Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Remagen (Kreis Ahrweiler)
Jüdische Geschichte / Synagoge 
 
  

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule    
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

   
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
  
In Remagen lebten Juden bereits im Mittelalter. Sie waren von den Judenverfolgungen 1298 und in der Pestzeit 1348/49 betroffen. Persönlich genannt werden Simson ben Gerschon aus Remagen und sein Frau Dileia, die 1318 einen Hausanteil im 1326 ein anderes Haus im jüdischen Viertel in Köln erwarben. 1340 wird ein Nathan von Remagen genannt. Nach den Verfolgungen in der Pestzeit lebten wahrscheinlich um 1400 wieder Juden in der Stadt. 1398, 1401 und 1409 erhielten Juden Schutzbriefe mit Wohnrecht in Remagen und Sinzig. Weitere Juden in der Stadt werden in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts genannt. 1424 konnten sich hier auch einige aus Köln vertriebene Juden niederlassen.
  
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in das 17./18. Jahrhundert zurück. 1724 werden vier jüdische Familien in der Stadt erwähnt; 1808 wurden 35 jüdische Einwohner gezählt. Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde um 1860 erreicht (1858 62, 1863 64 Personen in 14 Familien). Danach ging die Zahl durch Aus- und Abwanderung zurück, sodass 1895 nur noch 31, 1925 31 jüdische Einwohner gezählt wurden. Zur Gemeinde in Remagen gehörten auch die in Oberwinter lebenden jüdischen Personen (1864 vier Familien mit 20 Personen). 

An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), im Verband mit Nachbargemeinden eine Religionsschule, ein rituelles Bad und ein (alter und neuer) Friedhof. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts (um 1880/1895) gab es eine gemeinsame Religionsschule der Gemeinden Remagen, Sinzig und Niederbreisig in Sinzig (vgl. Bericht unten zur Purimfeier 1893). 1908 war für die Kinder der Gemeinden Remagen, Sinzig und Niederzissen ein gemeinsamer Religionslehrer angestellt (siehe Ausschreibung von 1908). Die jüdischen Kinder besuchten außer dem Religionsunterricht die christlichen Ortsschulen an den jeweiligen Orten.  
    
Mitte der 1920er-Jahre
gehörten noch neun jüdische Familien zur Gemeinde. Die Gemeindevorsteher waren Moritz Fassbender und Gustav Meyer. Die damals noch vorhandenen fünf jüdischen Schulkinder erhielten Religionsunterricht durch Lehrer David Würzburger aus Linz am Rhein
  
Ein Verein prägte in besonderer Weise das jüdische Gemeindeleben: die 1837 gegründete Chewra Kadischa (Wohltätigkeitverein), aus der 1888 der "Verein zur Förderung des Handwerks unter den Juden" hervorgegangen ist, zu dem 1892 219 und auch in den 1920er-Jahre etwa 200 Mitgliedern aus Remagen und den Nachbarorten gehörten (zur Arbeit des Vereins siehe Berichte unten). 1927 konnte der Verein sein 90jähriges Jubiläum feiern (siehe Bericht unten). Der 1924 erste Vorsitzende dieses Vereins war Moritz Fassbender, 1932 war es Carl Hirsch, Sinzig. 
   
Die jüdische Gemeinde in Remagen bildete Mitte der 1920er-Jahre mit der Gemeinde in Sinzig (1925: 39 jüdische Einwohner) einen gemeinsamen "Synagogenbezirk", zu dem auch die in Löhndorf und Bodendorf (1925 zusammen 12 jüdische Einwohner) lebenden Juden gehörten. 1932 war Gemeindevorsteher weiterhin Moriz Fassbender, 2. Vorsteher H. Bär. Vorsitzender der Repräsentanz war A. Meyer in Sinzig. Als Lehrer kam Martin Stiebel aus Andernach nach Remagen, wenngleich im Schuljahr 1932/33 nur noch ein jüdisches Kind in Remagen im schulpflichtigen Alter war. 
  
An jüdischen Gewerbebetrieben/Geschäften bestanden bis nach 1933: die Lederwaren-Großhandlung Jonas Fassbender (Hauptstraße 60, heute Marktstraße 60), das Zigarrengeschäft Jonas Levy (Bachstraße 19), Altwarenhandlung Aaron (genannt Markus) Marx (Hauptstraße 37, heute Marktstraße 59), die Metzgerei Bär, die Gärtnerei Levit (Alte Straße).   
     
1933 wurden noch 25 jüdische Einwohner gezählt. Bis 1940 haben mehrere von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien die Stadt verlassen. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge zerstört (s.u.). SA-Leute zerschlugen die Schaufester der Geschäfte Fassbender und Levy und zerstörten die Auslagen. Auch die Fenster der Wohnung der Familie Fassbender und des Hauses Marx wurden eingeworfen. Im April und Juli 1942 wurden die letzten 14 jüdischen Einwohner der Stadt deportiert (darunter auch die vormals in Bodendorf wohnhaften Eheleute Bernhard Gottschalk und Rosalie geb. Cahn). Sie hatten zuletzt in drei "Judenhäusern" gelegt: im Hinterhaus Fassbender (Marktstraße 60), Haus Marx (Marktstraße 59) und Haus Meyer (Bachstraße 24).     
     
Von den in Remagen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Henriette Aron (1898), Ernst Cahn (1889), Herbert Cahn (1920), Moritz Cahn (1873) Anna Fassbender geb. Bonheim (1881), Else Fassbender geb. Katz (1894), Gerd Heinz Fassbender (1922), Inge Fassbender (1928), John Fassbender (1882), Leopold Fassbender (1877), Bernhard Gottschalk (1870), Rosalie Gottschalk geb. Kahn (1878), Klara Kayem (Keim) geb. Fassbender (1887), Marta Levit (1876), Jonas Levy (1883), Sofie Levy geb. Kaufmann (1890), Alice Marx geb. Heumann (1910), Arthur Marx (1900), Fanny Marx geb. Aul (1866), Max Marx (1906), Karl Meyer (1930), Moritz Meyer (1889), Bertha Michel geb. Weiß (1872), Karl Randerat (geb. ?), Sofie Renaderat geb. Léons (1904), Emma Rosenthal geb. Levy (1890), Nathan Rothschild (1866), Paula Seidemann geb. Wolf (1876).  
   
Seit 1. Dezember 2008 erinnern vor den Häusern an der Marktstraße 59 und 60 vier "Stolpersteine" an neun Remagener Juden, die 1942 deportiert und ermordet wurden. 
  
Aus Löhndorf (Synagogengemeinde Sinzig) sind umgekommen: Martha Lina Salomon geb. Wolff (1898), Karl Wolff (1897), Max Wolff (1905).   
Aus Bodendorf (Synagogengemeinde Sinzig) sind umgekommen: Bernhard Gottschalk (1870), Rosalie Gottschalk geb. Kahn (1878).   
  
  
  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule   
Ausschreibungen der Religionslehrerstelle 1886 / 1908 

1886 als gemeinsame Stelle der Gemeinden Sinzig, Remagen und Niederbreisig
Remagen Israelit 29111886.jpg (42193 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. November 1886: "Ein seminaristisch gebildeter Religionslehrer wird von dem Synagogenbezirk Sinzig (einschließlich die Gemeinden Remagen und Niederbreisig) per Frühjahr 1887 zu engagieren gesucht. Gehalt 1.000 Mark.  
Sinzig, 26. November 1886. Der Vorsitzende des Vorstands: Samuel Hirsch."
    
