Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Trappstadt (VG Bad Königshofen im Grabfeld, Kreis Rhön-Grabfeld)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde (Familie Goldmann)    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
   
In Trappstadt (Marktgemeinde seit 1778) bestand eine jüdische Gemeinde bis 1937. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. 1670/71 wird der kurz zuvor verstorbene Jud Löw zu Trappstadt genannt, dessen Handelskonzession im Amt Heldburg auf seinen Schwager Isaak Jud und dessen Sohn Schmuhl übertragen wurde. Auch 1686 werden jüdische Personen am Ort genannt. 1699 wird Jakob Moses von Trappstadt im Amt Heldburg genannt. Interessant für die jüdische Ansiedlungen war Trappstadt, das bis zu acht Grundherren (Ganerben) gleichzeitig hatte, durch die vier Jahr- und Viehmärkte, die hier seit 1778 stattfinden konnten.
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1810 22 jüdische Einwohner, 1813 53, 1816 64 (8,9 % von insgesamt 721 Einwohnern), 1830 70, 1832 56, 1837 65 (8,7 % von 750), 1839 69, 1848 60, 1867 65 (9,7 % von 668), 1871 56, 1880 56, 1890 60 (8,9 % von 670), 1900 38 (6,4 % von 587), 1910 26 (4,3 % von 596).
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule und ein rituelles Bad. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden von 1761 bis zur Eröffnung des jüdischen Friedhofes in Königshofen im Jahr 1921 auf dem jüdischen Bezirksfriedhof in Kleinbardorf beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war.  In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten die jüdischen Gemeinden in Bad Königshofen und Trappstadt denselben Religionslehrer (siehe Ausschreibungstexte und von 1876 und 1878). Die Gemeinde war dem Rabbinatsbezirk in Burgpreppach, nach dessen Auflösung dem Bezirk Aschaffenburg zugeteilt.
  
Um 1925, als noch 15 jüdische Personen am Ort gezählt wurden, gehörte diese bereits als Filialgemeinde zur jüdischen Gemeinde in Königshofen
  
1933 gab es noch 10 jüdische Einwohner in Trappstadt. In den folgenden Jahren sind mehrere von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Im Juli 1937 erklärte der Verband der Bayerischen Israelitischen Gemeinden die jüdische Gemeinde Trappstadt für aufgelöst (siehe Artikel unten). Die letzten vier in Trappstadt lebenden jüdischen Personen wurden 1942 deportiert.    
  
Von den in Trappstadt geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Franziska Ackermann geb. Frank (1867), Klara Ackermann (1899), Max Ackermann (1902), Florchen Adler geb. Langgut (1889), Selma Baumann geb. Langgut (1896), Selma Holzinger geb. Oppenheimer (1878), Irma Katz (1891), Julius Katz (1887), Berta Langgut (1899), Ida Metzger geb. Langgut (1881), Berta Oberbrunner geb. Silbermann (1886), Josef Oberbrunner (1885), Mathäus Oberbrunner (1896), Regine Oberbrunner (1895), Sara Rau (1881). 
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers und Vorsängers für Königshofen und Trappstadt 1876 und 1878

Koenigshofen Israelit 24051876.jpg (40831 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Mai 1876: "Die Stelle eines Religionslehrers und Vorsängers in der hiesigen, mit der Religionsschulstelle Trappstadt kombinierten Gemeinde ist zu besetzen. Gehalt Mark 700 bei freier Wohnung und Beheizung. 
Bewerbungen mit Zeugnisvorlage an den unterzeichneten Vorstand. Königshofen (im Grabfeld), 9. Mai 1876. Kohn." 
  
Koenigshofen Israelit 20121876.jpg (38366 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Dezember 1876: "Erledigte Religionslehrer- und Vorbeter-Stelle in Königshofen im Grabfeld (Bayern). Fixer Gehalt 700 Mark, Ertrag der Schächterfunktion 300 Mark. Hierauf Reflektierende wollen sich unter Beilage ihrer Zeugnisse an Unterzeichneten werden. G.J. Einstädter."  
  
