Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Theilheim (Gemeinde Waigolshausen, Kreis Schweinfurt)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

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bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
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Weitere Dokumente zu jüdischen Gewerbebetrieben  
Kennkarte aus der NS-Zeit   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
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Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
  
In Theilheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1942. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. Doch lassen sich Juden am Ort bereits seit 1490 nachweisen. Auch in der Mitte des 16. Jahrhunderts lebten Juden in Theilheim. Damals wurde über eine Ausweisung der Juden vom Ort nachgedacht. 1732 waren etwa 10 jüdische Familien am Ort. 1785 gab es 73 Wohnhäuser in Theilheim, davon gehörten 53 christlichen und 20 jüdischen Einwohnern.    
 
Die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder entwickelte sich im 19. Jahrhundert wie folgt: 1816 195 jüdische Einwohner (43,2 % von insgesamt 451), 1867 225 (42,0 % von 535), 1880 211 (34,7 % von 608), 1890 164 (31,9 % von 514), 1900 116 (22,9 % von 507), 1910 83 (15,7 % von 528). 
  
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Theilheim auf insgesamt ca. 40 Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Haium Isaac Freudenthal (Warenhändler, Judenvorgänger), Simon Abraham Schasmin (Waren- und Viehhändler), Abraham David Lebermuth (Warenhändler), Lazarus Löw Klau (Vieh- und Warenhändler), Jacob Baerlein Leichtmann (Viehhändler), Nathan Isaak Sugenheimer (), Maier Samuel Schalmann (Warenhändler), Mardochäus Falck Baumblatt (Waren- und Schnitthandel), Salomon Mendel Rosenfelder (Warenhändler), Aaron Lazarus Klau (Warenhandel), Maennlein Isaak Freudenthal (Warenhändler), Isaac Männlein Freudenthal (Hausierhandel), Seckel Isaak Rosenbaum (Warenhändler, Vorsänger), Mendel Isaak Rosenbaum (Waren- und Viehhändler, später in Zell am Main, siehe Bericht unten), Calmann Levi Wahler (Schlächter), Haium Hirsch Kohn Silberthau (Hausierhandel), Faust Abraham Kohn Silberthau (Warenhändler), Abraham Lazarus Baumblatt (Hausierhandel), Samuel David Lebermuth (Waren- und Viehhandel), Anschel Hirsch Friedenheim (Lumpenhändler), Moises Jacob Baumblatt (Viehhändler und Schlächter), Leser Baer Federleicht (Lumpenhändler), Lämmlein Moses Sugenheimer (Waren- und Viehhändler), Moses Lämmlein Sugenheimer (), Samuel Lämmlein Sugenheimer (), Haium Kohn Adler (Viehhändler), Pfeifer Wolf Kleemann (Warenhändler und Schmuser), Isak Moises Sugenheimer (Schmuser), Joel Laemmlein Sugenheimer (Warenhändler), Salomon Levi Leder (Waren- und Viehhändler), Susmann Simon Schasmin (), Pfeifer Nathan Fincke (Vieh- und Lumpenhändler), Isaac Haium Freudenthal (), Seligmann Maennlein Pferdsreuter (Viehhändler), Sander Nathan Kupferbach (), Kalmann Israel Wahler (Lehrer).     
 
An Einrichtungen waren in der Gemeinde vorhanden: eine Synagoge (s.u.) mit Lehrerwohnung und Schulraum sowie ein rituelles Bad (nach 1825 vermutlich im Gebäude von Erthal-Straße 22; nach 1838 neues Badehaus auf einem Grundstück neben dem Wipfelder Weg, Fl.Nr. 74 1/2). Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof in Schwanfeld beigesetzt. Zur Besorgung der religiösen Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Bei Neubesetzungen wurde die Stelle immer wieder ausgeschrieben (vgl. unten die Ausschreibungstexte). Bereits 1817 wird im Zusammenhang mit der Erstellung der Matrikelliste Lehrer Kalmann Israel Wahler genannt. In den 1820er-Jahren war als Lehrer Nathan Freund für einige Jahre am Ort (s.u.). Von 1883 bis 1905 war Jakob Sonn aus Schweinshaupten Lehrer in Theilheim (siehe unten), von 1891 bis 1903 unterstützt durch seinen Sohn Abraham Sonn. Unter den ehemaligen Lehrern ist auch Meier Oppenheimer zu nennen, der - über 80 Jahre alt - 1942 nach Theresienstadt deportiert wurde und dort umgekommen ist.  
   
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Felix Finke (geb. 9.2.1881 in Theilheim, vor 1914 in Essen wohnhaft, gef. 3.11.1917), Hugo Freudenthal (geb. 26.11.1885 in Theilheim, vor 1914 in Memmingen wohnhaft, gef. 22.8.1917), Otto Baumblatt (geb. 14.5.1888 in Theilheim, vor 1914 in Würzburg wohnhaft, gef. 20.12.1915).    
   
Um 1924, als 78 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden (15,6 % von etwa 500), waren die Vorsteher der Gemeinde S. Rosenbaum, Justin Fleischmann, M. Klau, L. Lehmann, E. Baumblatt, I. Finke, S. Freudenthal. Als Lehrer, Kantor und Schochet war F. Weinstock tätig. Er erteilte damals acht jüdischen Kindern den Religionsunterricht. Die Gemeinde gehörte zum Distriktsrabbinat Schweinfurt. 1932 waren die Vorsteher Justin Fleischmann (1. Vors.) und Ludwig Vorchheimer (2. Vors.). Als Schriftführer wird Lehrer Weinstock genannt. An jüdischen Vereinen gab es die Chewrah Kadischa (Wohltätigkeits- und Bestattungsverein, 1932 unter Leitung von S. Rosenbaum) sowie der Frauenverein Chewras Noschim (Wohltätigkeitsverein der Frauen, 1932 unter Leitung von Frau S. Rosenbaum). Im Schuljahr 1932/33 erhielten zwölf Kinder jüdischen Religionsunterricht. 
    
1933 wurden 70 jüdische Gemeindeglieder gezählt (12,9 % von 541 Einwohnern). Durch die zunehmenden Repressionen und die Folgen des wirtschaftlichen Boykotts verließ ein Teil der jüdischen Einwohner den Ort, allerdings waren im Februar 1942 noch 43 jüdische Personen in Theilheim! Von den 31 Personen, die bis dahin den Ort verlassen hatten, emigrierten 24 in die USA, vier nach England, zwei nach Palästina und einer nach Neuseeland. 1935 beging ein jüdischer Einwohner Selbstmord. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge geschändet und die Inneneinrichtung durch Brandstiftung zerstört (s.u.), die jüdischen Wohnungen wurden durch SA-Leute beschädigt und geplündert. Zwei Gemeindeglieder, darunter der Lehrer wurden in das Gefängnis von Schweinfurt eingeliefert und dort eine Woche lang festgehalten. In der jüdischen Schule, die 1938/39 als jüdische Volksschule betrieben wurde, konnten noch im Dezember 1939 fünf Schuler unterrichtet werden. Bei den Deportationen 1942 wurden 31 jüdische Einwohner am 22. April über Würzburg nach Izbica bei Lublin deportiert. Die älteren Leute wurden über Würzburg im September 1942 nach Theresienstadt verschickt. 
 
