Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Kirchheim (Unterfranken) (VG Kirchheim, Kreis Würzburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge 
(erstellt unter Mitarbeit von Joachim Braun, Würzburg)

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde 
bulletBerichte zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer    
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletTexte zur Geschichte der Synagoge 
bulletFotos / Darstellungen   
bulletDie Entdeckung des rituellen Bades (Mikwe) 1993 in Kirchheim 
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde           
   
In dem etwa 20 km von Würzburg entfernten Kirchheim, das in früheren Jahrhunderten zum Benediktinerkloster St. Burkhard in Würzburg (Hochstift Würzburg) gehörte, bestand vom 16. Jahrhundert bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts (Selbstauflösung 1908) eine kleine jüdische Gemeinde. In einem 1667 erbauten Haus waren ein Betsaal (Synagoge), die Schule und ein rituelles Bad (siehe Artikel unten) untergebracht.
  
Die Gemeinde blieb immer relativ klein: 1779 waren vier Familien am Ort. 1814/15 wurden 52 jüdische Einwohner gezählt. Vor allem auf Grund der Abwanderung in die Städte ging die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder bis 1897 auf 14 Personen zurück. 
 
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden auf insgesamt zwölf Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Hirsch Eisig Schloß (ohne Erwerb), Löw Hirsch Schloß (Viehhandel, Schmusen), Isaac Hirsch Schloß (Vieh- und Warenhandel), Simon Sandel Sternberg (Vieh- und Warenhandel), Raphael Sandel Sternberg (Vieh- und Warenhandel), Moses Simon Sternberg (Vieh- und Warenhandel), Jacob Salomon Ehrlich (Vieh- und Warenhandel), Wolf Nathan Rosenfeld (Schmusen), (Aff)victor Wolf Rosenfeld (Vieh- und Warenhandel), Abraham Simon Ansbacher (Warenhandel), Löw Joseph Neumann (Warenhandel, früher Schullehrer), Moises Salomon Lichtenfeld (Vieh- und Warenhandel), David Sandel Sternberg (kein Geschäft), Samuel Rosenfelder (Kunstgerber/-weber), Moses Hilder (Feldbau).      
 
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule und ein rituelles Bad (s.u.). Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein jüdischer Lehrer am Ort; so wirkte von 1878 bis 1895 gemeinsam in den jüdischen Gemeinden Geroldshausen und Kirchheim Lehrer Julius Sommer (siehe Bericht unten). Um 1896/1897 wurden die Kinder in Kirchheim von Lehrer Schloss in Giebelstadt unterrichtet. Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof in Allersheim beigesetzt. 
 
Von den jüdischen Gemeindevorstehern werden genannt: um 1897 B. Friedlein.  
 
1933 lebten noch die beiden Brüder Eduard und Siegfried Friedlein mit ihren Familien in Kirchheim. 

bulletEduard Friedlein war als Metzger und Viehhändler tätig. Er war aktives Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr in Kirchheim. 1934 starb er und wurde auf den Friedhof in Allersheim beigesetzt. Nach seinem Tod führte sein Sohn Sally Friedlein (geb. 20. Oktober 1897 in Kirchheim) den Gewerbebetrieb des Vaters unter dem Namen der Mutter Paula geb. Kirchheimer (geb. 30. Dezember 1871) weiter. Auch Sally Friedlein war im Leben des Ortes völlig integriert. Er war - wie auch seine Brüder Viktor (geb. 14. Dezember 1900 in Kirchheim) und Leopold (geb. 16. Februar 1903 in Kirchheim)- aktiver Fußballer im 1919 gegründeten 1. FC Kirchheim. 
bulletSiegfried Friedlein lebte mit Frau Therese und vier Kindern im Haus Burkhardstraße 14 (später Gemeindehaus). Auch er war Viehhändler. 

Nach 1933 wurden die Lebensbedingungen der beiden Familien Friedlein durch die Folgen des wirtschaftlichen Boykotts und der zunehmenden Repressalien immer schlechter. Am 12. Januar 1937 gaben Paula und Sally Friedlein die Metzgerei der Familie aus; am 1. Oktober 1937 mussten beide Viehhandlungen aufgegeben werden. Glücklicherweise gelang beiden Familien die Emigration: Sally Friedlein und seine Mutter Paula wanderten im April 1939 nach Südafrika aus, wo seit 1933 bereits Sally Bruder Leopold lebte (war bis 1933 Angestellter einer Möbelfabrik in Essen).  
Unklar ist das Schicksal von Siegfried und Therese Friedlein. Nach Angaben bei Jutta Sporck-Pfitzer S. 69 konnten sie noch im Mai 1941 in die USA emigrieren. Allerdings sei Siegfried Friedlein auf der Überfahrt gestorben. In den Angaben des "Gedenkbuches" werden Siegfried Friedlein und Therese geb. Schülein allerdings unter denen genannt, die 1942 in das Ghetto Krasnystaw deportiert wurden und dort umgekommen sind.  
     