Koenigshofen Israelit 04121878.jpg (44204 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Dezember 1878: "Die kombinierte israelitische Gemeinde Königshofen (Grabfeld) und Trappstadt (Bayern) sucht einen tüchtigen Religionslehrer und Vorsänger. Gehalt 820 Mark, 3 Raummeter Holz etc. Nur Besitzer von guten Zeugnissen wollen sich melden mit der Angabe, ob verheiratet oder ledig, Schochet oder nicht. Russen und Polen finden keine Berücksichtigung. G.J. Einstädter, Vorstand."  

     
     
Aus dem jüdischen Gemeindeleben     
Die Auflösung der jüdischen Gemeinde zum 1. August 1937 

Acholshausen Bayr GZ 01081935.jpg (52851 Byte)Anzeige in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. August 1937: Bekanntmachung über Auflösung der Israelitischen Kultusgemeinden Acholshausen und Trappstadt.
Das Präsidium des Rats hat nach Anhörung der zuständigen Bezirksrabbinate am 9./11./12. Juli beschlossen: Die Israelitischen Kultusgemeinden 
Acholshausen, Rabbinatsbezirk Kitzingen,  
Trappstadt, Rabbinatsbezirk Burgpreppach  
werden gemäß § 25 der Verbandsverfassung für aufgelöst erklärt. Dieser Beschluss wird hiermit öffentlich bekannt gemacht unter Hinweis auf § 25 der Verbandsverfassung, laut welchem gegen den Beschluss jedem Gemeindemitglied binnen einer Frist von einem Monat nach dieser Bekanntmachung die Beschwerde zum Landesschiedsgericht des Verbandes zusteht. Die Beschwerdefrist beginnt mit Veröffentlichung dieser Bekanntmachung. München, den 19. Juli 1937. Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden. Dr. Neumeyer".  
    
Acholshausen Israelit 05081937.jpg (43342 Byte)Mitteilung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. August 1937: "München. Das Präsidium des Rates des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden hat nach Anhörung der zuständigen Bezirksrabbinate die Kultusgemeinden Acholshausen (Rabbinatsbezirk Kitzingen) und Trappstadt (Rabbinatsbezirk Burgpreppach) als aufgelöst erklärt."   

       
       
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Über die Familie Goldmann aus Trappstadt (zwei Artikel von 2008)
 
Hinweis: nach neueren Recherchen von Elisabeth Böhrer ist der im Artikel genannte Joseph Sachs in Rödelmaier geboren (siehe weitere Informationen auf der Seite zu Rödelmaier).   

