Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Meddersheim (VG Bad Sobernheim, Kreis Bad Kreuznach) 
Jüdische Geschichte / Betraum 

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
bulletZur Geschichte des Betraumes   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
   
In Meddersheim bestand eine kleine jüdische Gemeinde im 19. Jahrhundert. Ihre Entstehung geht auf die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Die Vorfahren der Familien Feibelmann und Ostermann lebten hier bereits in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts.  

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1808 32 jüdische Einwohner in sieben Familien mit zusammen 16 Kindern, 1855 54 jüdische Einwohner, 1861 55 (Höchstzahl). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl durch Abwanderung in die Städte zurück, zumal Meddersheim keinen Eisenbahnanschluss erhalten hatte, sodass 1895 nur noch 23 jüdische Einwohner gezählt wurde. Die Familie Feibelmann zog nach Sobernheim, ein Zweig der Familie Ostermann nach Bochum.  
  
An Einrichtungen bestand ein Betraum in einem der jüdischen Wohnhäuser und ein Friedhof. Auch der Unterricht der jüdischen Kinder dürfte in einem der jüdischen Häuser erteilt worden sein.   
 
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Arthur Ostermann (geb. 16.9.1890 in Meddersheim, gef. 8.12.1914). Sein Name steht auf dem Gefallenendenkmal im jüdischen Friedhof in Bad Sobernheim. Auf dem Kriegerdenkmal des kommunalen Friedhofes in Meddersheim steht er unter den Kriegsvermissten. Außerdem ist gefallen: Gefreiter Richard Feibelmann (geb. 26.11.1889 in Meddersheim, vor 1914 in Sobernheim wohnhaft, gef. 21.11.1917).  
 
Um 1924, als noch 16 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden, gehörten diese inzwischen zur Gemeinde in Sobernheim.  

1933 lebten noch 12 jüdische Personen am Ort.
In den folgenden Jahren ist ein Teil von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. So konnte der Viehhändler Leo Rauner 1938 nach Pittsburg/USA emigrieren; auch einige Angehörige der Familie Ostermann gelangten in die USA. Im April 1942 wurden die letzten im Ort lebenden jüdischen Personen, die vierköpfige Familie Braun, deportiert. 
A
nmerkung: Hinweis auf ein Verzeichnis der jüdischen Personen, die sich aus dem Amtsbezirk Bad Sobernheim (Bad Sobernheim, Staudernheim, Meddersheim) im Jahr 1942 zum "Weitertransport" (sc. Deportation) in Bad Kreuznach melden mussten (pdf-Datei der an den Internationalen Suchdienst von der Stadt- und Amtsverwaltung Sobernheim 1962 mitgeteilten Liste von 19 Personen).
  
Von den in Meddersheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Hermine Braun geb. Gärtner (1898), Hildegard Braun (1923), Norbert Braun (1926), Siegmund Braun (1862), Siegmund Braun (1889), Walter Haas (1904), Jakob Ostermann (1872).  
   
   
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
    
Berichte zur jüdischen Geschichte in Meddersheim aus jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts wurden noch keine gefunden. 
    
    
Personen 

Aus Meddersheim stammten einige Lehrer, die später in jüdischen Gemeinden der näheren und weiteren Umgebung gewirkt haben, u.a. Gottlieb Rosenberger, der 1853 in Odenbach/Glan eine Anstellung fand.  

  
  
  
Zur Geschichte des Betraumes  
   
  
Bei Recherchen vor Ort vor einigen Jahren wurden von Ortsbewohnern unterschiedliche Angaben gemacht, wo sich ein Betraum der früheren jüdischen Gemeinde befand. Möglicherweise wurde in verschiedenen jüdischen Häusern (zuletzt sicher unregelmäßig oder nur an den hohen Feiertagen) Gottesdienste abgehalten, da kein gesonderter Betraum eingerichtet war.  
  
 
 
Fotos

Fotos zur jüdischen Geschichte liegen nicht vor; über Zusendungen und Hinweise freut sich
der Webmaster der "Alemannia Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite

    
   
