Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Oberelsbach (Landkreis Rhön-Grabfeld)
Jüdische Geschichte / Synagoge 
 (Seite wurde erstellt unter Mitarbeit von Elisabeth Böhrer)

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Aus dem jüdischen Gemeindeleben    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen  
Weitere Dokumente     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
     
In Oberelsbach bestand eine jüdische Gemeinde bis 1942. Ihre Entstehung geht in die Zeit Mitte des 17. Jahrhunderts zurück. In einem Verzeichnis aus dem Jahr 1699 werden 15 jüdische Einwohner in Oberelsbach aufgelistet. Die Zahl der jüdischen Einwohner nahm im 18. Jahrhundert auf etwa 40 zu, ging aber zeitweise wieder zurück.  
   
Die jüdischen Familien lebten überwiegend von ihrem Einkommen als Viehhändler oder von der Landwirtschaft. 
    
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1810/11 59 jüdische Einwohner (6,1 % von insgesamt 960 Einwohnern), 1837 70 (6,9 % von insgesamt 1.015), 1869 zusammen mit Weisbach 72 jüdische Einwohner (Angabe von E. Böhrer nach Dok. StA Wü), 1871 57 (5,7 % von 994), 1900 54 (6,0 % von 904), 1910 63 (6,6 % von 953).
  
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Oberelsbach auf insgesamt elf Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Moses Samuel Frank (Wollen- und Viehhandel), Salomon Samuel Fleckenstein (ohne Erwerb), Michael Samuel Stern (Handel mit Schnittwaren), Herz Samuel Reiss (Vieh- und Tuchhandel), Löw Abraham Haas (Kleinhandel mit Vieh und verschiedenen Waren), Isaac Joseph Sachs (Viehhandel, Schlachten), Salomon Abraham Rhöner (Schlachten, Kleinspezereikram), Nathan Jonas Taub (Lumpenhandel), Jonas Salomon Taub (ohne Erwerb, gest. 1824), Michael Moses Neumann (Tuch-, Garn- und Wollenhandel), Salomon Jonas Taub (Lumpen-, Spezereihandel), Abraham Frank (Feldbau, Ökonomie, seit 1821/22, übernahm die Matrikelstelle seines verstorbenen Großvaters), Jacob Löw Silbermann (Metzger, seit 1825).         
    
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule und ein rituelles Bad (noch in den 1970er-Jahren vorhanden, stand in der heutigen Steingasse). In einem Bericht von 1869 über die israelitische Kultusgemeinde Oberelsbach mit Weisbach (Angabe von Elisabeth Böhrer nach einem Dokument im StA Würzburg vom 26.5.1869) wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass am Ort eine "bloße" Religionslehrer- (und damit keine Elementarschul-)stelle bestehe, die damals mit dem israelitischen Lehrer Isaak Blum besetzt war. Er hatte 1869 zusammen 22 Kinder aus Oberelsbach und Weisbach zu unterrichten. - Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Neustädtles beigesetzt. Seit Ende des 19. Jahrhunderts war zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde (siehe die Ausschreibungen unten zwischen 1893 und 1908) gemeinsam mit der Nachbargemeinde in Nordheim ein Religionslehrer angestellt, der seinen Sitz in Nordheim hatte und zugleich als Vorsänger und Schächter in Nordheim tätig war. 1893/94 wird als Religionslehrer für die beiden Orte (mit Wohnung in Nordheim) Lehrer Fulder genannt, 1895 Lehrer Anfänger, 1896/99 Lehrer S. Kahn. In der Oberelsbacher Gemeinde war in dieser Zeit nur ein ehrenamtlicher Vorbeter und Schochet tätig: bis zu seinem Tod 1929 war dies der Kaufmann Salomon Schloß (siehe Bericht unten). Die Gemeinde gehörte zunächst zum Rabbinat Gersfeld (Angabe von Elisabeth Böhrer, die dies in einer hohen Regierungsentschließung vom 27.6.1867 Nr. 25527/25874 im StA Würzburg bestätigt fand), erst seit 1892 zum Distriktsrabbinat Bad Kissingen
   
Im Ersten Weltkrieg fielen zwei jüdische Männer aus Oberelsbach: Leo Frank (geb. 31.1.1888 in Oberelsbach, gef. 26.2.1915) und Julius Silbermann geb. 28.2.1894 in Oberelsbach, gef. 17.12.1918). Ihre Namen stehen auf dem Denkmal für die Gefallenen der Weltkriege links neben der katholischen Pfarrkirche vor dem Friedhof. Außerdem ist gefallen: Samuel Neumann (geb. 9.5.1897 in Oberelsbach, vor 1914 in Schweinfurt wohnhaft, gef. 8.8.1916).    
  