Von den in Theilheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Betty Adler geb. Klau (1854), Sarchen Bachmann geb. Finke (1874), Hermann Baumblatt (1864), Isidor Baumblatt (1870), Julius Baumblatt (1893), Lore Baumblatt (1924), Luzie Baumblatt (1897), Malchen (Malka) Baumblatt (1877), Mathilde Böttigheimer (1874), Frieda Brüll geb. Freudenthal (1874), Johanna (Hannchen) Buschitz geb. Finke (1873), Emma Dessauer geb. Hirsch (1883), Hermann Dessauer (1882), Anneliese Finke (1923), Benjamin Finke (1883), Bertha Finke (1875), Emma Finke geb. Freimann (1893), Ida Finke (1879), Isidor Isaak Finke (1890), Sophie Finke geb. Strauss (1859), Adolph Freudenthal (1868), Amon Freudenthal (1872), Ignaz Freudenthal (1878), Jakob Freudenthal (1871), Jakob Freudenthal (1882), Johanna Freudenthal geb. Joelsohn (1861), Metha Freudenthal (1888), Rosa Freudenthal (1876), Therese Freudenthal (1879), Fanny Grünbaum geb. Jasmin (1859), Minna (Mirjam) Grünebaum geb. Baumblatt (1874), Max Grünfeld (1894), Sara Israel geb. Klein (1870), Jenny Kahn geb. Klein (), Rosa Kahn geb. Finke (1894), Selma Katzenstein geb. Freudenthal (1881), Lina Kirchheimer (1872), Babette Klau (1861), Irma Klau geb. Baumblatt (1896), Lina Klau (1867), Max Klau (1890), Regina Klau geb. Frank (1857), Sally Klau (1888), Benjamin Klein (1867), Hanna Klein (1941), Lina (Karolina) Klein geb. Kuhl (1878), Rosa Klein geb. Krämer (1904), Siegfried Klein (1902), Lina Kurzweil geb. Finke (1884), Joseph (Josef) Kleemann (1869), Klara Kleemann geb. Baumblatt (1869), Pauline Betty Kleemann (1878), Luis Leemann (), Rosa Leemann (), Pauline Levy geb. Kleemann (1872), Hilde Löwenstein geb. Pfeiffer (1894), Hanna (Hannchen) Mandelbaum geb. Oppenheimer (1866), Otto Michelsohn (1879), Setty Michelson geb. Kleemann (1880), Betty Neumann (1877), Isaak Neumann (), Karolina (Lina) Neumann (1873), Sophie Neumann (), Flora Nußbaum geb. Freudenthal (1871), Bella (Babette) Oberdorfer (1929), Elsa Oberdorfer geb. Finke (1892), Julius Oberdorfer (1920), Karola Oberdorfer (1925), Siegfried Oberdorfer (1890), Jettchen Oberndörfer geb. Finke (1880), Hannchen Oppenheimer (1893), Meier Oppenheimer (1863), Amalie Rosenbaum geb. Mendle (1893), Edith Rosenbaum (1928), Gertrud Rosenbaum (1922), Max Rosenbaum (1878), Ruth Rosenbaum (), Sali Rosenbaum (), Jakob Rosenfelder (1873), Joel Rosenfelder (1871), Sophie Rothschild  geb. Kleemann (1882), Rosalie Schwarz geb. Kleemann (1879), Abraham Sonn (1873), Arthur Stein (1910), Herbert Siegfried Stein (1935), Isidor Stein (1938), Sendy Stein geb. Dessauer (1910), Werner Stein (1932), Rosa Steinhauer geb. Klein (1879), Susanna Steinhauer (1893), Selma Strauß geb. Klau (1882), Jenny Süß geb. Klein (1874), Rosa Theimer geb. Rosenbaum (), Bertha Vorchheimer geb. Finke (1895), Justin Vorchheimer (1925), Ludwig Vorchheimer (1891), Ida Wallenstein (1872), Karoline Weinberg geb. Kleemann (1873), Alice Weinstock (1935), Felix Weinstock (1894), Hedwig Weinstock geb. Kaufmann (1900), Leo Weinstock (1932), Betty Wilmersdörfer geb. Kleemann (1879).  
    
Hinweise: 1. Von den genannten Personen ist ein großer Teil in Theilheim geboren und aufgewachsen, lebte jedoch um 1933 und danach in anderen Orten.  
2. Der in einigen Listen genannte Pfeifer Finke ist am 23. November 1934 in Theilheim eines natürlichen Todes gestorben und ist nicht in der Liste der NS-Opfer aufzuführen. Er wurde im jüdischen Friedhof Schwanfeld beigesetzt.
   
   
   
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
  
Aus der Geschichte der jüdischen Schule und der Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des (Hilfs-)Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1879 / 1890 / 1903   

Theilheim Israelit 06081879.jpg (25880 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. August 1879: "Chasan (Vorbeter). 
Die hiesige Gemeinde sucht zur Ablösung des ständigen Vorsängers einen Baal Tephila, womöglich aus der Umgegend für die kommenden ehrfurchtgebietende Tage (d.i. zwischen Neujahrstag und Versöhnungstag).
Offerten richte man gefälligst an H. Silberthau, Theilheim bei Waigolshausen." 
 
Theilheim Israelit 01051890.jpg (45121 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Mai 1890: "Ein geprüfter Lehrer, guter Chasan (Vorbeter) und Schochet mit Zertifikat von orthodoxem Rabbiner wird als Gehilfe vom Unterzeichneten sofort gesucht. Honorar nach Vereinbarung. Nur deutsche Bewerber mit Abschriften von guten Zeugnissen wollen sich wenden an 
Lehrer J. Sonn in Theilheim bei Waigolshausen."
   
Theilheim Israelit 18091890.jpg (21048 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. September 1890: "Ich suche sofort einen Gehilfen (Inländer) als Vorbeter und Religionslehrer. Jakob Sonn, Lehrer, Theilheim bei Waigolshausen."   
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1903
"Zu den hohen Feiertagen suchen wir einen
 Hilfsvorbeter und Baldokea. 
Bewerbungen sind unter Beifügung von Zeugnisabschriften und Honoraransprüchen sofort einzureichen an den
Kultusvorstand der Synagogengemeinde 
Theilheim bei Waigolshausen. N. Frankenberger
."      

