Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

  
Zurück zur Übersicht: "Jüdische Friedhöfe in der Region"
Zurück zur Übersicht: "Jüdische Friedhöfe in Sachsen-Anhalt"     
Übersichtsseite 2: Orte G - K
    

Köthen (Kreisstadt) 
Jüdische Friedhöfe 
  

Zur Geschichte des Friedhöfe   
       
Ein alter jüdischer Friedhof wurde in Köthen im 17. oder erst im 18. Jahrhundert (August 1777?) auf einem sumpfigen Gelände am Welschen Busch angelegt und bis 1888 benutzt. Danach verfiel der Friedhof. In der NS-Zeit und danach wurden die Friedhofsmauer und die Grabsteine nach und nach beseitigt und dienten vermutlich zum Straßenbau in der Wohnsiedlung Lelitzer Straße. Von diesem alten Friedhof ist heute nichts mehr erhalten. Im Sommer 1988 wurden bei Ausschachtungen für Wasserleitungen in der Lelitzer Straße Bruchstücke von Grabsteinen aufgefunden. Ein Teil von ihnen wird seitdem von der Evangelischen Kirchengemeinde St. Jakob, ein anderer Teil von der Kreisdienststelle für Kulturgutschutz bei der damaligen Kreisverwaltung Köthen aufbewahrt.  
       
Der neue jüdische Friedhof wurde am 7. Juli 1888 mit der ersten Beisetzung eingeweiht. Auch eine Friedhofshalle wurde in diesem Jahr gebaut, die neben klassizistischen (Eingangsbereich) auch maurische Stilelemente zeigt (Kuppel). Bereits im Mai 1925 wurde der Friedhof geschändet (siehe Bericht unten). Dabei wurden 30 Grabsteine beschädigt. In der NS-Zeit wurde die Friedhofsmauer eingerissen. Nach 1945 wurde der Friedhof wieder hergestellt. Es sind etwa 150 Grabstellen vorhanden. Auch nach 1945 wurde der Friedhof vereinzelt belegt. Die Friedhofsfläche umfasst 26,60 ar.
     
Schändungen: Anfang November 1992 wurden auf dem Friedhof Grabsteine mit Hakenkreuzen, SS-Runen und Parolen beschmiert. Auch im Oktober 2015 wurde der Friedhof geschändet. Dabei wurden 15 Grabsteine umgeworfen. Weitere Zerstörungen von Grabsteinen gab es im Mai 2022 (vgl. Polizeimitteilungen unten).   
     
     
Aus der Geschichte der Friedhöfe   
Schändung des Friedhofes (1925)  

Mitteilung der der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins) vom 28. Januar 1927: "Mai 1925. Köthen: Auf dem jüdischen Gemeindefriedhof wurden etwa 30 Gräber durch Umstürzen und Zertrümmern der Grabdenkmäler beschädigt. Täter bekannt, aber verschwunden."    
   
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Februar 1927: "(Eine tieftraurige Statistik). Eine erschütternde Liste der Friedhofsschändungen, in ihm Laufe der letzten zwei Jahre in Deutschland verübt wurden, wird in der letzten Nummer der C.V.-Zeitung veröffentlicht. Den Beschmutzungen und Beschädigungen jüdischer Gotteshäuser in München, Berlin, Potsdam, Kiel und vielen anderen Orten reihen sich die Friedhofsschändungen, die hier aufgezeichnet sind, an: ...
(darunter): Mai 1925: Köthen. Auf dem jüdischen Gemeindefriedhof wurden etwa 30 Gräber durch Umstützen und Zertrümmern der Grabdenkmäler beschädigt. Täter bekannt, aber verschwunden...".
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 8. Juli 1927: 
"Tafel der Schmach - 39 jüdische Friedhöfe in Deutschland geschändet.  
Berlin.
(J.T.A.) 'Der Schild', Zeitschrift des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten, bringt unter der Überschrift 'Tafel der Schmach' ein Verzeichnis von 39 Friedhofschändungen, die sich von November 1923 bis Mai 1927 in Deutschland ereignet haben. Hier die Namen der Orte und die Daten:  
1. Sandersleben (November 1923), 2. Schneidemühl (Januar 1924), 3. Sandersleben (März 1924), 4. Rhoden, 5. Wolfhagen - Hessen (April 1924), 6. Ribnitz / Mecklenburg (Mai 1924), 7. Villing (Juli 1924), 8. Regensburg (August 1924), 9. Hemer (November 1924), 10. Hersfeld (November 1924, 11. Kleinbardorf bei Königshofen, 12. Binswangen Bez. Augsburg (Juni 1924), 13. Hagen i.W. (Juni 1924), 14. Göttingen (August 1924), 15. Beverungen (Dezember 1924), 16. Köthen (Mai 1925), 17. Plauen i.V. (Juni 1924), 18. Alsbach a.d. Bergstraße, 19. Hockenheim / Baden (Januar 1925), 20. Löwenberg (Februar 1926), 21. Pflaumloch (März 1926), 22. Erfurt (März 1926), 23. Callies (April 1926), 24. Memmelsdorf / Oberfranken (Main 1926), 25. Altdamm/Pommern (Oktober 1926), 26. Breslau (Dezember 1926), 27. Bingen (Dezember 1926), 28. Ermetzhofen / Mittelfranken (Dezember 1926), 29. Kuppenheim / Baden (Januar 1927), 30. Kerpen / Rheinland (März 1927), 31. Neviges / Regierungsbezirk Düsseldorf (März 1927), 32. Hillesheim / Rheinhessen (April 1927), 33. Moers (April 1927), 34. Krefeld (April 1927), 35. Richelsdorf / Bezirk Kassel (April 1927), 36. Ansbach (April 1927), 37. Regensburg (Mai 1927), 38. Aufhausen bei Bopfingen (Mai 1927), 39. Rülzheim / Rheinpfalz (Mai 1927)."  

