Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Schwandorf (Oberpfalz)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte jüdischer Einwohner  
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte jüdischer Einwohner (english version)   
     
In Schwandorf lebten Juden möglicherweise bereits im Mittelalter. 1299 erhielt der Markt Schwandorf von Herzog Rudolf I. von Bayern die Rechte von Amberg. Darin war u.a. die Bestimmung enthalten, dass die Juden ihm gemeinsam mit den Christen Steuern zahlen sollten. Freilich kann sich diese Angabe auch allein auf Juden in Amberg beziehen, sodass sich für Schwandorf hieraus keine jüdische Niederlassung am Ort um diese Zeit ableiten lässt.

Im 15./16. Jahrhundert könnten Juden am Ort gelebt haben. 1555 wird eine "Judengasse" in Schwandorf genannt (die heutige Brauhausstraße). 

Eindeutige Nachweise für jüdische Niederlassungen am Ort liegen jedoch erst aus der Zeit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor. Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich wie folgt: 1871 1 jüdischer Einwohner, 1900 6 (0,1 % von insgesamt 6.095), 1910 24 (0,3 % von 7,406), 1925 26 (0,3 % von 8.633). Die jüdischen Einwohner wurden der Gemeinde in Amberg zugeteilt und vom dortigen Lehrer und Kantor mitbetreut. Anlässlich der Dienstjubiläen des Amberger jüdischen Lehrers Leopold Godlewsky 1933 und 1938 wird ausdrücklich seine Amtstätigkeit auch in Schwandorf hervorgehoben:

Amberg Israelit 03081933.jpg (61634 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" am 3. August 1933: "Amberg, 31. Juli. Am Schabbat Nachamu (Schabbat nach dem 9. Aw, an dem die Lesung aus Jesaja 40 'Tröstet, tröstet mein Volk' gelesen wird, = 5. August 1933) kann Herr Oberlehrer Leopold Godlewsky auf eine 25jährige, ersprießliche Tätigkeit in der Gemeinde Amberg mit Sulzbach und Schwandorf zurückblicken, nachdem er vorher in der Gemeinde Gerolzhofen 10 Jahre amtierte. Eine frommen und angesehenen Lehrerfamilie in Franken entstammend, wusste er deren Tradition allzeit hochzuhalten. Sein Name hat in der bayerischen Judenheit und darüber hinaus und besonders bei seinen Kollegen einen guten Klang. Durch seine berufliche Tüchtigkeit, seinen biederen Charakter, sein allzeit hilfsbereites Wesen, errang er sich die Wertschätzung und Achtung seiner Gemeinden und aller Schichten der Bevölkerung. Auch seine schriftstellerische Tätigkeit, besonders auf kulturhistorischem Gebiete, verdient hervorgehoben zu werden. (Alles Gute) bis 120 Jahre."
Amberg Israelit 07071938.jpg (23037 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juli 1938: "Amberg, 4. Juli (1938). In diesen Tagen (10. Juli) kann Herr Oberlehrer Leopold Godlewsky auf einer vierzigjährige Amtstätigkeit zurückblicken. Hiervon treffen dreißig Jahre auf die Gemeinde Amberg mit Schwandorf und Sulzbach.   (Alles Gute) bis 120 Jahre."

Die in Schwandorf verstorbenen jüdischen Personen wurden in Regensburg beigesetzt. 

1933
lebten noch 23 jüdische Einwohner in Schwandorf (0,2 % von insgesamt 9.808 Einwohnern). Bis 1939 ging ihre Zahl auf neun Personen zurück. 13 der 1933 in der Stadt lebenden Personen konnten emigrieren (acht in die USA, fünf nach Argentinien), sieben zogen in andere deutsche Städte (davon vier nach Berlin), zwei starben in dieser Zeit in der Stadt. 