Von den in Kirchheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Louis Friedlein (1878 in Kirchheim geboren, später in Viersen wohnhaft, 1942 über Düsseldorf in das Ghetto Izbica deportiert). Siegfried Friedlein (1875 in Kirchheim, ab Würzburg im April 1942 in das Ghetto Krasnystaw deportiert); Therese Friedlein geb. Schülein (1885 in Bechhofen geboren, lebte in Kirchheim, 1942 ab Würzburg in das Ghetto Krasnystaw deportiert).     
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
          
Über den aus Höchheim stammenden Lehrer Julius Sommer (geb. 1858 in Höchheim
, gestorben 1927 in Wittelshofen, Lehrer in Geroldshausen und Kirchheim von 1878 bis 1895)  

Wittelshofen BayrGZ 07011927.jpg (117379 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 7. Januar 1927: "Am Montag, dem 27. Dezember, wurde ein treuer Kollege, Lehrer Julius Sommer von Wittelshofen, zu Grabe getragen. Sommer, der am 16. Oktober 1858 in Höchheim geboren war, wirkte von 1878 bis 1895 in den Gemeinden Geroldshausen-Kirchheim bei Würzburg, und seit dieser Zeit, also über 31 Jahre, in Wittelshofen. Viele Jahre hindurch betreute er auch die Nachbargemeinde Wassertrüdingen. Fast vollzählig gab ihm seine Gemeinde das letzte Geleit zum weit entfernten Begräbnisplatz in Schopfloch und zeigte damit, wie sehr sie ihren Beamten schätzte. Vor dem Trauerhause würdigte Bezirksrabbiner Dr. Munk (Ansbach) in einem ehrenden Nachrufe die verdienstvolle Tätigkeit wie das anspruchslos und bescheidene Wesen des Dahingeschiedenen, worauf die Kultusvorstände von Wittelshofen und Wassertrüdingen dem geliebten Lehrer und langjährigen geistigen Führer Worte warmer Anerkennung und herzlichen Dankes widmeten. Am Grabe sprachen Lehrer Rosenstein (Schopfloch) für den israelitischen Lehrerverein, Hauptlehrer Levite (Gunzenhausen) für die Bezirkskonferenz Ansbach und Lehrer Erlebacher (Mönchsroth) als Nachbarkollege. Tov schem mischemem tov! Der gute Name, den der wackere Kollege hinterlassen hat, gereicht mit der trauernden Familie auch dem Lehrerstande zur Ehre. Max Levite (Gunzenhausen)."  

    
   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben    
Rückblick: Esrogim-Mangel (1810) - Geroldshausen und Kirchheim kaufen gemeinsam ein Esrog (Etrog)    
Anm.: bei einem Esrog (beziehungsweise Etrog) handelt es sich um eine Zitrusfrucht, die beim Sukkotfest (Laubhüttenfest) Verwendung findet; 
siehe Wikipedia-Artikel "Etrog"       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit": Esrogim-Mangel in alter Zeit. 
In dem mir vorliegenden Memorbuch der Gemeinde Giebelstadt in Unterfranken (hier aus dem Hebräischen übersetzt) berichtet ein Chronist: 'Zur Erinnerung! Im Jahre 571 der kleinen Zeitrechnung (d.i. 1810) hat die hiesige Gemeinde ihr Esrog, das einzige am Ort, für 20 Gulden rheinisch kaufen müssen. Die beiden Gemeinden Geroldshausen und Kirchheim kauften eines gemeinsam für zwei Karlin, ebenso Allersheim und Bütthard. Solche Esrogim wurden in wohlfeilen Zeiten leicht für 24 Kreuzer (= 72 Reichspfennig) gekauft. Vorbeter Lämmle b. Mhhr* Benjamin'. 
Was der Grund der Teuerung gewesen, wird nicht angegeben. Möglich, dass politische Hinderungsgründe in der damaligen Napoleonischen Zeit die Einfuhr erschwerten."
*Mhhr Abkürzung für: "unser Lehrer, der Chawer, Herr...", Bezeichnung für einen Gelehrten.     

     
     
     
Zur Geschichte der Synagoge          
   
Die kleine Synagoge der Gemeinde wurde 1739-49 durch den polnischen Künstler Elieser Sussmann künstlerisch ausgestaltet. 