   
Schändungen des Friedhofes im Oktober 2015 und im Mai 2022  

Pressemitteilung vom 28. Oktober 2015: "Kriminalität. Jüdischer Friedhof in Köthen geschändet. 
Unbekannte haben den Jüdischen Friedhof in Köthen (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) geschändet. An mehreren Grabstellen seien Grabsteine umgestürzt, von ihren Sockeln gebrochen oder auf andere Art zerstört worden, sagte eine Polizeisprecherin am Mittwoch in Dessau-Roßlau. Die Zerstörungen wurden in der Zeit zwischen dem 23. und dem 27. Oktober angerichtet. Es wird wegen gemeinschaftlicher Sachbeschädigung ermittelt. Der geschätzte reine Sachschaden liegt den Angaben zufolge bei etwa 5000 Euro."    
 
Pressemitteilung vom 13. Juni 2022: "Angriff auf jüdischen Friedhof in Köthen: Es war nicht die erste Attacke
Köthen - In der Nacht zum 19. Mai übersteigen vermutlich mehrere Täter die Mauer des Friedhofs in Köthen und zerstören anschließend mehrere Grabstätten, vor allem auf dem jüdischen Teil der Gedenkstätte. Die Polizei ermittelt, nun hat auch "Kripo live" den Fall aufgegriffen.

Dabei stellt sich während der Sendung heraus: Es war längst nicht die erste Attacke dieser Art auf den Friedhof. Verwüstungen dieses Ausmaßes habe es demnach zuletzt im Oktober 2015 gegeben. Damals wurden 15 Grabsteine zerstört. Dazwischen finden sich immer wieder kleinere Attacken. Seit Ende der 90er Jahre sollen es mittlerweile insgesamt zehn Anschläge auf den Friedhof sein. Ihren bisherigen Höhepunkt fanden sie in der Nacht zum 19. Mai dieses Jahres. Die Polizei geht derzeit davon aus, dass sich mehrere Täter Zugang zum Friedhof verschafften. Anschließend wüteten sie vor allem im jüdischen Teil der Gedenkstätte, zerstörten dort 16 zum Teil sehr alte Grabstellen vollständig. Auch im allgemeinen Teil machten sie sich jedoch zu schaffen. Dort wurden insgesamt vier Grabstätten zerstört. Für Friedhofsleiter Christian Schäfer, der während der Sendung zu Wort kommt, ist die Zerstörung ein schmerzlicher Anblick. "Wir repräsentieren schließlich ein gewisses Andenken an die Toten", sagt er.
Sowohl die Polizei als auch der Staatsschutz ermitteln derzeit in dem Fall, können weder ein politisches noch ein religiöses Motiv ausschließen. Die Ermittler suchen deshalb Zeugen. Diese werden gebeten, sich bei der Polizei Anhalt-Bitterfeld unter Tel. 03496/4260 zu melden."   
 

   
   
Lage der Friedhöfe 
  
Der alte jüdische Friedhof lag vor dem Halleschen Tor am Wellschen Busch/Trautmannstraße südwestlich der Stadt. 
Der neue Friedhof liegt an der südlichen Seite des kommunalen Friedhofes (Güterseeweg). 

Lage des (neuen) jüdischen Friedhofes in Köthen auf dem dortigen Stadtplan:
 links anklicken und über das Verzeichnis der "Behörden und öffentl. Einrichtungen" zu "Friedhof, jüd., Köthen". 

    
    
     
Fotos:

(Fotos: obere Zeile von Christian Ratzel, Köthen, www.trischi.com; darunter liegenden Fotozeilen: Hans-Peter Laqueur, Bremerhaven, Aufnahmen im Mai 2007)

Koethen Friedhof 012.jpg (83678 Byte) Koethen Friedhof 010.jpg (65399 Byte) Koethen Friedhof 011.jpg (67427 Byte)
Die Trauerhalle mit ihrer 
charakteristischen Kuppel 
Teilansichten des Friedhofes 
  
   
koethen01.JPG (100395 Byte) koethen02.JPG (96275 Byte) koethen04.JPG (98405 Byte)
Teilansicht des Friedhofes       
     
koethen09.JPG (100630 Byte) koethen08.JPG (103123 Byte) koethen07.JPG (98934 Byte)
Spuren gewaltsamer Zerstörungen ?  
   
koethen03.JPG (95767 Byte) koethen05.JPG (102485 Byte) koethen06.JPG (100994 Byte)
  Blicke vom Friedhof zur Trauerhalle

      
       

Links und Literatur

Links:

bulletWebsite der Stadt Köthen 

Literatur:  

bulletZeugnisse jüdischer Kultur S. 194-197.    
bullet Brocke/Ruthenberg/Schulenburg S. 436-438.

   
    

                   
vorheriger Friedhof     zum ersten Friedhof    nächster Friedhof
diese Links sind noch nicht aktiviert  

             

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020