       
Zum Tod von Lehrer Nathan Freund (1868; war in den 1820erJahren Lehrer in Theilheim)    

Artikel in "Der Israelit" vom 12. August 1868: "Heidingsfeld (Bayern). (Ungern verspätet.) Ein teures Leben ist dahingegangen in Israel! Ein edles Herz hat zu schlagen aufgehört! Gerne möchte ich schweigen von der Trauerkunde, von dem im 67. Lebensjahr erfolgten Heimgange des gewiss einem großen Teile des Leserkreises dieser Blätter rühmlichst bekannten Lehrers Nathan Freund in Rimpar bei Würzburg; aber verschwunden ist der Gerechte (Zadik) für sein verschwindendes Geschlecht und gewiss dieser Gerechte (Zadik) ist wert, von ganz Israel betraut zu werden. Von unbemittelten Eltern in Wittelshofen in Mittelfranken geboren, besuchte er in seinen Jünglingsjahren die Hochschule des berühmten Hagaon Abraham Bing das Andenken an den Gerechten ist zum Segen (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Abraham_Bing) und war einer von dessen hervorragenden Schülern. Die profanen Wissenschaften studierte er unter Leitung der damaligen gelehrtesten Professoren der Würzburger Universität. Die gründliche Gelehrsamkeit in Schas und Posekim, ganz besonders aber die eminent Sprachkenntnisse, namentlich in der hebräischen und chaldäischen Sprache dieses Mannes, seine Universalbildung und seine so tief wurzelnde G"ttesfurcht, seine Herzensgüte verbunden mit der aufopfernsten Wohltätigkeit und Spendenbereitschaft (frei übersetzt) sind allen bekannt, die ihm näher standen. - Als Lehrer wirkte er erfolgreich in Theilheim, hierauf circa fünf Jahre in Heidingsfeld, wo Einsender (sc. dieses Artikels) auch so glücklich war, zu seinen Schülern zu gehören und zuletzt in Rimpar, wo er 35 Jahre als Gesetzeslehrer (sc. zur Klärung von halachischen Problemen berechtigte Person) und Vorbeter segensreich wirkte und durch seinen so gründlichen Unterricht und seine so glückliche Vorsorge für die religiösen Institutionen, durch sein eifriges Bemühen, Herz und Sinn von Klein und Groß im Sinne unserer heiligen Religion auszubilden, Rimpar zu einer Mustergemeinde hervorhob. Dabei beschäftigte er sich, wenn seine Berufsgeschäfte es ihm erlaubten, trotz seiner schon vieljährigen Kränklichkeit, unausgesetzt mit dem Torastudium. - Wie er lebte, so starb er; mit gottergebener Geduld harte er auf seinem höchst schmerzvollen Krankenlager aus; bis zu den letzten Stunden genoss er nichts ohne Vor- und Nach-Bracha (= Segensspruch)! Fortwährend flüsterten die heiligen Lippen, welchen trotz der heftigsten Schmerzen kein Seufzer entfuhr, Worte der Tora. Wenn solche Sterne in Israel erbleichen, wem blutet da nicht das Herz von unaussprechlicher Wehmut? Das bezeugten auch heute seine Gemeindeglieder, von denen viele seiner Schüler waren, und viele andere seiner guten Freunde und Gönner, als sie schluchzend und wehklagend den Sarg des geliebten Lehrers umstanden, - Zadikim werden oft mehr geachtet, wenn sie unter den Toten als unter den Lebenden sind (frei übersetzt) - und gewiss wurde heute an seinem Grabe noch bei Manchem der Entschluss, den Lehren des Seligen unwandelbar treu zu bleiben und hiermit dessen Andenken am besten zu ehren, nochmals besiegelt und befestigt! Der Gemeinde Rimpar aber wünschen wir von Herzen wieder einen Mann, in dem sie, bin auch nur einigermaßen, Ersatz für ihren so schweren Verlust finden möge. ER (= G"tt) macht verschwinden den Tod auf immer (Jesaja 25,8). Heidingsfeld, am 18. Tamus. G-dt."   

    
Zum Abschied von Lehrer Abraham Sonn (Religionslehrer - zur Unterstützung seines Vaters Jakob Sonn s.u. - in Theilheim von 1891 bis 1903)  
Anmerkung: von 1883 bis 1905 war Lehrer in Theilheim Jakob Sonn (siehe Bericht unten, war 1867 unter den ersten Absolventen der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg; bis 1883 Lehrer in Mainstockheim). Auf Grund eines schweren Augenleidens nahm er seit 1891 seinen Sohn Abraham Raphael Sonn als Assistent zu sich. Abraham Raphael Sonn (geb. 1873 in Mainstockheim) wechselte 1903 von Theilheim nach Rhina, da er dort auf eine Elementarlehrerstelle wechseln konnte. Später war er Lehrer in Fulda. Sein Vater Jakob Sonn amtierte 1905 noch in Reichenberg und lebte nach Würzburg (siehe Bericht unten).      

Theilheim Israeit 26021903.jpg (94081 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Februar 1903: "Nachruf. Heute verließ unser hochgeehrter und sehr beliebter Herr Lehrer Abraham Sonn nach zwölfjähriger Tätigkeit, als Stellvertreter seines geehrten Vaters, die Religionslehrerstelle Theilheim, um als Elementarlehrer nach Rhina (Hessen) sein segensreiches Wirken fortzusetzen. Mit ihm verlieren wir einen wahrhaft liebenswürdigen und edlen Charaktermenschen, einen eifrigen und streng religiösen Lehrer der Kinder und Führer der Gemeinde. Seine so gut begabte und angenehme Stimme, als Kantor, verherrlichten am Sabbat und Festtagen in höchstem Grade unseren Gottesdienst, sein Andenken wird bei uns nie erlöschen. Möge es ihm in seinem neuen Heim gut gefallen und bald gelingen, das volle Vertrauen zu gewinnen, das er bei der ganzen Gemeinde dahier, voll und ganz genoss. 
Theilheim, den 22. Februar 1903. Die Kultusgemeinde."
Für die freundliche Anzeige der Gemeinde Theilheim bedankte sich Abraham Sonn in einer eine Woche später veröffentlichten Anzeige:  
Rhina Israelit 02031903.jpg (58886 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. März 1903: "Danksagung. Für die vielen Beweise der Liebe und Freundschaft, die mir die sehr verehrliche Kultusgemeinde zu Theilheim bei meinem Wegzuge von dort erwiesen, spreche ich auf diesem Wege meinen tiefgefühltesten Danke aus. Das Andenken an die Gemeinde, in deren Mitte ich so gerne weilte, und wirkte, wird nie meinem Gedächtnisse entschwinden. Möge die israelitische Kultusgemeinde Theilheim emporblühen und der Segen des Höchsten sie beglücken. 
Rhina, den 1. März 1903. A. Sonn, Lehrer."  