Beschreibung der Synagoge in der Publikation von Jutta Sporck-Pfitzer: Die ehemaligen jüdischen Gemeinden im Landkreis Würzburg s.Lit. S. 69:  "Die Synagoge befand sich im Obergeschoss des Anwesens Nr. 19. Sie umfasste nur einen großen Raum mit einer Länge von 5,40 m und einer Breite von 6,54 m. Die Höhe der tonnengewölbten Decke betrug 3,50 m. Im Erdgeschoss des Hauses war eine Wohnung untergebracht. Der gesamte Innenraum der Synagoge, d.h. Wände und Decke, hatte man mit einer Holzvertäfelung verkleidet. In der Mitte des Raumes stand eine achtseitige Kanzel, die auch Bima oder Almemor genannt wird. Von diesem erhöhten Platz wurden während der Gottesdienste die entsprechenden Abschnitte aus der Tora vorgetragen. An der Ostwand befand sich - etwas höher als der Fußboden und über einige Stufen erreichbar - der holzgeschnitzte Toraschrein. in dem Schrein bewahrte man durch einen Vorhand verdeckt die Torarollen und andere liturgische Bücher auf. Darüber hing ein Misrach, eine Tafel, die dem Gläubigen anzeigte, in welcher Richtung Jerusalem und der zerstörte Tempel lagen. Den Misrach umrahmten die Abbildungen eines Posthorns und einer Trompete eines Postillons. Diese beiden Darstellungen verwiesen auf die Tätigkeiten der [mehrere Generationen lang im Kirchheim beheimateten jüdischen] Familie Friedlein. Sie stellten seit vielen Generationen in Kirchheim die 'Postleute' des Bezirks und sie waren die Verkehrsbesitzer zwischen Bad Kissingen, Bad Mergentheim und Nürnberg. 
Entlang der Nord- und Südwand der Betstube hatte man Sitzbänke mit Pulten davor für die männlichen Gemeindemitglieder installiert. Die Frauen saßen in einem eigenen Abteil durch ein Holzgitter getrennt an der Nordseite des Raumes hinter den Männern. Diese Geschlechtertrennung war und ist auch heute noch in orthodoxen Bethäusern gebräuchlich. 
Die Synagoge erlangte ihre Berühmtheit aufgrund der malerischen Ausgestaltung durch den Künstler Elieser Sussmann. Der Maler war in den Jahren von 1739 bis 1740 in Kirchheim tätig. Er hatte Decke und wände fast vollständig mit hebräischen Texten, Gebeten und Sprüchen sowie floralen Kompositionen ausgeschmückt. Daneben konnte man auch die Namen vieler Gemeindemitglieder lesen. 
Die Namen enthielten Hinweise auf das Baujahr der Synagoge und die Person des Malers. Im oberen Feld der Westwand stand der hebräische Bibelvers: 'Ich habe Dir ein erhabenes Haus gebaut, eine Stätte, zu Deinem Sitz auf ewig.' Da im hebräischen Alphabet die Buchstaben zugleich Zahlwerte darstellten, ergab sich, dass die Synagoge im jüdischen Kalenderjahr 5427 erbaut wurde, was in der christlichen Zeitrechnung dem Jahr 1667 entspricht."

Nach Auflösung der jüdischen Gemeinde um 1908 wurde das Gebäude des Betsaals 1910 von Familie Friedlein an den Steinmetz Johann Reinhard verkauft und danach zu einem bis heute erhaltenen Wohnhaus umgebaut. 
  
Bereits 1909 wurde die Synagogeneinrichtung demontiert und in einer Scheune gelagert. 1911 kam die Synagogeneinrichtung auf Initiative des Kommerzienrates Herrmann Reiss in den Besitz des Fränkischen Luitpoldmuseums in Würzburg (heute Mainfränkisches Museum). Die Jahre nach 1933 überstand die Synagogeneinrichtung aufgrund der Maßnahmen des damaligen Museumsdirektors Prof. Dr. Clemens, der den Eingang zum Ausstellungsraum der Synagoge hinter einem Vorhang verschwinden ließ und einen Schreibtisch davor aufstellte. Beim Stadtbrand Würzburgs nach dem Bombenangriff am 16. März 1945 ist die Synagogeneinrichtung allerdings völlig zerstört worden.
    
    

    

Texte zur Kirchheimer Synagoge      
Die Synagoge kommt in den Besitz des Luitpoldmuseums (1911)    

Kirchheim FrfIsrFambl 22121911.jpg (23278 Byte)Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22. Dezember 1911: "Würzburg. Das Luitpoldmuseum hat die Synagoge in Kirchheim für 3.500 Mark angekauft. Vorläufig werden die Fenster der Synagoge nach hier gebracht."

