Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Nussloch (Rhein-Neckar-Kreis) 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge

   
Übersicht: 

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Kennkarte aus der NS-Zeit  
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen 
Berichte  
Links und Literatur   

      

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  (english version)      
  
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zur Kurpfalz gehörenden Nussloch bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. Erstmals werden 1712 Juden am Ort genannt. 
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1825 51 jüdische Einwohner (2,9 % von insgesamt 1.770 Einwohnern), höchste Zahl um 1871 mit 68 Personen, 1875 65 (2,3 % von 2.766), 1900 41 (1,3 % von 3.100), 1910 37 (1,1 % von 3.324).    
      
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule und ein rituelles Bad. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bestand vermutlich ein jüdischer Friedhof am Ort, dessen genaue Lage nicht mehr bekannt ist. Im 19. und 20. Jahrhundert wurden die Toten der Gemeinde in Heidelberg oder Wiesloch beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben in der Gemeinde war zeitweise im 19. Jahrhundert ein eigener Lehrer angestellt, der zugleich als Vorsänger tätig war (siehe Ausschreibungen der Stelle unten). Die Gemeinde gehörte seit 1827 zum Rabbinatsbezirk Heidelberg.  

Um 1925
waren die Vorsteher der jüdischen Gemeinde Albert Mayer und Julius W. Bernheim. Damals war nur noch ein schulpflichtiges jüdisches Kind am Ort, das Religionsunterricht in Wiesloch erhielt. Zur jüdischen Gemeinde in Nussloch gehörten inzwischen auch die in Leimen noch lebenden jüdischen Personen (1925: 6). 1932 war Gemeindevorsteher Siegfried Mayer. Als Schatzmeister ist Julius W. Bernheim eingetragen. 
       
1933, als noch 21 jüdische Personen am Ort lebten, gehörten jüdischen Familien u.a. noch die folgenden Gewerbebetriebe: Schuhhandlung und Damenschneiderei der Familie Adler (Hauptstraße 61), Gasthaus "Zum Adler" der Familie Bernheim (Hauptstraße 56, Gasthaus nur bis um 1915); Bäckerei und Viehhandlung der Familie Bierig (Sinsheimer Straße 19), Hopfenhandlung und Rohtabakfermentationsbetrieb Gebr. Ehrmann (Hauptstraße 88), Kaufmann Mayer (Friedrichstraße 6), Pferdehandlung und Textilwarengeschäft der Familie Neumann (Hauptstraße 60). Die Gastwirtschaft "Mayerhof" (bis heute bestehend) verdankt ihren Namen dem früheren jüdischen Besitzer Ludwig Mayer (Loppengasse 14). 
     
Von den in Nussloch geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Julius Bernheim (1857), Selma Bierig (1908), Emma Blum geb. Strauß (1865), Karl Freund (1882), Fanny Kolinski geb. Neumann (1895), Elsa Meyer (1890), Gertrud (Guta) Mayer (1896), Hugo Mayer (1864), Karoline Mayer geb. Bierig (1879), Walter Mayer (1890), Fanny Neumann (1866), Berta Rothschild geb. Bernheim (1890), Adelheid Schloßstein geb. Strauß (1859, siehe Kennkarte unten), Rudolf Weiss (1905).
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers und Vorsängers (1843 / 1845 / 1849 / 1850)      

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 14. Januar 1843 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Heidelberg. [Bekanntmachung.]. Bei der israelitischen Gemeinde zu Nußloch ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 130 fl., nebst freier Wohnung, sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer Genehmigung zu besetzen. Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert, unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich anher zu melden. Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner, zur Bewerbung zugelassen werden. 
Heidelberg, den 29. Dezember 1842. Großherzogliche Bezirkssynagoge."    
 
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 30. Juli 1845 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Heidelberg. [Bekanntmachung.]. Bei der israelitischen Gemeinde zu Nußloch ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 130 fl., nebst freier Wohnung, sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer Genehmigung zu besetzen.  
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert, unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei der Bezirkssynagoge Heidelberg zu melden.  
Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach erstandener Prüfung bei dem Rabbiner, zur Bewerbung zugelassen werden."  
 
