Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Vestenbergsgreuth (Kreis Erlangen-Höchstadt)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde    
   
Anm.: Die Darstellung von Johann Fleischmann (Mesusa 1) s.Lit. konnte noch nicht eingearbeitet werden.

In Vestenbergsgreuth bestand eine jüdische Gemeinde bis 1906. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. Seit 1756 standen die hier lebenden Juden unter dem Schutz der Freiherren Holzschuher von Harlach.

An Einrichtungen waren vorhanden: eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule (von 1829 bis 1858) und ein rituelles Bad. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden seit 1712 zunächst auf dem heute nicht mehr bestehenden jüdischen Friedhof in Schornweisach beigesetzt. 1761 regelte ein Vertrag zwischen der jüdischen Gemeinde Aschbach und umliegenden Gemeinden, darunter auch Vestenbergsgreuth eine gemeinsame Benutzung des jüdischen Friedhofes in Aschbach. Für einige Jahre (vermutlich auch bereits zuvor) wurden die Toten der jüdischen Gemeinde Vestenbergsreuth in Aschbach beigesetzt. Nach der Anlage des Friedhofes in Burghaslach 1775 entschieden sich die Vestenbergsgreuther Juden für die Mitbelegung des Friedhofes in Burghaslach. Hier befindet sich u.a. bis heute der Grabstein für Jerucham Buxbaum aus Vestenbergsgreuth (gest. 18. März 1861). 

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt:  1810 70 jüdische Einwohner (21,0 % von insgesamt 333 Einwohnern), 1852: 47, 1890 9 jüdische Einwohner. Um 1860 bildeten die jüdischen Familien Buxbaum, Frank, Fucht, Kohn und Weiß (dazu noch ein sechstes Mitglied) die jüdische Gemeinde Vestenbergsgreuth. Auf Grund des Wegzuges der jüdischen Familien wurde die Gemeinde 1906 aufgelöst. Die letzten jüdische Einwohner wurden der Gemeinde in Mühlhausen zugeteilt.  
   
Von den in Vestenbergsgreuth geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen ist in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"). Emanuel Himmelreich (geb. 1883 in Vestenbergsgreuth,  später in Frankfurt wohnhaft, von wo er 1942 deportiert wurde).          
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  

In jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in Vestenbergsgreuth gefunden. 
  

    
    
    
Zur Geschichte der Synagoge                
   
Zunächst war vermutlich ein Betraum vorhanden. 1828 wurde ein jüdisches Gemeindezentrum erstellt ("Judenschule"). Nach 1870 wird es infolge der Abwanderung der jüdischen Familien kaum noch möglich gewesen sein, Gottesdienste abzuhalten. Das Gebäude der "Judenschule", in dem sich der Betsaal, die Religionsschule und auch das rituelle Bad befanden, blieb noch lange erhalten, geriet aber im Laufe der Jahre - obwohl es als Baudenkmal eingetragen war - in einen immer baufälligeren Zustand. Das rituelle Bad wurde nach Angaben von Israel Schwierz (1987) "schon vor vielen Jahren entfernt. Teile des Synagogenkomplexes wurden ebenfalls abgerissen".   
  
Im Juli 2018 erteilte der Gemeinderat das gemeindliche Einvernehmen zum Abbruch des Gebäudes. Nach Informationen der Gemeindeverwaltung stand das Gebäude inzwischen kurz vor dem Einsturz und war "nicht mehr zu retten". Das Landratsamt und die Denkmalschutzbehörde wurden vom beantragten Abriss informiert.  
  