Um 1924
gehörten noch 40 Personen zur jüdischen Gemeinde (4 % der Gesamtbevölkerung von etwa 1.000 Personen). Damals war Gemeindevorsteher der Kaufmann Salomon Schloß (gest. 1929, siehe Bericht unten); er war - wie bereits erwähnt - zugleich als Kantor und Schochet der Gemeinde tätig. Der Religionsunterricht für die noch drei schulpflichtigen Kinder wurde durch Hauptlehrer Gottlieb aus Mellrichstadt erteilt. Zur Gemeinde gehörten auch die im benachbarten Weisbach lebenden jüdischen Einwohner (um 1925 noch drei Personen). 1932 war die Zahl der jüdischen Einwohner auf 37 zurückgegangen. Vorsteher war - seit dem Tod von Salomon Schloss - Max Frank, zweiter Vorsteher Gabriel Haas. Die vier schulpflichtigen Kinder wurden durch Oberlehrer Blumenthal aus Unsleben unterrichtet. 
 
Nach 1933 ging die Zahl der jüdischen Einwohner zunächst nur langsam zurück: von 28 (1933) auf 20 (1937). Nach dem Novemberpogrom 1938, bei dem die Häuser und Geschäfte der noch im Ort lebenden Juden von SA-Leuten aus Ostheim v.d. Rhön brutal demoliert wurden (Fenster, Möbel, Hausrat zertrümmert, Lebensmittel vernichtet), beschleunigte sich die Abwanderung. Die letzte Familie, die emigrieren konnte, war die Familie von Max Silbermann (Oktober 1939). Die letzten jüdischen Einwohner mussten in einem "Judenhaus" in großer Enge zusammenleben, nachdem die jüdischen Häuser zwangsverkauft worden waren. Anfang 1942 lebten noch neun jüdische Personen am Ort. Sieben wurden im April 1942 über Bad Neustadt und Würzburg nach Izbica bei Lublin deportiert (Selma Haas, Betty Silbermann, Moritz und Marianne Kahlein). Die letzten beiden jüdischen Einwohner (Rosalia Haas und Heinrich Silbermann) anderen kamen im Juni 1942 über Würzburg (kurzzeitig im jüdischen Altersheim) in das Ghetto Theresienstadt. 
 
Von den in Oberelsbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Hannchen Frank geb. Haas (1873), Isidor Frank (1879), Adelheid Haas geb. Wahlhaus (1871), Hermann Karl Haas (1895), Rosalie Haas geb. Oppenheimer (1867), Selma Haas (1893), Paula Heimann geb. Haas (1897), Friedrich Heinemann (1888), Marianne Kahnlein geb. Wildberg (1877), Moritz Kahnlein (1877), Berta Katz geb. Frank (1882), Ludwig Katz (1879), Bernhard Neumann (1868), Berta Oberbrunner geb. Silbermann (1886), Betti (Betty) Silbermann geb. Schmidt (1883), Heinrich Silbermann (1886). 
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde      
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers, Vorbeters und Schochet in Nordheim und Oberelsbach 1893 / 1895 / 1907 / 1908  

