Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Maroldsweisach (Marktgemeinde im Kreis Haßberge)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen     
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen    
Links und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
   
In Maroldsweisach bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Um 1750 dürfte eine Gemeinde mit eigenen Einrichtungen vorhanden gewesen sein.
    
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1816 104 jüdische Einwohner (26,5 % von insgesamt 393 Einwohnern), 1837 140 (25,5 % von 550), 1867 64 (11,0 % von 580), 1871 68 (12,0 % von 569), 1890 39 (7,8 % von 501), 1900 33 (5,3 % von 620), 1910 28 (3,8 % von 735). 
  
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Maroldsweisach auf insgesamt 24 Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Amschel Eisig Hecht (Lederhändler), Eisig Meyer Seidenbach (Viehhändler), Eisig Joseph Hellmann (Viehhändler), Elias Hirsch Fleißig (Opticus), Graun Samuel Kirschbaum (Opticus), Hesekiel Zinnsheimer (Opticus), Itzig Mathes Schloß sen. (Handelsmann), Joseph Meyer Dürnberg (Unterhändler), Jakob Mathes Adler (Hintersaß, lebt von Almosen der Judenschaft), Jacob Joseph Sachs (Schnittwarenhändler), Isak Simon Weith (Schnittwarenhändler), Joseph Mathes Stern sen. (Unterhändler), Salomon Joseph Oppenheimer (Schnittwarenhändler), Loeb Baer Laufer (Warenhändler), Lämmel Meyer Seidenbach (Viehhändler), Meyer Loeb Schloß jun. (Warenhändler), Meyer Itzig Bachmann (Viehhandel), Meyer Judel Seidenbacher (Viehhandel), Meyer Joseph Sachs (Opticus), Moses Meyer Dürrenberg (Bücherhändler), Samuel Joseph Stern jun. (Schnittwarenhändler), Simon David Traudmann (Warenhändler), Samuel Mendel Friedmann sen. (Warenhändler), Salomon Samuel Friedmann jun. (Warenhändler). Die jüdischen Familien hatten Schutzbriefe, die zwischen 1779 (Schutzbrief von Itzig Mathes) und 1816 (Isak Simon Weith) durch die Ortsherrschaft, die Freiherren von Horneck ausgestellt waren.   
   
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule und ein rituelles Bad. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war im 19. Jahrhundert zeitweise ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Namentlich bekannt ist der Lehrer Isak Kurzmann, der um 1880 Lehrer in Maroldsweisach war. Nach Rückgang der Gemeindegliederzahl wurde der Unterricht der jüdischen Kinder durch auswärtige Lehrer erteilt. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden zunächst in Ebern, nach der Anlage des zwischen Ermershausen und Maroldsweisach gelegenen jüdischen Friedhofes (auf Gemarkung Ermershausen) auf diesem beigesetzt. Die jüdische Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Burgpreppach.  
    
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Max Hecht (geb. 30.8.1898 in Maroldsweisach, gef. 28.4.1918; vgl. unten im Bericht zum Tod seines Vater Jakob Hecht). Sein Name steht auf dem Kriegerdenkmal für die Gefallenen der Kriege in der Ortsmitte an der Herrenstraße vor der Evangelischen Kirche.    
   
Um 1924, als 25 Personen der jüdischen Gemeinde angehörten (3,6 % von insgesamt etwa 700 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde L. Schloss und J. Hecht. Damals gab es nur noch ein schulpflichtiges jüdisches Kind in der Gemeinde, das den Religionsunterricht durch Lehrer David Kissinger aus Ermershausen erhielt. 1932 waren die Vorsteher Gustav Kahn und Moses Blum (letzterer als Schriftführer). Die inzwischen wieder vier schulpflichtigen jüdischen Kinder wurden nun durch Lehrer Hermann Mahlermann aus Ermershausen unterricht. 
   