1904 als gemeinsame Stelle der Gemeinden Bad Neuenahr, Ahrweiler, Remagen und Sinzig    
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. April 1904: 
"Die Kantor- und Religionslehrerstelle 
in Bad Neuenahr ist sofort zu besetzen. Der Lehrer ist verpflichtet, den Religionsunterricht in den Nachbargemeinden Ahrweiler, Remagen und Sinzig mitzuerteilen. Gehalt 1.500 Mark sowie Nebenverdienste. Staatlich geprüfte Bewerber wollen sich unter Beifügung ihrer Zeugnisse schriftlich melden bei 
Abraham Bär,
Ahrweiler."    
 
1908 als gemeinsame Stelle der Gemeinden Ahrweiler, Remagen, Sinzig und Niederzissen
Remagen Israelit 27121907.jpg (72340 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Dezember 1907: "Die Religionslehrer- und Kantorstelle in Ahrweiler ist per 1. Mai 1908 zu besetzen.
Der Lehrer ist verpflichtet, den Religionsunterricht in den Nachbargemeinden Remagen, Sinzig und Niederzissen mitzuerteilen. Schochet mit Kaboloh orthodoxer Rabbiner bevorzugt. Gehalt Mark 1.200.- sowie Reisespesen, Nebenverdienste. 
Staatlich geprüfte, unverheiratete Bewerber wollen sich unter Beifügung von Zeugnisabschriften melden bei Abraham Bär, Ahrweiler."

    
Zum Tod von Lehrer Meyer Meyberg (1937 in Oldenburg; um 1890 Lehrer in Remagen; seit 1902 Lehrer in Oldenburg)       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. März 1937: "Lehrer Meyer Meyberg - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen. Oldenburg, 15. März (1937). In tiefe Trauer wurde die Gemeinde Oldenburg i.O. durch das Hinscheiden ihres Lehrers Meyer Meyberg versetzt. Wer das gütige, stille und doch so geistesrege Wesen des Verstorbenen gekannt hat, der weiß, was dieser Mann weit über den engen Kreis seiner Familie, der nun ihre Krone entrissen ist, einem großen Schüler- und Freundeskreise bedeutet hat. Das war ein Mann von altem Schlage, von ungeheuchelter Frömmigkeit, harmonisch ausgeglichen in Lehre und Leben! Ein Lehrer, der in seinem Berufe aufging, um für Thora und Awodah (Gottesdienst) zu wirken, wo er nur konnte, der durch das Beispiel seines Lebens mitreißend und entwaffnend wirkte. Lehrer Meyer Meyberg war ein Zögling der Präparandenschule in Pfungstadt (für: Funkstadt), absolvierte darauf das Seminar in Hannover und war als Junglehrer in Remagen, Vegesack und Fürstenwalde tätig, überall die Herzen der Jugend im Sturme erobernd. Im Jahre 1902 kam er als Lehrer der jüdischen Gemeinde nach Oldenburg und hätte nun, im Mai, sein 50. Lehrerjubiläum gefeiert in der Stadt, in der er 35 Jahre lang treuester Lehrer und Führer gewesen ist. In unbeschreiblicher Liebe und Verehrung blickten die Schüler zu ihm auf und diese Liebe fand noch einmal ihren beredten Ausdruck, als nach kurzer Krankheit Lehrer Meyer Meyberg von uns ging. Der Oraun (Sarg) blieb bis zur Überführung nach Hamburg, wo der Entschlafene die letzte Ruhestätte fand, in der Synagoge Oldenburg, wo Ehrenwachen sich ablösten. Vor der Überführung hielten Landrabbiner Dr. Trepp, Lehrer Hartog, Wilhelmshaven und Benno de Levy tief empfundene Nachrufe. - Bei der Beisetzung in Hamburg würdigten Oberrabbiner Dr. Carlebach und Landrabbiner Dr. Trepp in hinreißenden Worten das Leben des Entschlafenen. - In all dem Schmerz um diesen edlen Jehudi klingt tröstlich und versöhnend das Bewusststein, dass es ihm vergönnt war, im letzten Jahre seines arbeits- und segensreichen Lebens an der Seite seiner gleichgesinnten Gattin das Land seiner Sehnsucht Erez Jsrael noch in voller Rüstigkeit zu schauen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."        

 
Bericht über eine Purimfeier der jüdischen Schule 1893 
Anmerkung: nach dem Bericht befand sich die Schule in Sinzig und wurde damals von Schülerinnen und Schülern aus Remagen, Sinzig und Niederbreisig besucht. 

Sinzig Israelit 09031893.jpg (58376 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. März 1893: "Remagen, 6. März (1893). Am Sonntag, den 5. März wurde in der israelitischen Schule zu Sinzig die Purimfeier begangen. Jung und Alt aus den Orten Remagen, Sinzig und Niederbreisig, ja sogar Fremde waren herbeigeeilt, um der Theateraufführung, dargestellt von 16 Schulkindern unter Leitung des Herrn Lehrers Mannheimer, beizuwohnen. Nachdem die Musik einen Marsch intoniert hatte, begannen Vorstellung und Deklamationen. Nach beendeter Vorstellung fand noch eine Verlosung statt. Alle Anwesenden verließen das Haus mit Worten des Dankes und in dem Bewusstsein, frohe und heitere Stunden verlebt zu haben."

  
    
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben    

Bezirksrabbiner Juda Wolf Neckarsulmer aus Schnaittach besucht Remagen (1861)   

Remagen AZJ 28051861.jpg (119232 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. Mai 1861: "Suum cuique! Wir können nicht umhin, hiermit öffentlich unseren tief gefühlten, herzlichsten Dank einem Manne auszusprechen, der uns manche wahrhaft angenehme, unvergessliche Stunde bereitete. 
Am 28. vorigen Monats hielt Herr Distrikts-Rabbiner Neckarsulmer aus Schnaittach (in Bayern) vor einer zahlreichen Versammlung eine Rede, die ihrem Verfasser nicht wenig Ehre machte. Fast jede Periode enthielt eine Fülle von Geist und Herz, 'zu schönster Harmonie geeint'. Einen besonders günstigen Eindruck machte es, als der beredte Mund des wackeren Predigers mit wahrhaft jugendlichem Pathos entwickelte, wie wir, fern von aller Kopfhängerei, die Lebensfreuden zu genießen haben. - Wir hatten auch das Glück, mit dem Biedermanne uns oftmals zu unterhalten, und mussten jedes Mal seinem reichen Wissen und seiner einnehmenden Gemütlichkeit gleiche Bewunderung zollen. 
Es nehme der liebenswürdige Geistliche, der, wie wir zu unserm größten Bedauern vernommen, die Ufer des Rheins, an denen er so gern weilte, bald verlassen und in seinen Wirkungskreis zurückkehren wird, unsern Dank wie auch die aufrichtige Versicherung mit in die Heimat, dass seine klaren und wahren, vom Geiste echter Humanität und Religiosität getragenen herzlichen Worte noch lange in unserem Innern nachklingen werden. Remagen bei Bonn am Rhein, im Mai 1861. 
Mehrere Wahrheitsfreunde. H. Löb."

   
50-jähriges Bestehen des Israelitischen Wohltätigkeits-Vereins (1887)  

Remagen AZJ 05041888.jpg (105562 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. April 1888: "Ein besonderes Vergnügen bereitete uns ein Heftchen, das den Titel führt: 'Fest-Bericht über die am 5. Juni 1887 stattgehabte Jubel-Feier des Israelitischen Wohltätigkeits-Vereins zu Remagen aus Anlass des 50jährigen Bestehens. Remagen, Hedecke, 1888.' Ein Verein der außer der kleinen Gemeinde zu Remagen die umliegenden Ortschaften mitbefasst und nun ein halbes Jahrhundert besteht und besonders die Freude, welche die Mitglieder desselben an ihrem Verein haben, kann nur unser Mitgefühl erregen. Die Feier bestand in einem festlichen Gottesdienst, bei welchem Herr Rabbiner Dr. Wedell in Düsseldorf die Predigt hielt, der jährlichen Generalversammlung, einem Festmahle mit Musik und einem Festball. Ein recht schöner poetischer Prolog, welcher von wahrhaftem religiösen und humanen Geist durchweht war, wurde gesprochen. Ein Zweig der Vereinstätigkeit ist die Ausbildung von Knaben zu Handwerkern auf Kosten des Vereins und zählt derselbe 16 solcher Zöglinge."   
  