Die Ausschreibungstexte wurden, da der Sitz des gemeinsamen Lehrers in Nordheim war, vom dortigen Kultusvorstand formuliert: 
Nordheim vdRhoen Israelit 09011893.jpg (46407 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Januar 1893: "Lehrer-Vakanz". Die Religionslehrerstelle Nordheim-Oberelsbach, verbunden mit Vorsänger- und Schächterfunktion in erstgenannter Gemeinde, mit einem fassionsmäßigen Einkommen von 967,57 Mark soll wieder besetzt werden. 
Seminaristisch gebildete Kandidaten wollen sich baldigst unter Beifügung ihrer Zeugnisse und Angabe ihres Lebenslaufes an den Unterzeichneten wenden. 
Nordheim v. Rh., 4. Januar 1893. Abraham Schön, Kultusvorstand".
 Bereits zwei Jahre danach war wieder eine Ausschreibung nötig:  
Nordheim vdRhoen Israelit 07031895.jpg (51008 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1895: "Durch Berufung unseres Lehrers auf eine staatliche Schulstelle ist die Religionsschulstelle Nordheim-Oberelsbach, verbunden mit Vorsänger- und Schächterdienst in erstgenannter Gemeinde vakant. Das fassionsmäßige Einkommen beträgt 967 Mark 57 Pfennig. Nur seminaristisch gebildete Bewerber wollen ihre Zeugnisse baldigst an Unterfertigten einsenden.
Nordheim v. Rhön, 5. März 1895. Abraham Schön, Kultusvorstand".
1907 und 1908 erfolgten wiederum Ausschreibungen:
Nordheim vdRhoen Israelit 14031907.jpg (43689 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. März 1907: "Die Religionslehrerstelle mit Vorbeter- und Schächterfunktion Nordheim-Oberelsbach mit dem Sitze in Nordheim Rhön, ist sofort zu besetzen. Fixer Gehalt Mark 1100, nebst erheblichen Nebeneinkünften. Seminaristisch gebildete Bewerber wollen sich an den Unterzeichneten wenden. 
Nordheim Rhön, den 20. Februar 1907. 
Jakob Baum". 
  
Nordheim vdRhoen Israelit 06081908.jpg (46609 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. August 1908: "Die Religionslehrer, Vorbeter- und Schochetstelle  
in Nordheim (Rhön), Oberelsbach mit dem Sitze Nordheim fassionsmäßiger Gehalt Mark 1100 und erheblicher Nebenverdienste ist alsbald zu besetzen. Meldungen nebst Zeugnisabschriften an 
Jacob Baum, 
Nordheim, Rhön
". 

    
   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Über den traditionell-frommen Charakter der Gemeinde 

Aus dem Buch von Ophir/Wiesemann (s.Lit.) S. 377: "Den traditionell-frommen Charakter der Gemeinde (sc. Oberelsbach) und ihr religiöses Selbstverständnis illustrieren zwei Briefe, die der Vorstand in den 1930er-Jahren an den Bezirksrabbiner Dr. Menachem Ephraim in Bad Kissingen schrieb. In dem ersten Brief wurde gefragt, ob die Vervollständigung des Minjan durch einen noch nicht 13jährigen Jungen gestattet sei. Der andere Brief betraf die Abhaltung eines Fasttages, zu dem die Juden, da ihnen während des Gottesdienstes eine Torarolle heruntergefallen war, verpflichtet gewesen wären. Sie hätten jedoch, schrieben die Juden von Oberelsbach, Bedenken, ihn durchzuführen, da zwei der für das Minjan erforderlichen Gemeindemitglieder alte kranke Männer seien, denen man einen Fasttag kaum zumuten könne".

 
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde 
Aufruf zu Spenden für den Kaufmann Isaak Hirsch von Oberelsbach (1907)  

