Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Lendershausen (Stadt Hofheim in Unterfranken, Kreis Haßberge)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
-  Zur Lehr- und Erziehungsanstalt in Lenderhausen - Rau'sches Knabeninstitut   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Lendershausen Files by Marcelo Rosenbaum  
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen              
Links und Literatur  

   
Aktuelle ErgänzungLendershausen files (pdf-Dateien) by Marcelo Rosenbaum, E-Mail   

Lendershausen - Births Registry 1811 / 1875  
Lendershausen - Census (approx. 1811)   
Lendershausen - Death Registry 1810 / 1874  
Lendershausen - Marriages Registry 1813 / 1872  

  
  
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)         
   
In Lendershausen bestand eine jüdische Gemeinde bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Ihre Entstehung geht in das 18. Jahrhundert zurück. Unter den Gästen der Leipziger Messe werden Mitte des 18. Jahrhunderts auch Juden aus Lendershausen genannt. Nach einer von Elisabeth Böhrer in einem Akt im Staatsarchiv Würzburg gefundenen Aufstellung werden für das Jahr 1763 namentlich zwei jüdische Familienväter als "im Hochstift wohnende, zur Hochfürstlichen Hofkammer zahlbare Schutz Juden" genannt.  
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1810 138 jüdische Einwohner (31,9 % von insgesamt 432), 1837 136 (29,6 % von 460), 1867 108 (23,2 % von 465), 1880 71 (15,5 % von 459), 1890 52 (12,7 % von 408), 1900 41 (11,0 % von 374), 1910 13 (3,7 % von 351).  
  
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Lendershausen auf insgesamt 27 Matrikelstellen (einschließlich der Nachträge bis 1825) die folgenden jüdischen Familienvorsteher genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Jacob Elias Höchheimer (Tuchhandel), Abraham Seligmann Seligstein (Viehhandel), Aron Levi Frankbach (Seifensieden und Lichterzieher), Mendel Hirsch Ascher Sittenheim(er) (Tuch-, Glas- und Spezereihandel), Abraham Koppel Sachsenmann (Schmusen), David Rachman Vanderwart (Viehhandel), Feifel Emanuel Massmann (Mäkeln), Leeser Salomon Bartlos (Zwillich- und Barget-[Barchent-]handel), Israel Seligmann Altmann (Schlachten und Schmusen), Moises Koppel Kleinhäuser (Mäkeln), Moises Samson Reis (Viehhandel), Machel Wolf Rossmann (Mäkeln), Salomon Kronum Plank (Warenhandel), Meier Salomon Gunst (Willich-, Feder- und Barget-[Barchent-]handel), Sandel Salomon Sundheimer (Viehhandel), Simon Seligmann Krausmann (Makeln), Samuel Wolf Schloss (Warenhandel), Sisser Hirsch Frittmann (Warenhandel), Samson Abraham Reis (Viehhandel), Moises Abrahgam Seligstein (Vieh- und Spezereihandel), Kalomon Gerst Stern (Warenhandel), Benjamin Jüdlein Tauwald (Warenhandel), Leser Seligmann Fleischer (Schlachten), Gerst Michael Altmann (Metzgerei, seit 1823), Joseph Sondheimer (Feldbau, seit 1823), Jakob Gunst (Rothgerberprofession, seit 1825), Benjamin Gabriel Schulum (Seifensieden und Lichterziehen, seit 1825).      
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule in einem gemeindeeigenen Haus neben der Synagoge mit Lehrerwohnung und ein rituelles Bad. Zur Besorgung der religiösen Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Die Stelle wurde bei anstehenden Neubesetzungen immer wieder ausgeschrieben (siehe Ausschreibungstexte unten). Letzter jüdischer Lehrer der Gemeinde Lendershausen war (vermutlich seit 1878) 40 Jahre lang Baruch Wolf. Er war auch Lehrer der für einige Zeit vereinigten jüdischen Gemeinde Lendershausen - Hofheim. In den 1860er-Jahren gab es für einige Jahre die "Jüdische Lehr- und Erziehungsanstalt - Rau'sches Knabeninstitut" in Lendershausen, geleitet von dem damaligen jüdischen Lehrer der Gemeinde R. Rau. Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof in Kleinsteinach beigesetzt. Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Burgpreppach.  
  
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Max Reus (geb. 7.8.1890 in Lendershausen, vor 1914 in Hofheim wohnhaft, gef. 7.12.1914).     
  