      
Zum Tod des Lehrers Jakob Sonn (1840-1932, Lehrer in Theilheim von 1883 bis 1905)    

Schweinshaupten Israelit 11021932.jpg (224157 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Februar 1932: "Würzburg, 8. Februar 1932 Ein imposantes Trauergefolge bewegte sich jüngst von hieraus nach dem altjüdischen Friedhof des nahegelegenen Höchberg. Galt es doch die irdischen Überreste des allbeliebten Lehrers Jakob Sonn zur letzten Ruhe zu bestatten. Der Verblichene erreichte ein Alter von 92 Jahren, und dürfte somit der Nestor aller bayerischen und wohl auch deutschen Lehrer gewesen sein. Ein wahrer Zaddik (Gerechter) ist mit ihm zur Ruhe gegangen. Geboren war derselbe in dem kleinen unterfränkischen Dorfe Schweinshaupten, als Sohn des weitbekannten Rabbi Mosche Sonn – das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen -. Letzterer, seines Zeichens ein Ökonom, war vor mehr als 100 Jahren zu Fuß nach Frankfurt gewandert – Bahnen gab es damals noch nicht – um die Jeschiwo zu besuchen. Von bedeutenden Rabbinen Unterfrankens mit dem Morenu-Titel ausgezeichnet, wurde dieser Ökonom später sogar Vertreter des Rabbinatsbezirkes Burgpreppach. Vier Söhne führte er dem Lehrberufe beziehungsweise Kultusamte zu, und auch die einzige Tochter heiratete einen Lehrer. In solchem Milieu wuchs der Verblichene heran, absolvierte 1867 das Israelitische Lehrerseminar des unvergesslichen großen Seligmann Baer Bamberger – das Gedenken des Gerechten und Heiligen ist zum Segen  – in Würzburg, lernte auch in Zell am Main bei Reb Elijo Refoel – seligen Angedenkens – und Reb Jone Rosenbaum – seligen Angedenkens -. Von Rabbiner Seligmann Baer Bamberger bekam er schon in jungen Jahren den Chower-Titel verliehen. Er wirkte segensreich bis 1883 in Mainstockheim und dann bis 1905 in Theilheim. Ein schweres Augenleiden zwang ihn leider, seinen Dienst aufzugeben, und schon in Theilheim nahm er seinen Sohn Abraham Sonn, zur Zeit Lehrer in Fulda, als Assistent zu sich. Sein Wirken als Lehrer, Chason und Schochet ist in den Gemeinden bis heute noch nicht vergessen. Seinem sinnvollen Vortrag der Gebete lauschte man voll Ergriffenheit und Andacht, zumal ihn eine klangvolle Stimme dabei unterstützte. Seit 1905 lebte er in Würzburg bei seinem Schwiegersohn Jakob Kohn, der im Vereine mit seiner Frau, der Tochter des Hinterbliebenen, in wirklich aufopfernder Weise ihm den Lebensabend so angenehm als nur möglich gestaltete. So ertrug er das schwere Schicksal des Verlustes seines Augenlichtes in jüdisch-heroischer Art. Er lebte in der lichten Welt der Tora und der Mizwaus (Gebote), lernte mit Kindern und Enkeln täglich und stündlich, ließ sich bis in die letzten Jahre noch täglich zur Synagoge führen, sich Tehillim vorsagen, und gab gerne aus dem Schatze seines großen Wissens anderen, die ihn besuchten. Sein freundliches Wesen zog stets einen großen Kreis von Bekannten in seine Nähe. So ist es nicht zu verwundern, dass die Beerdigung sich zu einer ungewöhnlichen Trauerkundgebung gestaltete. Im Sterbehause sprachen zunächst die beiden Söhne, David Sonn, Lehrer, Würzburg, Abraham Sonn, Lehrer in Fulda, tiefempfundene Worte des Schmerzes. Auf dem Friedhof in Höchberg nahm zunächst Herr Rabbiner Dr. Hannover, Würzburg das Wort, um im Anschluss an einen Midrasch das Leben und Wirken dieses frommen Lehrers zu schildern. Hierauf nahm der dritte Sohn des Heimgegangenen, Hauptlehrer Moses Sonn, Buttenwiesen, Abschied vom teuren Vater. Studiendirektor Stoll, Würzburg, widmete dem Heimgegangenen einen Nachruf als Vertreter des jüdischen Lehrervereins in Bayern. Rührende Worte der Trauer und des Schmerzes fand auch der Enkel des Verblichenen, Herr Krankenhausverwalter Moses Sonn, Würzburg. Im Namen eines engeren und weiteren Verwandtenkreises widmete Hauptlehrer Mannheimer, Dettelbach, dem Unvergesslichen einen Gruß. Durch alle Reden zitterte des Schmerz um den Heimgang des seltenen Menschen und Jehudi.  – sein Verdienst möge uns schützen -. 

   
Feier anlässlich der Heirat des Lehrers Weinstock (1931)   

Schweinfurt Israelit 09071931.jpg (62827 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli 1931: "Schweinfurt, 1. Juli (1931). Eine erhebende Feier fand am 29. Juni 1931 in Schweinfurt am Main, Hotel Burgfrieden statt. Es galt, dem verdienstvollen, von der ganzen Bevölkerung überaus verehrten und geliebten Lehrer Weinstock aus Theilheim in Unterfranken, anlässlich seiner Vermählung mit Fräulein Hedwig Kaufmann aus Ellingen in Bayern. In tief durchdachter Rede dankte Herr Bezirksrabbiner Dr. Stein, Schweinfurt, Herrn Lehrer F. Weinstock für seine herrlichen Leistungen auf allen Gebieten und für sein 16-jähriges Wirken und Streben in der Gemeinde Theilheim. Sein einziger Wunsch bestünde darin, dass die Kinder im Geist ihres Lehrers ihr Judentum lieben und bekunden mögen. Auf diesem Anlass verlieh Seiner Ehrwürden Herr Bezirks-Rabbiner Dr. Stein, Herrn Lehrer Weinstock die Würde eines Chower."

  
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Rabbi Mendel Rosenbaum (geb. 1768 in Theilheim, gest. 1868 in Zell am Main)    
Anmerkung: Mendel Rosenbaum, Sohn des Lehrers und Vorbeters Isaak Juda Rosenbaum in Theilheim (gest. 1810) war in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine der einflussreichsten jüdischen Persönlichkeiten in Bayern und weit darüber hinaus (siehe Seite zu Zell am Main).