Von den in Schwandorf geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem, die Angaben sind teilweise nicht durch andere Quellen belegt): Fanny Bloch geb. Eisfeld (1873), Moritz Bloch (1873), Kamilla Hein geb. Karl (1905), Klothilde Levi geb. Grünebaum (1883), Werner Weissbacher (1920), Bluma Zawader (1924), Chaim Zawader (1926).

In Schwandorf bestand vorübergehend eine jüdische Gemeinde von 1945 bis 1950, die aus Überlebenden von Konzentrationslagern und Flüchtlingen aus Osteuropa bestand. Die ersten dieser sogenannten Displaced Persons (DPs) waren am 1. April 1945 mit einem sogenannten Todeszug in Schwandorf eingetroffen. Nach Kriegsende wurden zahlreiche weitere Displaced Persons in Schwandorf untergebracht. Eine Gemeinde wurde gegründet. Im August 1946 waren es 470 Personen, die zur jüdischen Gemeinde in Schwandorf gehörten. Sie hatten einen Betsaal im Haus des vormaligen jüdischen Kaufhauses Levi am Marktplatz 26 eingerichtet. Nach Gründung des Staates Israel 1948 wanderten die meisten der Mitglieder der jüdischen DP-Gemeinde nach Israel oder in die USA aus; das DP-Lager wurde geschlossen, das Haus des Betsaales wurde geräumt.
Weitere Informationen: https://www.after-the-shoah.org/schwandorf-juedische-dp-gemeinde-jewish-dp-community/.
  
  
  
Zur Geschichte der Synagoge / des Betsaales       
   
1926 konnte mit Hilfe der jüdischen Gemeinde in Amberg ein Betsaal in Schwandorf eingerichtet werden. Der Kaufmann Moritz Bloch hatte in seinem Haus in der Bahnhofstraße hierfür einen Raum zur Verfügung gestellt. Das Gebäude des Betsaales besteht nicht mehr. 
  
  
Adresse/Standort der Synagogebis 1938 in der Bahnhofstraße (Kaufhaus Bloch), 1945-1948 am Marktplatz 26 (ehem. Kaufhaus Levi). 
  
  
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 25.8.2007)  

Die ehemalige Judengasse        
Schwandorf Stadt 151.jpg (96292 Byte) Schwandorf Stadt 152.jpg (94192 Byte) Schwandorf Stadt 153.jpg (79295 Byte)
Die Brauhausstraße - einst "Judengasse"  
   
Ehemaliges Kaufhaus Levi   Schwandorf Stadt 150.jpg (80205 Byte)
     Das ehemalige Kaufhaus Levi - 1945-1950 Zentrum des jüdischen Gemeindelebens 
der Displaced Persons; in dieser Zeit war auf ein Betsaal (Synagoge) in dem 
Haus eingerichtet.  
          
Todeszug mit KZ-Häftlingen - April 1945 in Schwandorf     
Schwandorf 194501.jpg (158306 Byte) Schwandorf 194502.jpg (189754 Byte) Schwandorf 194503.jpg (167587 Byte)
Fotos der KZ-Überlebenden in Schwandorf Anfang April 1945 aus dem Todeszug; ein Teil der Insassen des Zuges konnte 
nur noch tot geborgen werden (Quelle: United States Holocaust Museum)  

  
  
  
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

Oktober 2011Auch in Schwandorf sollen "Stolpersteine" verlegt und die Erinnerungsarbeit intensiviert werden  
Artikel von Hubert Heinzl in der "Mittelbayerischen Zeitung" vom 17. Oktober 2011: "Schwandorf will sich seiner Geschichte stellen. 'Stolpersteine' sollen künftig an das Schicksal der jüdischen Mitbürger in der Stadt Schwandorf erinnern..." 
Link zum Artikel - auch eingestellt als pdf-Datei.     
 
