Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

 
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zurück zur Übersicht "Synagogen in Unterfranken"
   

Untereisenheim mit Obereisenheim (Gemeinde Eisenheim, VG Estenfeld, Kreis Würzburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen  
Links und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
    
In Untereisenheim bestand eine kleine jüdische Gemeinde bis Juli 1938. Ihre Entstehung geht mindestens in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. 
   
Im benachbarten Obereisenheim werden 1532 die beiden Juden "Mosse vnnd Joslen zu Oberneysentzheim" genannt (siehe Urkunde auf Seite zu Goßmannsdorf), doch lebten hier in der Folgezeit nur wenige jüdische Familien. 1539 wird Jud Jobstle erwähnt (vermutlich identisch mit Joslen), 1543 Jude Effraym.    
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner in Untereisenheim wie folgt: 1816 42 jüdische Einwohner (6,3 % von insgesamt 664), 1867 48 (7,7 % von 620), 1880 37 (6,0 % von 615), 1900 30 (4,9 % von 609), 1910 17 (2,8 % von 602). 
  
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Untereisenheim auf insgesamt sieben Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Nathan Männlein Schloss (Wein- und Schnittwarenhandel, dann Schmuserei), Samuel Männlein Schloss (Wein- und Schnittwarenhandel, dann Viehhandel), Lazarus Männlein Schloss (Wein- und Schnittwarenhandel, dann Viehhandel), Loeb Männlein Hellermann (Weinhandel), Bär Männlein Hellermann (Wein- und Viehhandel), Abraham Salomon Frankenthaler (Schnittwaren-, Vieh- und Weinhandel), Joseph Salomon Frankenthaler (Schnittwaren- und Viehhandel). In Obereisenheim lebten damals keine jüdischen Familien.   
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.) mit einem Schulzimmer. Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof in Schwanfeld beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein jüdischer Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schächter (Schochet) tätig war. Namentlich ist Lehrer Isak Weglein bekannt, der ab 1876 in Demmelsdorf bei Bamberg angestellt war. 
  
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde: Unteroffizier Isidor Schloss (geb. 4.4.1890 in Untereisenheim, vor 1914 in Würzburg wohnhaft, gef. 4.11.1914).      
       
Um 1924, als noch 10 jüdische Personen am Ort lebten (1,25 % von insgesamt 800 Einwohnern), war Vorsteher der Gemeinde Jos. Frankenthaler. Damals erhielt das einzige in der Gemeinde lebende schulpflichtige Kind den Religionsunterricht durch Lehrer Siegbert Friedmann aus Schwanfeld. Die Gemeinde gehörte zum Distriktsrabbinat Kitzingen. Auch 1932 war Vorsteher der weiterhin 10 Personen umfassenden kleinen Gemeinde Jos. Frankenthaler. 
  
1933 lebten noch 6 jüdische Personen in Untereisenheim (1,0 % von insgesamt 606 Einwohnern). Zwei dieser Personen emigrierten 1934 nach Holland, drei weitere in die USA (1939). Im Juli 1938 erfolgt die Auflösung der Gemeinde durch den Verband der Israelitischen Gemeinden in Bayern. 1940 lebte nur noch ein jüdisches Ehepaar am Ort, das auf Anweisung der Polizei Untereisenheim verlassen musste. 
  
Von den in Untereisenheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Hanna Blümlein (1876), Bernhard Frankenthaler (1873), Klara Frankenthal geb. Frankenthaler (1899), Hermann Hellermann (1857), Sofie Klau geb. Frankenthaler (1888), Babette Oppenheimer geb. Blümlein (1882), Emil Schloss (1885), Selma Stern geb. Frankenthaler (1889), Sali Wolfromm geb. Blümlein (1874).   
   
   
   
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Lehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle 1884  / 1886    
Aus den Ausschreibungstexten geht u.a. hervor, dass um 1884/86 Joseph Blümlein Vorsteher der jüdischen Gemeinde war.

Untereisenheim Israelit 10071884.jpg (36578 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juli 1884: "Gesucht wird zum baldigen Eintritt ein Religionslehrer und Vorsänger ledigen Standes, mit jährlichem Gehalt von 500 Mark, entsprechenden Nebenverdienst, freie Wohnung und Beheizung. Bewerber wollen sich wenden an Joseph Blümlein, Kultusvorstand. Untereisenheim, Post Seligenstadt, Bayern."
  
Untereisenheim Israelit 23121886.jpg (29343 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Dezember 1886: "Die Lehrer-, Vorsänger- und Schochetstelle in Untereisenheim ist vakant. Fixer Gehalt 500 Mark. Gesuche, mit Zeugnissen belegt, sind zu sehen an Blümlein in Untereisenheim, Post Seligenstadt (Bayern)." 
 