1933 lebten noch 22 jüdische Personen in Maroldsweisach (2,9 % von insgesamt 758 Einwohnern). Nach dem Weggang Lehrer Mahlermanns kam von April 1934 bis November 1938 Lehrer Herbert Adler aus Ermershausen nach Maroldsweisach. Unter den 13 jüdischen Einwohnern, die Ende 1936 noch in Maroldsweisach lebten, gab es noch einen Viehhändler und drei Geschäftsinhaber, die teilweise noch ihren Geschäften nachgehen konnten. Ende 1938 löste sich die Gemeinde vollends auf. Von den 1933 am Ort lebenden jüdischen Personen konnten bis 1939 zehn auswandern (fünf in die USA, drei nach Palästina und zwei nach Kuba). Im Mai 1939 lebten keine Juden mehr am Ort. 
    
Von den in Maroldsweisach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Bertha Ehrlich geb. Schloss (1860), Regina Fink geb. Schloss (1892), Rosalie Haas geb. Oppenheimer (1867), Max Hecht (1874), Emanuel Philipp Kurzmann (1881, vgl. Informationen unten zu Lehrer Isak Kurzmann), Nanny Kurzmann (1879, vgl. Informationen unten zu Lehrer Isak Kurzmann), Karoline (Lina) Löbl geb. Schloss (1861, vgl. Pressebericht unten zum Besuch von Nachkommen der Familie Schloss), Karl Oppenheimer (1863), Selma Stern (1879)
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Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  

Zum Tod des Lehrers und Toraschreibers Isak Kurzmann (1931)
   
Isak Kurzmann war zunächst in Thundorf, um 1880 Lehrer in Maroldsweisach. Er war verheiratet mit Jette geb. Baumann. Bei den in der Liste der in der NS-Zeit umgekommenen Personen Emanuel Philipp Kurzmann (geb. 1881 in Maroldsweisach, später Kaufmann in Willmars, ab Ende 1938 in Würzburg, Zwangsarbeit, 1941 mit Ehefrau Karoline geb. Hommel nach Riga deportiert) und Nanny Kurzmann (geb. 1879 in Maroldsweisach, lebte 1932 bis zur Deportation im Israelitischen Kranken- und Pfründnerhaus in Würzburg) handelte es sich um zwei seiner Kinder; Angaben nach R. Strätz Biographisches Handbuch Würzburger Juden Bd. 1 S. 323 und den Recherchen von Elisabeth Böhrer. Ein drittes Kind von Lehrer Isak Kurzmann - Samuel Kurzmann - ist 1888 in Burghaslach geboren, wo sein Vater vermutlich nach der Zeit in Maroldsweisach tätig war, allerdings nicht mehr als Lehrer, sondern als Toraschreiber (Sofer). Schließlich war Isaak Kurzmann bis zu seinem Tod 1931 in Schweinfurt tätig.    

Schweinfurt BayrGZ 15021931.jpg (112130 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Februar 1931: "Isak Kurzmann, Schweinfurt – seligen Andenkens -. Ein schweres Geschick raubte unserem Verein in den letzten Monaten eine erschreckende Zahl unserer Veteranen, die wir stolz zu den Unseren zählten. Und wieder hat der Tod ein liebes Mitglied aus unserer Mitte gerissen – Herr Isak Kurzmann, Schweinfurt, hat das Zeitliche gesegnet. Er war einer der ersten Mitglieder vor fünf Jahrzehnten und hielt dem Verein unerschütterlich die Treue. Er war in früheren Jahren Religionslehrer in Thundorf und Maroldsweisach, wirkte dann lange Zeit in Burghaslach und verbrachte die letzten 25 Jahre seines Lebens als Thoraschreiber und allzeit hilfsbereiter Beamter in Schweinfurt. Wer ihn kannte, bewunderte und liebte ihn wegen seines reinen, lauteren Charakters, wegen seiner stillen felsenfesten Frömmigkeit, seiner edlen Bescheidenheit und menschenfreundlichen Gesinnung halber. Er starb im patriarchalischen Alter von 83 Jahren. Die tiefe Anteilnahme weiter Kreise an seinem Begräbnisse zeigte deutlich die allgemeine Wertschätzung, deren sich der Verblichene erfreuen konnte. Nachdem Herr Bezirksrabbiner Dr. Stein einen tief empfundenen Nachruf gehalten, widmete Kollege Berlinger namens unseres Vereins dem lieben Mitgliede Worte der Anerkennung, des Dankes und des treuen Gedenkens. Ein wahrer Zaddik (sc. Gerechter, Frommer)  ist dahingegangen. Er wird auch in unseren Reihen unvergessen bleiben. Das Andenken an den Gerechten ist zum Segen."   