März 2012: Zum Stand der "Stolperstein"-Initiative in Schwandorf   
Artikel von Johannes Hartl im "Schwandorfer Wochenblatt" vom 27. März 2012: "Stolpersteine in Schwandorf: Gedenken an die Opfer sichtbar machen...
Link zum Artikel      
 
Juli 2018: Schüler aus Wackersdorf erinnern an die jüdische Geschichte in Schwandorf    
Artikel in der "Mittelbayerischen Zeitung" vom 19. Juli 2018: "Initiative. Erinnern an das jüdische Leben
Schüler aus Wackersdorf setzen ein Zeichen gegen das Verdrängen. Bei Stolpersteinen haben sie mit Passanten gesprochen.
Wackersdorf.
Mit einer Kunst- und Geschichtsaktion machten die Schüler der Mittel- und Wirtschaftsschule Wackersdorf auf die Stolpersteine in der Stadt Schwandorf aufmerksam. Im Unterricht befassten sie sich mit ihrem Lehrer Christian Birk intensiv mit der jüdischen Vergangenheit der Stadt. Die Acht- und Neuntklässler erstellten Stellwände mit Gedenkkarten, Fotos, Zeitungsberichten sowie einem Überblick über das jüdische Leben in Schwandorf. 'Mit der Aktion wollten wir uns unmittelbar mit einem Teil unserer Vergangenheit auseinandersetzen und ein Zeichen gegen das Verdrängen und Vergessen setzen', sagte Birk. 'Die Stolpersteine leisten bereits einen wertvollen Beitrag. Diese wollten wir mit unseren Stellwänden sichtbar machen und so mit Passanten ins Gespräch kommen.' Knapp 40 Wackersdorfer Schüler und drei Lehrkräfte bauten in der Friedrich-Ebert-Straße und in der Dr.-Martin-Luther-Straße bei den Stolpersteinen ihre Stellwände auf. Die Jugendlichen sprachen Schwandorfer an, klärten über die Geschichte auf und baten die Passanten, einen Wunsch für die Zukunft auf einen Stein zu schreiben. 'Im jüdischen Glauben ist es üblich, dass man zum Gedenken an die Toten Steine auf die Gräber legt. Wir wollten an diesen Brauch anknüpfen', erklärte ein Mädchen der Wirtschaftsschule. 'Wir hatten mehrere Male so etwas wie ein Aha-Erlebnis', berichtete die Schülerin weiter. 'Beispielsweise hat uns eine ältere Dame gesagt, dass ihre Tante einmal für ein jüdisches Geschäft genäht und dann großen Ärger bekommen hat. Mehrere Leute haben uns auch gedankt, dass wir die Aktion durchführen.' Die Stellwände und die beschriebenen Steine werden bis zum Schuljahresende im Wackersdorfer Schulgebäude ausgestellt. Einen Teil der Steine wollen die Schüler dem Schwandorfer Oberbürgermeister überreichen."
Link zum Artikel  

 
   

Links und Literatur

Links:

bulletWebsite der Stadt Schwandorf   
bulletInformationen zur KZ-Gedenkstätte in Schwandorf (interner Link) 

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,2 S. 753. 
bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 93. 
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 284-285.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 155.
bulletSynagogengedenkbuch BY 01.jpg (49758 Byte)"Mehr als Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band I: Oberfranken - Oberpfalz - Niederbayern - Oberbayern - Schwaben. Erarbeitet von Barbara Eberhardt und Angela Hager. Hg. von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz. Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3: Bayern. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgäu
ISBN 978-3-98870-411-3.
Abschnitt zu Schwandorf S. 286-289 (die Forschungsergebnisse konnten auf dieser Seite von "Alemannia Judaica"  noch nicht eingearbeitet werden). 

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel. 

Schwandorf Upper Palatinate, Germany. The Jewish population in 1933 was 23 (total 9.808). In 1937-42, 20 left the city, 13 emigrating to the United States and Argentina and seven moving to other German cities. Many Displaced Persons gathered in Schwandorf after the war. Numbering 470 in 1946, they dispersed in 1949 with the closing of the DP camps.    
   
    

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 18. Mai 2020