Um 1924 lebten noch neun jüdische Personen in Lendershausen. Sie gehörten zur Gemeinde in Hofheim und wurden vom dortigen Religionslehrer, Kantor und Schochet Simon Blumenthal mit betreut. 
   
Die 1933 in Lendershausen lebenden sieben jüdischen Personen gehörten der Nachbargemeinde Hofheim an. Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts sowie der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien verließen bis 1939 fünf von ihnen den Ort. Im Februar 1942 lebten noch zwei jüdische Personen in Lendershausen, die am 22. April 1942 über Würzburg nach Izbica bei Lublin deportiert und dort ermordet wurden. 
      
Von den in Lendershausen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Julie Adler geb. Sacki (1878), Jakob Altmann (1867), Leopold Altmann (1867), Fanny Eckmann geb. Stern (1887), Ludwig Eckmann (1889), Recha Fein geb. Reus (1884), Irma Fleischmann geb. Reus (1892), Clara Frankenberger (1898), Philippine Grünbaum geb. Sondheimer (1861), Martha Hahn geb. Reus (1889), Sabine Oppenheimer geb. Stern (1876), Rosa (Röschen) Reus (1860), Kela Rotter geb. Ansbacher (1871), Gustav Sacki (1876), Ida Sacki geb. Reus (1887), Marx Simon (1870), Hannchen Steigerwald geb. Stern (1881), Friedericke Vanderwart (1878). 
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers/Vorbeters/Schächters 1868 / 1872 / 1878

Lendershausen Israelit 25111868.jpg (31035 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. November 1868: "Die Vorsänger- und Religions-Schulstelle ist im hiesigen Orte erledigt. Bewerber um dieselbe, wollen sich innerhalb 14 Tagen unter Vorlage ihrer Zeugnisse an Unterzeichneten wenden. 
Lendershausen (Bayern), Post Hofheim, den 15. November 1868. S.J. Sondheimer, Kultus-Vorsteher."
   
Um 1870 war Lehrer Samuel Adler in Lendershausen, siehe Bericht bei Laudenbach
 
Lendershausen Israelit 31071872.jpg (63467 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Juli 1872: "Die hiesige erledigte israelitische Religionsschul- und Vorsängerstelle soll demnächst wieder besetzt werden, und ist folgender Gehalt damit verbunden: 
an barem Gelde 200 Gulden, Teuerungszulage 50 Gulden, 
ferner: 2 Klafter Holz, hundert Wellen Reisig nebst schöner, freier Wohnung 60 Gulden. 
Jährliches Nebeneinkommen ca. 100 Gulden. Zusammen 410 Gulden. 
Denjenigen Herrn Lehrern, die der modernen Sprachen mächtig sind, ist vielfache Gelegenheit zu Nebenverdiensten durch Privatunterricht geboten. Bewerber um dieselbe wollen sich innerhalb 14 Tagen unter Beilegung ihrer Zeugnisse oder deren Abschrift an Unterzeichneten wenden. 
Lendershausen bei Hofheim in Bayern, den 29. Juli 1872. S.J. Sondheimer, Kultusvorsteher."
    
Lendershausen Israelit 02101872.jpg (60831 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Oktober 1872: "Die hiesige israelitische Religionsschul- und Vorsängerstelle ist in Erledigung gekommen. Dieselbe ist mit einem fixen Gehalte von 300 Gulden, freiem Holz und freier Wohnung nebst einem Nebeneinkommen von mindestens 100 Gulden verbunden. 
Außerdem ist vielfache Gelegenheit zu besserem Einkommen, durch Privatunterricht, insbesondere in fremden Sprachen, geboten, und überlässt die Gemeinde hierzu ihr an der Synagoge anstoßendes geräumiges Wohnhaus zur unentgeltlichen Benützung. 
Bewerber um diese Stelle belieben sich an Unterzeichneten zu wenden. 
Lendershausen bei Hofheim, 22. September 1872. S.J. Sondheimer, Kultusvorsteher."
  
Lendershausen Israelit 03041878.jpg (51725 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. April 1878: "Die hiesige israelitische Religionsschule- und Vorsängerstelle ist in Erledigung gekommen. Dieselbe hat einen fixen Gehalt von Mark 550, freier Wohnung und Holz, ein Nebeneinkommen von mindestens Mark 250. Es ist weiter Gelegenheit geboten zu Privatunterricht, besonders in fremden Sprachen. Auch wird ein weiteres Wohnung auf Wunsch zur Benützung überlassen. 
Bewerber um obige Stelle belieben sich zu wenden an S.M. Seligstein, Kultusvorstand in Lendershausen bei Hofheim."