Trappstadt Art 0805.jpg (149797 Byte)Artikel in der Main-Post (Ausgabe Würzburg) vom 13. März 2008: "Aus dem Grabfeld nach New York. Gründer der Bank Goldman Sachs.  Trappstadt (gi). In dem kleinen Dorf Trappstadt im Grabfeld kam 1821 Mark Goldmann als Kind jüdischer Eltern zur Welt. 1848 wanderte er aus Deutschland aus, gründete 1869 als Marcus Goldman in New York eine Bank. Dies war die Urzelle von Goldman Sachs, eines heute gigantischen Unternehmens mit 46 Milliarden Dollar (2007) Umsatz. 
Die 67jährige Cordula Kappner erforscht schon seit vielen Jahrzehnten die Geschichte der Juden im Landkreis Haßberge. Im Rahmen ihrer Recherchen ist sie auch auf einen Mark Goldmann gestoßen, der die Investmentbank Goldman Sachs gegründet hat. Als Geburtsort wird in vielen Veröffentlichungen Burgpreppach (Lkr. Haßberge) und manchmal auch Burgebrach genannt. Das ließ Kappner keine Ruhe und sie begann mit den Recherchen. 
Im Würzburger Staatsarchiv im jüdischen Standesregister suchte sie nach dem Namen Goldmann und konnte aber im Verzeichnis für Burgpreppach keinen Eintrag finden. Dafür entdeckte sie aber den Namen Wolf Goldmann aus Zeil (Lkr. Haßberge), der später nach Trappstadt ins Grabfeld gezogen ist und dort mit einer Frau Ella fünf Kinder auf die Welt gebracht hat. Der älteste Sohn heiß Mark. Als 27jähriger wanderte dieser 1848 nach Amerika aus und versuchte in den USA sein Glück. 
Cordula Kappner kann die Lebensläufe nicht nur von Mark Goldmann belegen, sondern auch die seiner Geschwister, die teilweise ebenfalls in die USA ausgewandert sind. Damit beweist sie überzeugend, dass dieser Mark Goldmann später als Marcus Goldman sich seinen amerikanischen Traum verwirklicht und die Grundlage für ein gigantisches Bankenimperium schuf. 
Doch zunächst fing er klein an. Er zog mit Pferd und Wagen als Hausierer über Land und eröffnete dann einen Laden in Philadelphia, bevor er, mittlerweile verheiratet und Vater von fünf Kindern, nach New York zurückkehrte. Dort eröffnete er 1869 in der Pine Street ein Ein-Zimmer-Kontor und macht lukrative Geschäfte mit den Diamantenhändlern: die Urzelle des heute gigantischen Unternehmens. 
Schiff nach Amerika
Marcus Goldmann heiratete in Amerika Bertha, die ebenfalls im Jahr 1848 mit 19 Jahren aus Bayern nach Amerika ausgewandert war. Sie waren eng befreundet mit dem Juden Joseph Sachs und dessen Frau Sophia. Joseph Sachs kommt ebenfalls aus Unterfranken, wie Cordula Kappner herausfand. Er ist der Sohn eines armen bayerischen Sattlers aus einem Dorf bei Würzburg (siehe Anmerkung oben). Im Alter von nur 19 Jahren erteilte er als Hauslehrer der Tochter Sophia des reichen Würzburger Goldschmieds Bär Unterricht. Beide verliebten sich ineinander, sehr zum Missfallen ihrer Eltern. Das Paar floh nach Rotterdam, wo sie 1848 heirateten und im gleichen Jahr das Schiff nach Amerika bestiegen. Die jüngste Tochter von Marcus und Bertha Goldman Louisa wurde die Ehefrau von Samuel Sachs, den im Jahr 1882 Marcus Goldman in die Firma aufnahm, die den Namen 'M. Goldman Sachs' erhielt. Als im Jahr 1896 Marcus Goldmann in den Ruhestand trat, übergab er die Forma seinem Sohn Henry und seinem Schwiegersohn Samuel Sachs. Marcus Goldman, der Bankier, der allmorgendlich zu Fuß im Gehrock und Zylinder, in dem er sein Vermögen hinter dem Schweißband mit sich trug, seinen Rundgang antrat, starb im Sommer 1904 in New York."  Dieser Artikel auch als pdf-Datei.  
   
Artikel in der Mainpost (Ausgabe Hassfurt) vom 12. März 2008:  
Marcus Goldmann und der amerikanische Traum  - Der Begründer der Investmentbank Goldman Sachs hat seine Wurzeln in Zeil und Trappstadt