  
Nach der 1909 erfolgten Ausschreibung wurde für Schwanfeld ein Lehrer gesucht, der auch die Filiale Untereisenheim zu betreuen hatte:
Schwanfeld Israelit 23121909.jpg (63488 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Dezember 1909: "In hiesiger Kultusgemeinde ist die Stelle eines 
Lehrers und Vorbeters 
verbunden mit der Schächterfunktion sofort zu besetzen. Der Gehalt beträgt Mark 700 pro Jahr. Vergütung für Beheizung Mark 100. Garantiertes Nebeneinkommen Mark 300. Die Schächterfunktion ca. Mark 450. Sowie eine Filiale (Untereisenheim) ca. Mark 250. Unverheiratete, seminaristisch gebildete Bewerber haben den Vorzug. Zeugnisse erbeten. 
Adolf Berk, Kultusvorstand, Schwanfeld, Unterfranken."

  
Nachruf auf den 1920 verstorbenen Lehrer Isak Weglein (vor 1876 Lehrer in Untereisenheim)   

Demmelsdorf Israelit 01041920.jpg (69629 Byte)Lehrer Isak Weglein starb im Februar 1920 in Uffenheim und wurde im jüdischen Friedhof Ermetzhofen beigesetzt. Zu seinem Tod erschien in der Zeitschrift "Der Israelit" am 1. April 1920 folgender Artikel: "Uffenheim, 1. März (1920). Vor einigen Tagen starb der hier im Ruhestande lebende Lehrerveteran I.L. Weglein im 74. Lebensjahre. Er amtierte in Bibergau, Untereisenheim und schließlich in Demmelsdorf bei Bamberg; in letzterer Gemeinde wirkte er segensreich volle 40 Jahre und erwarb sich Dank und Anerkennung der vorgesetzten Behörden. Der zur Beerdigung herbeigeeilte Distriktsrabbiner Dr. Brader aus Ansbach, skizzierte das Lebensbild des verstorbenen Lehrers, pries insbesondere seine innige Frömmigkeit, Bescheidenheit und sein stets freundliches Wesen. Auf dem Begräbnisplatz in Ermetzhofen widmete Herr Hauptlehrer Strauß von hier, dem verstorbenen Kollegen herzliche Worte der Treue und Freundschaft und rief ihm namens des israelitischen Lehrervereins sowie des paritätischen allgemeinen bayerischen Brudervereins die letzten Abschiedsgrüße zu. Sein Andenken wird ein gesegnetes und dauerndes sein. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

  
  
  
Zur Geschichte der Synagoge             
   
Eine Synagoge wurde 1868 erbaut. Es handelte sich um einen eingeschossigen Natursteinbau mit einem Steilgiebel und einer schlichten Fassadengliederung mit Rundbogenfenstern. Auf Grund der zurückgegangenen Zahl der Gemeindeglieder konnte freilich schon Anfang des 20. Jahrhunderts kein regelmäßiger Gottesdienst mehr abgehalten werden. 
  
Im Februar 1938 wurde das Gebäude verkauft und danach als Getreidespeicher zweckentfremdet. 1972 wurde das Synagogengebäude abgebrochen. Auf dem Grundstück befindet sich heute eine Garage beziehungsweise ein Gemüsegarten.      
   
   
Adresse/Standort der SynagogeHadergasse 2 
   

   
Foto  
(Foto: Hahn, Aufnahmedatum: 1.3.2007) 

Untereisenheim Synagoge 120.jpg (95308 Byte) Untereisenheim Plan 010.jpg (100527 Byte)
Die ehemalige Synagoge befand sich links des abgebildeten Wohnhauses (Haus des jüdischen Lehrers) 
an Stelle der heutigen Garage in gleicher Flucht und unverputztem Muschelkalkmauerwerk wie das Wohnhaus. 
Nach Aussagen älterer Anwohner muss sich unter dem Boden der Garage noch eine 
zugeschüttete Mikwe befinden 
(Information von Knut Noack, Website www.uendereisem.de)  
Oben: Ausschnitt aus einem Plan der Hadergasse. 
Gebäude Nr. 40 markiert den Standort der Synagoge. 
Zwischen 40 und 42 ist das Haus des jüdischen Lehrers eingetragen 
(Quelle: Katasterplan nach 1928; übernommen aus der
 Website von Knut Noack, vgl. Anmerkung links)

    
     

Links und Literatur  

Links: 

Website der Marktgemeinde Eisenheim 
Private Website von Knut Noack mit Informationsseite zur jüdischen Geschichte in Untereisenheim  
Einige Urkunden zur jüdischen Geschichte in Obereisenheim werden genannt in der "vorläufigen Übersicht über Akten und Urkunden zur Geschichte der Juden in der Grafschaft Casell im Fürstlich Catell'schen Archiv"     

Literatur:  

Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 415-416.
Israel Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 119.
Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 392-393.
Jutta Sporck-Pfitzer: Die ehemaligen jüdischen Gemeinden im Landkreis Würzburg. Hrsg. vom Landkreis Würzburg. Würzburg 1988. S. 76.  
Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13. Würzburg 2008. S. 237.  

  
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Untereisenheim  Lower Franconia. The Jewish population in 1897 was 48 (total 620). Of the seven present under Nazi rule, five emigrated and the last two were expelled in 1940. 
     
      

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge  

                     

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 23. Dezember 2014