Link: In der Website von Hans-Dieter Arntz: Marie-Christine Metternich: Chewra Kadischa: Der heilige Verein der Remagener Juden. Übersetzte Auszüge der englischen Facharbeit im Fach Geschichte bilingual - mit einer Einleitung von Hans-Dieter Arntz 
In diesem Beitrag wird die Geschichte des "Israelitischen Wohltätigkeits-Vereins" in Remagen, 1888 umbenannt in "Arbeit des Vereins zur Hebung und Verbesserung der sozialen Lage der Juden", zusammenfassend dargestellt.   

     
Geschäftsbericht über die "Arbeit des Vereins zur Hebung und Verbesserung der sozialen Lage der Juden" (1888)   

Remagen Israelit 21101889.jpg (275951 Byte)Artikel aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Oktober 1889: "Remagen. Dem Geschäfts-Bericht über das Jahr 1888 der 'Chebroh Kadischoh', 'Verein zur Hebung und Verbesserung der sozialen Lage der Juden', Sitz Remagen entnehmen wir: 
Der 'Verein zur Hebung und Verbesserung der sozialen Lage der Juden' mit seinem Sitz in Remagen, tritt unter diesem Namen zum ersten Male mit einem Rechenschaftsbericht auf. 
Tatsächlich ist derselbe nur eine Fortsetzung des bisher 52 Jahre zu Remagen unter dem Namen 'Chebroh-Kadischoh' bestandenen 'Wohltätigkeitsvereines.'
Zur Namensänderung entschloss man sich, weil man der Ansicht war, dass der Zweck und das Wirken einer Vereinigung auch schon teilweise in dem Namen derselben zum Ausdruck gelangen müsse. Bereits seit einer Reihe von Jahren jedoch erblickte die Leitung des Vereins nicht mehr ihre Hauptaufgabe darin, was man im allgemeinen unter 'Wohltätigkeit' zu verstehen pflegt, nämlich das Austeilen von Geld an arme Familien, sondern sie suchte das Übel an der Wurzel zu fassen, indem sie dazu überging, an erster Linie die Kinder armer Eltern dem Elend zu entreißen dadurch, dass man sie ein Handwerk oder sonst einen ihren Neigungen entsprechenden ehrbaren Beruf erlernen ließ.
Über den Vorzug dieser Tätigkeit und Wirksamkeit vor dem bloßen Almosenausteilen kann bei allen Denkenden nur ein Urteil herrschen. Um nun vollständig alle Kraft, alle verfügbaren Mittel für diesen edlen Zweck einsetzen zu können, galt es zunächst die bisherigen Statuten, in welchen dieser Zweck wenig oder gar nicht vorgesehen war, durch neue zu ersetzen, die den Bedürfnissen unserer Zeit und insbesondere den Bedürfnissen unserer jüdischen Landbevölkerung mehr gerecht werden sollen. 
Im $ 3 der neuen Statuten ist dementsprechend auch die Förderung des Handwerks als Hauptzweck aufgestellt. Aber hierin erblickt der Verein noch nicht sein ganzes Streben, sondern wie § 3 Absatz 2 und § 5 der neuen Statuten besagen: 'Daneben sucht der Verein das Band der religiösen Gemeinschaft aufrecht zu erhalten und zwar durch Veranstaltung von populären Vorträgen über jüdische Wissenschaft.' Hiermit hat sich der Verein eine hohe kulturelle, eine reine ethische Aufgabe zu der Hauptaufgabe, der mehr materiellen, gestellt. 
Wer nur irgendwie die Verhältnisse der ländlichen Juden und speziell die unserer Gegend kennt, dem kann die Wahrnehmung nicht entgehen, dass etwas geschehen muss, um nicht nur die Juden, sondern auch das Judentum als solches zu heben und zu fördern, da die kleinen Gemeinde hierzu durchaus nicht im Stande sind. Die kleinen Ortsgemeinden sind, wo überhaupt solche existieren, nicht lebensfähig genug, schlecht organisiert, ohne Mittel und bieten das Bild einer großen Zerfahrenheit. Dieser bedauerliche Zustand der Landgemeinden hat sich in unserer Zeit durch fortwährend Übersiedelung wohlhabender israelitischen Familien vom Lande in die Städte noch gesteigert.
Durch Veranstaltung solcher Vorträge glauben wir nicht nur den tiefen ethischen Gehalt des Judentums solchen beizubringen, denen sonst wenig Gelegenheit dargeboten ist, die herrlichen Schätze unserer Religion und unserer glorreichen Vergangenheit kennen zu lernen, sondern wir hoffen unseren armen Glaubensgenossen auf dem Lande auch ihr Dasein zu einem angenehmeren und wertvolleren zu gestalten.
Jene traurige antisemitische Bewegung nämlich hat die Kluft zwischen christlichen und jüdischen Mitbürgern bedauerlicherweise erweitert, der vereinzelt wohnende Landjude fühlt sich verlassener als je. Es ist daher ein Trost und eine moralische Stütze für denselben, wenn ihm ohne besondere materielle Opfer häufiger Gelegenheit geboten wird, sich mit gleichfühlenden und gleichdenkenden Glaubensgenossen zu vereinigen, wenn er, der sich sonst
Remagen Israelit 21101889a.jpg (268025 Byte)stets im Kreise von Andersdenkenden, von solchen bewegt, die ihn nicht als voll- und ebenbürtig betrachten, sich, wenn auch nur für einige Stunden, im Kreise Solcher aufhält, die alle mit Stolz auf der Stirn tragen, 'Iwri onauchi' (= Ich bin ein Jude), wo man keinen Makel darin findet, Abkömmling Derer zu sein, die der Welt zuerst die bis auf den heutigen Tag die Grundlage der gesitteten Menschheit bildenden 'Zehn Gebot' verkündet haben.
Bei diesen häufigen Zusammenkünften wird es nicht ausbleiben, dass unter den einzelnen ein von gleicher Gesinnung und gleichem Streben getragenes Freundschaftsband entsteht, welches dem Einzelnen das Gefühl der Zurücksetzung und der Isoliertheit weniger wahrnehmbar macht. Der Dorfjude wird seine Verlassenheit weniger empfinden, wir sich schwer dazu entschließen, das körper- und geistesstärkende Landleben mit der verdorbenen Luft der Großstadt zu vertauschen.
Weil der Verein dieses soeben gekennzeichnete kulturelle Ziel neben der materiellen Aufbesserung der jüdischen Landbevölkerung erstrebt, deshalb muss er auch mit Entschiedenheit den ihm öfters erteilten Rat von der Hand weisen, sich einem großstädtischen Verein anzuschließen, um womöglich in einem solchen aufzugehen. Denn außer dem jährlichen Rechenschaftsbericht sieht und hört der Landjude nichts von den jüdischen Vereinigungen der Großstadt. Ja, einem aufmerksamen Beobachter der jüdischen Verhältnisse wird es nicht entgehen, dass die meisten jüdischen Organisationen an dem Fehler einer allzu großen Zentralisation leiden. Eher wird aber auch kein gesundes, lebenskräftiges, jüdisches Gemeindeleben sich entwickeln können, bis man sich entschließt von der allzu großen Zentralisation zur Dezentralisation überzugehen. 
Die Reform muss von unten nach oben ausgehen und nicht darf die Entwicklung dahin führen, dass zuletzt etwa die jüdische Bevölkerung einer beziehungsweise einiger Großstädte tonangebend und bestimmend für das Wohl und Wehe sämtlicher auf dem Lande wohnenden Glaubensgenossen wird. Man wird nie eine Pyramide aufbauen, wenn mit der Spitze begonnen wird, und Pyramiden ähnlich muss sich auch der Aufbau wie einer jeden Gesellschaft, so der jüdischen Bevölkerung gestalten.
Auch darf nicht übersehen werden, dass die Gesamtheit der Glaubensgenossen ein lebhaftes Interesse daran haben muss, Vorsorge zu treffen, dass die jüdische Landbevölkerung nicht ausstirbt. Wenn nun auch unser Verein vorzugsweise eine Verbesserung der Lage der Juden auf dem Lande erstrebt, so ist es doch selbstverständlich, dass dadurch die ethische Pflicht der in den Großstädten wohnenden Glaubensgenossen sich um nichts vermindert, stützend und helfend unserer Vereinigung beizutreten. Krankt nur ein Glied am jüdischen Volksleben, so wird - das haben uns die Vorgänge unserer Zeit leider zur Genüge bewiesen - die gesamte jüdische Bevölkerung mit dafür verantwortlich gemacht. Mit dieser uns von unseren Feinden auferlegten Solidarität müssen daher auch die Juden in den Städten rechnen. 
Wohl haben wir im verflossenen Geschäftsjahre einen erfreulichen Zuwachs an Mitgliedern zu verzeichnen, ganz besonders verdient hier lobend erwähnt zu werden das schöne Beispiel der Gemeinde Mayen, aber es kann und muss eine noch viel allgemeinere Beteiligung der Juden unserer Provinz erreicht werden. 
Dieser Hoffnung können wir umso zuversichtlicher Ausdruck verleihen, als die neuen Statuten jede lokale Schranke abgestreift haben und den auswärtigen Mitgliedern in jeder Hinsicht die gleiche Berechtigung zugestehen wie denen von Remagen und Umgegend."  