Zell am Main Israelit 04111868a.jpg (256029 Byte)Aus dem Artikel "Der Israelit" vom 4. November 1868 (der ganze Artikel, der zum Tod von Rabbi Mendel Rosenbaums erschien, ist wiedergegeben auf der Seite zu Zell am Main): "Rabbi Mendel Rosenbaum wurde zu Theilheim, einem Orte Unterfrankens in Bayern, geboren. Sein Vater war dort Schaz Maz (= geistliches Oberhaupt, Lehrer und Kantor) daselbst und ist heute noch eine dort anerkannte Autorität, da seine Anordnung, dass an Sabbat- und Feiertagen nicht getanzt werden solle, noch jetzt, da er schon seit 57 Jahren verstorben, in Theilheim respektiert wird. Bis zu seinem 18. Jahre beschäftigte sich der junge Mendel lediglich mit dem Studium des Talmuds und dessen Kommentaren.
Zu 20 Jahren heiratete R. Mendel und ernährte sich durch den damals fast ausschließlichen Erwerbszweig der Juden, den Hausierhandel. Wenn auch ermüdet nach Hause gekommen, lernte er doch immer seinen Schiur Gemara (Lehrgespräch zur Gemara). Diese Beschäftigung mit dem Hausierhandel sagte jedoch seinem Geiste nicht zu; er unternahm mehrere Spekulationen, bis er endlich den Hausierhandel aufgeben konnte. Mittlerweise hatte er mehrere Söhne, deren ältester 11-12 Jahre zählte. Die Gemeinde- Unterrichts-Anstalt konnte ihn, bei seinem Feuereifer für Religion, nicht befriedigen, weshalb er sich an den damaligen Oberrabbinen Bing zu Würzburg, mit dem er sehr befreundet war, wandte, und es durch seine Beharrlichkeit durchsetzte, dass er einen der ehemaligen ersten Schüler der Würzburger Jeschiba als Privatlehrer zu sich nach Theilheim requirierte. Wenn gleichwohl die desfallsigen Kosten in keinem Verhältnis zu seinem damaligen Vermögen standen, so achtete er gar nicht darauf, weil jedes Wort von unseren Weisen seligen Angedenkens ihm lebendig war, also auch…
Um den damals schon ausgezeichneten Mann Lazarus Bergmann als Lehrer für seine Kinder zu erhalten, deutete er ihm an, dass er dahin trachten werde, ihn später als Tochtermann ‚einzusetzen’.
Die politischen jüdischen Verhältnisse in Bayern nahmen eine nachteilige Wendung durch das Edikt von 1813, eingeführt 1819, welches sogar die Klausel hatte, die Juden zu vermindern und nicht zu vermehren. Schon damals entstand in Rosenbaum der unwiderstehliche Drang, zum Guten des Allgemeinheit etwas wirken zu können.
Da der Ort Theilheim aber fünf Stunden von Würzburg entfernt ist, so suchte er in der Nähe Würzburgs zu wohnen zu kommen, kaufte in Gemeinschaft mit einem gewissen Gebr. Rosenthal ein ehemaliges Kloster in Zell, eine Stunde von Würzburg und gründete dort eine jüdische Gemeinde, streng nach den Anordnungen seines Freundes, des Oberrabbiners Bing und seines Lehrers Lazarus Bergmann."
 

    
Zum Tod von Moses Klau (geb. in Theilheim, seit 1866 in Würzburg, hier gestorben 1889)

Theilheim Israelit 25111889.jpg (126347 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. November 1889: "Würzburg, im November (1889). Am 12. dieses Monats schied plötzlich ein Mann aus unserer Mitte, dessen Religiosität und Wohltätigkeit es wohl verdienen, öffentlich hervorgehoben und auch in diesen Blättern erwähnt zu werden. Herr Moses Klau, früher in Theilheim wohnhaft, gehörte seit länger als 23 Jahren unserer Gemeinde an, in der er sich durch seine rege Teilnahme an allen Gemeindeinteressen vielfache Verdienste erworben. Mit Glücksgütern und einem schönen Familienleben gesegnet, suchte er die Zeit seines Privatlebens auf die Übung der drei Hauptpflichten, Gottesdienst, Tora und Wohltätigkeit zu verwenden, indem er gerne jede Gelegenheit, um Tora zu hören, benutzt, auch seine Söhne dazu anhielt und Torabeflissene ehre und unterstützte. Er war ein eifriger Besucher des öffentlichen Gebetes und versäumte wissentlich keine Mizwa (Vorschrift); stets war er auch bereit, Wohltätigkeitszwecke zu fördern, Arme und Hilfsbedürftige zu unterstützen. Dabei konnte man von ihm sagen: 'Und der Mann Mose war sehr sanftmütig' (4. Mose 12,3), Bescheidenheit und Einfachheit zeichneten ihn aus. Sein Scheiden wird in unserer Gemeinde tief empfunden und fand dieses Gefühl durch die große Teilnahme bei seinem Leichenbegängnisse sowohl, als durch Worte an seiner Bahre beredten Ausdruck. Da der Verblichene viele Jahre Kuratoriums-Mitglied der hiesigen israelitischen Lehrerbildungsanstalt war, so beteiligte sich dieselbe bei dessen Leichenbegängnisse durch die Lehrer und Zöglinge der Anstalt. Wird auch sein früher Heimgang sehr bedauert, so finden wir in seinen Söhnen würdige Nachfolger, indem dieselben seinem edlen Beispiele folgen und in gleichem Geiste leben. Das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen. Sein Andenken sei stets zum Segen!" 

  
Zum Tod von Jette Neumann, langjährige Vorsitzende des Frauenvereins im März 1909 

Theilheim Israelit 18031909.jpg (29767 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. März 1909: "Theilheim bei Weigolshausen (Unterfranken), 15. März (1909). Vorige Woche verstarb hier unerwartet schnell Frau Jette Neumann im Alter von 67 Jahren. Sie war eine echt jüdische Frau, die, mit den Tugenden der wahren Gottesfurcht und Menschenliebe geziert, als leuchtendes Beispiel in ihrem Kreise wirkte. Auch der hiesige Frauenverein, dem sie viele Jahre bevorstand, verliert an ihr ein treues Mitglied. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

  
Goldene Hochzeit des Ehepaares Moses Rosenbaum (1927)  

Theilheim BayrGZ 20101927.jpg (22068 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 20. Oktober 1927: "Herr Moses Rosenbaum in Theilheim (Unterfranken) kann mit seiner Gattin am 26. Oktober das Fest der goldenen Hochzeit begehen. Wir möchten auch unsererseits dem Jubelpaare aus diesem Anlass unsere herzlichen Glückwünsche zum Ausdruck bringen."

   
Zum Tod von Lazarus Finke (1928)  