In dem kleinen Dorf Trappstadt im Grabfeld kam 1821 Marcus Goldmann zur Welt. Er starb 1904 in New York. Er hat in seinem Leben Erstaunliches verbracht. Er ist der Begründer der Investment-Bank Goldman Sachs, die heutzutage zu den größten und einflussreichsten Banken weltweit gehört. Sabina Lietzmann erwähnt in ihrem Artikel "Juden in New York" einen "Marcus Goldmann aus Burgpreppach", der wie andere junge jüdische Einwanderer aus Deutschland in Amerika zu Wohlstand und Ansehen gelangte und bis heute im Bankwesen ein Begriff ist. Katja Behling schreibt in ihrem Aufsatz "Goldman Sachs. Vom Familienunternehmen zum Konzern": "Die Geschichte begann, als der 27-jährige deutsche Jude Marcus Goldman 1848 nach New York auswanderte. Er zog mit Pferd und Wagen als Hausierer über Land und eröffnete dann einen Laden in Philadelphia, bevor er, mittlerweile verheiratet und Vater von fünf Kindern, nach New York zurückkehrte. Dort eröffnete er 1869 in der Pine Street ein Ein-Zimmer-Kontor und machte lukrative Geschäfte mit den Diamantenhändlern: die Urzelle eines heute gigantischen Unternehmens."  Marcus Goldmann heiratete in Amerika Bertha Goldmann (sic), die ebenfalls im Jahr 1848 im Alter von 19 Jahren aus Bayern nach Amerika ausgewandert war. Er hatte sie im Hausiererviertel in Pennsylvania kennen gelernt, wo sie den Beruf einer Stickerin ausübte und sich damit ihren Lebensunterhalt verdiente. Mit Hilfe seiner Frau errichtete er dann in Philadelphia ein Bekleidungsgeschäft und gab später ihrem Drängen nach, den Wohnsitz nach New York zu verlegen. 
  
Eng befreundet mit Joseph Sachs. Marcus und Bertha Goldmann waren eng befreundet mit Joseph Sachs und seiner Frau Sophia. Joseph Sachs, Sohn eines armen bayerischen Sattlers aus einem Dorf bei Würzburg (siehe Anmerkung oben), hatte sich eine gute Bildung erworben. Im Alter von nur 19 Jahren erteilte er als Hauslehrer der Tochter Sophia des reichen Würzburger Goldschmieds Bär Unterricht. Beide verliebten sich ineinander, sehr zum Missfallen ihrer Eltern. Das Paar floh nach Rotterdam, wo sie im Jahr 1848 heirateten und noch im gleichen Jahr das Schiff nach Amerika bestiegen.  Zwei Töchter von Marcus und Bertha Goldmann heirateten zwei Söhne der Familie Sachs. Die jüngste Tochter Louisa wurde die Ehefrau von Samuel Sachs, den im Jahr 1882 Marcus Goldmann in die Firma aufnahm, die den Namen "M. Goldman Sachs" erhielt. 1885 kamen der Sohn Henry und der Schwiegersohn Ludwig Dreyfuß als Juniorpartner in die Firma. Sie hieß nun "Goldman Sachs & Co". 1894 trat Henry Sachs in die Firma ein. Als im Jahr 1896 Marcus Goldmann in den Ruhestand trat, übergab er die Firma seinem Sohn Henry und seinem Schwiegersohn Samuel Sachs. Marcus Goldmann, der Bankier, der allmorgendlich zu Fuß im Gehrock und Zylinder, in dem er sein Vermögen hinter dem Schweißband mit sich trug, seinen Rundgang antrat, starb im Sommer 1904 in New York.  
Marcus Goldmann kam nicht aus Burgpreppach und auch nicht aus Burgebrach. Woher kam er wirklich?  Marcus Goldmann wurde als "Mark" Goldmann am 9. Dezember 1821 in Trappstadt, im Landgericht Königshofen, dem heutigen Grabfeld, in Unterfranken geboren. Er war der älteste Sohn von fünf Kindern des Ehepaares Wolf und Ella Goldmann. Sein Vater, "Handelsjud", Bauer, Viehhändler und Ökonom Wolf Goldmann, stammte nicht aus Trappstadt, sondern kam aus dem kleinen Fachwerkort Zeil am Main im Landgericht Haßfurt-Eltmann mit 31 jüdischen Einwohnern im Jahr 1813. Er wurde am 16. Februar 1794 im Haus Nummer 57 (heute Kaulberg 6) in Zeil geboren, als Sohn von Jandorf Goldmann (1759-1841) und seiner Ehefrau Bella/Babette (gestorben am 4. Dezember 1825 in Zeil am Main, 66 Jahre alt). Möglicherweise stammte Familie Goldmann ursprünglich aus dem Ort Knetzgau auf der gegenüberliegenden Mainseite. Jandorf Goldmann hieß "Jandorf Marx", bis er nach dem bayerischen Judenedikt, das die Annahme von Familiennamen vorschrieb, 1817 den Namen "Goldmann" annahm und in der Zeiler Judenmatrikel unter Nummer 1 als "Jandorf Goldmann" eingetragen wurde, mit Viehhandel als Broterwerb.