      
Geschäftsbericht über die Arbeit des "Vereins zur Hebung und Verbesserung der sozialen Lage der Juden" (1889)     

Remagen Israelit 25091890.jpg (142993 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. September 1890: "Remagen. Dem Geschäfts-Bericht der 'Chebroh-Kadischoh', Verein zur Hebung und Verbesserung der sozialen Lage der Juden über das Jahr 1889 (Sitz: Remagen) entnehmen wir: Das verflossene Jahr ist für unseren Verein als ein günstiges zu bezeichnen. 
Nicht nur, dass demselben 65 neue Mitglieder beigetreten sind, wodurch er eine bis jetzt noch nie erreichte Mitgliederzahl besitzt, hat dieser beträchtliche Zuwachs noch einen ganz besonderen Wert dadurch, dass ein großer Teil der neu Eingetretenen aus Landgemeinden stammt. 
Wir glauben nicht fehl zu gehen, wenn wir dieses hocherfreuliche Ergebnis zum Teil auf die von dem Verein statutenmäßig abgehaltenen populären Vorträge über jüdische Wissenschaft zurückführen. Mit diesen Vorträgen bezweckt der Verein, das Band der religiösen Gemeinschaft fester zu knüpfen, die Juden auf dem Lande, mehr wie bisher, mit den großen Schätze der jüdischen Geschichte bekannt zu machen, und sie zu einem engeren Anschluss an Glaubensgenossen zu veranlassen. Die zahlreiche Anwesenheit bei den Vorträgen, sowie die oben erwähnte große Zahl der neu eingetretenen Juden vom Lande beweist, dass wir auf dem richtigen Wege sind, unser Ziel zu erreichen. 
Auch bei Ausführung des Hauptzweckes unseres Vereins: 'Die Verbreitung und Förderung des Handwerks unter den Juden' haben wir im verflossenen Jahre erfreuliche Ergebnisse zu verzeichnen. 
Täglich treten aber auf diesem Gebiete größere Anforderungen an uns heran, und müssen wir deshalb den schon im vorigjährigen Bericht an unsere Mitglieder ergangenen Ruf, immer mehr für den Verein Propaganda zu machen, auf das dringendste wiederholen."    

  
Chanukka-Feier des "Vereins zur Hebung und Verbesserung der sozialen Lage der Juden" (1889)     

Remagen Israelit 06011890.jpg (69624 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Januar 1890: "Remagen am Rhein, 31. Dezember (1888). Am 6. Chanukka-Abend veranstaltete der hiesige 'Verein zur Hebung und Förderung der sozialen Lage der Jude' eine würdige Feier. 
An den die Feier einleitenden Abendgottesdienst unter Mitwirkung des Kinderchors reihte sich ein Vortrag des Herrn Rabbiner Dr. Cohn aus Bonn: Moses Mendelssohn, eine Leuchte des Judentums. Der Vortrag wurde mit großem Beifall aufgenommen. 
Den übrigen Teil des Festes leitete ein aus Mitgliedern des Vereins zusammengesetztes Fest-Komitee. 
Es folgte dem Vortrage ein Festessen, bei welchem geistreiche Toaste und heitere Tischlieder abwechselten. Erst in später Stunde trennten sich die von nah und fern herbeigeeilten Gäste, denen dieser genussreiche Abend noch lange in frischer Erinnerung bleiben wird."

   
Berichte aus der Arbeit des "Vereins zur Hebung und Verbesserung der sozialen Lage der Juden" (1891/1892)   

Remagen Israelit 07071892.jpg (73114 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juli 1892: "Remagen. Während sonst auf dem flachen Lande alle jüdischen Institute und Vereinigungen abnehmen, mehr oder weniger verfallen, tritt bei unserem Verein 'zur Hebung und Verbesserung der sozialen Lage der Juden' die erfreuliche Wahrnehmung entgegen, dass bei energischem Willen auch bei den auf dem Lande zerstreuten und weniger wohlhabenden Juden ein neues, kräftiges und gesundes Vereinsleben, trotz des Zuges nach den Großstädten, wohl möglich und organisierbar ist.
Bei Beginn des Jahres 1891 befanden sich 2 Knaben und 2 Mädchen in der Lehre. Ein Knabe hat seine Lehre als Schneider in diesem Jahre vollendet und ein Knabe musste wegen Mangel an Beanlagung aus der Lehre entlassen werden. Im Laufe des Jahres hat sich ein Mädchen zur weiteren Ausbildung im Nähen angemeldet, dessen Gesuch auch genehmigt wurde. Die Ausführung scheiterte aber an der irrigen Auffassung der Eltern über die Rückzahlungsbedingungen des Lehrgeldes. 
Der Verein zählt 219 Mitglieder. Eingenommen wurden 2495 Mark. 
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Juni 1892: "Die 'Chewra Kadischah' in Remagen, 'Verein zur Hebung der sozialen Lage der Juden' gibt einen gedruckten Jahresbericht heraus, aus dem wir ersehen, dass im letzten Jahre 2 Knaben und 2 Mädchen auf Kosten des Vereins erzogen und ausgebildet worden sind."    
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. Juni 1892: "In Remagen hat am jüngsten Donnerstag die jährliche Generalversammlung des Vereins zur Hebung der sozialen Lage der Juden stattgefunden. Voran ging eine in der Synagoge abgehaltene Gedächtnisfeier für das verstorbene Ehrenmitglied des Vereins, Herrn Rabbiner Dr. Wedell. Herr Lehrer Mannheimer hatte der Schuljugend einige Lieder eingeübt: die Gedächtnisrede hielt Herr Rabbiner Dr. Cohn aus Bonn".     
Anmerkung: Rabbiner Dr. Abraham Wedell (geb. 4. Juni 1844 in Posten, gest. 2. September 1891 in Düsseldorf) war seit 1875 Rabbiner in Düsseldorf, 1882 beurlaubt und als Emigrationshelfer in Russland tätig; er war Begründer und Vorstandsmitglied des "Vereins zur Berbreitung (Förderung) der Handwerke und technischen Berufsarten unter den Juden'.  

