Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Ober-Erlenbach (Stadt Bad Homburg v.d.H., Hochtaunuskreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Über die Geschichte und das Schicksal der Familie Jordan  
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen   
Links und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde              
    
In Ober-Erlenbach bestand eine jüdische Gemeinde im 19. Jahrhundert. Doch dürften bereits im 17./18. Jahrhundert am Ort einzelne jüdische Personen / Familien gelebt haben. 

1812 gab es fünf jüdische Familien am Ort (mit bereits neuen Familiennamen): Bender Grünebaum, Nathan, Kaufmann, Abraham Schiff, Süschen Strauss und die Witwe Kaufmann. Zwischen 1840 und 1890 wurden die meisten jüdischen Einwohner im Ort gezählt. 
  
1877 zählte die jüdische Gemeinde Ober-Erlenbach mit Nieder- und Obereschbach zusammen 49 Personen. Damals hatte es vier schulpflichtige Kinder, die von einem Privatlehrer ihren Religionsunterricht erhielten.    
   
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule und ein rituelles Bad (neben der Synagoge). Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Burgholzhausen beigesetzt.     
 
Um 1924, als noch fünf jüdische Einwohner in Ober-Erlenbach gezählt wurden, war die Gemeinde bereits im Prozess der Auflösung. Die hier noch lebenden jüdischen Personen schlossen sich der Gemeinde in Rodheim an. 
  
Nach 1933 war vor allem noch die Familie Jordan in Ober-Erlenbach. Der 16-jährige Sohn Heinz Jordan konnte im Winter 1939 nach Argentinien emigrieren. Seine Schwester Lieselotte und die Eltern wurden am 16. September 1942 von der Gestapo in Ober-Erlenbach abgeholt und mit einem Transport von Darmstadt aus am 30. September 1942 nach Polen verschleppt, wo sie im Vernichtungslager Treblinka ermordet wurden.   

   
Von den in Ober-Erlenbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Albert Jordan (1879), Betty Jordan geb. Hirschsprung (1885), Lieselotte Jordan (1925), Emma Müller geb. Singer (1878), Karoline Schiff (1874). 
  
Aus Niedereschbach ist umgekommen: Sidonie Müller geb. Hess (1874).        
     
     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde    

In jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in Ober-Erlenbach gefunden. 

     
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischem Gemeinde 
Über das Schicksal der Familie Jordan  

Zitat aus dem "Heimatgeschichtlichen Wegweiser" s.Lit.:  "Aus Ober-Erlenbach stammte das Ehepaar Betty Jordan geb. Hirschsprung und Albert Jordan und die Tochter Liselotte Jordan, deren Namen ebenfalls im Gedenkbuch stehen. Die Familie Jordan hatte von einem kleinen Gemischtwarenladen in der Bornstraße gelebt. Beim Novemberpogrom 1938 versuchten SA-Leute, das Haus der Jordans in Brand zu stecken, ließen sich davon jedoch von einem Petterweiler Dachdecker abhalten; sie beschränkten sich auf die Verwüstung und Plünderung des Geschäftes. Der Sohn Heinz gehörte zu den jüdischen Männern, die beim Novemberpogrom 1938 in das KZ Buchenwald verschleppt wurden. Nach seiner Freilassung gelang ihm die Flucht zu einer Tante nach Argentinien. Bis 1941 lebten Eltern und Schwester noch in der Bornstraße, dann wurde ihnen die Wohnung genommen, und sie mussten in die ehemalige Synagoge, ebenfalls in der Bornstraße, ziehen. Am 16. September 1942 wurden sie nach Theresienstadt deportiert. Im November 1988, anlässlich des 50. Jahrestages der "Kristallnacht", konnte Heinz Jordan, der einzige Überlebende seiner Familie, seinen Heimatort besuchen."
   
Anmerkung: Bilder und persönliche Dokumente von Albert, Betty, Heinz und Lieselotte Jordan wurden im Frühjahr 1988 zufällig auf dem Dachboden eines Hauses in Ober-Erlenbach gefunden und später in einer Dokumentation von Brunhilde Hoffmann veröffentlicht.  
Dazu pdf-Datei mit einem Artikel aus dem "Usinger Anzeiger" vom 11. April 2005: "Einzelschicksale machen das Unvorstellbare vorstellbar. Bewegende Ausstellung im Hessenpark dokumentiert das Schicksal der jüdischen Familie Jordan aus Ober-Erlenbach unter der Nazi-Diktatur".   
Dazu Bericht über die Ausstellung (u.a. erstellt von Brunhilde Hoffmann)   

     
     
     
Zur Geschichte der Synagoge                  
     
Zunächst war vermutlich ein Betraum in einem der jüdischen Häuser vorhanden.  
 
Um 1855 war die jüdische Gemeinde im Besitz eines aus Synagoge eingerichteten kleinen Hauses mit Hofreite (86 qm) an der Bornstraße. Wann die Synagoge in dem vermutlich bereits länger bestehenden Häuschen eingerichtet wurde, ist nicht bekannt. In dem zur Rückseite querliegenden Nachbargebäude befand sich vermutlich das rituelle Bad. 
      
In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Synagoge aufgegeben. Die jüdischen Einwohner Ober-Erlenbachs besuchten nun die Gottesdienste in Rodheim. Das Synagogengebäude blieb zunächst im Besitz der jüdischen Gemeinde und wurde zu einem Wohnhaus umgebaut und vermietet. 1924 überließ die jüdische Gemeinde die ehemalige Synagoge der politischen Gemeinde, die das inzwischen baufällige Gebäude instandsetzte und weiter als Wohnhaus vermietete. 1935 wurde das Gebäude, das bis dahin noch jüdisches Eigentum war, enteignet und von der politischen Gemeinde unentgeltlich übernommen.
  
Nach 1945 hatte die politische Gemeinde im Zusammenhang mit dem Restitutionsverfahren an die JRSO anzugeben, die es 1954 an einen Privatmann verkaufte. 
  
1988 wurde eine Gedenktafel an dem Gebäude angebracht.    
   
   
Adresse/Standort der Synagoge    Bornstraße 14       
    
    
Fotos
(Quelle: Altaras 1994 S. 131)   

Das Gebäude der
 ehemaligen Synagoge
Ober-Erlenbach Synagoge 120.jpg (85623 Byte)
  Seit mindestens 1855 für mehrere Jahrzehnte Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens; 
vor ihrer Deportation 1942 lebte die Familie Jordan in dem Gebäude.

      
      
Links und Literatur

Links:   

Website der Stadt Bad Homburg v.d.H.    

Webportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Ober-Erlenbach (zahlreiche Fotos zur Familie Jordan)    

Literatur:  

Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 228-239 (Notizen innerhalb des Abschnittes zu Rodheim v.d.H.).
Liste der Familien von 1812 in: Paul Arnsberg: Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution. Darmstadt 1983 S. 566. 
Kein Artikel bei Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988.  
dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 131-132.   
dies.: Neubearbeitung der beiden Bände S. 320-322.   
Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 183-184  
Brunhilde Hoffmann: Es geschah mitten unter uns. Das Schicksal der jüdischen Familie Jordan in Ober-Erlenbach. 1988.    

    
n.e.    

                   
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Stand: 29. Dezember 2016