Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Oberlangenstadt (Marktgemeinde Küps, Kreis Kronach)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

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bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Sonstiges    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
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bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde             
    
In dem bis 1627 den Herren von Redwitz, danach der Familie von Künsberg gehörenden Oberlangenstadt bestand eine jüdische Gemeinde bis 1928/29. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16. Jahrhunderts zurück, als die Herren von Redwitz jüdische Familien in relativ großer Zahl aufnahmen. Bereits um 1693 sollen mindestens 24 jüdische Familien am Ort gelebt haben.
  
An Einrichtungen hatte die Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule und ein rituelles Bad. Ein eigener Friedhof bestand nicht - die Toten der Gemeinde wurde bis 1831 auf dem jüdischen Friedhof in Küps beigesetzt. Nachdem dieser Friedhof geschlossen wurde, wurden die Toten der Gemeinde nach Burgkunstadt gebracht. Die jüdischen Familien lebten bis Mitte des 19. Jahrhunderts überwiegend vom Hausierer- und Schnittwarenhandel, einige vom Handel mit Leder, Baumwolle und Wolle. 1855 werden auch zwei jüdische Metzger und ein Weber genannt. 
  
Die jüdischen Familien wohnten u.a. in der heutigen Nageler Straße, wo mehrere Häuser am Ort immer noch als "Judenhäuser" bezeichnet werden. Im Haus Nageler Straße 16 findet sich bis heute ein Sandstein-Türsturz mit der Inschrift "A.H. Cronacher 1855", womit der damalige jüdische Lehrer Abraham Hirsch Cronacher (Kronacher) gemeint war (s.u.; Information von Thomas Schmidt in Oberlangenstadt, vgl. Fotos unten).  
   
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war im 19. Jahrhundert ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schächter tätig war. Zeitweise wurde der Religionsunterricht von einem gemeinsam für die Gemeinden Küps und Oberlangenstadt angestellten Lehrer erteilt. Dabei fand der Unterricht teilweise in Küps, teilweise in Oberlangenstadt statt. 1834 wurden in Küps 17, in Oberlangenstadt 18 jüdische Schüler gezählt. Damals wurde der Unterricht durch den Lehrer und Vorsänger Abraham Hirsch Kronacher in Oberlangenstadt erteilt. Eine eigene jüdische Konfessionsschule bestand in Küps und Oberlangenstadt nicht. An jüdischen Lehrern der Folgezeit sind bekannt: von 1780 bis 1827 Isaak Cronacher (Kronacher), von 1827 bis 1867 sein bereits genannter Sohn Abraham Hirsch Cronacher (Kronacher), nach 1867 folgten im Abstand von etwa zwei Jahren: Lehrer Gärtner aus Friesen, Abraham Bonheim, Lehrer Freudenthal aus Redwitz, Jonas Nordhäuser, Simon Silberstein (aus Ungarn), Adolf bzw. Abraham Schwarz; von 1883 bis mindestens 1908 Moses Wetzler (aus Kronach; er unterrichtete zuletzt drei Kinder). Die jüdische Gemeinde gehörte bis 1825 zum Bezirksrabbinat Burgkunstadt, danach bis 1862 zum Bezirksrabbinat in Redwitz, seitdem wieder zum Bezirksrabbinat in Burgkunstadt, das seit 1915 vom Distriktsrabbiner in Bayreuth mitbetreut wurde. An jüdischen Vereinen gab es insbesondere eine Heilige Bruderschaft (Chewra Kadischa; Ziel: Wohlfahrtspflege und Bestattungswesen).
  
