Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Surbourg (Surburg) (Dep. Bas Rhin / Alsace / Unterelsass) 
Jüdische Geschichte / Synagoge / Synagogue  

  

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Erinnerung an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert 
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen    
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde                
     
In Surbourg bestand eine - zeitweise relativ große - jüdische Gemeinde bis um 1920. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16. Jahrhunderts zurück. Mitte des 16. Jahrhunderts genoss der Jude Lazarus von Surbourg das Vertrauen der Judenschaft einer weiten Region. Er wird in manchen Beiträgen als Nachfolger von Joselmann Rosheim angesehen. In einem Brief vom 11. Juli 1554 unterzeichnet er mit "Lazarus, Jud von Surburg, Gemeiner Jüdischhait der Landvogtei Hagenou gesessen bevelshaber").   
  
Im 18. Jahrhundert wuchs die Zahl der jüdischen Familien am Ort auf 30 im Jahr 1784 (mit zusammen 143 Personen).  
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1807 172 jüdische Einwohner, 1846 296, 1861 216, 1870 233, 1892 102 (in 24 Familien), 1898 78 (in 18 Haushalten), 1899 70 (in 19 Haushalten), 1910 47.  
  
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (seit 1840 im jüdischen Gemeindehaus, zeitweise israelitische Volksschule) und ein rituelles Bad (eine alte Mikwe war 1925 erhalten im Keller des Hauses mit der damaligen Nr. 111; 1840 wurde eine neue Mikwe eingerichtet im jüdischen Gemeindehaus). Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Einer der ersten namentlich bekannten Lehrer war Nathan Mendel (genannt 1784). Spätere Vorbeter/Lehrer waren: um 1887/1898 Kantor und Schochet L. Weil (Weill), Lehrer L. Loeb (unterrichtete 1892 19 Kinder an der israelitischen Volksschule); 1898/99 Lehrer E. Frank (unterrichtete 1898 15 Kinder an der israelitischen Volksschule, 1899 noch 10 Kinder). 1903 war weiterhin L. Weill als Kantor und Schochet am Ort; den Religionsunterricht der noch neun Kinder erteilte Lehrerin E. Levy aus Straßburg. 1910 erteilte der Kantor der Religionsunterricht der Kinder. 
 
Surbourg war vom Ende des 18. Jahrhunderts bis 1865 Sitz eines Rabbinates. Rabbiner in Surbourg waren: von 1808 bis 1838 Mayer Rotschild (1749-1838), von 1839-1844 Isaac Libermann (1815-1889), 1844 Michel Sopher (1818-1869), von 1844 bis 1852 Elie Lang (1818-1882), ab 1852 bis zur Verlegung des Rabbinats nach Soultz-sous-Foret Joseph Bloch (s.u.). 1865 wurde ein gemeinsames Rabbinat mit Soultz-sous-Foret gebildet (Sitz in Soultz - "Rabbinat de Surbourg - Soultz-sous-Foret"), das 1930 aufgelöst beziehungsweise dem Rabbinat Wissembourg angegliedert wurde. 
 
Den Gemeindevorstand bildeten um 1892/1895: Myrtill Levy, M. Marx, C. Klein, Jsaac Levy und Leon Dahlmann; 1903: Nathan Klein, Mirtyll Levy, G. Levy. 1913 war Gemeindevorsteher Sylvain Levy.   
 
An jüdischen Vereinen gab es (nach Verzeichnissen von 1898 und 1903) einen Wohltätigkeitsverein 'Gemilluth Chessed' (bzw. Israelitischer Männerverein) unter Leitung von N. Klein und einen Israelitischen Frauenverein (gleichfalls Wohltätigkeitsverein) unter Leitung von Frau Sachs Wwe.
   
1936 wurden keine jüdischen Einwohner mehr in Surbourg gezählt.
  
Von den in Surbourg geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Henriette Metzger (1884), Hermann Sachs (1876), Charles Weill (1874), Marc Weil (1878).     
    
Nach 1945 kehrten keine jüdischen Personen nach Surbourg zurück. Bei der Volkszählung 1953 wurden keine jüdischen Einwohner festgestellt.   
      