Gegenüber "Alemannia Judaica" wurde vom Bürgermeisteramt des Marktes Vestenbergreuth zum Abriss wie folgt Stellung genommen (Mail vom 24.7.2018): "Bei diesem kleinen Gebäudekomplex wird i. d. R. immer nur von einer 'Synagoge' gesprochen. Bei dem Teil dieses Komplexes, der auf Antrag der Eigentümer abgerissen werden soll, handelt es sich jedoch nicht um die Synagoge, sondern nach der Überlieferung um eine ehemalige jüdische Schule. Das Gebäude, wovon schon vor Jahrzehnten ein Teil der Synagoge abgebrochen wurde, befindet sich auf zwei verschiedenen Grundstücken, die wiederum verschiedenen Eigentümern gehören. Bereits um 1870 wurden die ehemalige Synagoge und die Schule verkauft und vermutlich auch damals schon an verschiedene private Erwerber. Seitdem wurden sie auch für private Wohnzwecke benutzt. Die ehemalige Synagoge, die wie gesagt schon teilweise abgebrochen ist, dient seit den 1970er Jahren nicht mehr zu Wohnzwecken, sondern wird bzw. wurde vom Landwirt z. B. als Garage, Viehstall und Lagerung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen z. B. Getreide benützt. Der Schulteil hingegen wurde bis vor etwa 15/20 Jahren u. W. immer als Wohnung benützt, steht jetzt allerdings seitdem leer und verfällt. Es wurden zwar immer mal Anstrengungen unternommen, das Gebäude zu erhalten und auch Gutachten erstellt. Allerdings scheiterte eine Sanierung scheinbar immer an den für die Eigentümer unverhältnismäßigen Kosten. Vor etwa 6 Jahren wurde es deshalb auch an einen Nachbarn verkauft (nicht an den Nachbarn, dem der Restteil der 'Synagoge' gehört!), der sich anderweitig räumlich nicht ausdehnen kann. Aufgrund des maroden Zustandes und der damit einhergehenden Baufälligkeit des Gebäudes gab es im Gemeinderat und auch in der Bevölkerung keinerlei Diskussionen um den Abriss bzw. ist mir davon nichts bekannt. Wegen der inzwischen mehr als 150 Jahre, die diese Gebäude inzwischen für private Wohn- und Wirtschaftszwecke verwendet wurden und werden, sind sie in der heimischen Bevölkerung auch gar nicht (mehr) als religiöse Symbole im Gedächtnis. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hat zu diesem Antrag auf Abriss der ehemaligen Judenschule, das Objekt nochmals eingehend untersucht, datiert und dokumentiert. Im Gutachten wird u. a. ausgeführt, 'dass das eingeschossige Haus mit Mansardwalmdach um 1828 als einheitlicher Neubau entstanden ist. Vom konstruktiven Gefüge des biedermeierzeitlichen Baus haben sich insbesondere die massiv gemauerten Umfassungswände sowie das Dachwerk samt der die Decke bildenden Zerrbalkenlage erhalten. Die innere Struktur wurde insbesondere im 20. Jh. mehrfach verändert, so dass nur mehr Rest der ursprünglichen Innenwände erhalten sind...'
Bei den zu prüfenden Aspekten zum Abrissantrag wird u. a. als wichtig erachtet: 'Die Judenschule weist nicht nur einen bereits merklich reduzierten historischen Baubestand auf. Auch ihr baulicher Zustand ist augenscheinlich so schlecht (vgl. Gutachten von Dipl.-Ing. Thomas Leyh vom Dezember 2015), dass große Teile v. a. der Holzkonstruktion im Falle einer Instandsetzung erneuert werden müssten und von der historischen Substanz wohl nur die massiven Umfassungswände sowie Fragmente der Dach- und Deckenkonstruktion erhalten werden könnten. Ob angesichts dieser Situation im Falle einer Instandsetzung die Denkmaleigenschaft der ehem. Judenschule für sich betrachtet überhaupt weiterhin bewahrt werden kann, ist unwahrscheinlich. Und auch im Zusammenhang mit dem Torso der zu mehr als einem Drittel abgebrochenen ehemaligen Synagoge ergäbe sich im Falle einer Instandsetzung eine Situation, bei der ein Fortbestehen der Denkmaleigenschaft beider Hausteile nicht garantiert ist.'.
"   
   
   
Adresse/Standort der SynagogeDutendorfer Str. 4 (ehemalige Haus-Nr. 63, Plan Nr. 58).        
   
   
Fotos           

Vestenbergsgreuth Synagoge 010.jpg (58113 Byte)  
Gebäude der ehemaligen "Judenschule" in Vestenbergsgreuth. In dem Gebäude befanden sich 
der Betsaal (Synagoge), die Religionsschule und das rituelle Bad der Gemeinde 
links das Gebäude Mitte der 1980er-Jahre (Foto: Israel Schwierz), in der Mitte im Juli 2003 und rechts nach Abbruch einer Haushälfte im Mai 2022
(vgl. oben Mail des BMA vom Juli 2018; Fotos Mitte und rechts: Jürgen Hanke, Kronach) 
     
     

   
    

Links und Literatur

Links: 

bulletWebsite des Marktes Vestenbergsgreuth   

Literatur:  

bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 186.
bulletJohann Fleischmann: Mesusa 1. Spuren jüdischer Vergangenheit an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach. Mühlhausen 1998. Darin: "Die jüdische Gemeinde in Vestenbergsgreuth".
bulletders.: Mesusa Bände 2-5. Erschienen Mühlhausen 2000 - 2006 mit jeweils einzelnen Informationen zu Vestenbergsgreuth.  

   
   

                   
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Stand: 30. Juni 2020