – für Meta und Maier, für Bela und Benjamin, für Sara und Paula, die sechs Kinder, und für Jakob und Ruth, deren Eltern. Daneben stehen die Namen von Josef und Jenny Altmann, Margots Eltern.
Nach Auschwitz verschleppt. Auch an Jenny Ahrend, die Schwester von Ruth Altmann, wird erinnert. Sie wurde ebenfalls am 22. Oktober 1940 von Karlsruhe zunächst nach Gurs in Südfrankreich verschleppt und zwei Jahre später mit Transport Nummer 17 in das Todeslager Auschwitz deportiert. 'Der Transport umfasste 1 006 Personen, 766 wurden sofort bei der Ankunft vergast, 140 Männer und 100 Frauen wurden auf der Rampe selektiert, eine Person aus diesem Transport überlebte', berichtet der Karlsruher Wolfgang Strauß im 'Gedenkbuch für die Karlsruher Juden' nach intensiven Recherchen zum Leidensweg der Karlsruher Familie Altmann. Die sechs Kinder waren zwischen sechs und zwölf Jahren alt, als sie in die Gaskammer getrieben wurden.
268 Gedenksteine insgesamt in Karlsruhe. Während der kleinen Zeremonie auf dem Trottoir der Adlerstraße zeigen Miri Harel, ihre Tochter Yuval, ihr Sohn Sagiv und ihr Mann Barak ihre Betroffenheit. Nur ein kleiner Kreis der 'Koordinationsgruppe Stolpersteine' vom Förderverein Karlsruher Stadtgeschichte gruppiert sich mit einem Historiker des Stadtarchivs um die Gäste aus Israel. Kein Repräsentant der Rathausspitze hat sich eingefunden. Seit zwölf Jahren werden Stolpersteine in Karlsruhe verlegt. Seit gestern sind es 268 – elf Steine mehr für eine einzige Karlsruher Familie jüdischen Glaubens, die erst drangsaliert und diskriminiert, dann entwürdigt, gequält und am Ende der Unmenschlichkeit in der Tötungsfabrik Auschwitz im Namen Deutschlands ermordet wurde. Dass nicht auch der Name der Altmanns in Karlsruhe völlig ausgelöscht wird, dafür hat die Israelin Miri Harel selbst gesorgt. Nach Angaben der Karlsruher Stolperstein-Organisatoren hat die Tochter der Überlebenden Margot Altmann alle elf Gedenksteine selbst bezahlt, einer kostet 120 Euro.
Schriften des Großvaters. Sie hat auch ein Geschenk für die Karlsruher Helfer dabei: Es sind Reproduktionen kalligrafischer Schriften jüdischer Gelehrter. Joseph Altmann, in Karlsruhe herausragendes Mitglied der Jüdischen Gemeinde, schreibt sie im französischen Lagern auf Zettel und steckt sie seiner Tochter Margot in die Jackentasche. Dort werden sie erst später gefunden. Der achtjährigen Margot gelingt 1943 durch jüdische Hilfsvereine die Flucht in die Schweiz. Die Texte ihres Vaters nimmt Margot als 15-jährige Auswandererin 1949 mit nach Israel. Ihre 1972 geborene Tochter Miri sorgt nun dafür, dass die Schrift ihres Großvaters auch in Karlsruhe überdauert.
Ihre Asche stieg in den Himmel. Miri Harel sagt vor den elf Stolpersteinen in der Adlerstraße: 'Mutter, ich hoffe, dass Dir unsere Gedenkaktion hier und heute gefallen hätte. Deine Eltern, Tante Ruth und ihre Kinder haben keinen Grabstein. Ihre Asche stieg in den Himmel von Auschwitz. Wir glauben, dass diese Geste ein ehrenhafter Weg des gemeinsamen Gedenkens an sie ist. Wir glauben auch, dass sie, bevor all das geschah, stolz auf ihre Heimat Deutschland waren. Heute bringen wir sie zurück nach Hause.'"
Link zum Artikel    
 
Mai 2017: Die Verlegung von "Stolpersteinen" wird beendet 
Artikel in der "Stadtzeitung" vom 12. Mai 2017: "Karlsruhe: Erinnerungskultur: Keine weiteren Stolpersteine mehr
In der Fächerstadt erinnern 296 Stolpersteine an Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Weitere Steine werden wohl nicht hinzukommen, die Koordinationsgruppe Stolpersteine im Förderverein Karlsruher Stadtgeschichte beendete die Kooperation mit Gunter Demnig, der seit den neunziger Jahren europaweit Stolpersteine verlegt. 'Unüberbrückbare Gegensätze' zu den Auffassungen Demnigs nannte Altstadtrat Dr. Hans-Jürgen Vogt, der Vorsitzende des Fördervereins, in einem Schreiben an Kulturamtsleiterin Dr. Susanne Asche als Grund für das Ende der Zusammenarbeit mit dem Kölner Künstler, der in Karlsruhe seit 2005 mit Zustimmung des Gemeinderats Stolpersteine vor die letzten Wohnorte von NS-Opfern platzierte. Jetzt fordert Demnig ultimativ dazu auf, mit seinen Steinen auch Überlebender und Angehöriger aus verfolgten Bevölkerungsgruppen zu gedenken. Diese Änderung und Aufweichung der Strategie will der Förderverein nicht mehr mittragen. Ein Eingehen auf die Forderungen Demnigs führe zu 'einer nicht mehr finanzierbaren Inflation von Steinen' und stehe auch der Karlsruher Erinnerungskultur entgegen, heißt es in einer Pressemitteilung der Koordinationsgruppe. Ziel sei immer gewesen, dass Bürger, Schulklassen, gesellschaftliche Gruppen, die Stolpersteine anregten und finanzierten, sich auch mit den Biografien der Opfer auseinandersetzten."
Link zum Artikel    