Als in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Kronach wieder eine jüdische Gemeinde entstand, war diese zunächst Filiale zu Friesen (1865: "Israelitische Gemeinde Friesen mit Kronach"). Vermutlich durch mehrere von Oberlangenstadt nach Kronach verzogene jüdische Familien gab es auch zwischen diesen beiden Orten enge Beziehungen, sodass 1877 ein für Kronach und Oberlangenstadt gemeinsam zuständiger Religionslehrer angestellt werden sollte (siehe Anzeige links unten). Nachdem jedoch in Kronach 1883 eine eigene Gemeinde gegründet und diese einen eigenen Lehrer angestellt hatte, bemühte sich auch die Gemeinde in Oberlangenstadt über eine Ausschreibung der Stelle 1885 um einen eigenen Lehrer, Vorsänger und Schächter.  
     
Über die Entwicklung der Gemeindegliederzahl liegen folgende Angaben vor: 1824 79 jüdische Einwohner (14,5 % von insgesamt 545), 1840 96 (21,9 % von 438), 1852 69 (16,1 % von 428), 1875 46 (7,0 % von 687), 1890 34 (4,9 % von 689), 1900 37 (5,1 % von 724). Zwischen 1900 und Mitte der 1920er-Jahre ging die Zahl soweit zurück, dass keine eigenen Gottesdienste mehr gefeiert werden konnten (1910 19, 1925 18 jüdische Einwohner). 
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Max Fleischmann (geb. 18.3.1894 in Oberlangenstadt, vor 1914 in Nürnberg wohnhaft, gef. 14.8.1916) und Max Fleischmann (geb. 27.5.1893 in Oberlangenstadt, gef. 6.9.1916). 
    
1928/29 wurde die jüdische Gemeinde aufgelöst, die hier noch lebenden jüdischen Einwohner der Gemeinde Lichtenfels zugeteilt (1932 18 Personen).
      
Von den in Oberlangenstadt geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Bernhard Böhm (1883, "Stolperstein" in Kronach), Brigitte Fleischmann (1901), Erna Fleischmann (1911), Max Fleischmann (1896), Siegfried Fleischmann (1896), Julie Goge geb. May (1875), Kornelie Kapauner geb. May (1879, Rosa Lewin geb. Böhm (1879), Ida Lion geb. Meyer (1875), Carrie (Carris) May (1877), Sidonie May geb. Böhm (1886), Gerda Samson geb. Fleischmann (1892), Eugenie Schwarz geb. May (1869), Ernestine Silberthau geb. Böhm (1862), Pauline Sündermann geb. Fleischmann (1877), Rosa Wassermann geb. Fechheimer (1865).    
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Lehrer-/Vorbeterstelle 1868 / 1872 / 1875 / 1877 / 1879 / 1885 / 1891

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. März 1868: "Erledigte Religionslehrerstelle. 
Die hiesige Religionslehrer- und Vorsängerstelle soll sofort besetzt werden. Der Gehalt beträgt 300 Gulden bar, freie Wohnung, und der damit verbundenen Schächterdienst trägt noch überdies 100 bis 150 Gulden. Qualifizierte Bewerbe, die noch auf namhaften Nebenverdienst rechnen können, wollen sich baldigst an den Unterzeichneten werden. 
Oberlangenstadt, bei Kronach in Bayern, am 11. März 1868. 
Samuel Fleischmann, Kultusvorstand."     
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Mai 1872: "Israelitisches Religionslehrer-Gesuch
Die unterfertigte Gemeinde ist willens, einen Religionslehrer, der zugleich die Funktion eines Schächters und Vorsängers ausüben kann, sofort aufzunehmen. Derselbe hat dahier bei freier Wohnung einen Gehaltsbezug von 300 Gulden nebst mindestens 100 Gulden für das Schächter. Außerdem ist ihm Gelegenheit geboten, ziemliche Akzidenzien mit beizuziehen. 
Reflektanten wollen sich brieflich an die Unterfertigt wenden, worauf wir ihnen auf Verlangen weitern Bescheid erteilen werden. Oberlangenstadt in Bayern, 15. April 1872. Die israelitische Kultusgemeinde."      
  