Wolf Goldmann hatte Glück. Wolf Goldmann, sein Sohn, heiratete am 23. Mai 1820 im Ort Sternberg im Grabfeld die verwitwete Ella Oberbronner, die als Ella Goldschmied am 6. Mai 1792 in Walldorf, Herzogtum Meiningen (Thüringen) auf die Welt kam. Durch die Heirat mit der bereits in Trappstadt ansässigen Ella Oberbronner erwarb Wolf Goldmann eine Ansässigmachung im Ort, denn nach dem bayerischen Judenedikt vom Mai 1813 war es Juden nicht erlaubt, den Wohnort zu wechseln. Nur wenn durch Tod eine Matrikelstelle frei geworden war, konnte ein anderer in den Ort ziehen. Dies war bei Wolf Goldmann der Fall. Er hatte Glück. Ob die Heirat eine Liebesheirat war, ist heute nicht mehr zu ergründen. Familie Wolf und Ella Goldmann wohnte im Jahr 1821 in Trappstadt im Haus Nr. 16 (heute Hauptstraße 9), ab zirka 1825/26 im Haus Nr. 103 (heute Hauptstraße 50). Ein Bruder von Marcus, Sannel, geboren am 29. Dezember 1823, liegt auf dem jüdischen Friedhof in Kleinbardorf begraben, auf dem so genannten "Judenhügel". Wann und wo er starb ist unbekannt. Wolf Goldmann starb in Trappstadt am 19. April 1863 im Alter von 71 1/2 Jahren und wurde ebenfalls auf dem Judenhügel begraben, dem Begräbnisort der jüdischen Gemeinde Trappstadt. Wo sich sein Grab befindet, ist unbekannt. Seine Frau Ella starb am 10. September 1870 in Maroldsweisach im Alter von 89 Jahren im Haus Nr. 39, bei ihrer dort verheirateten Tochter Bella. Bella/Babette Goldmann war seit 1857 in Maroldsweisach mit dem Gerbermeister Emanuel Friedmann (1830-1915) verheiratet. Sie wurde am 14. Juli 1828 in Trappstadt geboren und starb 1912 in Würzburg, wo sie, wie ihr Ehemann, auf dem jüdischen Friedhof begraben ist. Die jüdische Gemeinde Trappstadt im damaligen Großherzogtum Würzburg gehörte mit Königshofen zum Distriktsrabbinat Burgpreppach, wo im Auswanderungsjahr von Marcus Goldman 1848 der bekannte Distriktsrabbiner Dr. Josef Gabriel Adler wirkte. Möglicherweise erklärt sich daraus die allgemein gebrachte Herkunftsangabe Burgpreppach, die nicht richtig ist. Ebenso falsch ist Burgebrach als Geburtsort. Im Jahr 1813 lebten in Trappstadt 53 gemischtherrschaftliche Schutzjuden, das heißt, die jüdischen Familien hatten verschiedene Schutzherren, an die sie ihr Schutzgeld und ihre sonstigen verschiedenen Abgaben zahlten. Durch das Schutzgeld erhielten sie Schutz und die Möglichkeit, im Ort wohnen zu dürfen. Sie wohnten zur Miete, in einem so genannten "Tropfhaus" oder manchmal in einem eigenen Haus. Das jeweilige Pfarramt hielt im so genannten "Jüdischen Standesregister" Ehen, Geburten und Sterbefälle der jüdischen Einwohner fest. Eine Kopie befindet sich heute im Staatsarchiv Würzburg. Durch seine Heirat konnte Wolf Goldmann in die Matrikelstelle des gestorbenen Mannes von Ella Oberbronner einrücken. Sonst hätte er wahrscheinlich nie eine Heiratserlaubnis bekommen, was im 19. Jahrhundert für viele junge Leute ein Grund war, nach Amerika auszuwandern. Sein Sohn Marcus hatte in der Heimat, Trappstadt hatte im Jahr 1848 60 jüdische Einwohner, vermutlich auch keine berufliche Perspektive, erhielt deshalb auch keine Heiratserlaubnis und die fehlgeschlagene Revolution von 1848, in der eine politische Gleichberechtigung für den jüdischen Bevölkerungsteil nicht erreicht wurde, tat sicher ein übriges, dass er 1848 Deutschland verließ, um in Amerika sein Glück zu suchen. (Erst am 9. November 1861 kam in Bayern mit dem Emanzipationsgesetz die volle politische Gleichstellung für die jüdischen Bürger. Sie hätten nun die freie Wohnungswahl und kehrten langsam in die Städte zurück, aus denen sie vor ihrer Vertreibung im Mittelalter gekommen waren. Eine Auflösung der kleinen jüdischen Gemeinden, wie unter anderem auch Zeil und Trappstadt, war die Folge.)  
   