Willmars Israelit 12121907.jpg (268474 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Dezember 1907: "Willmars (bei Mellrichstadt) im Dezember 1907. 
Teuere, liebwerte Schwestern und Brüder! 
Eine brave, allgemein beliebte und angesehene Familie ist von der rauen Hand des herbsten Geschickes erfasst worden. Herr Kaufmann Isaak Hirsch von Oberelsbach, königlicher Bezirk Neustadt an der Saale, ist ohne sein Verschulden in Konkurs geraten. Derselbe ist nahezu 82 Jahre alt; diente beim 12. bayerischen Infanterie-Regiment und kämpfte als tapferer Vaterlandsverteidiger in verschiedenen Kriegen 1848/49 und wurde mit hohen Auszeichnungen und Orden dekoriert. Das von ihm erlernte Seilerhandwerk pflegte er mit großer Mühe und Verständnis sein Leben lang. Nun ist er altersschwach, gebrechlich und hilflos. 
Seine Gattin leistete von der Kindheit an in den besten und feinsten Häusern die schwersten Dienste, erwarb sich die Gunst und Gewogenheit aller Mitmenschen und ersparte sich durch die rastlose Arbeitsamkeit und ihren emsigen Fleiß eine hübsche Summe. Seit geraumer Zeit ist sie leider schwer lungenleidend (Asthma), was sie oft und auch lange ans Bett fesselte. In ihrem Hause fanden Hilf- und Ratlose die gastlichste Aufnahme und gar manche Zähre hat sie getrocknet. Der einzige Sohn musste am Bein operiert werden, was große Summen verschlang. 
Dieses in Ehren ergraute Ehepaar, das sein ganzes Leben dem Wohle der Mitmenschen weihte, mit Leib und Leben das Vaterland verteidigte, durch sein redliches Handwerk sich ernährte, stets ein gewichtiges Glied der großen Menschenkette darstellte, sein Haus der Wohltätigkeit stets offen hielt, soll am Abend seines Lebens aus dem sich selbst errichteten und ihm daher um so lieberen Heim verscheucht werden, um im großen Weltenstrome unterzutauchen!
O liebe Schwestern und Brüder! An Eurer sich stets bewährte Hilfsbereitschaft, an die gefühlvollen Regungen Eurer zartbesaiteten Herzen appelliere ich angesichts dieses tieftraurigen Geschickes und bitte Euch, habt Erbarmen, auf dass wieder Licht und Freude einziehe in die zerrütteten Herzen dieser bemitleidenswerten Unglücklichen. 
Herr Kultusvorstand Samuel Haas in Oberelsbach bei Neustadt an der Saale, wie auch der ergebene Unterzeichnete nehmen Spenden dankend entgegen. Gnädigster Bittgewähr entgegenharrend, zeichnet mit vorzüglicher Hochachtung! Emanuel Levi, Lehrer in Willmars bei Mellrichstadt.
Bestätigung. Der unterzeichnete Vorstand des Armenpflegschaftsrates Oberelsbach bestätigt Nachstehendes: Isaak Hirsch, Kaufmann von hier, geboren am 26. Mai 1826, ist durch widrige Umstände, durch sein hohes Alter, das seine geschäftliche Tüchtigkeit beeinträchtigte, durch Kränklichkeit seiner Frau und andere widrige Verhältnisse unverschuldet in Konkurs geraten. Es wird bestätigt, dass Isaak Hirsch Kriegsveteran ist, im 12. bayerischen Infanterie-Regiment den Krieg gegen Dänemark 1848/49 mitgemacht hat und die Kriegsmedaille besaß, die durch den großen Brand 1895 vernichtet wurde, das sein ganzes Anwesen eben bei diesem Brande, der fast das ganze Dorf einäscherte, zu Grunde gerichtet, dass seine Frau schwer lungenleidend ist (Asthma), so dass sie schon längere Zeit bettlägerig war, dass der Sohn im Jahre 1900 in Würzburg von Professor Rosenberger am Bein operiert wurde. Die Familie, die in großer Not ist, wird für eine Unterstützung bestens empfohlen. 
Oberelsbach, den 1. Dezember 1907. Der Vorstand des Armenpflegschaftsrates: gezeichnet A. Wolz, Pfarrer. 
Den Ausführungen des Herrn Pfarrers Wolz dahier pflichtet sich vollständig bei: Oberelsbach, den 1. Dezember 1907. Die Gemeinde-Behörde gez. Städtler, Bürgermeister.
Auch seitens der israelitischen Kultusgemeinde Oberelsbach wird den Schilderungen des Herrn Pfarrers Wolz dahier in allen Punkten beigepflichtet. Oberelsbach, den 1. Dezember 1907. gezeichnet Samuel Haas, Kultusvorstand.
Auch mir sind die Verhältnisse des Herrn Isaak Hirsch in Oberelsbach in der geschilderten Weise bekannt, weshalb ich ebenfalls um tatkräftige Unterstützung der bedrängten Familie bitte. Bad Kissingen, 2. Dezember 1907. Dr. S. Bamberger, Distriktsrabbiner."

  
Zum Tod von Kaufmann Salomon Schloß (1929)  