  
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Zum Tod von Jakob Hecht (1929)        

Maroldsweisach Israelit 29081929.jpg (113734 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. August 1929: "Maroldsweisach, 26. August (1929). Am vergangenen Donnerstag wurde Jakob Hecht unter großer Anteilnahme der Bevölkerung nach eben vollendetem 61. Lebensjahre zur Beisetzung gebracht. Der Verblichene war eine gütige, überaus bescheidene Natur, voll tiefer, echt-jüdischer Frömmigkeit. Der Erhaltung eines Minjans, sowie der Abhaltung des Gottesdienstes galt seine stete Fürsorge in seiner Kleingemeinde, wie er auch die übrigen Gemeindemitglieder in ihrem Interesse für die Erhaltung der kleinen Kehilla (Gemeinde) immer wieder zu begeistern suchte. Im Weltkriege verlor er einen Sohn auf dem westlichen Kriegsschauplatz. Am Trauerhause widmeten Herr Bezirksrabbiner Dr. Ephraim von Burgpreppach, Herr Oberlehrer Freudenberger von Thüngen, Herr Hauptlehrer Levi, Burgpreppach, ein Vertreter der Bank, deren Filiale er leitete, sowie sein Sohn, Herr Lehrer Sali Hecht, Berlin, dem Verewigten warme Nachrufe. Auch der Krieger- und Veteranenverein des Ortes, dessen Kassier der Dahingeschiedene lange Jahre gewesen war, hat sich durch eine Fahnendeputation vertreten lassen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."     

  
  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Anzeige des Manufaktur- und Kolonialwarengeschäftes von Aron Hecht (1902)      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Dezember 1902: 
"Für mein Samstags und Feiertage geschlossenes Manufaktur- und Kolonialwarengeschäft wird zum sofortigen Eintritt ein 
Lehrling
mit guter Schulbildung gesucht. 
Aron Hecht, Maroldsweisach
."        

  
  
Weitere Dokumente    

Postkarte von Samuel Stern 
aus Maroldsweisach (1882) 
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
 Kirchheim / Ries) 
Maroldsweisach Dok 1306.jpg (195243 Byte) Maroldsweisach Dok 1306a.jpg (234944 Byte)

Die Postkarte wurde von Samuel Stern aus Maroldsweisach an seinen Vetter Moritz Heinemann in Fürth am 28. Januar 1882 versandt. Über den Absender liegen noch keine weiteren Informationen vor. In der Matrikelliste von 1817 (s.o.) wird ein Samuel Joseph Stern junior, Schnittwarenhändler, genannt. Im jüdischen Friedhof von Ermershausen, in dem mehrere Verstorbene mit Familiennamen "Stern" von Maroldsweisach beigesetzt sind, findet sich auch ein Grabstein von Samuel Stern (möglicherweise identisch mit dem auf der Postkarte genannten Samuel Stern).   

  
  
  
Zur Geschichte der Synagoge            
   
Eine Synagoge (Betsaal) wurde nach den Recherchen von Elisabeth Böhrer (Mitteilung vom 21.7.2011) 1762 erbaut (Hinweis auf ein Schriftstück im Staatsarchiv Würzburg vom 30.4.1817).
  
Um 1890 wurde eine neue Synagoge auf dem Grundstück Vorstadtstraße 16 erbaut. 
   
Nach 1933 konnten auf Grund der zurückgegangenen Zahlen der Gemeindemitglieder kaum noch Gottesdienste abgehalten werden. 1937 wurde das Synagogengebäude an Privatpersonen verkauft. Die Ritualien wurden der Gemeinde in Ermershausen übergeben, wo sie freilich beim Novemberpogrom 1938 zerstört wurden. 
   