Oberlangenstadt Israelit 03031875.jpg (51435 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. März 1875: "Anzeige. Die hiesige israelitische Religionslehrer- und Vorsängerstelle ist erledigt. Der fixe Gehalt trägt Gulden 350 = 600 Mark jährlich bei freier Wohnung. Außerdem ist damit die Schächterfunktion verbunden und wird hiefür ein Einkommen von mindestens Gulden 100 = 180 Mark garantiert. Es wollen sich jedoch nur ledige Bewerber melden, und ist denselben Gelegenheit gegeben, durch Privatunterricht etc. etc, obigen festen Gehaltsbezug von Gulden 450 = 780 Mark noch bedeutend zu vergrößern. Qualifizierte Bewerber belieben sich an die unterzeichnete Kultusverwaltung zu wenden. 
Oberlangenstadt (Bayern), Post Küps, 10. Februar 1875. Wilhelm May, Kultus-Vorstand."
   
Kronach Israelit 01081877.jpg (49066 Byte)1877 - Anzeige der der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1.8.1877: "Die beiden israelitischen Gemeinden Stadt-Kronach und Oberlangenstadt, beide durch die Eisenbahn sehr nahe verbunden, beabsichtigen in Gemeinschaft einen Religionslehrer, der zugleich den Vorsänger- und Schächterdienst verstehen muss, aufzunehmen. Es steht demselben ohne andere Nebenverdienste, ein Jahresgehalt von eintausend Mark und freier Wohnung offen, sowie noch der Ertrag des Schächterdienstes, der sich zwischen vier bis fünfhundert Mark entziffert. - Reflektanten belieben sich an die Unterfertigte zu wenden. 
Oberlangenstadt, 15. Juli 1877. Die israelitische Kultus-Verwaltung Fleischmann jr.
  
Oberlangenstadt Israelit 07051879.jpg (41770 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Mai 1879: "Die israelitische Gemeinde Oberlangenstadt (Bayern), an der Bahn gelegen, beabsichtigt einen Religionslehrer, der zugleich den Vorsänger- und Schächterdienst verstehen muss, aufzunehmen sogleich. Es steht demselben, ohne andere Nebenverdienste, ein Jahresgehalt von 700 Mark und freie Wohnung offen, sowie noch der Ertrag der Schächterdienstes, der sich auf 300 Mark beziffert. 
Reflektanten belieben sich an den Unterfertigten zu wenden. Oberlangenstadt, den 1. Mai 1879. 
Die israelitische Kultusverwaltung: Samuel Fleischmann junior. Post Küps."
   
Oberlangenstadt Israelit 28051885.jpg (60652 Byte)1885 - Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1885: In hiesiger Gemeinde ist die Stelle eines israelitischen Religionslehrers, Vorsängers und Schächters erledigt. - Bezüge bestehen bei freier Wohnung aus M. 500 fixem Gehalt und den Erträgnissen der Schächterfunktion .- Nur seminaristisch gebildete Bewerber können Berücksichtigung finden und wollen sich unter Einreichung ihrer Zeugnisse an den Unterzeichneten werden. 
Oberlangenstadt (Post Küps Bayern), im Mai 1885. 
Adolph Böhm, Israelitischer Kultusvorstand".
1891 wurde bei der Ausschreibung der Religions-Lehrer-Stelle in Kronach inzwischen Oberlangenstadt als von Kronach aus zu betreuende Stelle bezeichnet: 
Kronach Israelit 06081891.jpg (45872 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. August 1891: "Religions-Lehrer-Stelle. Am 1. Oktober dieses Jahres erledigt sich dahier die israelitische Religions-Lehrer-Stelle, verbunden mit vorbeter- und Schächterfunktion. Der Posten wird mit Mark 900,- inklusive Wohnungszuschuss und Schechita-Aversum pro Anno honoriert und trägt durch Übernahme der Verwesung einer Nachgemeinde, 'Oberlangenstadt', mit wöchentlich zweimaligem Religionsunterricht, gleicher Funktion an diesiger königlicher Realschule und sonstigen Nebeneinkünften circa weitere Mark 6-800. Bewerber wollen sich unter Vorlage nötiger Zeugnisse an den Unterfertigten wenden. 
Kronach, 2. August 1891. Die israelitische Kultus-Gemeinde. Der Vorstand: Wilhelm May."