      
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde    
  
Aus der Geschichte des Rabbinates in Surbourg    
Zum Tod von Rabbiner Joseph Bloch (1905, Rabbiner in Surbourg ab 1852)    
Anmerkung: Rabbiner Joseph Bloch (geb. 1820 in Cernay (Sennheim) als Sohn des Seligmann Bloch und der Lea geb. Pfeiffer geboren; gest. 15. November 1905 in Muttersholtz): besuchte seit 1843 die École rabbinique in Metz; seit 1852 Rabbiner in Surbourg; 1866 Verlegung des Rabbinates nach Soultz-sous-Forêt; von 1882 bis 1900 Rabbiner in Bischheim, danach im Ruhestand; war verheiratet mit Karolina geb. Kahn (gest. 1900).  

Bischheim FrfIsrFambl 24111905.jpg (218743 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. November 1905: "Aus dem Elsaß. In Müttersholz verschied am 18. Cheschwan ein Mann, der es verdient, dass seiner in den weitesten jüdischen Kreisen gedacht wird. Im Alter von 86 Jahren hat Herr Rabbiner Jos. Bloch seine irdische Laufbahn beschlossen.
Rabbiner Bloch wurde im Jahre 1819 in Sennheim (Oberelsass) geboren. Den Grundstein seines reichen jüdischen Wissens legte er bei seinem Lehrer Oberrabbiner Sal. Wolf Klein seligen Andenkens in Dürmenach. - Seine Studien beendete er an der école rabbinique in Metz, wurde Rabbiner in Surburg, Sulz am Wald und später in Bischheim, als würdiger Nachfolger des allbekannten und berühmten Rabbi Itzig Baer seligen Andenkens.
Rabbiner Bloch war noch einer von den echten Alten, die den Rabbinerberuf aus einem inneren Drange heraus ergriffen, beseelt von dem Wunsche, Tora zu lehren und zu verbreiten. Er fasste sein Amt nicht, wie dies heute leider so oft geschieht, von der pekuniären Seite auf, sein Leitmotiv war einzig und allein seine große Liebe zur Tora, die bei allen seinen Handlungen zum Durchbruch kam.  
Rabbiner Bloch war bei all seiner Gelehrsamkeit ein bescheidener Mann. Persönliches war ihm fremd, er kannte nur die Sache, und von eifersüchtigen Motiven wusste sein rechtlicher und frommer Sinn nichts. 
Unbeugsam und hartnäckig war er einzig und allein in der Verfechtung unserer heiligen Gesetze und Minhagim (Gebräuche). - Da gab es für ihn nichts Kleines, Unbedeutendes, Veraltetes, und er bestritt jedem, auch dem bedeutendsten Rabbiner, das Recht, altehrwürdige Sitten und Gebräuche, die durch Jahrhunderte geheiligt erscheinen, durch Neues, Zeitgemäßes zu ersetzen. Er wollte den Beruf eines Rabbiners nicht vom Standpunkte eines Gesetzgebers, sondern nur von dem eines Lehrers aufgefasst wissen, und von diesem Gesichtspunkte war sein Handeln bestimmt. - Wer mit ihm in nähere Berührung kam, bewunderte seine wahre, aufrichtige Friedensliebe und seinen edlen Charakter, und mancher Toragelehrte war erstaunt über das große Wissen dieses so bescheidenen Mannes. 
19 Jahre waltete Rabbiner Bloch in Bischheim seines Amtes, und erst im Alter von 80 Jahren, als ihm seine würdige Lebensgefährtin entrissen wurde, zog er sich vom Amte zurück und verbrachte den Rest seiner Tage bei seiner Tochter.  
Rabbiner Bloch hat sich jede Trauerrede verbeten. Doch mehr wie Worte verkündete die große Beteiligung bei der Trauerfeier in Müttersholz, sowie bei der Beerdigung, die in Bischheim erfolgte, dass ein Großer zu Grabe getragen wurde. 
Möge sein Andenken anfeuernd wirken auf alle Berufenen, wie er, zum Heile unserer heiligen Religion, zum Wohle und zum Frieden der Gemeinden zu wirken."      

