Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Lisberg (Kreis Bamberg)
Jüdische Geschichte / Synagoge   

Übersicht:    

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
sind noch keine vorhanden  
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
    
In Lisberg bestand eine jüdische Gemeinde bis 1904. Ihre Entstehung geht nach den vorliegenden Quellen in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück, möglicherweise lebten aber bereits im 17. Jahrhundert Juden am Ort. Im Zusammenhang mit der Anlage des jüdischen Friedhofes 1739 berichten erstmals Urkunden über Juden in Lisberg. Um 1775 waren es bereits 12, um 1800 21 jüdische Familien. Das Edikt von 1813 setzte die Zahl der in Lisberg zugelassenen jüdischen Familien auf 17 fest; drei Familien erhielten damals keine Matrikelstelle. Folgende Familien hatten um 1822 Matrikelstellen (in Klammer Angabe zu ihrem Beruf/Lebensunterhalt): Michel Fromm (Viehhändler), Maier Lisberger (Schnitt- und Spezereiwarenhandel), Seidel Gerstner (Schnitt- und Spezereiwarenhandel im offenen Laden), Jakob Seligmann (Viehhandel), Michael Jakob (Hausierhandel), Joseph Herrmann (Viehhandel), Nena Fromm Wwe., Salomon Lisberger (Eisen- und Schnittwarenhandel im offenen Laden), Samuel Gerstner (Hausierhandel mit alten Kleidern), Joseph Kahn (Ölhandel), Kallmann Maier, Jakob Susslein (Lumpenhandel), Jakobine Eisig Wwe., Markus Lisberger (Hausierhandel), Sara Maier Wwe., Marx Schnee (Viehhandel), Peßla Maier Wwe., Joseph Simon (Vorsänger), Abraham Michel (Schneidermeister), Josef Leser (Nothandel mit Kleinvieh und Schnittwaren). Die jüdischen Familien lebten - wie die Zusammenstellung zeigt - vom Handel mit Vieh, Schnittwaren, Eisen- oder Spezereiwaren, Hausierwaren, Lumpen und Öl. 
   
Vorsteher der jüdischen Gemeinde waren im 19. Jahrhundert u.a. die Herren Scholum Lisberger, Joseph Fromm und Abraham Michel. 
   
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge, ein rituelles Bad und der Friedhof. Die schulpflichtigen jüdischen Kinder besuchten von 1826 bis 1869 die israelitische Religionsschule in Kolmsdorf
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1809/10 95 jüdische Einwohner (16,9 % von insgesamt 562), 1811 84 (15,6 % von 540), 1824 80 (15,3 % von 524), 1840 77 (11,0 % von 696), 1852 60 (9,1 % von 662), 1867 39 (6,2 % von 630), 1875 30 (5,0 % von 600), 1880 39 (6,4 % von 610), 1890 26 (4,4 % von 590), 1900 15 (2,9 % von 510). Der Rückgang der jüdischen Einwohner beruhte auf eine relativ starke Auswanderung in die USA, insbesondere zwischen 1860 und 1870 und auf eine Abwanderung in Städte der Umgebung. Die jüdische Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Burgebrach.
   
Um 1900 war das Ende der jüdischen Gemeinde absehbar. Am 25. September 1904 wurde die Israelitische Kultusgemeinde Lisberg mit der Gemeinde in Trabelsdorf vereinigt. 1908 lebten am Ort noch die Kaufmannswitwe Babette Gerstner mit ihren Kindern (im Synagogengebäude s.u.) sowie vier weitere jüdische Personen. Die letzten auf dem jüdischen Friedhof beigesetzten Personen aus der Lisberger Gemeinde waren: Isaak Fromm (gest. 1896), Scholum Lisberger (1897), Hanna Gerstner (1898), Abraham Gerstner (1904), Ignatz Gerstner (1907), Samuel Gerstner (1908), Johanna Fromm (1911), Babette Fromm (1915). 1920 bis 1940 wohnte nur noch eine jüdische Einwohnerin am Ort (Lina Fromm, s. nächster Abschnitt). 
   
Von den in Lisberg geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen ist in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem): Lina Fromm (geb. 1870 in Lisberg, wohnhaft in Lisberg bis zum 16. Juni 1940, danach in das jüdische Altersheim Regensburg gezogen und von dort deportiert; umgekommen im Ghetto Theresienstadt).  
    