    
    
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Rückgang der jüdischen Gemeindeglieder - Berichte 1883 / 1912  

Oberlangenstadt AZJ 15101883.jpg (47611 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Oktober 1883: "Altenkunstadt (Bayern), 6. Oktober (1883). Seit Jahren musste es das Herz eines jeden Glaubensgenossen mit Wehmut erfüllen, wenn er die einst großen und blühenden jüdischen Landgemeinden in unserer Gegend sich auflösen sah. So hat sich die jüdische Gemeinde Redwitz, welche einst 40 Mitglieder zählt und einen eigenen Rabbiner hatte, den gelehrten Gutmann, welcher auch in der literarischen Welt durch seine in Geiger's Zeitschrift veröffentlichten Aufsätze über die Leviratsehe einen Namen sich erworben hatte, fast ganz aufgelöst. In Maineck, in Mitwitz, Horb wohnt noch eine jüdische Familie. In Oberlangenstadt und Küps ist auch eine bedeutende Reduktion der Gemeindemitglieder eingetreten." 
 
Oberlangenstadt AZJ 02081912.jpg (62404 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. August 1912: "Regensburg, 26. Juli (1912). Der hier erscheinenden 'Deutsch-Israelitische Zeitung' wird aus dem Frankenwalde geschrieben. Auffallend ist der langsame, aber stetige Rückgang der jüdischen Kultusgemeinden in unserer Gegend. Friesen, Redwitz, Mitwitz sind schon vor längerer Zeit erloschen; Oberlangenstadt, das früher 30 Judenfamilien zählte, hat nur noch 6 solche. - In solchen Gemeinden könnte mancher Israelite sich gut ernähren. Neu von auswärts Zuziehende sollten sich nicht in den Städten anhäufen. Wenn sie sich in Landgemeinden ansiedelten, würde auch das Judentum gewinnen, manche schöne Synagoge könnte erhalten werden. Vielleicht zeigt sich der Hilfsverein der Deutschen Juden auch einmal als Hilfsverein der Deutschen Juden und gewährt solchen Ansiedlern Subvention zum Bau eines Häuschens."

  
  
Sonstiges        
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: 
Grabstein in New York für Barbara Adler geb. ? aus Oberlangenstadt (1824-1914)   
 
Anmerkung: das Foto wurde im jüdischen Friedhof "Salem Fields" in New York - Brooklin, 775 Jamaica Ave. aufgenommen.      

Altenkunstadt New York Salem 1719.jpg (109339 Byte) 

Altenkunstadt New York Salem 1719a.jpg (121743 Byte) Grabstein für 
"...Barbara, wife of 
Baruch Adler
  
Born in Oberlangenstadt, Bavaria  
October 30, 1824  
Died February 27, 1914..."

 
Anzeige der Korb- und Polstermöbelfabrik Josef Böhm (um 1930)     
(aus der Sammlung von Christian Porzelt, Kronach)  

    Josef Böhm, geb. 5. März 1897 in Oberlangenstadt, gründete das Unternehmen 1924 und führte es bis seiner zur Emigration nach Frankreich 1933. Anfang 1934 wurde die Firma aufgelöst.

Der Fabrikant war ein Bruder der im Holocaust ermordeten Rosa Lewin geb. Böhm, (geb. 1879) und Bernhard Böhm (geb. 1883) und Vater des Komponisten Adolph Kurt Böhm (1926-2020)
 Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Adolph_Kurt_B%C3%B6hm (mit Foto des Hauses der Familie Böhm in Oberlangenstadt: Alte Poststraße 23)

  
  
  
Zur Geschichte der Synagoge             
  
Eine Synagoge war vermutlich bereits im 17. Jahrhundert (1693) vorhanden. 