Nach 1945 wurde die ehemalige Synagoge zu einem Wohnhaus umgebaut. 
  
  
Adresse/Standort der Synagoge:   Vorstadtstraße 16    
  
  
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 27.5.2007)   

Maroldsweisach Synagoge 120.jpg (85521 Byte) Maroldsweisach Synagoge 121.jpg (77763 Byte) Ermershausen Friedhof 142.jpg (102089 Byte)
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge - umgebaut zu einem Wohnhaus Gedenktafel am Eingang zum 
jüdischen Friedhof in Ermershausen
   
     
     
Historische Karte
(aus der Sammlung von Elisabeth Böhrer)
Maroldsweisach Ort 150.jpg (166026 Byte) Maroldsweisach Ort 150a.jpg (106665 Byte)
  Historische Ansichtskarte von Maroldsweisach mit dem 
Kaufhaus von Aron Hecht, Inh. Max Hecht 
     
Dazu Karte von Max Hecht aus 
Maroldsweisach (1934) 
 (aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
 Kirchheim/Ries; Anmerkungen 
gleichfalls von P. K. Müller)  
Maroldsweisach Dok 1376.jpg (286142 Byte) Maroldsweisach Dok 1376a.jpg (347588 Byte)

Die Postkarte wurde verschickt von Max Hecht aus Maroldsweisach nach Frankfurt am Main am 10. April 1934. 
Max Hecht (geb. 5. September 1874 als Sohn von Aaron Hecht und seiner Frau Karoline geb. Mayer) war verheiratet mit Jenny geb. Goldschmidt (geb. am 31. März 1880, gest. 25. März 1925). Die beiden hatten zwei Sohne: Justin und Rudolf (Ralf)
Max Hecht war Soldat im Ersten Weltkrieg und führte mit seinem Vater zusammen ein Kaufhaus (Kleidergeschäft und -Kleiderhandel).
1938 verzog er als einer der letzten acht noch im Ort verbliebenen jüdischen Bürger in ein Altersheim nach München. Am 1. Juli 1942 wurde er von München nach Theresienstadt deportiert. Am 18. Mai 1944 erfolgte die Deportation von Theresienstadt nach Auschwitz.
Text auf der Karte. - Maroldsweisach, den 10. April 1934 / Mein lieber Herr ........ !
In der Hoffnung, daß es Ihnen recht / gut geht sende beste und herzlichste / Grüße, von den Lieben in ..............
habe schon lange nichts gehört, hoffentlich / haben Sie gute Berichte, meine Verwandte / und Freunde sind nach Palästina Haifa / ausgewandert, sollten Sie einmal etwas / hören, so bitte schreiben / Sie an obige Adresse / Im Voraus besten Dank 
Grüße Sie Ihr Freund /Max Hecht

Quellen: https://sites.google.com/site/hechtfamilysite/the-maroldsweisach-village--origin-of-hecht-dynasty 
http://www.rijo.homepage.t-online.de/pdf/de_mu_ju_muelist2.pdf    

     

     
     