      
      
Zur Lehr- und Erziehungsanstalt in Lendershausen - Rau'sches Knabeninstitut 
Anzeigen und Bericht von 1864/66

Lendershausen Israelit 03081864.jpg (102875 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. August 1864: "'Annonce. Der Unterzeichnete hat auf hiesigem Platze ein israelitisches Knaben-Institut errichtet, das seine Devise: echt jüdische Erziehung, verbunden mit zeitgemäßer Bildung, beide große Faktoren von den hiezu bedingten Wissenschaften getragen, heiligen Ernstes und unermüdlichen Fleißes zu realisieren sich bemüht. Verehrliche Eltern, Pflegeeltern und Vormünder belieben rechtzeitig in frankierten Anfragen sich zu wenden an den Unterzeichneten. 
Lendershausen bei Hofheim, im bayrischen Kreise Unterfranken.  R. Rau, Institutsvorstand."
-- 
An vorerwähntem Institute kann ein junger Mann, dem günstige Referenzen über ein makelloses religiöses Betragen zur Seite stehen, und der sich über talmudische Kenntnisse und Lehrfähigkeit genügend legalisieren kann, ein konvenables Placement finden. Eintritt am 1. November diesen Jahres. Ein auch zugleich zum Elementar- Unterrichte praktikabler Bewerber wäre der bevorzugtere. Hierauf Reflektierende belieben in Bälde ihre Zeugnisse franko an vorgenannten Instituts-Vorstand einzusenden."
   
Lendershausen Israelit 19041865a.jpg (114543 Byte)Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. April 1865: "Aus Unterfranken. Freitag am 24. März (1865) wurde die Prüfung des Rau'schen Knabeninstitutes zu Lendershausen abgehalten. Der Gefertigte wohnte derselben bei. Dass diese Prüfung ein günstiges Resultat zeigte, darüber waltete schon im Voraus kein Zweifel; dass aber die Schüler ihrer großen Mehrzahl nach in allen Lehrgegenständen, sowohl den hebräischen: Pentateuch, hebräische Grammatik, Mischna, Talmud, als auch in den deutschen Elementargegenständen, Realien und in den fremden Sprachen so wacker und glänzend die gegebenen Fragen schriftlich und mündlich lösten, übertraf des Gefertigten Erwartung. Einsender dieser Zeilen, selbst dem Lehrfache angehörend, hat schon seit ca. zwei Jahren einen Sohn im Rau'schen Institute. Der Knabe, elf Jahre zählend, ist so gediehen, dass der Vater dem Institutsvorstande zu warmem Danke sich verpflichtet fühlte, welchen derselbe ihm am besten dadurch zu betätigen glaubt, dass er das rastlose himmelwärtsstrebende Wirken des Institutsvorstandes Rau vor das Form der Öffentlichkeit führt. Die Prüfungsprotokolle der beiden Prüfungskommissare, des Herrn Distrikts-Rabbiners Adler aus Burgpreppach und des Herrn Dekans Pöhlmann aus Rügheim, bestätigen vorstehendes Urteil. G..."
  
Lendershausen Israelit 19041865b.jpg (45193 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. April 1865: "Annonce. Die israelitische Erziehungs- und Unterrichts-Anstalt des Unterzeichneten beginnt ihren Unterricht am 27. April diesen Jahres. Er wird außer den neueren Sprachen, auf Verlangen auch in der lateinischen Sprache Unterricht erteilt. Näheres durch den Prospekt, der auf Verlangen gerne mitgeteilt wird. 
Lendershausen im bayerischen Regierungsbezirk Unterfranken, am 28. März 1865. R. Rau, Institutsvorstand."
  
Lendershausen Israelit 18041866.jpg (32238 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1866: "In die Lehr- & Erziehungs-Anstalt zu Lendershausen im bayerischen Regierungsbezirk Unterfranken, können bis zum 30. April wieder neue Zöglinge eintreten. Näheres der Prospektus. R. Rau, Institutsvorstand." 