Oberelsbach BayrGZ 01041929.jpg (132954 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. April 1929: "Oberelsbach (Rhön). Am Sonntag, 28. Adar I (= 10. März 1929), trugen wir die sterblichen Reste des Kaufmanns Salomon Schloß zu Grabe. Eine überaus große Beteiligung - von nah und fern war man herangeeilt - ohne Unterschied des Glaubens - um dem verblichenen Freunde die letzte Ehre zu erweisen. Nach kurzem Krankenlager raffte der Tod den im besten Alter stehenden, den überaus beliebten S. Schloß dahin. - Groß ist der Verlust für seine Familie, der das sorgende, liebende Familienhaupt entrissen wurde, überaus groß ist der Verlust der Gemeinde Oberelsbach. Einer seiner Besten und Unentbehrlichsten ist die Gemeinde beraubt. Seit seinem 18. Lebensjahre übte er in der Gemeinde (die keinen eigenen Beamten hatte) den Vorbeterdienst aus - lange Jahre versah er in äußerster Gewissenhaftigkeit das Amt eines Schochets, nicht aber um sich materiellen Gewinn zu sichern - nein - nur aus Liebe zu seiner Religion ohne irgend welches Entgelt. Und mancher eingeweihte Fremde, der nach Oberelsbach kam, staunte, wenn er Schloß Vorbeten und laiernen hörte, wie er, der Kaufmann, Bescheid wusste in allen jüdischen Fragen. Schlicht und einfach, gerade und gerecht war sein Leben. Entgegen seines Wunsches sprach an der Bahre für die Gemeinde Oberelsbach Worte des Dankes Herr Lehrer Schloß, Mellrichstadt. Eine Säule im Judentum ist gefallen - er war der Träger des Judentums in Oberelsbach. 
Möge ihm der himmlische Segen für seine dem Judentume geleistete Arbeit zuteil werden - wir aber, die ihn kannten und schätzten, werden ihm ein dauerndes Gedenken bewahren. (R.W.)." 
    
Oberelsbach Israelit 28031929.jpg (123958 Byte)Ein weitgehend textgleicher Artikel erschien in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. März 1929.  

   
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Todesanzeige für Abraham Haas (1936)     

Oberelsbach Israelit 07051936.jpg (49431 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Mai 1936: "Mein innigstgeliebter Mann, unser gütigster Vater, Bruder, Schwiegersohn, Schwager und Onkel Herr Abraham Haas ist im 57. Lebensjahre heute verschieden. 
Frankfurt am Main, 6. Mai 1936 / 14. Ijjar 5696
Waldschmidtstraße 125. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Hedwig Haas geb. Löwenthal. 
Bad Kissingen, Oberelsbach, Königshofen i.Gr."   

  
  
Weitere Dokumente 
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)  

Postkarte von Israel Schloß, 
Oberelsbach
(1890) 
Oberelsbach Dok 286.jpg (119918 Byte) Oberelsbach Dok 286a.jpg (130690 Byte)
   Die Karte (Bestellung) wurde an die Eisenhandlung Eisenheimer in Schweinfurt am 29.1.1890 geschickt. Die bestellte Wahre sollte per Bahn an die Haltestelle Wegfurt geschickt werden. 
     
Postkarte von Israel und 
Salomon Schloß, 
Oberelsbach
(1896)  
Oberelsbach Dok 287.jpg (99165 Byte) Oberelsbach Dok 287a.jpg (112602 Byte)
  Die Karte (Bitte um Zusendung einer Preisliste) wurde an die Eisenhandlung Eisenheimer in Schweinfurt am 27.12.1896 geschickt. 
     
Postkarte von Isaak Hirsch,
Oberelsbach
(1897)  
Oberelsbach Dok 285a.jpg (129338 Byte) Oberelsbach Dok 285.jpg (102665 Byte)
  Die Karte (Preisanfrage an die Eisenhandlung Eisenheimer in Schweinfurt nach alten und jetzigen, wahrscheinlich noch intakten Pflugscharen) wurden von Isaak Hirsch am 22. März 1897 in Oberelsbach geschrieben. Zu Isaak Hirsch vgl. oben das Dokument von 1907.
     

    
    
    
Zur Geschichte der Synagoge     
    
Zunächst wurden die Gottesdienste vermutlich in Beträumen jüdischer Wohnhäuser abgehalten. Eine vermutlich erste Synagoge ist 1810 auf einem der jüdischen Gemeinde geschenkten Grundstück erbaut worden. Sie brannte 1895 ab. Damals wurde durch einen Großbrand fast der ganze Ort zerstört.
  
1898 wurde eine neue Synagoge erbaut, die 1899 eingeweiht werden konnte. In ihr waren auch Räume für den Religionsunterricht eingerichtet. 
  
Die Synagoge wurde am 1. Oktober 1938 von der Kreisbauernschaft beschlagnahmt und musste geräumt werden. Damals kam es auch zu Gewalt gegen jüdische Einwohner. Beim Novemberpogrom 1938 kam es auf Grund der zuvorgehenden Beschlagnahmung durch die Kreisbauernschaft zu keiner Aktion gegen die Synagoge. Jedoch wurden jüdische Häuser und Wohnungen demoliert (s.o.).  
  