      

Hinweis zu Stadtführungen auf den Spuren der Jüdischen Geschichte  
Immer wieder werden in Karlsruhe Stadtführungen auf den Spuren der jüdischen Geschichte angeboten. Informationen bei www.karlsruhe-tourismus.de  oder unter Tourist-Information Karlsruhe +49 (0) 721 3720 5383/ 5384..  

   
    

Links und Literatur

Links: 

bulletWebsite der Stadt Karlsruhe  
Hier auch Informationsseite zu den Bauten Friedrich Weinbrenners in Karlsruhe  
sowie eine Seite über Standorte der Synagogen in Karlsruhe   
bulletWebsite der Jüdischen Gemeinde Karlsruhe 
bulletWikipedia-Artikel zur Israelitischen Religionsgesellschaft in Karlsruhe  
bulletÜbersicht der Wikipedia-Artikel zu "Judentum in Karlsruhe"    
bulletKurze Informationsseite zur jüdischen Geschichte Karlsruhe bei jgm-net.de   
bulletBiografie des jüdischen Lehrers in Karlsruhe Adolf Heimberger    
bulletWebsite zu Putzaktionen für "Stolpersteine" in Karlsruhe:  http://www.erinnerung-aufpolieren.de/   

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Karlsruhe 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart bzw. Staatsarchiv) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Karlsruhe sind vorhanden:    
J 386 Bü. 309  Karlsruhe  Geburten 1810 - 1841; Hausliste von Schutzbürgern 1733; Hospitaleinweisungen wegen Geisteskrankheit  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445917   
J 386 Bü. 310  Karlsruhe  Geburten 1871 - 1875  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445918   
J 386 Bü. 311  Karlsruhe  Verzeichnis des Neuen Friedhofs 1897 - 1940  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445919   
J 386 Bü. 312  Karlsruhe  Gräberverzeichnis 1872 - 1940  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445920   
J 386 Bü. 313  Karlsruhe  Eheschließungen 1811 - 1864   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445921   
J 386 Bü. 314  Karlsruhe  Kirchenein- und Austritte 1934 - 1938  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445922  
J 386 Bü. 315  Karlsruhe  Eheschließungen 1816 - 1862   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445923   
J 386 Bü. 316  Karlsruhe  Familienbuch 1862 - 1899; Tabelle über gesamte aus-, zu-, angemeldeten Dato 1733 in woher sie gebürtig, deren Kinder etc. Gesind, Häuser, Schuh, geben Schutzgeld, nähren sich... http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445924   
J 386 Bü. 317  Karlsruhe  Kirchenein- und Austritte 1925 - 1937  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445925    
J 386 Bü. 318  Karlsruhe  Kirchenein- und Austritte 1926 - 1940  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445926    

Literatur (Auswahl, weitere Literatur ist genannt in den Werken von Werner und Schmitt):

bulletFranz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 143-150.
bulletJael Paulus: Die jüdische Gemeinde Karlsruhe, in: Juden in Baden 1809-1984, 175 Oberrat der Israeliten Badens. 1984. S. 227-234.
bulletJosef Werner: Hakenkreuz und Judenstern. Das Schicksal der Karlsruher Juden im Dritten Reich. 1988. 1990² (Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Band 9).
bulletHeinz Schmitt (Hg.) unter Mitwirkung von Ernst Otto Bräunche und Manfred Koch: Juden in Karlsruhe. Beiträge zu ihrer Geschichte bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung. Karlsruhe 1988. 1990² (Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Band 8).
bulletFranz-Josef Ziwes (Hg.): Badische Synagogen. 1997 S. 52-55. 
bulletsynagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007.   
bulletSynagogen Lit 201305.jpg (108213 Byte)Christiane Twiehaus: Synagogen im Großherzogtum Baden (1806-1918). Eine Untersuchung zu ihrer Rezeption in den öffentlichen Medien. Rehe: Schriften der Hochschule für jüdische Studien Heidelberg. Universitätsverlag Winter Heidelberg 2012. 
Zu den Synagogen in Karlsruhe S. 121-148.  