   
Bericht über aktuelle Entwicklungen im "Verein zur Hebung und Verbesserung der sozialen Lage der Juden" (1895)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juni 1895: "Remagen, 9. Juni (1895). Der hiesige 'Verein zur Hebung und Verbesserung der sozialen Lage der Juden' hatte auf Grund eines Vortrags des Herrn Rechtsanwalt Gottschalk in Köln beschlossen, die Statuten umzuarbeiten und eventuell den Sitz der Chebrah (= Verein), welche Mitglieder in allen größeren Städten am Rhein hat, zu verlegen. Das Vereinsvermögen des über 58 Jahre bestehenden Vereins beträgt zur Zeit ?571 Mark. An Mitgliedern besitzt der Verein 219 ordentliche, 20 außerordentliche. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gesetzt, in erster Linie unter der aufwachsenden Generation der ärmeren jüdischen Landbevölkerung das Handwerk zu verbreiten im Gegensatz zu dem dort meist üblichen Vieh- und Hausierhandel. Der Vereinsbericht pro 1894 schreibt: 'Wenn man bedenkt, dass eine hohe, gesetzgebende Körperschaft sich anschickt, den Hausierhandel - auch der Viehhandel ist in gewissem Sinne ein solcher - wesentlich einzuschränken, so dürfte unser Streben zur Verbesserung der sozialen Lage der Juden doppelt beitragen.' - In einer demnächst stattfindenden Generalversammlung gelangen die neuen Statuten und die Verlegung des Sitzes der Chebrah zur Beratung, sowie die Frage, ob das 60-jährige Bestehen des Vereins festlich begangen werden soll."     

  
70-jähriges Stiftungsfest des "Vereins zur Förderung des Handwerks unter den Juden" (1907)     

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 14. Juni 1907: "Remagen. Das 70-jährige Stiftungsfest des Vereins zur Förderung des Handwerks unter den Juden erfreute sich großer Beteiligung. Herr Rabbiner Dr. Kalischer - Bonn hielt die Festrede. In eingehender Weise besprach er den Entwicklungsgang des Vereins, der sich aus einer religiösen Vereinigung zu einer sozialpolitisch bedeutsamen Organisation entfaltet habe. Er beleuchtete vor allen Dingen auch das segensreiche Wirken des Vereins nicht bloß für die Angehörigen der kleineren Gemeinden Rheinlands, sondern auch im Interesse der Hebung der sozialen Stellung aller Juden und somit auch im Interesse der Allgemeinheit. Nach beendetem Festgottesdienst fand ein Festmahl statt, an das sich eine Reihe musikalischer Darbietungen und Aufführungen und am Schlusse ein Ball anschlossen. Die schöne Feier erhielt noch dadurch eine besondere Weihe, dass als gleichen Tage Herr Moritz Faßbender sein 25-jähriges Jubiläum als Vorsitzender des Vereins feiern konnte."      

 
90-jähriges Bestehen des 'Vereins zur Förderung des Handwerks und der technischen Berufe unter den Juden" (1927)         

Remagen Israelit 02061927.jpg (61606 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juni 1927: "Remagen am Rhein, 27. Mai (1927). Die Chebroh-Kadischoh, 'Verein zur Förderung des Handwerks und der technischen Berufe unter den Juden' in Remagen am Rhein kann in diesem Jahre auf sein 90jähriges Bestehen zurückblicken und soll dieses Jubiläum auf der Generalversammlung am 16. Juni dieses Jahres besonders gewürdigt werden. Herr Rabbiner Dr. Levy, Bonn, hat in liebenswürdiger Weise die Festrede übernommen. Seiner Tradition gemäß feiert der Verein sein Jubiläum nicht in üppiger, lauter Weise, sondern in ernster Arbeit und ehrenden Gedenkens seiner verstorbenen Mitglieder."  

  
      
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Anzeige von Salomon Cahn (1869)      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. November 1869: "Für Weinhandlungen. Für meinen 14-jährigen Sohn, der mit den nötigen Schulkenntnissen versehen, suche eine Lehrlingsstelle in einer Weinhandlung, wo Feiertag und Schabbat das Geschäft geschlossen und Kost und Logis im Hause gegeben wird. 
Remagen. Salomon Cahn."    

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge      
   
Einen Betsaal gab es möglicherweise bereits im 18. Jahrhundert. 1819 richtete Gottfried Cahn einen (neuen?) Betsaal im Erdgeschoss seines Hauses an der Ecke Bachstraße/Kirchstraße ein. Nachdem die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder bis um 1860 gestiegen war, plante die Gemeinde den Bau einer Synagoge. Der Betsaal im Haus Cahn wurde 1862 als "unzweckmäßig, zu klein und ungesund" beschrieben bzw. als "in einem des Gottesdienstes ganz unwürdigen erbärmlichen Zustande". Da die Finanzmittel der Remagener jüdischen Familien nicht ausreichend (1862: "größtenteils unbemittelt") waren, wurde eine behördlicherseits genehmigte Hauskollekte in jüdischen Gemeinden der Rheinprovinz durchgeführt. Der Stadtrat von Remagen gab 1865 einen Zuschuss von 50 Talern zum Bau, sodass damit noch im selben Jahr begonnen werden konnte. Der Bau wurde "auf dem Graben, dem Arresthaus gegenüber" errichtet.  
        
Einweihung der Synagoge in Remagen im August 1869         

Remagen Israelit 01091869.jpg (95039 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. September 1869: "In Remagen am Rhein fand samstags, den 21. August, die Einweihung einer neuen Synagoge statt. Die Beteiligung am Feste war auch seitens der christlichen Bevölkerung eine sehr lebhafte die ganze Stadt war beflaggt und die Häuser waren verziert. Als Rabbinen fungierten Herr Oberrabbiner Dr. Auerbach aus Bonn und Herr Rabbiner Ben. Israel aus Koblenz; als Vorsänger war Herr Kantor Cahn aus Bingen bei der Feier tätig. Die Feier verlief wie alle derartigen, und können wir deshalb den uns zugekommenen ausführlichen Bericht nicht weidergeben. Auf zwei Übelstände wollen wir jedoch bei dieser Gelegenheit aufmerksam machen: 1. ist es nicht wohlgetan, eine Synagogenweihe an einem Sabbat abzuhalten, weil dadurch fast immer viel Sabbatentweihung geschieht. 2. sind es die bei solchen Gelegenheiten in Szene gesetzten Bälle - in Remagen waren es deren vier - die der Feier des Aktes durchaus nicht angemessen sind. Wir haben das Letztere bereits mehrfach hervorgehoben und dadurch den Unwillen der Tanzlustigen hervorgerufen; ja, man hat uns bei früheren Gelegenheiten Briefe voller Schmähungen geschrieben und uns ohne Schrecken mitgeteilt, dass man in Folge des Aussprechens solcher Ansichten aufgehört habe, auf "den Israelit" zu abonnieren. Weder das Eine noch das Andere wird uns irgendwie beeinflussen und Nichts wird im Stande sein uns davon abzuhalten, die Wahrheit zu sagen, um meinem Volk seine Sünden zu erzählen (hebräische zitiert)."  

