Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

 
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zurück zur Übersicht "Synagogen in Unterfranken"
   

Sommerach (Kreis Kitzingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge 
(erstellt unter Mitarbeit von Elisabeth Böhrer)  

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen  
Links und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde              
      
In Sommerach bestand eine jüdische Gemeinde im 18./19. Jahrhundert, doch lebten bereits im 16./17. Jahrhundert Juden am Ort:  sowohl nach 1528 wie auch 1598 kam es zu Aufnahmen jüdischer Familien am Ort; Haenle S. 20.51). 1714 gab es fünf jüdische Familien in Sommerach. Spätestens nach Ausweisung der Juden aus Kitzingen im Jahr 1763 entstand eine Gemeinde. 
 
Jüdisches Wohngebiet war vor allem das Gebiet der ehemaligen "unteren Judengasse" (heute: Turmstraße; in der NS-Zeit von-Epp-Straße nach dem NS-Politiker Franz Ritter von Epp) und der ehemaligen "oberen Judengasse" (heutige Häckergasse). Als "Judengasse" wurde auch die Verbindungsgasse zwischen heutiger Häckergasse und Maintorstraße bezeichnet.    
  
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Sommerach auf insgesamt 18 Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Seckel Lippmann Sulzbacher (Kleinhandel), Samuel Levi Willkomm (Schmusen), Maier Moses Walldorf (Kleinhandel), Maier Samson Fleischthal (Schlachten und Viehhandel), Salomon Isaac Lax (Kleinhandel), Benjamin Schmay Heinemann (Schnitt- und Spezereiwaren), Joseph Loeb Kahn (Warenhandel), Loeb Samson Morenwitz (Wein- und Viehhandel und sonstige Gegenstände), Asor Schmay Heinemann (Schnitt- und Spezerei-, dann Weinhandel), Wolf Moses Ollmann (Schnittwaren), Mendel Samson Sielber (Wein- und Schnittwarenhandel), Isaac Abraham Spiegler (Warenhandel), Gela, Witwe von Baruch Isaac Kelbermann (Metzger und Viehhandel), Esther Chaja, Witwe von Moses Eisig Grünebaum (alte Kleider und dergleichen), Bella, Witwe von Nathan Etthäuser (Handarbeit), Schmay Benjamin Heinemann (Warenhandel), Nathan Jacob Gutmuth (Warenhandel), Philipp Samson Gutmuth (Warenhandel in einem offenen Laden). 
  
1825 gab es 17 jüdische Familien am Ort mit insgesamt etwa 100 Personen.    
      
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule und ein rituelles Bad. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war - zumindest zeitweise - ein jüdischer Lehrer am Ort, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. 1839 wird als Religionslehrer und Vorsänger in Sommerach Samuel Uhlfelder genannt (Angabe von Elisabeth Böhrer).   
   
Nachdem der Zuzug von jüdischen Personen in Kitzingen (seit 1863/64) wieder möglich war, sind mehrere der Familien dorthin verzogen. Andere verzogen in andere Städte. Die jüdische Gemeinde wurde um 1880 aufgelöst.  
  
In den Listen von Yad Vashem und dem Bundesarchiv Potsdam werden keine Namen von Personen genannt, die in Sommerach geboren und in der NS-Zeit umgekommen sind.   
    
    
    

Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Der (jüdische) Spenglermeister Gottlieb Walldorf empfiehlt seine Kochmaschinen (1861 / 1872 / Nachfolger 1884) 