     
Begründung eines Fortbildungskurses für Lehrer (1893)   

Lendershausen Israelit 19061893.jpg (149797 Byte)Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juni 1893: "Lendershausen, 14. Juni (1893). Eine stattliche Anzahl israelitischer Lehrer versammelte sich heute am hiesigen Platze, um an der Begründung und Durchführung eines israelitischen Fortbildungskurses für Lehrer sich zu beteiligen. Unter den Erschienenen befanden sich Herr Distrikts-Rabbiner Dr. Deutsch in Burgpreppach, sowie der Vorsitzende des israelitischen Lehrervereins für das Königreich Bayern: Herr Lehrer Goldstein in Maßbach. Letzterer begrüßte die Erschienenen und dankte dem Herrn Rabbiner, dass er sich bereitwillig in den Dienst der guten Sache gestellt und die Leitung des Kurses übernommen habe, trotz der persönlichen Opfer, die dieses von ihm erheische. Er hoffe zu Gott, dass die hier ausgestreute Saat reichen Segen bringen werde. Herr Dr. Deutsch verbreitete sich herauf über die Zwecke und Ziele des beabsichtigten Fortbildungskurses, über die mögliche Art der zweckentsprechenden Durchführung bei so schwierigen Kommunikationsverhältnissen, als sie hier vorliegen, und gab auch seinerseits der Überzeugung Ausdruck, dass der gute Wille und die edle Begeisterung alle Schwierigkeiten mit Leichtigkeit überwinden werden. Aus der hierauf folgenden Besprechung, wichtige Fragen des Religionsunterrichts betreffend, dürfte die Mitteilung des Herrn Rabbiner von weiterem Interesse sein, dass er die Herausgabe eines 'Kurzgefassten Lehrbuches der israelitischen Religion für Volksschulen' vorbereite und somit einem fühlbaren Bedürfnisse bald abgeholfen sein dürfte. Nachdem man alsdann noch einige Stunden gemeinsam mit dem Lehren von Tanach (Bibel), Mischna und Gemara verbrachte, trennt man sich in gehobener Stimmung und in dem Bewusststein, einer guten Sache die Wege geebnet zu haben. Möge das hier gegebene Beispiel vielseitige Nachahmung finden und sich an dem Zusammenschluss der von gleichem gottgefälligen Streben Erfüllten das Wort der altjüdischen Weisen erfüllen: 'Jede Vereinigung, die zu Ehren Gottes zustande kommt, hat Zukunft, Dauer und Bestand."

   
Zum Tod des Lehrers Baruch Wolf (1930)    