Ein "neutral" geschriebener Bericht über die Einweihung stand am 27. August 1869 in der Bonner Zeitung:   

Remagen BonnerZeitung 27081869.jpg (87380 Byte)"Remagen. Die israelitische Gemeinde dahier beging am Freitag, den 20. August und an den darauf folgenden beiden Tagen das Fest der Einweihung ihrer neuen Synagoge. Am erstgenannten Tage. Nachmittags 3 Uhr. begaben sich die Gemeinde-Mitglieder nebst den beiden Festrednern, den Rabbinern Herrn Auerbach aus Bonn und Herrn Ben Israel aus Koblenz, in die seitherige Synagoge. Hier wurden nach Beendigung des Abschieds-Gottesdienstes die Torarollen aus ihrer Lade genommen und im Festzuge nach der neuen Synagoge getragen. Dem Zuge vorauf gingen Knaben, welche Fähnchen trugen: diesen folgte die Trägerin des Schlüssels, zu beiden Seiten begleitet von Damen in weißen Kleidern. welchen sich ein Musikcorps, die Toraträger, umgeben von Mädchen mit Girlanden, die beiden Herren Rabbiner und die Vorsänger anschlossen. Hierauf erschienen im Zuge die Herren Bürgermeister von Remagen und Sinzig, gefolgt von den Herren Stadtverordneten, verschiedenen Ehrengästen, dem Vorstande und den übrigen Mitgliedern der israelitischen Gemeinde. Sämtliche Häuser der Straßen, durch welche der Zug sich bewegte, sowie das städtische Rathhaus, waren festlich beflaggt, und hat auch hierin wieder die Bevölkerung von Remagen ihren gesunden Bürgersinn, der über mittelalterliche Vorurteile sich hinwegsetzt, aufs trefflichste bekundet. Nachdem der Festzug auf dem Platze vor der neuen Synagoge angelangt war, überreichte die Schlüsselträgerin unter einer passenden Anrede dem Herrn Bürgermeister Beinhauer den Schlüssel. Der Herr Bürgermeister hielt hierauf in sehr gediegenen Worten eine das Fest betreffende Ansprache an die Versammlung und überreichte alsdann den Schlüssel dem Herrn Ober-Rabbiner aus Bonn zum Öffnen der neuen Synagoge. Im Innern derselben wurden zwei Festreden von den beiden vorgenannten Rabbinern gehalten. An den beiden folgenden Tagen fanden nach dem Gottesdienste Konzerte und Festbälle in glänzender Weise statt, an denen sich außer den Bewohnern von Remagen eine große Anzahl geladener fremder Gäste beteiligte. Die ganze Festlichkeit verlief unter günstiger Witterung in der heitersten und feierlichsten Weise, und gebührt dem verehrlichen Fest-Komitee die dankbarste Anerkennung für seine vortrefflichen Anordnungen. Der israelitischen Gemeinde aber, so wie den übrigen Einwohnern Remagens wird dies schöne und seltene Fest noch lange in angenehmer Erinnerung bleiben."  

Die Synagoge blieb gottesdienstlicher Mittelpunkt der in Remagen und Umgebung lebenden jüdischen Familien bis in die 1930er-Jahre. 
   
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge von SS-Männern aus Neuenahr und Ahrweiler verwüstet und in Brand gesetzt. Die jüdische Gemeinde verkaufte die Brandruine am 9. Mai 1939 für 2.500 RM an die Postdirektion Koblenz. Nach den Bombardierungen der Stadt 1944/45 wurde auch die Brandruine mit den durch Bomben zerstörten Nachbarhäusern abgebrochen. 
  
Auf dem Grundstück wurde 1964 ein Parkplatz angelegt. Eine Gedenktafel erinnert auf der gegenüberliegenden Straßenseite seit 1989 an die Synagoge. 
   
Aufstellung eines neuen Denkmales am Synagogenplatz (2003)         

Artikel zur Aufstellung des neuen Denkmales aus "Remagener Nachrichten" Nr. 47/2003: 
"wenn alle daraus die Lehren ziehen"
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Adresse/Standort der Synagoge: Ecke Grabenstraße/An der Stadtmauer/Schmiedegang
   
   
Fotos
(Quelle: "und dies ist die Pforte des Himmels" s.Lit. S. 317 und Warnecke S. 133)  

Historische Fotos Remagen Synagoge 003.jpg (64771 Byte) Remagen Synagoge 004.jpg (119531 Byte)
     Blick auf die Synagoge mit ihrem
 charakteristischen maurischen
 (neuislamischen) Bogen und den
 Drillingsfenstern über dem Eingangsportal 
Ausschnitt aus dem Foto links:
 Gebotstafeln, darunter die 
Jahreszahl für (5)625 = 1864/65
    
                
Gedenkstätte für die 
ehemalige Synagoge
(Fotos: Hahn, 
Aufnahmedatum 31.8.2007)
Remagen Synagoge 280.jpg (111298 Byte) Remagen Synagoge 283.jpg (114623 Byte)
   Das ehemalige Synagogengrundstück ist als Parkanlage mit Gedenksteinen gestaltet
    
Remagen Synagoge 282.jpg (110774 Byte) Remagen Synagoge 284.jpg (100520 Byte) Remagen Synagoge 281.jpg (79287 Byte)
Verformter Davidstern auf 
einem Basaltlavastein
  "Zum Gedenken an die deutsche jüdische
 Gemeinde und ihre Synagoge 1862-1938"

    
    
Kontaktadresse für Anfragen vor Ort:  

bulletArbeitskreis Mahnmal für die Synagoge, Pfarrer Udo Grub, Marktstraße 25, 53424 Remagen, Tel. 02642/900613, Email
bulletWebsite "Bündnis Remagen für Frieden und Demokratie"    

 
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
Über die Forschungen von Gisela Ries zu Familie Fassbender 

Remagen PA 012.jpg (229147 Byte)Artikel von Petra Ochs in der "Rhein-Zeitung" vom 23.4.2008: "Mahnende Familiensaga. Gisela Ries hat die Geschichte der jüdischen Familie Fassbender aus Remagen aufgeschrieben. Ein erschreckendes und gleichzeitig mahnendes Kapitel Remagener Geschichte hat die Psychologin Gisela Ries aufgeschrieben und in einer Broschüre veröffentlicht..."  Weiteres siehe Text. 
   
Remagen PA 014.jpg (550561 Byte)Artikel von Andrea Simons im "Bonner Generalanzeiger" vom 11.2.2008 (längere Ladezeit auf Grund der Dateigröße beachten!): "Selbst die engsten Angehörigen schwiegen. 
Historie. Gisela Ries widmet sich der Geschichte der jüdischen Familie Fassbender in Remagen. Moritz wurde noch kurz nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler öffentlich gelobt."  Weiteres siehe Text. 
  