Theilheim Israelit 19041928.jpg (121901 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. April 1928: "Theilheim bei Schweinfurt, 15. April (1928). Am Acharon Schäl Pessach wurde Lazarus Finke - seligen Andenkens - eines der ältesten Gemeindemitglieder, zur ewigen Ruhe bestattet. Ein schlichter, einfacher Jehudi - ein gerader und rechtschaffener Mann - war Lazarus Finke, der es so gut verstanden hat, seine zahlreiche Kinderschar im Verein mit seiner vor 17 Jahren ihm vorangegangenen Gattin - einer wahren wackeren Frau - in echtjüdischer Weise zu erziehen. Unermüdlich, vom frühesten Morgen bis zum späten Abend zum Wohle seiner Familie tätig - er hat Wohltätigkeit die ganze Zeit geübt - nach der Auslegung unserer Weisen war er stets einer der Ersten beim öffentlichen Gebet in der Synagoge, fand er auch vie Zeit, viele Jahre in den öffentlichen Bedürfnissen in Wahrhaftigkeit sich zu bemühen und war stets bereit, dem Rufe von Wohltätigkeit und Wahrheit zu folgen, wenn die Chewra Kadischa, deren langjähriges, eifriges Mitglied er war, hierzu aufforderte. Wenn es auch dem Verstorbenen vergönnt war, die dem Menschen bestimmte Lebenszeit weit zu überschreiten - er stand im 81. Lebensjahr - so konnte er auch mit Stammvater Jakob sprechen 'wenig und trübe waren die Tage meiner Lebensjahre' (1. Mose 47,9); viel Leid und Kummer hat ihn heimgesucht, aber sein Gottvertrauen blieb unerschüttert; und selbst, als sich noch in letzterer Zeit ein sehr schmerzhaftes Leiden dazu gesellte, ertrug er doch alles mit großer Geduld und Ergebung. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
Genealogische Hinweise (auf Grund der Angaben des Staatsarchives Würzburg und Harel Kohen, Beit El/Israel): der oben genannte Lazarus Fincke (Finke) war der Sohn des Isaak Fincke und dessen Ehefrau Merla (Marianne) geb. Freudenthal. Dieses Paar hatte am 27.8.1844 in Theilheim geheiratet. Beide stammten aus Theilheim: Isaak Fincke wurde am 16.7.1812 als Sohn des Pfeiffer Nathan (später Fincke, siehe oben in den Namen der Matrikelliste) und dessen Ehefrau Hiela (auch Hinle) geboren. Merle (auch Merla) Freudenthal kam am 19.8.1825 als Tochter des Isaak Freudenthal und seiner Frau Minche zur Welt. Nathan Fincke starb am 8.5.1820 66jährig, Isaak Freudenthal am 20.8.1827, Pfeiffer Fincke am 24.9.1855 73jährig und Hila Fincke am 17.3.1860 89jährig.
Weitere Angaben zu den Nachkommen von Lazarus Finke siehe bei Strätz, Biographisches Handbuch Würzburger Juden Bd. I S.147 u.ö. 

    
Zur Goldenen Hochzeit von Elieser Klau und Regina geb. Frank im Mai 1931  

Theilheim Israelit 13051931.jpg (27562 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Mai 1931: "Theilheim (Unterfranken), 10. Mai (1931). Am 17. Mai feiern die Eheleute, Herr Elieser Klau und Frau Regina geb. Frank in körperlicher und geistiger Friesche ihre goldene Hochzeit. Wir entbieten dem Jubelpaare unsere innigsten Glückwünsche. Möge dem frommen Ehepaar noch langes Leben beschieden sein. Bis 120."
 
Anmerkung: Regina Klau geb. Frank wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert und ist dort umgekommen. 

        
Zum 80. Geburtstag von Lina Cramer geb. Lebermuth (1933
)   
 

Coburg Bayr GZ 15071933.jpg (45892 Byte)Aus der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juli 1933: "Coburg. Am Dienstag, 20. Juni (1933) feierte Frau Lina Cramer geb. Lebermuth (Theilheim i. Ufr.) in seltener Rüstigkeit und geistliche Frische ihren 80. Geburtstag. Frau Cramer gehört einer echten 'Soldatenfamilie' an. Ihr verstorbener Mann, Herr Jakob Cramer, war Mitkämpfer von 1870/71. Von ihren drei Söhnen, die als Soldaten im Weltkriege waren, fiel der jüngste nach nur dreimonatlicher Fronttätigkeit am 14. Juli 1915 im Argonnerwald. Der älteste war Bataillonsarzt an der rumänischen und serbischen Front, der zweite Kompaniefeldwebel in Flandern. Die 80jährige wurde von ihren zahlreichen Freunden und Bekannten gebührend geehrt. Die Kultusgemeinde sandte ihr ein großes Blumengeschenk. Möge der Greisin noch ein recht langes und zufriedenes Alter beschieden sein.

   
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe  
Anzeige der jüdischen Firma J. L. Rosenbaum 1863

Theilheim Israelit 18031863.jpg (30160 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. März 1863: "Die bekannten Kochmaschinen, zum Kochen des Essens auf Schabbat, sowohl in religiöser als praktischer Beziehung sehr empfehlenswert, sind beständig bei mir vorrätig zu haben. Hierauf Reflektierende, wollen sich an Unterzeichneten wenden. 
Theilheim
bei Weigolshausen in Bayern. J. L. Rosenbaum". 

      
     
Weitere Dokumente zu jüdischen Gewerbebetrieben  
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries) 

Postkarte von Moses Finke (Theilheim) 
an Isaak Eisenheimer (Schweinfurt) (1897)  
Theilheim Dok 270.jpg (91928 Byte) Theilheim Dok 270a.jpg (95037 Byte)
   Die Karte wurde von Moses Finke am 5. Juli 1897 mit einer Bestellung an die 
Eisenhandlung von Isaak Eisenheimer nach Schweinfurt geschickt. 
       
Postkarte von Rachel Finke (Theilheim) 
an Isaak Eisenheimer (Schweinfurt) (1897) 
Theilheim Dok 271.jpg (93428 Byte) Theilheim Dok 271a.jpg (135186 Byte)
   Die Karte wurde von Rachel Finke am 28. Januar 1897 mit einer Bestellung an die 
Eisenhandlung von Isaak Eisenheimer nach Schweinfurt geschickt.
      

      

Kennkarte aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarte der in Theilheim geborenen 
Frieda Krämer geb. Oppenheimer
 
 Theilheim KK MZ Kraemer Frieda.jpg (91671 Byte)    
   Kennkarte (Dieburg 1939) für Frieda Krämer geb. Oppenheimer (geb. 13. Juli 1876 in Theilheim)    

    
    
    
Zur Geschichte der Synagoge      
   
Zunächst war vermutlich ein Betsaal in einem jüdischen Wohnhaus vorhanden. Nach einem Dokument im Staatsarchiv Würzburg (recherchiert von E. Böhrer, Auskunft vom 10.5.2018) wurde der Bau einer ersten Synagoge "mit obrigkeitlicher Erlaubnis" der Herren von Eichthal vom 19. Mai 1732 gestattet. Die Synagoge dürfte wenige später, d.h. 1733/34 erstellt wurden sein. Nach einer anderen Angabe wurde die erste Synagoge erst 1751 erstellt.  
  
Eine neue Synagoge wurde an derselben Stelle wie der Vorgängerbau 1872 mit einem Kostenaufwand von 12.000 fl. erstellt. Im Gebäude befanden sich auch die Lehrerwohnung und die jüdische Schule. In einem Artikel von 1934 wird eine Besonderheit ihrer Innenausstattung hervorgehoben:  

Gerolzhofen BayrIsrGZ 01091934.jpg (40438 Byte)Aus einem Artikel in der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung vom 1. September 1934: "Alte und neue Synagogen. Es ist merkwürdig, dass verhältnismäßig viele Synagogen in früheren Jahren einem Brande zum Opfer gefallen sind. Nur selten verdankt ein Neubau dem Anwachsen der Gemeinde seine Entstehung. 
Man mag die neueren Synagogen schön finden. Die in Theilheim etwa, wo die Anlage der Frauenempore und deren Ausstattung mit farbigen Vorhängen an stille Theaterlogen erinnern; die in maurischem Stil gehaltenen Synagoge in Marktbreit und Obbach oder die in kirchenhaftes Düster getauchte in Gerolzhofen."  