Um 1758 wurde eine (neue?) Synagoge erbaut. Baron Künsberg zu Oberlangenstadt hatte das Grundstück der Gemeinde unentgeltlich zur Verfügung gestellt und die Bauerlaubnis erteilt. Ein Vorhang (Parochet) vor dem Toraschrein Synagoge, der noch Ende der 1920er-Jahre vorhanden war, trug die Jahreszahl 1760 und könnte anlässlich der Einweihung gespendet worden sein. 1780 erneuerte der Ortsherr seine Zusicherung, die Juden und ihr Recht auf Ausübung des Gottesdienstes in der Synagoge zu schützen. 

1823 wurde die Synagoge auf Grund eines Beschlusses der Königlichen Regierung des Obermainkreises vorübergehend geschlossen, da kein geprüfter Lehrer und Vorbeter in der Gemeinde war. Nur zu den Feiertagen durften Gottesdienste abgehalten werden.

1865 wurde die Synagoge auf Veranlassung der Freiherrn von Künsberg renoviert:  

Oberlangenstadt Israelit 13091865.jpg (104468 Byte)In der Zeitschrift "Der Israelit" wurde am 13. September 1865 über den Hergang berichtet: "Mitwitz (Oberfranken), den 23. August 1865: Dass wir noch zu jeder Zeit liberale und edeldenkenden Menschen finden, möge folgende Tatsache bezeugen. In Oberlangenstadt k.B. Kronach in Oberfranken besuchte vor einigen Tagen der dortige Freiherr von Künsberg die Synagoge. Der israelitische Lehrer begleitete ihn, und zeigte ihm auf ausdrückliches Verlangen die Gesetzrollen und verschiedene alte Bücher. Unter letzteren befand sich auch eine alte Pergamentrolle, worauf ein Gebet für den verstorbenen Freiherrn von Künsberg, den Großvater des jetzigen Herrn Barons, geschrieben stand. Darüber höchst verwundert erklärte ihm Herr Lehrer K., dass dieses Gebet wöchentlich in der Synagoge verrichtet werde, da sich der verstorbene Herr Baron bei der israelitischen Gemeinde dadurch unvergesslich gemacht, dass er den Platz, worauf die jetzige Synagoge gebaut ist, nicht nur unentgeltlich hergegeben, sondern dieselbe auch in jeder Beziehung unterstützt hätte. Auf dieses hin äußerte sich der Herr Baron mit folgenden Worten: hat mein Großvater dies Alles getan, so will auch ich Etwas für die Synagoge tun. Sofort wurde auf dessen Befehl der Maurermeister herbeigerufen, der Riss aufgezeichnet und die Synagoge, die ohnehin in mangelhaftem Zustande war, ist jetzt in dem Stadium, neu restauriert zu werden. Möge der Herr diesem edlen Menschenfreunde, sowie seinem ganzen hohen Hause seinen Segen tausendfach verleihen und seine humane Tat vergelten; und mögen sich die Finsterlinge daran ein Beispiel nehmen, dann wird jeder konfessionelle Unterschied und jeder konfessionelle Hass in unserem geliebten Bayernlande schwinden. Maier Grünblatt, israelitischer Lehrer in Mitwitz."

1871 wurde die Synagoge anlässlich der Feier des Friedensfestes von Freiherr von Künsberg erneut renoviert. Von 1909 an bis Mitte der 1920er-Jahre fanden jedoch auf Grund der zurückgegangenen Zahl der Gemeindeglieder nur noch wenige Gottesdienste statt.
   