Im April 1949 wurden fünf der am Novemberpogrom Beteiligten in Schweinfurt vor Gericht gestellt. Vier erhielten Gefängnisstrafen von sechs Monaten bis zu einem Jahr und drei Monaten, einer wurde freigesprochen.
   
Das Synagogengebäude blieb erhalten und wurde bis vor wenigen Jahren als Wohnhaus beziehungsweise als Café / Restaurant benutzt (zeitweise auch als Diskothek). Derzeit (Stand Mai 2010) steht das inzwischen unter Denkmalschutz stehende Gebäude leer. Eine öffentliche und der Würde des ehemaligen jüdischen Gotteshauses angemessene Nutzung des für die Ortsgeschichte bedeutenden Gebäudes wäre wünschenswert.  
 
Am Gebäude erinnert eine Hinweistafel an die Geschichte der Synagoge mit dem Text: "Dieses Gebäude, erbaut 1899 diente der jüdischen Kultusgemeinde Oberelsbach als Synagoge. Zur Erinnerung und Mahnung".       
    
     
 
Adresse/Standort der SynagogeAm Ende des Weges "Elsweg".   
  

  
Fotos
(Fotos Hahn, Aufnahmedatum 15.8.2005) 

Oberelsbach Synagoge 100.jpg (53007 Byte) Oberelsbach Synagoge 104.jpg (71193 Byte) Oberelsbach Synagoge 102.jpg (63379 Byte)
Blick von Süden/Südosten auf das zu einem Restaurant umgebauten Gebäude (2005)
  
Oberelsbach Synagoge 103.jpg (50780 Byte) Oberelsbach Synagoge 101.jpg (54764 Byte)   
Blick von Norden auf das unverputzte Gebäude mit dem ehemaligen Eingang zum Betsaal   
   

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 

April 2012: Presseartikel zur Erinnerung an die jüdische Geschichte in Oberelsbach    
Artikel in der "Main-Post" (Rhön Nachrichten) vom 23. April 2012: "Oberelsbach. Kein jüdisches Leben mehr seit 1942. Juden gehörten über Jahrhunderte in Oberelsbach einfach dazu..."  
Link zum Artikel     
 
September 2018: Die Gemeinde Oberelsbach beteiligt sich am Projekt "Denkort Aumühle" 
Artikel von Thomas Pfeufer in der "Main-Post" vom 28. September 2018: "OBERELSBACH. Damit ermordete Oberelsbacher Juden nicht vergessen werden
Ob das als gutes Omen gewertet werden darf? Es war die erste Sitzung im hochmodernen, neuen Sitzungssaal des Oberelsbacher Rathauses, zu der sich der Gemeinderat jetzt traf. Und bis auf kleinere Probleme mit der Präsentationstechnik verlief sie reibungslos und regelrecht harmonisch. Am Ende gab es sogar einen Blumenstrauß für Bürgermeisterin Birgit Erb. Das allerdings hatte weniger mit der Sanierung des Rathauses zu tun, als mit der Tatsache, dass zweiter Bürgermeister Klaus Spitzl der Bürgermeisterin damit zur Verleihung der Kommunalen Verdienstmedaille gratulierte.
Zuvor hatte das Ratsgremium allerdings ein ernstes Thema zu behandeln: Beteiligt sich die Marktgemeinde am Projekt 'Denkort Aumühle', mit dem der ermordeten Juden aus Unterfranken gedacht werden soll? Kreisheimatpfleger Reinhold Albert, Mitglied der gleichnamigen Initiative, stellte dem Ratsgremium das Projekt vor, nachdem er in aller Kürze auf die Geschichte der Juden in Deutschland und auch in Rhön und Grabfeld eingegangen war. Unterstützt wurde er dabei von Marktgemeinderätin Monika Eckert, die unter anderem in der Oberelsbacher Chronik die Geschichte der Oberelsbacher Juden dargestellt hat. Sie ging auf das problemlose Zusammenleben zwischen der großen jüdischen Gemeinde und den Christen in Oberelsbach ein und stellte das Schicksal mehrerer jüdischer Familien im Dritten Reich vor, deren Mitglieder entweder rechtzeitig auswandern konnten oder ermordet wurden.
Mahnmal auf dem Bahnsteig. So wurden einige von ihnen im April 1942 von Oberelsbach nach Bad Neustadt und weiter nach Würzburg gebracht. Die Züge in den Tod starteten dort vom Güterbahnhof Aumühle. Im Gedenken daran soll im Umfeld dieser letzten Station der jüdischen Mitbürger in Unterfranken ein Mahnmal entstehen. Jede der 109 unterfränkischen Gemeinden, in denen 1933 noch Juden lebten, soll dazu beitragen, indem jeweils ein heimischer Künstler einen Koffer oder ein Gepäckstück gestaltet, das dort – versehen mit dem Namen der Heimatgemeinde – aufgestellt wird. Ein Duplikat des Gepäckstücks soll dann auch in der jeweiligen Gemeinde die Erinnerung an die jüdischen Mitbürger bewahren. Die Bitte von Reinhold Albert, der Markt Oberelsbach solle sich an dem Gedenkprojekt beteiligen, stieß im Gemeinderat auf einhellige Zustimmung. Für Bürgermeisterin Birgit Erb ist die Erinnerung an die ehemaligen Oberelsbacher, gerade auch im Hinblick auf aktuelle Diskussionen ein wichtiges Thema. Es betreffe die Geschichte des Ortes, da sei es wichtig und richtig, wenn sich die Gemeinde einbringe und einen Beitrag leiste, dass der ehemaligen Oberelsbacher gedacht und sie nicht vergessen werden. Es sei ein Zeichen, dass sich Oberelsbach zu seiner Geschichte bekennt.
Einstimmiger Grundsatzbeschluss. Im Ratsgremium wurde das nicht infrage gestellt. Es gab lediglich Nachfragen nach der Gestaltung des Gedenkortes in Würzburg sowie des Gepäckstücks und seines künftigen Standortes in Oberelsbach. Der einhellig geäußerten Forderung, dass der Oberelsbacher Beitrag von einem heimischen Künstler hergestellt werden soll, konnte die Bürgermeisterin nur zustimmen. Der Standort des Koffers in Oberelsbach soll im Zuge des anstehenden Architektenwettbewerbs 'Rathausumgriff und Marktplatzgestaltung' ermittelt werden, damit sich das Kunstwerk 'harmonisch einpasst'. Wie das Gepäckstück aussehen wird, soll ebenfalls in einem Wettbewerb ermittelt werden, regte Birgit Erb an..."
Link zum Artikel   