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Karlsruhe  Baden. Jews arrived with a promise of equal rights when the city was founded in 1715 as the new capital of Baden-Durlach. Among the settlers was Josef Jaakov of Ettlingen, founder of the well-known Ettlingen family, and the Court Jew Emanuel Reutlinger. Under the count's general and personal letters of protection the community grew rapidly to 282 members in 1733. In 1724, Salomon Mayer (d. 1774), son-in-law of the prominent Court Jew Marx Model of Pforzheim, was appointed community head (parnas), subsequently founding a yeshiva. With the publication of the edicts of Baden in 1807-09, most Jews were granted full civil rights and a Central Council (Oberrat) for Baden Jews was established in Karlsruhe. In 1806 a new synagogue was consecrated and in 1827 the city became the seat of the district rabbinate. A Jewish elementary school was opened in 1816, enrolling 100 children within a few years as the Jewish population grew steadily through the century, rising from 893 in 1825 to 2,577 in 1900 (total 107,765). In addition to being the seat of Jewish institutions serving all of Baden, the community maintained a broad range of social and cultural activities, with the Central Union (C.V.) and B'nai B'rith imbuing the spirit of Liberalism. The Reform movement made its first inroads in 1819 when ten families formed a Temple society on the Hamburg model and instituted Reform prayer. In 1869, after an organ was introduced into the synagogue, 24 Orthodox families founded an Adass Jeshurun congregation, with its own elementary school and the only Jewish kindergarten in Baden. After the split in the congregation, Dr. Meier Appel (1851-1919) became chief rabbi, serving also as chairman of the Association of Liberal German Rabbis from 1899. Among Jewish public figures the most prominent was Moritz Ellstätter, Baden's minister of finance in 1878-93. In 1900, Dr. Nathan Stern was appointed to the Baden Supreme court and in 1914 became president of the Mannheim District Court (the first Jew in Germany to hold such a position). The Seligmann factories employed 800 workers and other Jewish factories produced paper, synthetic wool, and malt and processed leather and metals. Jews were also leading wholesalers (felt, books) and from the 18th century, operated Hebrew printing presses. They were also active in the professions and the arts. Hermann Levi was named Court Conductor in 1864. Prof. Richard Willstaetter won the Nobel Prize for chemistry in 1915. Though Jews participated fully in public life, it was often in the face of antisemitism, with particular outbursts in the Hep! Hep! riots of 1819 and the revolutionary disturbances of 1848. After Worldwar I the East European component of the community grew to 22 %, constituting a lower economic class aided by the rest of the community. Many national conferences of Jewish organizations took place in Karlsruhe, including Zionist youth in 1932. The focus of the community's cultural life was the Bialik Lehrhaus for adult education, where lectures, courses, concerts, and exhibitions were held. In the Weimar period the Jews maintained their leading economic position. The Knopf chain of department stores had its main branch in Karlsruhe; Jews owned four banks and 26 % of the city's doctors and 40 % of its lawyers were Jews. Dr. Ludwig Marum was Baden's minister of Justice and Karlsruhe's representative in the Reichstag in 1928-32. In 1925 the community reached a peak population of 3,386, but from that point the birthrate declined steeply and a trend of negative natural increase set in. Antisemitism intensified after Worldwar I, with anti-Jewish food riots in 1920 and a swastika-painting outburst in 1926.  
      
In 1933, there were 3,199 Jews in the city. The Liberals controlled the community council with 16 of 28 seats. The community maintained two old age homes and a hospital and operated numerous welfare services (societies for the distribution of food and fuel, for the support of the widows, for assistance to the sick, etc.). With the onset of Nazi rule, judges, teachers, doctors, and officals were fired from the public service and Jewish bussinessmen were forced to liquidate. The last Jewish bank was sold in 1939. The community continued its social and educational services and rendered assistance towards emigration. In 1936, 500 Jews were enrolled in courses at the Bialik Lehrhaus, with such lecturers as Martin Buber making appearances. The community also published a biweekly newspaper, the Israelitisches Gemeindeblatt, and operated an elementary school enrolling 225 children in 1938-39. Both the Zionists and the Hilfsverein had offices promoting emigration, with the ICA and Jewish Agency offering active assistance. In September 1936 a group of 680 youngsters from Karlsruhe and other places in Germany left for Palestine within the framwork of Youth Aliya. In all, at least 2,000 of Karlsruhe's Jews emigrated in 1933-39. On 28 Ocotber 1938, all Jewish men of Polish extraction were expelled to the Polish border, their families joining them later and most ultimately perishing in the ghettoes and concentration camps. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the Adass Jeshurun synagogue was burned to the ground, the main synagogue was damaged, and Jewish men were taken to the Dachau concentration camp after being beaten and tormented. Deportations commenced on 22 October 1940, when 893 Jews were loaded onto trains for the three-day journey to the Gurs concentration camp in France. Another 387 were deported in 1942-45 to Izbica in the Lublin district (Poland), Theresienstadt, and Auschwitz. Of the 1,280 Jews deported directly from Karlsruhe, 1,175 perished. Another 138 perished after deportation from other German cities of occupied Europe. In all 1,421 of Karlsruhe's Jews died during the Holocaust. A new community was formed after the war by surviving former residents, wth a new synagogue erected in 1971. It numbered 359 in 1980. 
        
        

                   
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Stand: 18. Mai 2020