Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Sommerau (Gemeinde Eschau, Kreis Miltenberg)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Aus dem jüdischen Gemeindeleben     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen    
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde             
    
In Sommerau bestand in enger Verbindung zu Eschau eine kleine jüdische Gemeinde (1924: "Israelitische Kultusgemeinde Eschau-Sommerau") bis 1934. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück.  
  
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Sommerau 12 Familien genannt. Allerdings fehlen die Namen der Matrikelinhaber aus dem Bereich des ehemaligen Landgerichts Kleinwallstadt nach Angaben von Dirk Rosenstock vollständig. 
   
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Zahl der in Sommerau lebenden jüdischen Einwohner wie folgt: 1867 25 (5,6 % von insgesamt 446 Einwohnern), 1871 19 (4,2 % von 448), 1890 30 (7,2 % von 418), 1900 22 (5,7 % von 405), 1910 15 (3,7 % von 405), 1925 10 (2,4 % von 407). 
   
An Einrichtungen hatte die Gemeinde in Sommerau eine Synagoge, einen Raum für den Religionsunterricht der Kinder sowie vermutlich auch ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Reistenhausen beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war - in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts - gemeinsam mit Eschau und anderen Nachbarorten ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. So war für die Sommerau, Eschau sowie für Hobbach und Münchberg von 1884 bis 1937 Lehrer Leopold Lehmann zuständig. 
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Hugo Rothschild (geb. 16.4.1888 in Frankfurt am Main, 1914 in Sommerau wohnhaft, gef. 17.12.1914) und Adolf Strauß (geb. 3.10.1884 in Sommerau, gef. 1.11.1914).  
   
1933 lebten noch sieben jüdische Personen in Sommerau, die im darauf folgenden Jahr - nach Auflösung der jüdischen Gemeinde Sommerau (siehe Bekanntmachung unten) der Gemeinde in Eschau zugeteilt wurden. 1938 waren noch zwei jüdische Personen am Ort, die beim Novemberpogrom 1938 verhaftet wurden. Am 17. Mai 1939 war kein jüdischer Einwohner mehr in Sommerau.  
    
Von den in Sommerau geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Flora Wolf geb. Reis (1886), Gustav Wolf (1879). 
    
Hinweis: In den Listen kann es zu Verwechslungen mit Sommerau (Nogat, Ząbrowo) kommen, wo auch wenige jüdische Familien lebten.  
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer    
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers, Vorbeters und Schochet 1876 / 1882

Eschau Israelit 17051876.jpg (35779 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Mai 1876: "Für die hiesige Gemeinde Eschau, Sommerau mit Hobbach in Bayern suchen wir einen Religionslehrer und Vorsänger. Gehalt 600 Mark mit freier Wohnung. Bewerber wollen sich gefälligst werden an Löb Strauß, Vorstand in Eschau."
 
Eschau Israelit 06091876.jpg (30115 Byte)Eschau Israelit 21091876.jpg (27527 Byte)Anzeigen in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. und 21. September 1876: "für die Gemeinden Eschau, Sommerau und Mönchberg ein Religionslehrer gesucht. Gehalt 350 Mark mit freier Wohnung. Bewerber wollen sich wenden an Löb Strauß, Vorstand in Eschau, Bayern."
 
Eschau Israelit 01111882.jpg (52022 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. November 1882: "Die israelitischen Gemeinden Eschau, Sommerau und Mönchberg mit Hobbach suchen sofort einen Religionslehrer, Vorbeter und Schächter. Fester Gehalt 500 Mark nebst freier Wohnung und Holz, und beläuft sich die Schächterfunktion beiläufig auf 200 Mark. Bewerber wollen sich sofort an den Unterzeichneten wenden. 
Eschau im Oktober 1882. J.L. Mosbacher, Kultusvorstand."

   
   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Auflösung der jüdischen Gemeinde Sommerau (1934) 
   

Bekanntmachung in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juni 1934: "Bekanntmachung über Auflösung der Kultusgemeinde Sommerau. 
Der Rat des Verbandes hat in seiner am 10. Mai 1934 zu München stattgehabten Sitzung nach Anhörung des zuständigen Bezirksrabbinats Aschaffenburg auf Grund des § 28 der Verbandsverfassung beschlossen: 
1. Bei der Kultusgemeinde Sommerau sind die Voraussetzungen dafür gegeben, dass diese Kultusgemeinde als aufgelöst anzusehen ist. 
2. Die Auflösung der Kultusgemeinde wird als eingetreten erklärt. 
Dieser Beschluss wird hiermit öffentlich bekannt gemacht unter Hinweis auf § 28 der Verbandsverfassung, laut welchem gegen den Beschluss jedem Gemeindemitglied binnen einer Frist von einem Monat nach dieser Bekanntmachung die Beschwerde zum Landesschiedsgericht des Verbandes zusteht. Die Beschwerdefrist beginnt mit Veröffentlichung dieser Bekanntmachung. 
München, den 17. Mai 1934. Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden. Dr. Neumeyer."  

     
     
     
Zur Geschichte der Synagoge                
    
Eine Synagoge unbekannten Baujahres war vorhanden. Sie war Zentrum des jüdischen Gemeindelebens in Sommerau bis 1933. Im August 1935 wurde das Gebäude verkauft und zu einem Wohnhaus umgebaut. Als solches ist es bis zur Gegenwart erhalten.    
    
    
Adresse/Standort der SynagogeElsavastraße 141   
   
   
Fotos    
(Fotos: Elisabeth Böhrer, September 2018)   

     
 Blick in die Elsavastraße in Sommerau mit der
 katholischen Pfarrkirche in der Elsavastraße 125
 Das Gebäude der ehemaligen Synagoge  
in der Elsavastraße 141

    
     

Links und Literatur

Links:

bulletWebsite der Gemeinde Eschau  

Literatur:  

bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 288.403. 
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 114.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 408.  
bulletDirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13. Würzburg 2008. S. 181.  
bulletBayern Synagogengedenkbuch IMG_20150803_0001.jpg (85625 Byte)"Mehr als Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Teilband III: Unterfranken, Teil 1. Erarbeitet von Axel Töllner, Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christof Haas und Hans Schlumberger. Hg. von Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid und Gury Schneider-Ludorff in Verbindung mit Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3: Bayern. 1. Auflage 2015. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgäu (mit umfassenden Quellen- und Literaturangaben)
ISBN 978-3-89870-449-6.
Hinweis: die Forschungsergebnisse dieser Publikation wurden in dieser Seite von "Alemannia Judaica" noch nicht eingearbeitet.
Abschnitt zu Eschau und Sommerau S. 383-394.

    
     n.e.                  

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Oktober 2013