    
     

Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite des Marktes Oberelsbach  
bulletDie Namen der Gefallenen des Ersten Weltkrieges in den Listen des Hauses der Bayerischen Geschichte 

Literatur:  

bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 376-378.
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 99; 1992² 108.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 386-387.
bulletDirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13. Würzburg 2008. S. 117.  
bulletElisabeth Böhrer / Monika Schöppner: Jacob Löb Eltzbacher. In: Heimat-Jahrbuch des Landeskreises Rhön-Grabfeld 2013. S. 70-75.  
Anmerkung: der 1755 in Oberelsbach geborene Jacob Löb Eltzbacher wurde später Hofbankier des in Wien residierenden Fürsten Wenzel Anton von Kaunitz-Rietberg. Eltzbacher genoss hohes Ansehen bei Juden und Nichtjuden. 1808 war er bei einer Konferenz in Kassel Syndikus und Deputierter für das Fulda-Department. Die Familie Eltzbacher (acht Kinder) lebte in Neuenkirchen. Jacob Löb Eltzbacher starb 1825 und wurde im jüdischen Friedhof Neuenkirchen (Stadt Rietberg) beigesetzt. Im genannten Beitrag wird über Jacob Löb Eltzbacher und die weitere Geschichte der Familie informiert. 
bulletElisabeth Böhrer / Monika Eckert: Die jüdische Gemeinde Oberelsbach. In: Heimat-Jahrbuch des Landkreises Rhön-Grabfeld. 2015. S. 196-217. 
Anmerkung: gegenüber dem Beitrag von 2013 (oben) sind im Beitrag von 2015 neue Erkenntnisse eingearbeitet worden. 

       
       


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Oberelsbach Lower Franconia. A Jewish community is known from the mid-18th century. The Jewish population was 70 in 1837 (total 1,015). A new synagogue was built in 1899 after first one burned down in 1895. In 1933, 28 Jews remained. On Kristallnacht (9-10 November 1938), their homes were wrecked along with the synagogue. Subsequently 13 emigrated, 11 to the U.S. The last nine were deported in 1942, seven to Izbica in the Lublin district (Poland) and two to the Theresienstadt ghetto camp.

  
  

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020