Bei der Auflösung der Gemeinde wurde die Synagoge am 2. Januar 1930 für 1.800 RM an den Freien Turn- und Sängerbund des Ortes verkauft. In der NS-Zeit kam das Gebäude für den Betrag von 300 RM in den Besitz der politischen Gemeinde (1934), die es ihrerseits am 14. Juli 1939 an eine Familie am Ort verkaufte. Noch 1939 wurde das Gebäude umfassend renoviert und aufgestockt. Im Erdgeschoss befand sich 2003 eine Sparkassenfiliale, im Obergeschoss eine Wohnung.    
   
   
Adresse/Standort der Synagoge: Alte Poststraße 8 (alte Haus-Nr. 54). 
    
   
Fotos                     
(Außenaufnahme aus Klaus Guth s. Lit. S. 267; Historische Innenaufnahme von Theodor Harburger Juni 1928, veröffentlicht in ders.: Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern. Hg. von den Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem und dem Jüdischen Museum Franken - Fürth und Schnaittach. 1998 Bd. 3 S. 633)    

Historische Aufnahmen   Oberlangenstadt Synagoge 003.jpg (69512 Byte) Oberlangenstadt Synagoge 002.jpg (79769 Byte)
     Das Synagogengebäude 
beim Umbau 1939  

  Innenaufnahme der Synagoge
(Aufnahme vom 20. Juni 1928) 

        
Das ehemalige Synagogengebäude 2007  
(Fotos: Hahn, 
Aufnahmedatum 11.4.2007) 
Oberlangenstadt Synagoge 500.jpg (72826 Byte) Oberlangenstadt Synagoge 501.jpg (108625 Byte)
   Das ehemalige Synagogengebäude (mit Osterbrunnen 2007)  
        
     
Ehemalige "Judenhäuser" 
in Oberlangenstadt
(Fotos: Thomas Schmidt, Oberlangenstadt;
 Aufnahmedatum: 7.3.2010)
Oberlangenstadt Ort 212.jpg (172818 Byte) Oberlangenstadt Ort 213.jpg (134043 Byte)
  Die ehemaligen "Judenhäuser", rechts das ehemalige Gasthaus Welsch; 
von links: Nageler Straße 20-14   
     
  Oberlangenstadt Ort 210.jpg (67202 Byte) Oberlangenstadt Ort 211.jpg (128711 Byte)
  Ehemaliges Wohnhaus des jüdischen Lehrers Abraham Hirsch Cronacher (Kronacher) 
mit der Portalinschrift "A.H. Cronacher - 1855"  
     
     
    Geburtshaus des Pianisten und Komponisten Adolph Kurt Böhm (Alte Poststraße 23)
mit der am 23. September 2020 enthüllten Gedenktafel;
zur Person siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Adolph_Kurt_Böhm# (Fotos: Jürgen Hanke, Kronach)

  
   

Links und Literatur   

Links:  

bulletWebsite des Marktes Küps    
bulletPersönlichkeiten: Adolph Kurt Böhm https://de.wikipedia.org/wiki/Adolph_Kurt_Böhm und Werner W. Böhm https://de.wikipedia.org/wiki/Werner_W._Boehm      

Literatur:  

bulletLeopold Godlewsky: Die Juden von Küps. In: Bayerische Israelitische Gemeindezeitung vom 15. Mai 1929. Siehe bei Seite zur jüdischen Geschichte von Küps.  
bulletKlaus Guth (Hg.): Jüdische Landgemeinden in Oberfranken 1800-1942. Ein historisch-topographisches Handbuch. Reihe: Landjudentum in Oberfranken - Geschichte und Volkskultur. Bamberg 1988. S. 263-270.  
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 218.
bulletChristian Porzelt: Die Familie May. Geschichte und Schicksal einer jüdisch-fränkischen Familie. In: Landkreis Kronach (Hrsg.): Heimatkundliches Jahrbuch des Landkreises Kronach 29 (2019). S. 85-92.  

    
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020