Remagen Lit 05.jpg (45064 Byte)Gisela Ries: ' Und bin ich auch ein Israelit...' Geschichte der Familie Moritz Fassbender aus Remagen. Remagen 2007. Erhältlich über die Buchhandlung Am Annakloster in Remagen, E-Mail
   
Zum Inhalt: Bei der Suche nach den Spuren der eigenen Familie stieß Gisela Ries, die in Remagen aufgewachsen ist, auf den Namen "Moritz Fassbender". Dieser stand auf der Gästeliste für die Primizfeier ihres Onkels Hermann Ries; Moritz Fassbender war lange Zeit Vorsitzender der Remagener Synagogengemeinde und ein wohl geachteter Mann. Die kürzlich verstorbene Inge Hilpert, eine engagierte Zeitzeugin, berichtete Ries, ihre Großmutter sei bei Fassbender, Besitzer eines Lederwarengroßhandels, beschäftigt gewesen und habe viel von diesem großherzigen Mann erzählt. Als Gisela Ries in der "Rhein- und Ahrzeitung" von 1929 zwei ausführliche Berichte über die Goldhochzeit Fassbenders fand, die unter Beteiligung der Remagener Bürgerschaft feierlich begangen worden war, forschte Ries weiter und konnte mit Hilfe des Remagener Stadtarchivars und der Todesanzeige von Moritz Fassbenders Gattin Emma das Schicksal von Moritz’ Kindern rekonstruieren. Sie nahm zu drei noch lebenden Nachkommen Kontakt auf, die ihr Informationen und Bildmaterial zur Verfügung stellten. Protokolle von den Remagener Stadtverordnetensitzungen und Zeitzeugenaussagen wiesen darauf hin, dass sich nicht alle Remagener nach den Verordnungen der Nazis richteten, die Boykott und Schikane der Juden forderten. John Fassbender, der zweitälteste Sohn von Moritz Fassbender, wurde mit seiner Familie in Ostpolen von den Nazis ermordet. Auch die jüngste Tochter Clara kam in der Shoah um, während zwei weitere Kinder Fassbenders emigrieren konnten. Aus dem vorgefundenen Material erarbeitete Ries eine kleine Broschüre, die in der Buchhandlung am Annakloster in Remagen zum Verkauf angeboten wird.   
 
Juni 2013: Ausstellung zu jüdischen Einwohnern von November 2013 bis Januar 2014 im Künstlerforum Remagen      
Artikel von "gih" im "General-Anzeiger" (Lokalteil Kreis Ahrweiler) vom 19. Juni 2013: "Ausstellungsprojekt im Künstlerforum: "Mitbürger unter Vorbehalt" - Ausstellung zu jüdischen Einwohnern 
REMAGEN. 'Grabsteine, der Stern der Remagener Synagoge und ein Schemel, das ist alles an greifbaren Objekten, was übrigblieb, nachdem 700 Jahre lang Juden in Remagen und in den Ortsteilen gelebt haben.' Die Ausstellung 'Mitbürger unter Vorbehalt' - Remagener Juden zwischen Anerkennung und Vernichtung", welche am 10. November im Künstlerforum Remagen eröffnet, stellt daher das ehrenamtliche Ausstellungsteam vor eine große Herausforderung, wie Kurator Rudolf Menacher im Kreis von Aktiven und Förderern im katholischen Pfarrzentrum deutlich machte..."  
Link zum Artikel  Hinweise auf der Website der Stadt Remagen  
Informationen auch über eingestellte pdf-Datei "Remagener Juden zwischen Anerkennung und Vernichtung" (Quelle)      
 
2013: Neubearbeitung des Geschichte der Familie Moritz Fassbender ist erschienen  
Remagen Lit 035.jpg (104322 Byte) Gisela Ries: Und bin ich auch ein Israelit... Geschichte der Familie Moritz Fassbender aus Remagen.
6. veränderte Auflage 2013: 
Kontakt zur Autorin über gisela-ries[et]t-online.de.    
 
November 2015: Gedenkstunde zur Erinnerung an den Novemberpogrom 1938 
Artikel in "Blick aktuell" vom 16. November 2015: "Mahnwache in Remagen im Gedenken an die Reichsprogromnacht. 'Auch heute brennen wieder Häuser'
Seit 1978 rufen die Jungsozialisten des Kreises zur Mahnwache am Platz der ehemaligen Synagoge in Remagen auf. Foto: AB
Remagen
. Am 9. und 10. November 1938 gingen in Nazideutschland jüdische Gotteshäuser in Flammen auf. Die Schaufenster der Geschäfte jüdischer Mitbürger wurden von SA-Schergen eingeschlagen, die geachteten Bürger eines anderen Glaubens mussten um ihr Leben fürchten. Im Jahre 1942 wurden auch die Remagener jüdischen Mitbürger deportiert und in den Tod geschickt. Im Juli meldete der Amtsbürgermeister in die Kreisstadt Ahrweiler: 'Es sind im hiesigen Bezirk keine Juden mehr vorhanden.' Um dieser schrecklichen Ereignisse zu gedenken, rufen die Jungsozialisten des Kreises seit dem 9. Juli 1978 zur Mahnwache an den Platz der ehemaligen Synagoge nach Remagen auf. Die Synagoge stand auf dem heutigen Parkplatz an der alten Post. Die Mahnwache in diesem Jahr am Montagabend hatte auch wieder etwas ganz Besonderes. Mit eingeschlossen in das Gedenken an die ehemaligen jüdischen Mitbürger war aber auch die aktuelle Situation: die vielen Flüchtlinge, die nach Deutschland einreisen, um hier ohne Krieg und Terror eine neue Heimat zu finden, ein lebenswertes Leben ohne Angst. Darauf ging auch der Pfarrer der Credogemeinde Jürgen Tibussek ein, der betonte, dass auch heute wieder Häuser brennen würden – ebenso wie 1938. Die Flüchtlinge gelte es zu schützen und den Ewig-Gestrigen müsste Paroli geboten werden. Die Begrüßung der weit über 50 Teilnehmer, die mit brennenden Kerzen um das Mahnmal standen, darunter auch viele junge Leute, oblag dem Vorsitzenden der Kreis-Jusos Julian Schnitzler. Weitere Redner waren MdL Marcel Hürter und Ute Metternich, Autorin des Buches 'Abendstern und Schabbeslämpchen - Juden von Oberwinter vom 14. bis 20. Jahrhundert'. Musikalisch begleitet wurde die Mahnwache von Istvan Szebegyinzki."
Link zum Artikel   
 
November 2017: Gedenkstunde zur Erinnerung an den Novemberpogrom 1938   
Artikel von Günther Schmitt im "Generalanzeiger Bonn" vom 13. November 2017: "Kerzen auf dem Davidstern. Gedenken an Reichspogromnacht in Remagen und Ahrbrück
KREIS AHRWEILER. Kerzenflammen erleuchteten am Freitagabend den Davidstern auf dem Remagener Römerplatz. Rund 40 Bürger aus dem ganzen Kreis Ahrweiler hatten sich zu einer Mahnwache versammelt, um des Pogroms von 1938 zu gedenken. Vor 79 Jahren brannte auch die Remagener Synagoge, die einst an diesem Platz stand und als die schönste ihrer Art im Kreis Ahrweiler galt.
Mit der Mahnwache sollte an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert werden, aber auch an die Opfer von Terror weltweit. Mit dabei waren unter anderem das Bündnis Remagen für Frieden und Demokratie, die Jusos des Kreises um Nikolay Vasilev, die SPD AG 60 Plus sowie die Geistlichen Klaus Neufang und Johannes Steffes. In der Nacht des 10. November 1938 begann die systematische Judenvernichtung des Hitler-Regimes. Millionen Menschen, nicht nur Juden, sondern auch als Regimegegner identifizierte Christen, Kommunisten und Sozialdemokraten kamen in Konzentrationslagern ums Leben, mussten sich verstecken oder ins Ausland fliehen. Überlebende waren meist bis ans Lebensende gezeichnet.
Mit einer Veranstaltung in Ahrbrück zeigte indes die Mittelahrinitiative 'Gegen rechte Gewalt' Flagge. Rund 70 Aktive gedachten des Pogroms, mahnten zum täglichen Einsatz für Demokratie." 
Link zum Artikel   

   
     