 
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde 

Zum Tod des früheren Gemeindevorstehers Nathan Klein (1914)  

Artikel in der Zeitschrift "Das jüdische Blatt" vom 13. März 1914: "Surburg. Nach langem und schweren Leiden starb vorigen Sonntag Abend Herr Nathan Klein, unser langjähriger früherer Vorstand, im 78. Lebensjahre. Am Dienstag darauf fand die Beerdigung statt, zu der sehr viele Freunde des Verstorbenen herbeigekommen waren. Auch die nichtjüdische Bevölkerung war sehr stark vertreten, unter anderem sah man den hiesigen Bürgermeister und Gemeinderatsmitglieder sowie den katholischen Hauptlehrer, was von der großen Achtung zeugt, die der Verstorbene genoss. Herr Rabbiner Dr. Lehmann aus Bischweiler in Vertretung seines verhindert hin Kollegen gab hier so wohl wie auf dem Friedhof in Hagenau in zu Herzen gehenden Worten dem Schmerze und dem Danke Ausdruck. Die israelitische Gemeinde verliert in dem in ihm eines ihrer treuesten und besten Mitglieder. Möge der Allgütige der trauernden Familie, insbesondere der Gattin und dem kleinen Enkel, die ihren Gatten und Großvater in unermüdlicher und bewunderungswürdiger Aufopferung pflegten, seinen Trost spenden."     .    

     
    
Erinnerung an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert    
Grabstein für Rachel L. Marx und Aug- Marx aus Surbourg in New Orleans
  
Anmerkung: das Foto wurde von Rolf Hofmann (Stuttgart) im April 1994 im 1860 eröffneten Hebrew Rest Cemetery in New Orleans, 2100 Pelopidas at Frenchman Street, near Elysian Fields and Gentilly Blvd., aufgenommen.     

Grabstein im "Hebrew Rest Cemetery" in New Orleans für: "Rachel L. Marx  
Surbourg Alsace  
1851-1915.  Ihre Ruhe sei Ehre. 
May her resting place be glorious.  
Aug. Marx  
Surbourg Alsace 1849 - 1921 
Über ihm sei Friede. 
Peace be with him.  
Our beloved son and brother.  
Leon Marx 1873-1941   
Sadie Marx  1881-1944".       

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge     
    
Eine erste Synagoge wurde 1726 erstellt. Sie wurde 1843 renoviert. Das Gebäude besteht nicht mehr. Nach dem Beitrag von Rabbiner Schwarz von 1925 (siehe unter den Links) stand sie auf einem Gartengrundstück, das inzwischen einem christlichen Metzger gehörte. 
  
Eine neue Synagoge wurde 1864 erbaut. Nach Auflösung der jüdischen Gemeinde stand sie leer. 1936 wurde das Gebäude an die Stadt verkauft und als Schule verwendet. 1949 wurde die ehemalige Synagoge abgebrochen.   
   
   
Adresse/Standort der Synagoge:    unbekannt        
   
  
Fotos    

Synagoge    Fotos der ehemaligen Synagoge liegen noch nicht vor; über Hinweise oder Zusendungen 
freut sich der Webmaster der "Alemannia Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite.
     
      
Früheres jüdisches Haus 
mit Inschrift
(Quelle: Rothé / Warschawski S. 139 bzw. 
unten genannte französische Infoseite)  
Surbourg Synagogue 172.jpg (19171 Byte) Surbourg Synagogue 171.jpg (43249 Byte)
  Die Inschrift befindet sich auf dem Balken über den Fenstern des Erdgeschosses
     

   
    

Links und Literatur   

Links:  

bulletWebsite der politischen Gemeinde Surbourg (noch nicht vorhanden)  
bulletWikipedia-Artikel  https://de.wikipedia.org/wiki/Surbourg bzw. ausführlicher https://fr.wikipedia.org/wiki/Surbourg     
bulletInformationen über Surbourg auf der Website "Communauté de Communes du Soultzerland"      
bulletFranzösische Informationsseite zur Synagoge in Surbourg  
 - ebd. Beitrag von Rabbiner E. Schwarz  über die Geschichte der Rabbinates Surbourg - Soultz-sous-Forets (Beitrag von 1925)       

Literatur:  

bullet

Alsace Lit 010.jpg (67412 Byte)Michel Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire. Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. S. 139  

      

n.e.

              

                   
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Stand: 30. Juni 2020