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 29. Dezember 1849 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Die mit einem festen Gehalte von 130 fl. und einem jährlichen Schulgelde von 48 kr. für jedes die Religionsschule besuchende Kind und dem Vorsängerdienste samt den davon abhängigen Gefällen verbundene Religionsschulstelle bei der israelitischen Gemeinde Nußloch ist zu besetzen. 
Die berechtigten Bewerber um dieselbe werden daher aufgefordert, mit ihren Gesuchen unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen mittelst des betreffenden Bezirksrabbinats sich anher zu melden.  
Bei dem Abgange von Meldungen von Schul- und Rabbinatskandidaten können auch andere inländische befähigte Subjekte, nach erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner zur Bewerbung zugelassen werden."   
 
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 23. Februar 1850 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):  "Bei den israelitischen Gemeinden Nußloch, Wiesloch und Lützelsachsen sind die Vereinigten Religionsschul- und Vorsängerstellen zu besetzen. 
Mit jeder dieser vereinigten Stellen ist ein Gehalt von 135 fl., ein jährliches Schulgeld von 48 kr. und die von dem Vorsängerdienste abhängigen Gefällen verbunden. 
Die Bewerber haben sich unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen sechs Wochen mittelst der betreffenden Rabbinaten anher zu melden. 
Bei dem Nichtbewerben von Schul- oder Rabbinatskandidaten werden auch andere Inländer nach erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner zu diesen Stellen zugelassen."   

     
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde      
Der Taglöhner Jakob Reiß in Nußloch wird ausgezeichnet (1837)
 

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" von 1837 S. 330 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): 
"Bekanntmachung
Die Verteilung von Prämien an israelitische Ackerbauer, Handwerker und Taglöhner. 
In Bezug auf das Ausschreiben vom 18. Juli vorigen Jahres wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht, dass durch Beschluss der hierzu besonders gewählten Kommission vom 13. vorigen Monats 
1) die für einen Ackerbauer bestimmte Prämie dem Bürger und Bauer Wolf Moses Wolf in Königsbach, Amts Durlach,  
2) die für einen Handwerker bestimmte Prämie dem Bürger und Messerschmied Isaak Hirsch dahier, und 
3) die für einen Taglöhner bestimmte Prämie dem Bürger Jakob Reiß in Nußloch, Amts Wiesloch, zuerkannt wurde. 
Das Ausschreiben der Prämien für 1837 wird seinerzeit erfolgen. 
Karlsruhe, den 27. März 1837. 
Der Verein zur Verbesserung der bürgerlichen Verhältnisse der Juden in Baden."   

 
Bericht über die Feier zum 25-jährigen Bestehen der Zigarrenfabrik S. Simon und Cie. (1891) 