Hausierer in Pennsylvania. Währenddessen ging Marcus Goldmann im Hausiererparadies, dem Kohlendistrikt von Pennsylvania, als Hausierer seiner Arbeit nach, zunächst zu Fuß, später mit Pferd und Wagen. Sein Bruder Simon war ihm nach Amerika gefolgt und Ende Mai/Anfang Juni 1855 wanderte auch Schwester Regina aus. Der Vater hatte ihr bei der Behörde in Königshofen, dem königlichen Bezirksamt, ein Leumundszeugnis besorgt und ihr ein Reisegeld von 250 fl. gegeben. Am 25. Mai bestätigte er mit seiner Unterschrift den Erhalt von Reisepass, der Auswanderungsurkunde und den "Schiffsakkord" für seine Tochter. Sie war zu dieser Zeit 22 Jahre alt. Die Reise der Geschwister Goldmann in die Freiheit war sicher strapazenreich. Sie reisten im Zwischendeck, wo es am billigsten war und die Zustände am schlimmsten, wo Kinder Hungers starben. Manche Auswanderer hatten versucht, wenigstens die Ausreisesteuer zu umgehen. Sie zogen zu Verwandten in einen anderen Ort in Deutschland und machten sich von dort auf die Reise in die Hafenstädte Bremerhaven oder Hamburg. Aus Amerika schrieb ein Auswanderer nach Hause: "In ganz Deutschland geht es keinem Menschen so gut, das dürft ihr uns gewiss glauben" und, vermutlich der gleiche Schreiber 1851: "Ich wünschte mir sonst gar nichts, als dass ihr alle bei uns währt, da dürft ihr euch nicht so plagen und auch nichts für die Herrschaft zu zahlen, weil alles frei ist, keinen Beamten und so Landrichter gibt es nicht." So mag vielleicht auch Marcus Goldmann gefühlt haben, wenn er mit Pferd und Wagen durch Amerika fuhr, allein, verantwortlich für sich und seine Familie, frei zu tun und zu gehen, wohin er wollte. Er war später vor allem bei der schwarzen Bevölkerung beliebt, was sicher auf seiner Vergangenheit als Angehöriger einer rechtlosen Minderheit beruhte. Die zahlreichen jüdischen Auswanderer aus Europa hatten sich in Amerika auf eine Einteilung der Berufszweige geeinigt. Die russischen Einwanderer besaßen die Industrien, die deutschen Einwanderer Kaufhäuser und das Bankwesen. Einer von ihnen war Marcus Goldmann. Die Bank "Goldman-Sachs" ist heute eine berühmte Investmentbank an der Wall-Street, die aufkauft und verkauft und in der Welt mehr als 20 000 Mitarbeiter hat. Goldman-Sachs rettete den Eurotunnel. Einer der größten Aufträge der Firmengeschichte war die Privatisierung der Telekom. Die Bank besitzt eine eigene Unternehmenskultur, die die fähigsten Mitarbeiter anzieht und ist ein Sprungbrett für Wirtschaftstudenten. Goldman-Sachs gründete eine eigene "Goldman-Sachs Universität", in der Kurse individuelle Fähigkeiten der Mitarbeiter entwickeln. "Wichtig ist die Einstellung, Wissenslücken können gestopft werden". "Goldman-Sachs ist offen für Überflieger" schreibt Katja Behling in ihrem Artikel. 
Und im Jahr 2002 schrieb der Spiegel in Nummer 40: "Die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs setzt auf einen stärkeren Einfluss der Grünen in der Bundespolitik, um die Verkrustungen beispielsweise auf dem Arbeitsmarkt aufzubrechen. "Die Grünen haben einen größeren Appetit auf Reformen", heißt es in einem Kommentar." 
Marcus Goldmann gehörte zur ersten großen allgemeinen Auswandererwelle der Jahre zwischen 1846 bis 1857. In dieser Zeit verließen 1,1 Millionen Menschen Deutschland, davon 140 000 aus Bayern. Ursachen waren Missernten, Bevölkerungsexplosion, Industrialisierung mit riesigen Preissteigerungen, die verlorene Revolution 1848 mit dem Kampf um politische Gleichberechtigung. Ein um 1848 entstandenes Auswandererlied gibt die Stimmung jener Tage wieder: Ein stolzes Schiff, ein stolzes Schiff streicht einsam durch die Wellen. Und führt uns unsre deutschen Brüder fort. Die Fahne weht, die weißen Segel schwellen, Amerika ist ihr Bestimmungsort. Seht auf dem Verdeck sie stehen, Sich noch einmal umzusehen. Ins Vaterland, ins heimatliche Grün, Seht, wie sie übers große Weltmeer ziehn. Sie ziehn dahin, wer wagt sie noch zu fragen? Warum verlassen sie ihr Heimatland? O armes Deutschland, wie kannst du es ertragen, Dass deine Brüder werden so verbannt? Was sie hofften, hier zu gründen, Suchen sie dort drüben zu finden. Drum ziehen sie von deutschem Boden ab, Und finden in Amerika ihr Grab. 
    