Hofheim Israelit 14081930.jpg (170721 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. August 1930: "Lendershausen - Hofheim in Unterfranken, 1. August (1930). Einen unersetzlichen Verlust hat nicht nur unsere Gemeinde sondern ganz Israel, insbesondere aber die gesamte jüdische Lehrerschaft in dem Heimgange unseres langjährigen Lehrers a.D. Baruch Wolf im 80. Lebensjahre erlitten. - Schon im zartesten Kindesalter das Torastudium im Elternhause pflegend, ging der teure Entschlafene aus der Schule großer Lehrer der damaligen Zeit, des Rabbi Isak Gutmann - seligen Andenkens - in Heidingsfeld, des Rabbi Eleasar Ottensooser  - seligen Andenkens - in Höchberg und des Rabbi Seligmann Bär Bamberger - seligen Andenkens - in Würzburg als Toragelehrter hervor. Mit einem umfangreichen Wissen schon ausgestattet, suchte er dasselbe auch während seiner 50jährigen Berufstätigkeit und auch noch nach seiner Pensionierung dem Grundsatze - Tag und Nacht in ihr wachsen - entsprechend immer noch zu bereichern und sich zu vervollkommnen. Seine peinliche Gewissenhaftigkeit in der Ausübung der Gebote und Berufspflichten, seine echte Gottesfurcht, Bescheidenheit, Gottvertrauen, Friedensliebe und Wohltätigkeitssinn trugen im während seiner 40jährigen aktiven Tätigkeit die Hochachtung nicht nur der jüdischen Gemeinde und seiner Amtsbrüder, sondern auch - wie die Bestattung zeigte - der hiesigen Gesamtbevölkerung ein. Herr Bezirksrabbiner Dr. Ephraim aus Burgpreppach würdigte an der Bahre die große Toragelehrsamkeit, die Frömmigkeit, das menschenfreundliche Wesen und die Verdienste des Heimgegangenen auf dem Gebiete der Schule und Synagoge. Dann sprachen Herr Rabbiner Dr. Michalski aus Karlsruhe als Verwandter und früherer Bezirksrabbiner in Burgpreppach, Lehrer Blumenthal in Hofheim namens des Israelitischen Lehrervereins in Bayern, zu dessen Mitbegründern Baruch Wolf vor 50 Jahren gehörte, ein Vertreter des Bezirkslehrervereins Hofheim, Kaufmann S. Schuster aus Hofheim als Schüler und ein Vertreter des hiesigen Turnvereins, der mit umflorter Fahne erschienen war. - Möge das Verdienst des teuren ein rechter Fürsprecher vor dem König voller Gnade sein für seine hochbetagte Gattin. Das Andenken an den Gerechten ist zum Segen."
Hofheim Ufr BayrGZ 01091930.jpg (113661 Byte)Bericht in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. September 1930: "Hofheim - Lendershausen (Unterfranken). Unser hochverehrter Lehrer Baruch Wolf in Lendershausen ist im nahezu 80. Lebensjahr verschieden. Baruch Wolf ist noch aus den alten Vorbereitungsschulen für den Lehrerberuf aus der Schule eines Rabbi Eleasar Ottensooser (Höchberg) und Rabbi Seligmann Bar Bamberger (Würzburg) hervorgegangen, nachdem er zuvor noch zu Füßen des damaligen bedeutendsten Toragelehrten Rabbi Isak Gutmann (Heidingsfeld) gesessen und so neben einem umfangreichen Fachwissen einen großen Schatz an Torawissen in sich vereinigte. Während seiner vierzugjährigen Tätigkeit hat er sich nicht nur in der ursprünglichen, nunmehr fast aufgelösten Kultusgemeinde Lendershausen und späteren Gemeinde Hofheim - Lendershausen die größte Hochachtung erworben, sondern auch das Vertrauen der hiesigen Gesamtbevölkerung besessen. Ehrende Worte widmete dem Entschlafenen Herr Bezirksrabbiner Dr. Ephraim namens der Kultusgemeinde, des Rabbinatsbezirks und des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden; Herr Rabbiner Dr. Michalski (Karlsruhe) sprach als Verwandter am Grabe; der Amtsnachfolger Lehrer Blumenthal (Hofheim) als Vertreter des israelitischen Lehrervereins Bayern, Oberlehrer Gräf namens des Bezirkslehrervereins Hofheim, Kaufmann Schuster (Hofheim) im Namen der Schüler und des Vorstandes des Turnvereins Lendershausen, dessen langjähriges, treues Mitglied der Verewigte gewesen ist. Die hiesige Kultusgemeinde wird das Andenken des Entschlafenen stets in Ehren halten. - seligen Andenkens -."

    
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Zum Tod von Rose Maßmann (1902)  

Lendershausen Israelit 07081902.jpg (143569 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. August 1902: "Lendershausen, im Tammus. Am 22. Tammus (= 27. Juli 1902) ist Frau Rose Maßmann in Würzburg den Weg aller Irdischen gegangen. Dieselbe zählte zu denjenigen Frauen in Israel, die leider immer seltener werden. Ich bin dessen wohl überzeugt, dass ich nicht nur aus dem Herzen aller Kinder, der einzigen Schwester und aller Verwandten der selig Entschlafenen, sondern auch aus dem Herzen eines großen Teils der hiesigen Einwohnerschaft und vieler anderwärts Wohnenden spreche, wenn ich derselben einige Worte treuen Andenkens widme.  
Frau Rose Maßmann, Witwe seit 5 1/2 Jahren, verbrachte den größte Teil ihres Lebens in ihrem Geburtsorte Lendershausen und seit erst einigen Jahren wohnte sie abwechselnd bei ihren verheirateten Kindern in Würzburg und Mainstockheim. Von frommen und tüchtigen Eltern und Lehrern erzogen, vereinigte dieselbe einen seltenen Reichtum und Kenntnissen im Gebiet des heiligen Religion und des profanen Wissens, sowie eine Fülle edler Tugenden und Vorzüge in sich. Nicht allein für das Wohl ihres Mannes, ihrer Kinder und Verwandten lebte sie ganz und voll, ihre edle Seele umfasste das Wohl vieler Menschen. Wohl tun im Verborgenen, dabei mit Bescheidenheit ihren Lebensweg wandelnd, waren hervorragende Züge ihres Wesens. 
Möge die Heimgegangene in den lichten Höhen den Lohn ihrer guten Handlungen empfangen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."    