Links und Literatur  

Links:

bulletWebsite der Stadt Remagen  
bulletArtikel von Hans Kleinpass über "Die Einweihung der Synagoge in Remagen anno 1869": hier anklicken  
bulletArtikel von Kurt Kleemann über "Die Namensdeklaration der Remagener Juden - 26. Oktober 1808": hier anklicken  
bulletZur Seite über die jüdischen Friedhöfe in Remagen (interner Link)  
bulletWebsite "Bündnis Remagen für Frieden und Demokratie"      
mit einem Beitrag "Gedenken und nicht vergessen - Stolpersteine mahnen und erinnern" von Rudolf Menacher. Hrsg. vom Arbeitskreis "Stolpersteine" anlässlich der Verlegung der Steine am 1. Dezember 2008.  Link zu der Broschüre (Pdf-Datei)  
bulletIn der Website von Hans-Dieter Arntz: Marie-Christine Metternich: Chewra Kadischa: Der heilige Verein der Remagener Juden. Übersetzte Auszüge der englischen Facharbeit im Fach Geschichte bilingual - mit einer Einleitung von Hans-Dieter Arntz    
bulletPortal "Jüdisches Leben im Kreis Ahrweiler" mit Seite zur Synagoge in Remagen: http://www.aw-wiki.de/index.php/Synagoge_Remagen sowie Seite zu Arbeitskreis "Stolpersteine Remagen"   

Quellen/Dokumente           

Hinweis auf Dokumente der Kreisverwaltung Ahrweiler von 1987. Am 27. Juli 1987 gab die Kreisverwaltung Ahrweiler dem Internationalen Suchdienst in Arolsen Auskünfte über das Schicksal der jüdischen Opfer der NS-Zeit. Die Dokumente sind eingestellt (pdf-Dateien). Es empfiehlt sich, diese Angaben zu vergleichen mit den gegebenenfalls aktuelleren Angaben in den Listen des Bundesarchives Berlin.       
- Schreiben der Kreisverwaltung mit Nennung von drei Personen aus Sinzig, je einer Person aus Heimersheim und Remagen sowie zwei Personen aus Dernau, über deren weiteres Schicksal der Kreisverwaltung keine schriftlichen Informationen vorlagen; weiteres Schreiben betreffs dem früheren Schüler am Gymnasium in Ahrweiler Erich Hertz (Anmerkung: die genannten Personen werden außer den beiden Personen aus Dernau im Gedenkbuch des Bundesarchives genannt).  
- Anlage von Anfang 1942: "Aufstellung über die noch hier karteimäßig genannten Juden im Kreise Ahrweiler". Genannt werden 160 Personen (mit Geburtsdatum, Geburtsort und derzeitiger Adresse), die damals in Adenau, Ahrweiler, Bad Neuenahr, Dernau, Gelsdorf, Heimersheim, Königsfeld, Niederbreisig, Niedermendig, Niederzissen, Nierendorf, Oberzissen, Remagen, Sinzig wohnten.
- Eine vom Kreisarchiv Ahrweiler 1987 zusammengestellte Liste "Opfer des Holocaust" mit Nennung von Personen aus Adenau, Ahrweiler, Bodendorf, Brohl, Burgbrohl, Dedenbach, Dernau, Galenberg (sc. falsch für Hallenberg), Gelsdorf, Heimersheim, Kempenich, Königsfeld, Löhndorf, Neuenahr, Niederbreisig, Niederzissen, Oberzissen, Oberbreisig, Oberwinter, Remagen, Sinzig, Wehr, Westum (Namen jeweils aufgeteilt auf Geburtsort und Wohnort). Zusätzlich eine Liste über die auf dem jüdischen Friedhof in Niederzissen genannten "Opfer des Holocaust",    

Literatur:  

bullet

Germania Judaica II,2 S. 693; III,2 S. 1233-1234. 

bulletUdo Bürger: Zum Erziehungswesen der Juden in Kreis Ahrweiler und zu den Synagogenverhältnissen allgemein. In: SACHOR. Beiträge zur jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad Kreuznach. 6. Jahrgang, Ausgabe 2/96, Heft Nr. 12 S. 16-33.  
Beitrag online zugänglich (pdf-Datei)       
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 317-318 (mit weiteren Literaturangaben).  
bulletKreis Ahrweiler Bu01.jpg (30887 Byte)Hans Warnecke (Hg.): Zeugnisse jüdischen Lebens im Kreis Ahrweiler. Bad Neuenahr-Ahrweiler 1998.
bulletRudolf Menacher: Gedenken und nicht vergessen. Broschüre siehe oben bei den Links. 2008.
bulletders.: Stolpersteine gegen das Vergessen. In: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2010. S. 218-220.  
bullet
Oberwinter Lit 020.png (113830 Byte)Ute Metternich: Abendstern und Schabbeslämpchen. Juden von Oberwinter vom 14. - 20. Jahrhundert. Hrsg. von der Vereinigung Rathaus Oberwinter und Archiv e.V. Erschienen im Verlag Kessel. www.verlagkessel.de 
Das Buch kann für 10 € direkt bei der Autorin bestellt werden: hansundutem[et]t-online.de. 
Bereits im Jahrbuch 2009 des Kreises Ahrweiler verfasste Ute Metternich einen Bericht über die Juden von Oberwinter, den sie auch der regionalhistorischen Homepage von Hans-Dieter Arntz überließ (Link siehe auf der Seite zu Oberwinter). Aus diesem Expose entstand nun das Buch "Abendstern und Schabbeslämpchen", das am 23. August 2012 im alten Rathaus von Oberwinter vorgestellt wurde. 
Mit diesem Buch hat die Autorin einen wichtigen Beitrag zur Geschichte der ca. 4.000 Einwohner zählenden Ortschaft Oberwinter geleistet, die heute einer von sechs Ortsbezirken und zugleich einer von acht Ortsteilen der verbandsfreien Stadt Remagen im Landkreis Ahrweiler im Norden von Rheinland-Pfalz ist. Abgesehen von einem Fundstück aus der Hauptstraße 73, wo einst Mitglieder der jüdischen Familien David und Wolf wohnten, gab es bisher nur wenig, das an die Juden von Oberwinter erinnert.
Zur Vorstellung des Buches (Text auf dem rückseitigen Einband): "Seit wann gab es Menschen jüdischen Glaubens in Oberwinter? Unter welchen rechtlichen Bedingungen lebten sie? Wie und wo lernten ihre Kinder? Welche Berufe hatten sie und wie war ihr religiöses Leben? Wie war das Miteinander mit den christlichen Nachbarn? Was wurde aus den jüdischen Friedhöfen? Warum zogen die letzten Familien Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts weg und was wurde aus ihren Nachkommen?  In diesem Buch über die jüdische Bevölkerung in einem kleinen Ort am Mittelrhein werden diese und andere Fragen beantwortet, wird ihre Lebenssituation vom 14. bis zum 20. Jahrhundert in einen geschichtlichen Zusammenhang gestellt, werden Erzählungen der älteren Generation ebenso berücksichtigt wie die Auswertung historischer Quellen und Fotos."
   .  

            
            

 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.  

Remagen  Rhineland. The medieval Jewish community was destroyed in the Black Death persecutions of 1349-49. The modern community numbered 20-35 in the early 19th century, growing to 67 (total 2,847) in 1871 and then dropping to 42 in 1900 and 25 in 1932. A society for promoting crafts among the Jews operated from 1839, teaching trades to needy children and numbering 240 members from Remagen and other communities in the 1890s. The community maintained two cemeteries. A synagogue founded in 1869 was set on fire on Kristallnacht (9-10 November 1938). Most Jews left by May 1939. The nine who remained were deported to the camps in April 1942. Twelve Jews perished in the Holocaust.  
   
    

                   
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Stand: 15. Oktober 2013