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

Februar 2020: Nachkommen der jüdischen Familie Ostermann aus Meddersheim besuchen den Ort      
Anmerkung: zu Prof. Frances Henry vgl. https://www.yorku.ca/fhenry/background.htm  
Frances Henry ist als Franziska Ostermann im Frühjahr 1939 im Alter von sieben Jahren in die USA emigriert. Mitte der 1970er-Jahre kam sie erstmals zurück nach Sobernheim. Sie verfasste das Buch:
Frances Henry: Nachbarn und Opfer. Erinnerungen an eine Kleinstadt im Nationalsozialismus. Verlag J.H.W. Dietz Nachf., Bonn 1992. 256 S
Artikel von Wilhelm Meyer in der "Allgemeinen Zeitung" vom 4. Juni 2016: "Auf der Suche nach den Wurzeln
BAD SOBERNHEIM/MEDDERSHEIM
- Das wievielte Mal sie nun in Bad Sobernheim gewesen ist, wisse sie gar nicht mal genau, erzählte Frances Henry aus Toronto, in Deutschland als Franziska Ostermann geborene Jüdin, bei ihrer Lesung im Tennensaal von Menschels Vitalresort. Aus den Erfahrungen ihrer ersten beiden Besuche an der Nahe hat die bis in ihr siebtes Lebensjahr in Bad Kreuznach aufgewachsene Autorin und emeritierte Professorin der Anthropologie auf der Suche nach ihren Wurzeln ein Buch geschrieben, das für die Geschichte Sobernheims von beträchtlicher Bedeutung ist. Doch 'Nachbarn und Opfer' ist – auch wenn es die Geschehnisse aufgezeichnet hat, wie sie die Sobernheimer Bewohner und die der Vernichtung entkommenen ehemaligen jüdischen Sobernheimer ihr berichteten – nicht nur Lokalgeschichte. 'Erinnerung an eine Kleinstadt im Nationalsozialismus', so der Untertitel, weist auch auf das Exemplarische der von Henry zunächst in Amerika publizierten Arbeit. Kein geringerer als Willy Brandt schrieb damals das Vorwort.
Eltern des Vaters sterben in Theresienstadt. Die Lesung war der Abschluss ihres Aufenthaltes an der Nahe und ein familiärer dazu. Einige Zuhörer, frühere Meddersheimer oder Sobernheimer, waren zur Lesung von weither angereist, und nicht wenige im Tennensaal hatten das kleine hübsche Mädchen Franziska noch gekannt. Auf die Frage des Kreuznacher Pfarrers Dietrich Humrich, ob ihre Eltern ihr damals von den Geschehnissen in Deutschland erzählt hätten, antwortet Henry 'Nie, sie waren ja noch so jung!' Im Gegensatz dazu hatten die von ihr für 'Nachbarn und Opfer' Befragten in Sobernheim ausgiebig erzählt. In Deutschland wird Henry begleitet von ihrer Freundin Irma Fechter, Mitglied des vormaligen Fördervereins Synagoge, die heute in Bad Homburg lebt. Mit ihr und Hans-Eberhard Berkemann hat Frances Henry in den drei Tagen ihres Besuchs ein beachtliches Programm absolviert. Nicht zuletzt, um ihrer Enkelin Tianna, die sie nach Deutschland begleitet hat, von den Wurzeln zu berichten, die auch die ihren sind.
Henrys Vater, Arzt in Bad Kreuznach (sc. Dr. Wilhelm/William Ostermann, 1902-1972), ist in Meddersheim geboren, wie mehrere weitere Verwandte auch. Die Großeltern Jakob und Johanna Ostermann (sc. Johanna Ostermann geb. Mayer aus Staudernheim) lebten in Sobernheim (sc. Wilhelmstraße 11) und waren Ziel so vieler Besuche ihrer Enkelin. Ihnen war es nicht mehr gelungen, aus Nazi-Deutschland zu fliehen. Sie gehörten schließlich zu den nach Theresienstadt Deportierten. Ihre Großmutter, schon altersschwach und gebrechlich, starb bald danach. Ihr Großvater, ein kräftiger starker Mann, habe wohl noch über ein Jahr weitergelebt. Das Mädchen konnte 1939 mit ihren Eltern in die USA fliehen. Für die Geschichte Sobernheims bedeutende Dokumente hatte Henry dabei und übergab sie Berkemann für das Archiv: Briefe ihres Großvaters. Noch ist der Einblick in das Leben ihrer Sobernheimer Großeltern, den die hier übergebenen Briefe gewähren, nicht abzuschätzen. Sütterlinschrift und eine zunehmende Entfernung von der deutschen Sprache haben es der Enkelin bislang verwehrt, zu erfahren, was ihr Großvater im Jahr 1941 aus Sobernheim nach Amerika zu den glücklich geretteten Verwandten geschrieben hat. Ein hoffnungsvoller Programmpunkt dieser Tage war ein Gespräch in der ehemaligen Sobernheimer Synagoge. 53 Kinder der Lichtigfeld-Schule in Frankfurt füllten den Raum. Nicht der erste Besuch war es für Lea Wolf und Sigal Markhoff, die, wenn sie mit Schülern im Jüdischen Erholungsheim sind, einen Besuch in der Bad Sobernheimer Synagoge nie auslassen. Doch für beide war es diesmal etwas ganz Besonderes. Hatten ihre Eltern doch ein gleiches Schicksal, Exil, erfahren, wie Frances Henry, die mit sieben Jahren ohne ein Wort Englisch zu können, in New York ihr Schiff verließ. Erschrocken musste Henry bei ihrem Besuch in Bad Sobernheim sehen, wie das ehedem schöne Haus ihrer Großeltern in der Wilhelmstraße verfällt. "  
Link zum Artikel
Hinweis: Genealogische Informationen zu Familie Ostermann (mit Fotos) u.a. über Einstieg zu Jakob Ostermann (1872-1943): https://www.geni.com/people/Jakob-Ostermann/6000000054550173832 

    
   
 


  
Links und Literatur

Links:  

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Website der Gemeinde Meddersheim   

Literatur:  

bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 265 (mit weiteren Literaturangaben). 
bulletDokumentation Jüdische Grabstätten im Kreis Bad Kreuznach. Geschichte und Gestaltung. Reihe: Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach Band 28. 1995. S. 265. 

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.  

Meddersheim  Rhineland. In 1855, the Jewish population reached a peak of 55, after which the community was attached to the Sobernheim congregation. In 1925, 16 Jews remained (total 714). Four were deported to the east in spring 1942. 
   
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Oktober 2013