GoldmanSachsTower.jpg (41966 Byte)Website von "Goldman Sachs"http://www2.goldmansachs.com/ 
Wikipedia-Artikel zu Goldman Sachs    

Links: Goldman Sachs Tower in New Jersey (Foto aus englischem Wikipedia-Artikel) 

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge                       
    
Die Synagoge in Trappstadt wurde noch im 18. Jahrhundert oder spätestens um 1800 erbaut. 
  

Um 1840 stand eine umfangreiche Reparatur der Synagoge an. Da die eigenen finanziellen Mittel der wenigen jüdischen Familien dafür nicht ausreichten, wurde die Durchführung einer Kollekte bei der Regierung beantragt. Diese wurde im Januar 1842 genehmigt und in den folgenden Wochen im Regierungsbezirk von Unterfranken und Aschaffenburg durchgeführt. Es konnten 116 fl. 25 Kr. gesammelt werden. Vermutlich alsbald nach Abschluss der Sammlung wurde die Reparatur der Synagoge durchgeführt. Zur Kollekte selbst liegen zwei Artikel aus dem "Intelligenzblatt von Unterfranken..." vor:    
   
 
Kollekte zur Reparatur der Synagoge in Trappstadt (1842/44)    

Artikel im "Intelligenzblatt von Unterfranken und Aschaffenburg des Königreichs Bayern vom 18. Januar 1842: "16. Januar 1842. An die fürstlich Löwensteinische Regierungs- und Justizkanzlei zu Kreuzwertheim und an sämtliche Distrikts-Polizeibehörden von Unterfranken und Aschaffenburg.
(Die Bitte der Israeliten zu Trappstadt um Bewilligung einer Kollekte zur Reparatur ihrer Synagoge betreffend).
Im Namen Seiner Majestät des Königs.
Seine Majestät der König
haben allergnädigst zu gestatten geruht, dass zu Aufbringung der Kosten für die Reparatur der Synagoge in Trappstadt eine Kollekte bei den Israeliten im Regierungs.Bezirke von Unterfranken und Aschaffenburg veranstaltet werde.
Die Distrikts-Polizeibehörden werden daher angewiesen, die Kollekte in den israelitischen Kultusgemeinden durch die Kultus-Vorsteher vornehmen zu lassen und den Ertrag an das Expeditions-Amt der unterfertigten Stelle einzusenden.
Über das Resultat der Sammlung ist binnen 3 Wochen Anzeige-Bericht zu erstatten.
Würzburg, den 12. Januar 1842.  Königliche Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg, Kammer des Innern. Graf Fugger.   Hübner."      
 