Sommerach Israelit 13021861.jpg (108158 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Februar 1861: "Die im August vorigen Jahres von mir empfohlenen Kochmaschinen zum Kochen der Speisen auf Sabbat für Israeliten werden fortwährend in jeder beliebigen Größe von mir angefertigt; dieselben sind sowohl in religiöser als in praktischer Beziehung allgemein anerkannt und sprechen hierfür die vielen Aufträge, die mir aus den entferntesten Gegenden zugehen. Bei Bestellungen ersucht man, gefälligst die Größe anzugeben und zu wie viel Töpfen die Maschine eingerichtet werden soll; auch ist zu bemerken, dass sich in der Maschine auch eine Abteilung für Kaffee und Milch befindet.
Der Unterzeichnete ist gesonnen, einen Lehrling, israelitischer Konfession, welcher eine gute Erziehung genossen hat, in die Lehre zu nehmen. Lusttragende belieben sich in frankierten Briefen an mich zu wenden. 
Sommerach bei Volkach in Bayern. Gottlieb Walldorf, Spenglermeister."
     
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. März 1872: "Sabbat-Kochmaschinen für Israeliten eingerichtet mit Abteilungen zu Fleisch- und Milchspeisen in beliebiger Größe. 
Vom religiösen wie praktischen Standpunkt allseitig anerkannt, empfiehlt sich mein Fabrikant am Besten durch die vielen aus den entferntesten Gegenden einlaufenden Aufträge. 
Gefälligen Bestellungen wolle man die Größe sowie die Zahl der Töpfe, welche die Maschine fassen soll, beifügen. 
Bedienung prompt. - Preise billigst.  Gegenseitig franco. 
Hochachtungsvoll. Gottlieb Walldorf, Spenglermeister. Sommerach am Main bei Würzburg. 
Nachbemerkung: Die Maschine behält 24 Stunden lang die Hitze an und bedarf nur Brennstoff im Werte von 3 bis 4 Kreuzer. 
Die Behandlung folgt bei jeder Maschine."     
  
Sommerach Israelit 23041884.jpg (32842 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. April 1884: "Unterzeichneter bringt seine langjährigen und vielbeliebten Sabbatmaschinen wieder in Erinnerung. 
Gottlieb Walldorfs Nachfolger, Sommerach am Main."  

    
    
    
Zur Geschichte der Synagoge               
    
Die Synagoge in Sommerach wurde auf Grund der behördlichen Genehmigung von 1810 im folgenden Jahr 1811 erbaut (Angabe von Elisabeth Böhrer auf Grund eines im StA Würzburg erhaltenen Schreibens vom 29.4.1817). Sie wurde bis 1873 für Gottesdienste verwendet. Nach Auflösung der jüdischen Gemeinde wurde sie verkauft und zuletzt als Werkstatt und Unterstellhalle benutzt. Torarollen und Ritualien kamen großenteils in die Synagoge nach Kitzingen. 1908 befanden sich in der Kitzinger Synagoge: eine Torarolle aus der Gemeinde Sommerach sowie zwei Toramäntelchen und Toraschmuck aus Silber (Tass, Ez-Chajim und Jad).
    
Noch in den 1980er-Jahren war der größte Teil der Bausubstanz vollständig erhalten, gleichfalls die Original-Eingangstür und zahlreiche Originalfenster. Dennoch wurde das Gebäude am 23. Mai 1991 abgebrochen.  
     
     
Adresse/Standort der Synagoge:     Turmstraße 13   (ein schmaler Weg zwischen Turmstraße 5 und 9 führt zu dem ehemaligen Haus)     
   
    
Fotos 
(Quelle: I. Schwierz s.Lit. 1988 S. 114 und ders. 1992 S. 123)  

Das Synagogengebäude in den 1980er-Jahren und 
beim Abbruch 1991
Sommerach Synagoge 200.jpg (123745 Byte)  Sommerach Synagoge 1991.jpg (80922 Byte)
     Abbruch der Synagoge am 23. Mai 1991  

   
    

Links und Literatur

Links:  

Website der Gemeinde Sommerach 

Literatur:  

Naphtalie Bamberger: Geschichte der Juden von Kitzingen. 1908. Reprint 1983.
Israel Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 114; 1992² S. 122-123. 
Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13. Würzburg 2008. S. 236-237. 

   
     

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge    

        

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 03. Februar 2016