Nussloch Israelit 17061891.jpg (164200 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juni 1891: "Nußloch (Baden). Am Sonntag, den 24. Mai wurde hier ein sehr schönes Fest gefeiert, nämlich das Jubiläum des 25-jährigen Bestehens der Zigarrenfabrik der Herren S. Simon und Cie. in Mannheim und zugleich die Einweihung ihres Fabrik-Neubaues. An diesem Feste nahmen außer den Herren Inhabern der Firma, das Büro- und Werkführerpersonal, der hiesige Gemeinderat, die Geistlichkeit, der Landtagsabgeordnete des Bezirks, verschiedene eingeladene Ehrengäste und ca. 300 Arbeiter teil. Kurz vor 11 Uhr bewegte sich der Zug vom Fabrikgebäude aus in die prachtvoll dekorierten Räume des Gasthofes zur 'Sonne', wo um 11 Uhr mit einer Begrüßungsansprache des Herrn Simon sen. die Festfeier begann. Nach derselben wurden die Arbeiter, welche schon 25 Jahre in der Fabrik genannter Firma tätig waren, mit Diplomen in schöner Widmung und je 50 Mark in Gold neuester Prägung in einem Etuis seitens ihrer Herrn beschenkt. Herr Verwalter Sauer hielt alsdann die Festrede und überreichte dieser am Schlusse das Geschenk der Arbeiter: die Photographien derselben in 5 Gruppen auf einem Gesamtbilde in prachtvoller Einrahmung. Die Gemeinde Nußloch wollte mit ihrem Dank gegen die Firma nicht zurückbleiben und ließ den Herrn S. Simon und H. Willstätter durch Herrn Ratschreiber Leonhard die Urkunden, laut welchen beide Herren als Ehrenbürger der Gemeinde Nußloch aufgenommen wurden, feierlichst überreichen, welcher schönen Aufgabe sich Herr Leonhard mit einer trefflichen Rede, in welcher er die Verdienste der Firma um das Emporblühen und den Wohlstand unter der Arbeiterbevölkerung in hiesiger Gemeinde hervorhob, entledigte. Herr Willstätter dankte tief gerührt über die empfangene Ehre, die ihnen von allen Seiten entgegengebracht wurde. Ein Arbeiterjubilar sprach dann zum Schlusse den Herren Arbeitsgebern namens der Arbeiter in kurzem Vortrage seinen Dank für die reichen Geschenke aus. Bei dem Bankett, an welchem 250 Arbeiter teilnahmen, reihte sich ein Trinkspruch an den andern. Herr J. Willstätter toastierte auf den Großherzog, Herr Hauptlehrer zuerst auf die Groß-  
Nussloch Israelit 17061891a.jpg (110854 Byte)herzogin, dabei herrschte ein wirklich herzlicher Verkehr zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, der auf die eingeladenen Gäste den wohltuendsten Eindruck macht. Herr Hauptlehrer Hurst verlas dann eine Depesche, welche an Seine Königliche Hoheit abgeschickt wurde mit folgendem Wortlaut:  
'Der Gemeinderat in Nußloch, welcher heute die Inhaber der Firma S. Simon und Sie., die Herren S. Simon und J. Willstätter in Mannheim, zu Ehrenbürgern ernannte, erlaubt sich in Gemeinschaft mit dieser Firma und 300 Arbeitern, worunter zahlreiche ausgezeichnete Jubilare anlässlich der Feier des 25jährigen Bestehens ihrer hiesigen Zigarrenfabrik Eurer Königlichen Hoheit, unsern allerdurchlauchtigsten Landesfürsten, dem erhabenen Beschützer und Förderer des Handels und der Industrie, ehrfurchtsvoll seine tief gefühlte Huldigung darzubringen. Rausch, Bürgermeister.'  
Des anderen Tages traf folgendes huldvolle Telegramm ein. An den Bürgermeister Rausch in Nußloch! Ihre Mitteilungen haben mich herzlich erfreut und ich nehme lebhaften Anteil an der Jubelfeier, welche Sie in Anerkennung der Mir bezeichneten Firma und der daselbst zahlreich beschäftigten Arbeiter begangen haben. Friedrich, Großherzog.'  
Das ganze Dorf nahm an der Feier teil und wünscht der Firma ferneres Wachstum, Blühen und Gedeihen."  

     

Kennkarten aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarte der in Nussloch geborenen 
Adelheid Schloßstein geb. Strauß
 
 Nussloch KK MZ Schlossstein Adelheid.jpg (93202 Byte)    
   Kennkarte (Frankfurt 1939) für Adelheid Schloßstein geb. Strauß (geb. 27. November 1859 in Nussloch),
 wohnhaft in Frankfurt, am 18. August 1942 deportiert ab Frankfurt in das Ghetto Theresienstadt, 
wo sie am 14. Dezember 1942 umgekommen ist  
 

   
   
   
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge        
   
Bereits in der Mitte des 18. Jahrhunderts bestand ein von dem damaligen Vorsteher Manis eingerichteter Betsaal in Nussloch. 1749 ist als Vorsänger Neta ben Elias aus Crailsheim genannt, der 36 Jahre in Nussloch wirkte und damals auf Kosten des Vorstehers Manis ein Memorbuch anfertigen ließ.   
     