Artikel im "Intelligenzblatt von Unterfranken und Aschaffenburg des Königreichs Bayern vom 6. April 1844: "(20. März 1844) (Die Bitte der Israeliten zu Trappstadt um Bewilligung einer Kollekte zur Reparatur ihrer Synagoge betreffend).
Im Namen Seiner Majestät des Königs
.
Mit Bezug auf das Ausschreiben vom 12. Januar 1842 (Intelligenzblatt Nr. 6) wird das Ergebnis der angeordneten Kollekte in nachstehender Übersicht zu öffentlichen Kenntnis gebracht.
Würzburg, 7. März 1844. 
Königliche Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg, Kammer des Innern. Graf Fugger.      Thaler.
Übersicht der durch Kollekte in Unterfranken und Aschaffenburg zur Reparatur der Synagoge zu Trappstadt eingekommenen Beträge..." 
Aus der Übersicht gehen die Erträge der Sammlung der einzelnen Behörden/Ämter hervor.    

    
Im Frühjahr 1937 wurde die Synagoge in Trappstadt für 300 RM verkauft. In der Folgezeit wurde das Gebäude zu einem Wohnhaus umgebaut. Mehrfache Umbau- und Renovierungsarbeiten haben das Gebäude stark verändert. Die Anbringung einer Gedenktafel durch den Markt Trappstadt ist seit 1987 geplant. Ob sie inzwischen angebracht ist, konnte noch nicht festgestellt werden (Hinweise bitte an den Webmaster, Adresse siehe Eingangsseite).     
    
    
Adresse/Standort der Synagoge  Linsengasse 10 
    
    
Fotos    

Das Synagogengebäude - zu einem Wohnhaus umgebaut 
(Foto: Jürgen Hanke, Kronach, 2004)
Trappstadt Synagoge 020.jpg (32981 Byte)  
     

    
     

Links und Literatur

Links:

bulletWebsite der Marktgemeinde Trappstadt  
bulletInfoseite zum Markt Trappstadt  
bulletErwähnungen von Juden in Trappstadt in Quellen des Amtsarchives Heldburg 

Literatur:  

bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 411-412.  
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 2. Auflage 1992 S. 126
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 561-562. 

    
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Trappstadt, Lower Franconia. Jews are first mentioned in 1686 and a community existed in the mid-18th century, maintaining a population of 60-65 (10 % oft the total) throughout the 19th century and then declining steadily to ten in 1933. The 18th century synagogue building was sold in 1937. The last four Jews were deported to Izbica in the Lublin district (Poland) and Auschwitz in 1942-43.  
    
      

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 17. April 2020