      
Goldene Hochzeit von S. Seligstein und seiner Frau (1908)  

Mitteilung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. September 1908: "Lendershausen (Unterfranken). S. Seligstein, der Gründer der Getreidegroßhandlung und Malzfabrik S. M. Seligstein, feierte mit seiner Gattin die goldene Hochzeit."  

    
Zum 80. Geburtstag von Frau Karoline Vandewart geb. Heilbronner (1937)  

Meldung in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. März 1937: "Lendershausen (Ufr.). Am 23. Januar (1937) beging Frau Vandewart ihren 80. Geburtstag."
Zur obigen Mitteilung  Kleinsteinach Friedhof 163.jpg (132571 Byte) Links: Grabstein für Michael Vandewart
 (1847-1909) und Karoline Vandewart
 geb. Heilbronner (1857-1939)
aus
 Lendershausen mit Gedenkinschrift 
für Friederike Vandewart
(jüdischer Friedhof Kleinsteinach).

     
     
     
Zur Geschichte der Synagoge                  
    
Zunächst war vermutlich ein Betsaal oder eine erste Synagoge vorhanden. 1836 wurde eine (neue) Synagoge erbaut. Sie war bis 1920 Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens in Lendershausen. Dann musste sie geschlossen werden, da auf Grund der nicht mehr vorhandenen Zehnzahl der jüdischen Männer in Lendershausen keine regelmäßigen Gottesdienste mehr angehalten werden konnten. 

Nach 1920 besuchten die in Lendershausen lebenden jüdischen Personen die Gottesdienste in der Synagoge von Hofheim. Dorthin wurde auch das Totengedenkbuch der Juden von Lendershausen verbracht und in der Synagoge aufbewahrt.   
   
   
Adresse/Standort der Synagoge: Synagogenweg           
    
    
Fotos     

Historisches 
(Foto von Theodor Harburger, Aufnahmedatum
 um 1929; Quelle: Central Archives for the
 History of the Jewish People, Jerusalem
; veröffentlicht in Th. Harburger: 
"Die Inventarisation jüdischer Kunst- und
 Kulturdenkmäler in Bayern. 1998 Bd. 1 S. 297) 
Lendershausen Synagoge 010.jpg (82311 Byte)
  Chanukkaleuchter aus der Synagoge Lendershausen. Nach Auflösung der jüdischen Gemeinde
 in Lendershausen kamen die Ritualien, u.a. dieser Leuchter, prächtige Messingleuchter 
und eine Ampel in den Betsaal nach Hofheim.
         
Das ehemalige Synagogengebäude 2007      
Lendershausen Synagoge 120.jpg (85926 Byte) Lendershausen Synagoge 122.jpg (71230 Byte) Lendershausen Synagoge 121.jpg (73695 Byte)
Erinnerung an die Synagoge: 
Der "Synagogenweg" 
  
Bei der ehemaligen Synagoge handelt es sich 
um das querstehende Gebäude hinter 
dem modernen Vorbau
Die ehemalige Synagoge
 links des Hofes 
  

     
      

Links und Literatur   

Links:

Website der Stadt Hofheim in Unterfranken 

Literatur:  

Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 347-348.
Israel Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 85; 1992² S. 93.   
Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 459.
Bernhard Putin (Hg.): Der Synagogenleuchter von Lendershausen: ein Objekt und seine Geschichte. Ausstellung im Jüdischen Museum Franken in Schnaittach vom 7. Dezember 19987 bis 22. März 1998. Fürth 1997. 23 S. 
Cordula Kappner: Die Juden von Lendershausen. In: ebd.: obige Publikation von Bernhard Putin (Hg.) S. 7-13. 
Kurt Arnold: Meine Familie aus Lendershausen. In: ebd.: obige Publikation von Bernhard Putin (Hg.) S. 14-15.  
Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13. Würzburg 2008. S. 151-152.   

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Lendershausen  Lower Franconia. Jews are first mentioned in the mid-18th century, as visitors to the Leipzig fair. Jews numbered 136 in 1837 (total 460) and seven in 1933; five left after 1938 and two were deported to Izbica in the Lublin district (Poland) in April 1942.        
      
       

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 06. Juni 2014