    
    
Zur Geschichte der Synagoge           
    
Die jüdischen Familien lebten fast ausschließlich im Bereich der Straßen Kaulberg (um 1850 in den Häuser mit den heutigen Hausnummern 1, 5, 7, 11) und der Kasenenstraße (Hausnummern 3,9). Ein jüdisches Haus lag um 1850 am Brunnenweg 4. In einem der Häuser wurde auch die Synagoge eingerichtet. Die bis um 1900 verwendete Synagoge dürfte in der Zeit um 1800 erbaut beziehungsweise im ersten Stock des Wohngebäudes Kaulberg 5 eingerichtet worden sein. Nach dem Grundsteuerkataster-Eintrag von 1847 gehörte das Gebäude vier Eigentümern: ein Viertel (Synagoge im ersten Stock) der jüdischen Gemeinde. Je ein weiteres Viertel gehörten dem Gemeindevorsteher und Schneider Abraham Michel, den Herren Jacob und Israel Süßlein sowie dem Kaufmann Joseph Gerstner. Letzterer hatte seine Wohn- und Geschäftsräume unter der Synagoge. 1871 wurde das Synagogengebäude einer größeren Renovierung unterzogen. Dabei mussten die Mauern verstärkt und eine neue Dacheindeckung vorgenommen werden. 
   
Nach der Vereinigung der jüdischen Gemeinden Lisberg und Trabelsdorf (1904) wurde die Synagoge nicht mehr benötigt. Schon einige Jahre zuvor konnte man den Minjan (nötige Zehnzahl der jüdischen Männer zum Gottesdienst) in Lisberg kaum noch zusammenbringen. Die Synagoge kam in den Besitz der jüdischen Gemeinde Trabelsdorf (geschätzter Wert 200-300 Mark, dazu Inventar im Wert von 300-400 Mark). Das Dach über dem Betsaal war 1907 so undicht, dass bis in das Erdgeschoss eindringen konnte. Die Bitte der Familie Gerstner um Instandsetzung des Gebäudes durch die jüdische Gemeinde Trabelsdorf blieb zunächst ungehört. 1908 wurde dann die Kaufmannswitwe Babette Gerstner alleinige Besitzerin des Gebäudes Kaulberg 5. Sie verkaufte ihrerseits das Gebäude (vermutlich um 1920) an eine nichtjüdische Familie. Das Gebäude ist bis heute erhalten.   
   
   
Adresse/Standort der SynagogeKaulberg 5 (alte Gebäude-Nr. 69).    
   
    
Plan/Fotos   

Pläne vom Umbau des Gebäudes Kaulberg 5
 mit der Synagoge im 1. Stock 
(1871/72)
Lisberg Synagoge 100.jpg (98619 Byte) Lisberg Synagoge 101.jpg (94602 Byte)
  Das Gebäude, in dessen östlicher Hälfte im ersten Stock der Betsaal eingerichtet war. Grundriss der ersten Stockes
 mit dem Betsaal
 
  Lisberg Synagoge 102.jpg (72115 Byte) Lisberg Synagoge 103.jpg (73051 Byte)
  Grundriss des Erdgeschosses  Querschnitte durch das Gebäude 
     
   
  Das Gebäude Kaulberg 5
im April 2020
(Foto: Michael Bergrab)
   
     

     
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte    

Die nachfolgenden Informationen wurden übernommen aus der Website der VG Lisberg, siehe https://www.vg-lisberg.de/index.php?seite=stolpersteine   
März 2020: Verlegung eines "Stolpersteines" in Lisberg  
Am 9. März 2020 wurde ein "Stolperstein" in Lisberg vor dem Haus Kasernstraße 15 verlegt für Lina Fromm, die nach dem Tod ihrer Tante 1915 die einzige Jüdin in Lisberg war. 1942 wurde sie von Regensburg aus, wo sie zuletzt im jüdischen Altersheim gelebt hatte , in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort ist sie am 13. November 1944 umgekommen.  
Dazu Artikel von Dr. Christa Horn "Stolperstein für Lina Fromm" (pdf-Datei, Fotos aus der Website der VG Lisberg: Link zur Seite
Der "Stolperstein" für Lina Fromm nach der Verlegung. 

     
      

Links und Literatur  

Links:

bulletWebsite der Verwaltungsgemeinschaft Lisberg  
bulletInformationsseite zu Lisberg bei www.mein-steigerwald.de  
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Lisberg (interner Link)  

Literatur:  

bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 143.150.
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 216.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 241-242.

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Lisberg  Upper Franconia. The community numbered 95 in 1810 (total 562) and ended officially in 1904 when it was attached to Trabelsdorf.   
    
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 17. April 2020