     
Über die Kirchheimer Synagogeneinrichtung im Luitpoldmuseum (1912)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Januar 1912:            

 
Artikel über die Synagoge von Kirchheim (von Stadtbaurat Franz Kreuter, 1924)     

Kirchheim WUE CV-Ztg 26061924.jpg (668995 Byte)Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 26. Juni 1924:      

  
Artikel von Theodor Harburger: Werke jüdischer Volkskunst in Bayern (1931)  
In: "Bayerische Israelitische Gemeindezeitung" Nr. 13 vom 1. Juli 1931 S. 195-199.
(bitte beim Anklicken die längere Ladezeit der Seiten beachten)

Bechhofen BayrGZ 01071932a.jpg (320144 Byte) Bechhofen BayrGZ 01071932b.jpg (306210 Byte) Bechhofen BayrGZ 01071932c.jpg (305635 Byte) Bechhofen BayrGZ 01071932d.jpg (298254 Byte) Bechhofen BayrGZ 01071932e.jpg (218208 Byte) 
 
        oben Foto aus der Kirchheimer Synagoge     
         
Rechts: weiteres Foto aus der 
Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung
 vom 21. Mai 1931
Kirchheim Israelit 21051931.jpg (63395 Byte)        

        
Beschreibung der im Luitpoldmuseum aufgestellten Synagoge (1935)  

Kirchheim BayrGZ 01071935.jpg (99864 Byte)Aus einem Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juli 1935: "Im Fränkischen Luitpoldmuseum in Würzburg steht wieder in ihrer ganzen Ursprünglichkeit errichtet die Synagoge von Kirchheim. - Wie bescheiden war dies Gotteshaus in seiner Größe: 5 1/2 m lang und ebenso breit, 3 1/2 m hoch; durch eine Brettwand, in die Holzgitter angebracht sind, ist die Frauensynagoge abgeteilt. 
Elieser Sussmann hat diese Synagoge, wie so manche andere des 18. Jahrhunderts, mit Inschriften und Bildern verziert, seine ganze Liebe zu seinem Glauben hineingetan. Er, der aus dem Osten nach Deutschland gewanderte Jude, hat Werke geschaffen, die zu den eigenartigsten Köstlichkeiten der Baukunst gehören. 
Berufene haben viel über sein Werk zu schreiben gewusst. Aus der Enge dieses Raumes, wie er ausreichte, für eine kleine Gemeinde, riefen Juden zum Herrn. An der Tür steht die Bank des Propheten Elias, auf der man den Judenknaben in die Gemeinschaft des Glaubens aufnahm. - Die quadratischen Zeichen der unzähligen hebräischen Worte werden zum Symbol einer Verbundenheit. - Hinter uns schließt sich eine kleine Tür und Jahrhunderte versinken!"  

    
Adresse/Standort der SynagogeGartenstraße 3 (Gebäude erhalten) 
    
   
Fotos
(Quelle:
Fotos von Theodor Harburger; Quelle: Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem; veröffentlicht u.a. in Th. Harburger: "Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern. 1998. H. Eschwege: Die Synagoge in der deutschen Geschichte)  

Kirchheim Synagoge 015.jpg (73268 Byte) Kirchheim Synagoge 017.jpg (141672 Byte) Kirchheim Synagoge 020.jpg (88610 Byte)
Blick nach hinten (Wand gegenüber 
dem Toraschrein), rechts Almemor 
mit Aufgang; rechts am Rand 
Vorlesepult
Blick in die kleine Synagoge: erkennbar
 links Abschrankung des Frauenbereichs,
 rechts Almemor, Leuchter, ewiges Licht,
 Blick zum Toraschrein
links Almemor mit Vorlesepult, 
rechts Toraschrein (hinter dem 
Leuchter) mit Parochet 
(Toraschreinvorhang)
     
Kirchheim Synagoge 016.jpg (35493 Byte)    
      
     

     
Die Entdeckung des rituellen Bades (Mikwe) 1993 in Kirchheim 
(Der Artikel aus der "Main-Post" vom 13. August 1993 wurde zur Verfügung gestellt von Joachim Braun, Würzburg) 

Kirchheim PA 182.jpg (165293 Byte) Kirchheim PA 181.jpg (104341 Byte) Kirchheim PA 180.jpg (106921 Byte)
  Feigelegt wurde in einem Kirchheimer 
Keller ein über 200 Jahre alte rituelles
 Frauenbad. (beide Fotos: Holzapfel) 
Mit dem Wasserschlauch säuberten 
Mitglieder der Kirchheimer Feuerwehr 
Wände und Treppe der Mikwe. Vier Meter
 führen die Stufen in die Tiefe.
   