Um 1760/70 (vielleicht nach dem Tod des Vorstehers Manis 1773) konnte der Betsaal in dem der jüdischen Familie Maier gehörenden Haus eingerichtet werden. Nach einem Bericht von 1834 befand er sich hierin jedenfalls "schon seit 70 Jahren".  Bis 1828 musste die jüdische Gemeinde in Nussloch nicht einmal Miete für die Benutzung dieses Saales bezahlen, was als "Güte" des 1828 verstorbenen Salomon Maier in Erinnerung blieb. Der seit 1828 in dem Haus lebenden Familie Josef Maier bezahlte man eine jährliche Miete von 15 Gulden, da diese Familie darauf angewiesen war. Neben dem Haus befand sich auch ein kleines Badhaus, in dem in früheren Jahren ein rituelles Bad war, das jedoch zugeschüttet wurde, nachdem man an anderer Stelle ein Bad eingerichtet hatte. 1834 konnte die jüdische Gemeinde das Haus mit dem Betsaal zu einem Gesamtbetrag von 700 Gulden erwerben, von denen man 100 Gulden bar sofort bezahlen konnte. Den Restbetrag wollte man zuzüglich Zinsen nach einem Jahr begleichen. Im Laufe der folgenden Monate musste die Gemeinde die nachträgliche Genehmigung des Kaufes durch die Behörden einholen, was nicht ganz einfach war, zumal man im folgenden Jahr für die zu begleichende Restsumme ein Kapital von 400 Gulden aufnehmen musste. Die Wiederherstellung des rituellen Bades, der Wasserleitung und die Anschaffung eines dazugehörigen Warmwasserkessels hatten zusätzlich 100 Gulden gekostet. Kleinere Reparaturen schlugen mit 50 Gulden zu Buch. Die Behörden gaben jedoch bis zum Sommer 1835 ihre Zustimmung unter der Voraussetzung, dass der Kredit nach zehn Jahren getilgt sein müsse. 
  
Erst 1878 erfährt man wieder von der Nusslocher Synagoge. Es gab Schwierigkeiten, da sich im selben Haus des Betsaales auch eine Gastwirtschaft befand. Falls es sich um dasselbe Haus wie um 1834/35 gehandelt hat, wird die jüdische Gemeinde den Hausanteil ohne den Betsaal inzwischen wieder verkauft haben. Mit dem Gastwirt Baust gab es damals Probleme, da dieser einige der jüdischen Gemeinde gehörenden Plätze beim Haus ohne deren Erlaubnis benutzte. Nachdem es darüber sogar zu einem Prozess kam, der zugunsten der israelitischen Gemeinde ausging, hat Gastwirt Baust den ihm gehörenden Eingang des Hauses für die jüdische Gemeinde gesperrt, sodass diese im Juni 1878 nicht mehr zum Betsaal gelangen konnte. Die Gemeinde musste daraufhin eine Treppe zu dem im Obergeschoss liegenden Betsaal anlegen lassen. Das Gebäude dieses Betsaales befand sich mit dem Badhäuschen auf dem heutigen Grundstück Friedrichstraße 1. 
  
Das Grundstück mit dem Gebäude des Betsaales wurde am 22. Juli 1938 an Privatleute verkauft. Nach völligem Abriss der Synagogenruine erbauten die Käufer auf dem Grundstück ein Wohnhaus. 
  