Beim Novemberpogrom 1938 kamen auswärtige SA-Leute nach Theilheim und zündeten die Synagoge an. Die Inneneinrichtung, das Archiv der jüdischen Gemeinde und sieben Torarollen verbrannten. Das Gebäude blieb erhalten. 
  
Nach 1945 wurde das Gebäude als Lagerhalle für landwirtschaftliche Maschinen und Produkte benutzt. Vor einigen Jahren wurde das Gebäude renoviert. Es ist in Privatbesitz.
 
Nach Plänen vom Sommer 2020 soll die Synagoge in ein Wohnhaus umgebaut werden.  
   
   
Adresse/Standort der SynagogeZwischen Von Erthal-Straße 23 und 21 (Hinweis: im Gebäude Von Erthal-Straße 23 war die ehemalige Lehrerwohnung; hier wurde auch der Unterricht der jüdischen Kinder erteilt) 
  

  
Fotos
(Quelle: Schwierz s. Lit. S. 116; neuere Fotos von 2004 von Jürgen Hanke, Kronach aus www.synagogen.info)

Theilheim Synagoge 100.jpg (64311 Byte)   
Die ehemalige Synagoge in Theilheim   
        
Theilheim Synagoge 202.jpg (28278 Byte) Theilheim Synagoge 201.jpg (39978 Byte) Theilheim Synagoge 200.jpg (33387 Byte)
Die ehemalige Synagoge nach der Renovierung mit der Hinweistafel:
 "Dieses Gebäude diente der jüdischen Kultusgemeinde Theilheim 
als Synagoge und wurde 1938 zerstört. Zur Erinnerung und 
zum Andenken an unsere ehemaligen jüdischen Mitbürger."
     
Fotos von 2007 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 28.5.2007)
Theilheim Synagoge 200.jpg (68683 Byte) Theilheim Synagoge 201.jpg (49083 Byte) Theilheim Synagoge 202.jpg (64109 Byte)
Hinweistafel "Zur Synagoge" an der 
von-Erthal-Straße
Blick auf die ehemalige Synagoge 
von der von-Erthal-Straße
   
Theilheim Synagoge 207.jpg (65889 Byte) Theilheim Synagoge 206.jpg (71664 Byte) Theilheim Synagoge 205.jpg (54773 Byte)
Blick auf die Synagoge von Osten - unter dem Rundbogenfenster 
befand sich der Toraschrein
Blick auf
 den Ostgiebel
   
Theilheim Synagoge 204.jpg (69883 Byte) Theilheim Synagoge 203.jpg (81736 Byte)
Seitenansicht Hinweistafel mit Text: "Dieses Gebäude diente der jüdischen Kultusgemeinde Theilheim als Synagoge und wurde 1938 zerstört. 
Zur Erinnerung und zum Andenken an unsere ehemaligen jüdischen Mitbürger."
 
   

     
     
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

April 2012: Gedenkfeier zum 70. Jahrestag der Deportation jüdischer Einwohner   
Artikel von Josef Schäfer in der "Main-Post" vom 22. April 2012: "Theilheim / Schonungen. 'Der Antisemitismus ist nicht tot'. Gedenkfeiern zum 70. Jahrestag der Deportation jüdischer Einwohner. Mahnmal in Schonungen..."
In Theilheim fand eine Gedenkstunde in der ehemaligen Synagoge statt.  
Link zum Artikel      
  
August 2020: Die ehemalige Synagoge soll zu einem Wohnhaus umgebaut werden  
Artikel von Gerald Gerstner in der "Main-Post" vom 9. August 2020: "Waigolshausen. Ehemalige Theilheimer Synagoge soll Wohnhaus werden.  
... Die in der Vergangenheit als Lagerhalle genutzt ehemalige Synagoge in Theilheim soll zu einem Zweifamilienwohnhaus umgebaut werden. Einem Antrag auf Nutzungsänderung und Umbau des in Privatbesitz befindlichen denkmalgeschützten Gebäudes erteilte der Gemeinderat das gemeindliche Einvernehmen. Auf Nachfrage stellte der Bürgermeister fest, dass neben dem Landratsamt als Genehmigungsbehörde auch der Denkmalschutz beteiligt sei.
Beantragt hatte der Bauherr für das Vorhaben auch eine Förderung im Rahmen des gemeindlichen Programms zur Revitalisierung der Ortsteile. Eine solche stellte der Gemeinderat vorbehaltliche einer nachträglichen Prüfung der Voraussetzungen in Aussicht..."  
Link zum Artikel   
 
November 2020: Kritischer Rückblick im Blick auf den Umbau der ehemaligen Synagoge
Artikel von Irene Spiegel in der "Main- Post" vom 25. November 2020: "Theilheim: Neues Leben in alter Synagoge.
Trauriges Ende oder nachhaltige Nutzung? Am geplanten Umbau der ehemaligen Synagoge zu einem Wohnhaus gibt es auch Kritik.