      
Artikel aus der "Main-Post" vom 13. August 1993: "200 Jahre altes jüdisches Ritualbad in Kirchheim freigelegt. Eine steinerne Treppe führt zum Grundwasser.  
Kirchheim.
Beinahe ein Jahrhundert lang hielt es der Lehmboden im Keller von Peter Endres verborgen: Ein jüdisches Frauenbad - eine Mikwe - errichtet in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Aufgelassen und mit Erde aufgefüllt, erinnerte nichts mehr an dieses Kulturdenkmal. Bauarbeiten bei Peter Endres brachten das Ritualbad nun wieder zum Vorschein. Lediglich eine Vertiefung im Kellerboden und alte Pläne hätten auf das Bauwerk unter der Erde hingewiesen. Schon seit längerer Zeit hatte der Kirchheimer Edgar Berthold nach dem Studium dieser Pläne vermutet, dass sich an dieser Stelle die Überreste des Frauenbades befinden könnten. Edgar Berthold war es auch, der im Keller von Peter Endres die ersten Grabungen vornahm. Schon nach kurzer Zeit stieß er auf Mauer- und Gewölbereste der Mikwe. Er verständigte das Landesamt für Denkmalpflege in Würzburg. Bei einem ersten Ortstermin veranlasste der Leiter des Amtes, der Ludwig Wamser, Grabungsarbeiten zur Freilegung der gesamten Anlage. 'Klare Verhältnisse' für die Denkmalschützer schafften dann Kommandant Alois Spachmann und Mathias Reitinger von der Feuerwehr Kirchheim: Mit einer Hochdruckspritze reinigten sie die Stufen sowie die seitlichen Mauern des unterirdischen Bauwerks.  
Vier Meter tief. Eine Bestandsaufnahme des freigelegten Bauwerks gab es jetzt bei einem erneuten Ortstermin. Die tiefste zugängliche Mikwe in einer Landgemeinde ist das freigelegte Bauwerk nach der Einschätzung von Dr. Wamser. Der tiefste Punkt des früheren jüdischen Frauenbades liegt vier Meter unter dem Niveau des ursprünglichen Kellerbodens. Rund ein Meter hoch steht das Grundwasser in der Mikwe. Beeindruckt über den guten Zustand des Ritualbades zeigte sich auch David Schuster von der Jüdischen Gemeinde in Würzburg: Nicht nur die Stufen und das Mauerwerk sind gut erhalten, auch der eiserne Handlauf ist noch zu erkennen. Gefunden wurden bei den Ausgrabungen auch verschiedene Münzen aus dem 18. Jahrhundert, aber auch aus dem Jahre 1900. Dies deutet nach den Angaben von Dr. Wamser darauf hin, dass die Mikwe offenbar bis zu ihrer Verfüllung zum Zeitpunkt der Veräußerung der Synagoge im Jahr 1900 benutzt worden war. Außergewöhnlich ist laut Dr. Wamser bei dieser Anlage auch die Überwölbung. Nun soll nach einem Weg gesucht werden, wie das Bauwerk auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann. Dies könnte in Verbindung mit dem in der Nähe liegenden denkmalgeschützten Heblingshof geschehen, wurde beim Ortstermin angeregt. Gespräche mit den Eigentümern, der Gemeinde Kirchheim, dem Historischen Verein und dem Amt für Denkmalpflege sollen dabei die Klärung bringen. aho."
Informationen zur Mikwe auch bei Süss s.Lit. S. 75-76.  

   
     

Links und Literatur

Links:   

bulletWebsite der Gemeinde Kirchheim (Unterfranken)  

Literatur:  

bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1992² S. 81.   
bulletJutta Sporck-Pfitzer: Die ehemaligen jüdischen Gemeinden im Landkreis Würzburg. (Hg. Landkreis Würzburg). Würzburg 1988 S. 67-69. 
bulletDirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13. Würzburg 2008. S. 269-270. 
bulletReiner Strätz: Biographisches Handbuch. Würzburger Juden 1900-1945. 1989 1. Teil S. 180 (zu Angehörigen der Familien Friedlein aus Kirchheim). 
bulletFranken Obpf Lit 010.jpg (75915 Byte)Hans-Peter Süss: Jüdische Archäologie im nördlichen Bayern. Franken und Oberfranken. Verlag Dr. Faustus Büchenbach 2010 (Reihe: Arbeiten zur Archäologie Süddeutschlands Band 25). Zu Kirchheim S. 74-76. 

     
       

                   
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Stand: 30. Juni 2020