  
  

Fotos 
Historische Pläne: 

Nussloch Synagoge 005.jpg (36680 Byte) Nussloch Synagoge 006.jpg (39151 Byte)
Front- und Seitenansicht der ehemaligen Synagoge in Nussloch
(Quelle: HStAS EA 99/001 Fotosammlung Bü 305 Fotos 1326-27)

Historische Fotos sind nicht bekannt, Hinweise bitte an den 
Webmaster von "Alemannia Judaica", E-Mail-Adresse siehe Eingangsseite


Fotos nach 1945/Gegenwart: 

Foto um 1985 
(Foto: Hahn) 
Nussloch Synagoge 010.jpg (47714 Byte) 
     Wohnhaus auf dem ehemaligen Synagogengrundstück Friedrichstraße 1 
     Ein neues Foto des Synagogengrundstückes wird bei Gelegenheit erstellt 
           
Das Gursdenkmal 
(Foto von Michael Ohmsen; 
Fotoseite von M. Ohmsen mit 
Seite zu Nußloch
)  
Nussloch Gurs-Denkmal 010.jpg (218425 Byte)
  Das Denkmal zur Erinnerung an die Deportation von Juden aus Nußloch 
wurde 2008 von Jugendlichen der Nußlocher Kirchengemeinden
 angefertigt und am 9. November 2008 aufgestellt. 
Ende Oktober 2012 wurde es mutwillig beschädigt, konnte jedoch 
wieder auf- beziehungsweise hergestellt werden. 
     
Der Gedenkstein aus Nußloch 
in Neckarzimmern 
(Fotos: Heinrich Müller, Nußloch) 
Nussloch Gedenkstein 010.jpg (107378 Byte) Nussloch Gedenkstein 011.jpg (92340 Byte)
  Der zweite Gedenkstein für die Deportation der Nußlocher Juden wurde am 
19. Oktober 2008 in der zentralen Gedenkstätte für deportierte Juden aus 
Baden in Neckarzimmern aufgestellt. Quelle der Fotos: Bericht in der 
Website der Evangelischen Kirchengemeinde Nußloch.      
     

 
 
Berichte 

November 2012:
Aufruf der Polizei nach mutwilliger Beschädigung des Gurs-Gedenksteines 

Aus dem Polizeibericht der Polizeidirektion Heidelberg - 2.11.2012: "Nußloch: Namentlich noch nicht bekannte Täter zerstörten – nach ersten Erkenntnissen zwischen dem 26. und 29. Oktober – im Park Hauptstraße/Ecke Burgstraße das Mahnmal, das Jugendliche der Nußlocher Kirchengemeinden im Jahr 2009 zur Erinnerung an die Deportation von Juden aus Nußloch ins Internierungslager nach Gurs/Frankreich aufgestellt hatten. Die Beschädigungen lassen darauf schließen, dass das aus mehreren Betonsteinen gemauerte Mahnmal umgetreten worden war; es soll bis zum 9. November wieder hergestellt und an gleicher Stelle aufgebaut werden. Sachdienliche Hinweise nimmt das Polizeirevier Wiesloch unter 06222/5709-0 entgegen."   


  

Links und Literatur

Links: 

Website der Gemeinde Nussloch   
Liste der 1815 in Nussloch wohnhaften jüdischen Personen (mit alten und neuen Namen)   

Literatur:

Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 217-218.
Heimatbuch Nussloch. 1966 S. 103.
Leopold Löwenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz. 1895 S. 162.  
Karl Günther: Manis aus Nussloch. Zur Geschichte der Juden in der Kurpfalz, in: Heidelberger Apokryphen. 1990. S. 72-86. 
Joseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern - Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem 1986. S. 415-416.  
synagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007.    
  
  

  

   
  


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Nussloch  Baden. The first three Jewish families arrived in 1743. Anti-Jewish riots broke out during the 1848 revolution. In 1866, Jews set up a cigarette factory that employed 300 by the end of the century. The Jewish population numbered 65 in 1875 (total 2,766) but declined steadily thereafter to 21 in 1933. In the Nazi era, 11 emigrated and five left for other German cities. The last four Jews were deported to the Gurs concentration camp on 22 October 1940.  
       
         

                   
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Stand: 04. Juni 2015