Gelegenheiten hätte es viele gegeben, aber über Jahrzehnte hinweg haben die politisch Verantwortlichen die Chance vertan, die ehemalige Synagoge in Theilheim als kulturhistorisches Denkmal zu bewahren. Jetzt soll dem früheren jüdischen Gebetshaus, das als landwirtschaftliche Gerätehalle sein Dasein fristet, zumindest durch eine Nutzung als Wohnhaus wieder Leben eingehaucht werden.
'Wir sind uns der geschichtsträchtigen Bedeutung des Gebäudes bewusst', sagt Bauherrin Tamara Huter. Seit fast zwei Jahren plant sie mit ihrem Partner den Umbau zum Wohnhaus. Zwei Decken sollen eingezogen werden, um den bis zum Dachstuhl offenen, mehrere Meter hohen Innenraum für Wohnzwecke nutzen zu können. 'Wir werden sorgfältig mit dem Bauwerk umgehen', versichert Tamara Huter. Die Außenfassade mit ihren markanten Rundbogenfenstern soll erhalten bleiben. Das Denkmalamt ist eingebunden, restauratorische Befund-Untersuchungen seien bereits erfolgt.
Die einstige Gebetshalle wird derzeit als Geräte- und Maschinenhalle genutzt.
'Ich finde das Vorhaben gut', sagt Bürgermeister Christian Zeißner. Durch die neue Nutzung werde der geschichtliche Hintergrund des Gebäudes aufgewertet. Anders sieht es Wilhelm Bätz. Der gebürtige Theilheimer, der die meiste Zeit seines Lebens fern von seinem Heimatort verbracht hat und sich nun im Ruhestand intensiv der Geschichte des Dorfes widmet, sieht in der Freigabe des ehemaligen jüdischen Gebetshauses für eine dauerhafte profane Nutzung das 'traurige Ende der Theilheimer Synagoge'. Eine lange Abfolge von 'Kulturbanausen im Gemeinderat' habe das Schicksal dieses bedeutenden Denkmals letztendlich besiegelt, schreibt Bätz im 'Dorfblatt', einem von seiner Ehefrau Rumyana Nedkova-Baetz betriebenem Online-Portal. Den Artikel ließ er als Printkopie an die Theilheimer Haushalte verteilen.
Niemand wollte die Synagoge haben. Worum geht es Wilhelm Bätz? 'Ich bin kein Don Don Quijote, der gegen Windmühlen kämpft.' Er hege daher auch nicht die Absicht, mit seiner Veröffentlichung den Gemeinderat umstimmen zu wollen. 'Die Sache ist gelaufen.' Ob landwirtschaftliche Nutzung oder Eigentumswohnungen, 'das ist mir völlig egal'. Seinen Artikel im Dorfblatt mit dem geschichtlichen Rückblick auf die im Jahre 1872 von Theilheimer Juden erbaute Synagoge sieht er als Abgesang auf die über Jahrzehnte nicht genutzte Chance, ein für das Dorf einmaliges Denkmal zu erhalten. 'Wieviele Dörfer in Franken hatten eine so schöne Synagoge? Was hätte man daraus machen können?' Bätz hätte sich ein Dokumentationszentrum mit Lese- und Gemeinschaftsraum vorstellen können. Auch als 'Konzerthalle' hätte man den großen Gebetssaal nutzen können. Tatsächlich gab es aber kein Interesse, die Synagoge als Kulturdenkmal zu erhalten. Sie wurde für wenig Geld verscherbelt, weil niemand sie haben wollte – nicht der Freistaat Bayern, nicht die politische Gemeinde und auch nicht die israelitische Kultusgemeinde. Ignatz Bubis, dem 1999 verstorbenen Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, soll sie angeboten worden sein, als er zur 900-Jahr-Feier 1994 in Theilheim weilte. Er habe abgelehnt, heißt es.
Synagoge brannte in der Pogromnacht bis auf die Sandsteinmauern nieder. Ein Blick zurück: In der Chronik ist nachzulesen, dass schon 1490 in Theilheim Juden wohnten. Anfang des 18. Jahrhunderts zählte das Dorf 200 jüdische Mitbürger. Sie unterhielten eine eigene Schule, das Ritualbad und die 1872 erbaute Synagoge. Das Ende der jüdischen Gemeinde in Theilheim begann in den Morgenstunden des 10. Novembers 1938, als SA-Kommandos aus Schweinfurt und Umgebung die Synagoge in Brand steckten. Die Dorfbewohner verweigerten aus Respekt vor ihren jüdischen Mitbürgern jede Kollaboration, selbst beim späteren Löschen des Brandes. Die Synagoge brannte bis auf die Sandsteinmauern nieder, sieben Thora-Rollen und das Archiv der jüdischen Gemeinde wurden zerstört. Privaten Initiativen ist es zu verdanken, dass die in der Pogromnacht 1938 niedergebrannte Synagoge in Theilheim wieder aufgebaut wurde.
Jahrelang war die Synagoge dann sich selbst überlassen, bis sie in den 1950er-Jahren von der Jewish Restitiution Successor Organisation (JRSO) zum Verkauf ausgeschrieben wurde. Die internationale Wiedergutmachungsbehörde hatte sich nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, um Entschädigungsansprüche für frühere jüdische Besitzer zu stellen. Hier hätte die Gemeinde zugreifen können, aber 'die Bauruine wollte niemand haben', weiß Paul Cäsar, dessen Vater die Synagoge dann für läppische 2000 D-Mark kaufte. 'Meterhoch lag der Schutt da drin', erinnert er sich an die langwierigen Aufräumarbeiten. Der Vater versah das Gebäude mit einem Dach und nutzte es als Maschinenhalle.
20 Jahre später stand die Synagoge wieder zum Verkauf, und die seinerzeit noch selbstständige Gemeinde Theilheim hätte wieder zuschlagen können, aber sie tat es wieder nicht. 'Damals war kein Geld da und auch kein Verständnis', weiß Konrad Roth, der ehemalige Dorflehrer. Die Synagoge wurde deshalb privat weiterverkauft und ging in den Besitz der Familie Huter über, die ebenfalls landwirtschaftliche Maschinen dort abstellte.
Untere Denkmalschutzbehörde befürwortet Umbau zum Wohnhaus. Roth hatte in seiner 30-jährigen Amtszeit als Gemeinderat immer wieder mal die Initiative gestartet, die Synagoge in Gemeindebesitz zu bringen, um sie als Denkmal zu bewahren. Doch es seien klamme Zeiten und ein Umbau zu einem Museum 'außerhalb des Möglichen' gewesen. Die jetzt geplante Nutzung als Wohnraum stört ihn nicht, 'ich bin froh, dass die Synagoge erhalten bleibt'. Seitens der Unteren Denkmalschutzbehörde wird das Vorhaben ebenfalls positiv bewertet, da es 'eine nachhaltige Nutzung des Baudenkmals und somit einen langfristigen Erhalt' verspricht. Da es sich aber um ein bedeutsames Anwesen handelt, wurde der Bauantrag an das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege zur fachlichen Bewertung weitergegeben. Eine Stellungnahme von dort steht derzeit noch aus.
Eine Gedenktafel vor dem Gebäude weist darauf hinweisen, dass dieses Gebäude der jüdischen Gemeinde einst als Synagoge diente und 1938 zerstört wurde."  
Link zum Artikel  

  
   

Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Waigolshausen  

Literatur:  

bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 408-410.
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 116.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 501-502. 
bullet900 Jahre Theilheim mit Dächheim. 1094-1994. Hrsg. von der Festgemeinschaft "900 Jahre Theilheim". Würzburg 1994. Darin: Konrad Roth: Die jüdische Gemeinde in Theilheim" S. 100-104.   
bulletDirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13. Würzburg 2008. S. 242-244.  

  
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Theilheim  Lower Franconia. A Jewish community existed by the late 17th century. A synagogue was built in 1751. Yitzhak Yehuda Rosenbaum of Hoechberg (died 1810), founder of one of the largest Jewish families in Bavaria, was active there as a cantor. In the mid-19th century a new synagogue was built and 50 children were enrolled in the Jewish school. The Jewish population was 225 in 1867 (total 535) and 70 in 1933. Thirty-one Jews emigrated in 1933-41, including 24 to the United States. The synagogue and Jewish homes were vandalized on Kristallnacht (9-10 November 1938). Another thirty-one Jews were deported to Izbica in the Lublin district (Poland) via Wuerzburg on 25 April 1942 and nine to the Theresienstadt ghetto in September.  
       
        

                   
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Stand: 30. Juni 2020