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   

Juli 2011: Besuch von Nachkommen der Familie Louis Schloss   
Artikel von Gerhard Schmidt im "Fränkischen Tag" vom 21. Juli 2011 (online: inFranken.de, Link zum Artikel): 
"Familie Löbl erkundet ihre Wurzeln
Maroldsweisach. Nachfahren von Luis Schloss kamen aus Newcastle in England nach Maroldsweisach um auf die Suche nach den Spuren ihrer Vorfahren zu gehen. Die Nationalsozialisten haben etliche Mitglieder der Familie umgebracht.
Die Wurzeln der jüdischen Familie Löbl, die heute auf der britischen Insel beheimatet ist reichen bis in die Marktgemeinde Maroldsweisach. Nachfahren der Familie von Luis Schloss besuchten jetzt Maroldsweisach, wo ihr Stammhaus stand, das ehemalige Sparkassengebäude.
George Löbl, seine Frau Eve, Tochter Monica Stern und Schwiegersohn Gerald Stern befinden sich einige Wochen in Deutschland auf einer Forschungsreise, um die Spuren ihrer Vorfahren zu finden. Am Wochenende will auch Sohn Peter mit Familie nachkommen.
Bürgermeister Wilhelm Schneider (CSU) stellte den Gästen aus Newcastle in England, die von der Judenforscherin Cordula Kappner begleitet wurden, historisches Material aus dem Besitz der Gemeinde zur Verfügung. 
Maroldsweisach PA 072011b.jpg (36831 Byte)Foto links: So sah der Stammsitz der Großfamilie Louis Schloss in der Herrenstraße in Maroldsweisach aus, ehe dort die Sparkasse errichtet wurde.  
Bamberger Großfamilie. Die Vorfahren des heute 85-jährigen George Löbl stammen alle aus dem Hause Schloss. Löbl berichtete über die Geschichte seiner Großfamilie, die bis 1939 in Bamberg wohnte und die damals bekannte Firma Löbl betrieben. Bis zur Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 dachte laut George Löbl niemand in der Familie daran, dass man einmal derart unter Hitlerdeutschland zu leiden hätte. Löbl erzählte, dass drei seiner Onkels im Ersten Weltkrieg sogar mit dem Verdienstkreuz EK I ausgezeichnet wurden und sich als Deutsche fühlten. 
In der Nacht, als die Synagoge in Bamberg brannte, wurde es allen Juden bewusst, in welcher Gefahr sie lebten. Die drei Söhne von Familie Löbl, Willi, Rudolf und Günter (heute George) waren bereits in Amerika und England in Sicherheit gebracht. Nun mussten auch die Eltern ihre Heimat verlassen, wollten sie nicht in die Hände der Schergen gelangen und umkommen. Die beiden Großmütter Karoline Löbl und Betty Fried wurden damals im Konzentrationslager Theresienstadt umgebracht. Auch weitere Familienmitglieder überlebten die Hitlerherrschaft nicht. Nach einem halben Jahr in Angst und Furcht gelang es Vater Fritz mit seiner Frau Elsa, am 7. März 1939 nach England zu fliehen. 
Nach dem Krieg wurde George Löbl in London Diplomingenieur und übernahm 1953 mit Bruder Rudolf das Familienunternehmen. Aus London brachte er auch seine Frau Eve mit nach Newcastle, als Souvenir", wie Löbl scherzhaft sagte.
Die Domstadt gerettet. George Löbl erzählte abschließend noch eine besondere Begebenheit. Bruder William, früher hieß er Willi, war 1945, als sie Bamberg, seine alte Heimat, einnahmen, Frontsoldat der Amerikaner. Als die Armee von Hallstadt kommend in Bamberg einrückten, schrie eine Frau aus einem Fenster, "Dös ist doch unser Willi". Das ehemalige Dienstmädchen von Familie Löbl, Kuni Lieb hatte William Löbl wieder erkannt. 
William fand trotz allem Bösen, das seiner Familie widerfahren ist, seine Heimatstadt viel zu schön, als dass sie bei Angriffen hätte zerstört werden dürfen. Da er deutsch konnte, schaltete er sich in die Verhandlungen ein, damit Bamberg ohne Blutvergießen eingenommen werden konnte."  
   

    
     

Links und Literatur

Links:

Website der Gemeinde Maroldsweisach  
Haus der Bayerischen Geschichte mit Seite zum Denkmal für die Gefallenen aus Maroldsweisach  

Literatur:  

Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 359-360.
Israel Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 87; 1992² S. 97.
Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 509-510.
Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13. Würzburg 2008. S. 109.    

     
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Maroldsweisach  Lower Franconia. The community was founded no later then the first half of the 18th century and numbered 140 in 1837 (total 550) and 22 in 1933. Ten Jews are known to have emigrated and none remained by May 1939.  
      
         

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 05. Januar 2014