Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Werdorf (Stadt Aßlar, Lahn-Dill-Kreis )
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Mitteilungen zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde                    
    
In Werdorf bestand eine jüdische Gemeinde bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück.
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1812/16 6 jüdische Familien in Werdorf mit 31 beziehungsweise 36 Personen, 1834 21 jüdische Einwohner (von insgesamt 705 Einwohnern), 1843 63 jüdische Einwohner, 1851 71, 1875 8 Familien mit 11 Kindern. 
  
Bei der Neueinteilung der Synagogenbezirke im Kreis Wetzlar zum 1. August 1853 wurde Werdorf dem Synagogenbezirk in Aßlar zugeteilt und war über diesen der Synagogengemeinde in Wetzlar zugeordnet. 
   
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Als es 1868 7 Kinder in Religion zu unterrichten galt, wurde der Unterricht durch Lehrer Emanuel Weinzweig erteilt, zusammen mit den Kindern aus Ehringshausen und Katzenfurt (dort zusammen 15 Kinder). 
 
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die Zahl der jüdischen Einwohner durch Aus- und Abwanderung schnell zurückgegangen, sodass 1908 nur noch 4 jüdische Einwohner am Ort lebten und die Gemeinde aufgelöst wurde.
   
1933 lebten noch zwei jüdische Personen in Werdorf, die zur jüdischen Gemeinde in Ehringshausen gehörten. 
    
Von den in Werdorf geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Abraham/Adolf Levi (1869), Josef Levi (1885), Moritz Levi (1882), Johanna Salomon (1872), Julius Salomon (1899; "Stolperstein" in Herborn s.u.), Moritz Salomon (1879; "Stolperstein" in Wetzlar s.u.), Martha Schiffrin geb. Levi verw. Ullmann (1890), Selma Strahlheim geb. Levi (1880), Sophie Zajac (1887).
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
    
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  

Antisemitische Veranstaltungen 1891  

Ehringshausen Israelit 25061891.jpg (92931 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Juni 1891: "Ehringshausen (Kreis Wetzlar), 12. Juni (1891). Der Reichsherold meldet: Vor uns liegt folgendes Schriftstück: Ehringshausen, 11. Juni 1891. Es erscheint der Rottenarbeiter Peter Keller und zeigt an, dass der Schriftsetzer Thomas Reuther von Marburg eine öffentliche Versammlung im Hofe des Friedrich Feller zu Dillheim im antisemitischen Sinne halten will. Da Herr Reuther in einer Versammlung am 24. Mai dieses Jahres in Werdorf bewiesen hat, dass er diese Versammlungen nur dazu benützt, die christliche gegen die jüdische Bevölkerung aufzuhetzen, und da hier eine derartige gemischte Bevölkerung vorhanden ist, sodass durch diese Hetzereien Ruhe und Ordnung gestört wird, so wird auf Grund des § 9 der Verordnung über das Versammlungs- und Vereinigungsrecht vom 11. März 1850 die Erlaubnis zu der für den 14. dieses Monat angezeigten Versammlung in Dillheim hierdurch untersagt. 
Die Polizeibehörde. 
Der Bürgermeister: Zechlin."   

    
   
Mitteilungen zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde (1915 -1932)        

Mitteilung in "Neue jüdische Presse / Frankfurter Israelitisches Familienblatt" vom 19. Februar 1915: "Kleine Notizen. Frl. Binchen Levi aus Werdorf (Kreis Wetzlar) ist am 20. Februar 25 Jahre als Köchin in der Familie Siegmund Sichel (in Frankfurt am Main), Wittelsbacher Allee 11 tätig."  
 
Mitteilung in "Israelitisches Familienblatt" vom 3. Februar 1927 unter Verlobungen: "Werdorf, Kreis Wetzlar: Rosel Salomon mit Otto Baum. Schornsheim bei Mainz."      
  
Mitteilung in "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde in Frankfurt am Main" Jg. 1930 S. 241 unter Trauungen: "Max Siesel, Altenstadt mit Rosa Salomon, Werdorf."   
 
Mitteilung in "Israelitisches Familienblatt" vom 12. Mai 1932 unter Verlobungen: "Niederweidbach Kr. Biedenkopf: Meta Stern mit Julius Salomon, Werdorf, Kreis Wetzlar."      
 
Mitteilung in "Israelitisches Familienblatt" vom 8. September 1932 unter Trauungen: "Niederweidbach, Kr. Biedenkopf, 11. September 1932: Julius Salomon, Werdorf. Krs. Wetzlar und Frau Meta geb. Stern. Trauung: 12.15 Uhr, Pension Grünewald, Gießen."   

  
   
  
 
Zur Geschichte der Synagoge              
    
Hinweis: nach Informationen von Ortsansässigen gab es eine alte jüdische Schule (oder Synagoge?) in der Bachstraße unweit der Kirche. Dieses Gebäude wurde 1884 abgebrochen. Erhalten ist von diesem Gebäude in Privatbesitz eine repräsentativ gestaltete Eingangstür.    
   
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde eine Synagoge an der heutigen Hauptstraße erbaut oder in einem bestehenden Gebäude eingerichtet. Es handelte sich um im Ort freistehendes Fachwerkgebäude. Nach Auflösung der jüdischen Gemeinde Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Synagogengebäude verkauft.  
    
Das Synagogengebäude blieb bis 1979 stehen und wurde dann abgebrochen. Das Grundstück wurde danach als freier Platz (Parkfläche) verwendet.
   
Adresse/Standort der Synagoge     An der Hauptstraße (B 277)      
    
    
Fotos     

 Die Holztüre aus der "alten jüdischen Schule"
(oder Synagoge?) 
(Foto: privat) 
   
     
     
"Stolperstein" für den in Werdorf
geborenen Moritz Salomon in Wetzlar  
(Foto: Wikimedia Commons, Ausschnittvergrößerung ) 
 

Der Kaufmann Moritz Salomon wurde am 23. Mai 1874 in Werdorf geboren als Sohn von Löb und Henriette Salomon geb. Seewald. Er war verheiratet mit Clothilde Salomon geb. Bender. Das in Wetzlar im Karl-Kellner-Ring 41 wohnhafte Ehepaar Salomon wurde am 10. Juni 1942 in das 'Sammellager' Jahnstraße eingeliefert und von dort am 28. August 1942 nach Frankfurt transportiert. Von dort wurden sie in das Ghetto von Theresienstadt transportiert, wo Moritz und Clothilde Salomon am 13. Februar 1943 ermordet wurden. Der "Stolperstein" in Wetzlar wurde am 08. September 2015 verlegt. Quelle: https://wetzlar-erinnert.de/stolperstein-fuer-moritz-salomon/    

     
 "Stolperstein" für den in Werdorf
geborenen Julius Salomon in Herborn
(Foto: Wikimedia Commons)
 

Der Viehhändler Julius Salomon wurde am 26. Februar 1899 in Werdorf geboren. Er war im Ersten Weltkrieg im Kriegseinsatz und wurde mehrfach ausgezeichnet. Seine am 22. Januar 1909 geborene Frau Meta geb. Stern stammte aus Niederweidbach. Die Eheleute wohnten später in der Austraße 12 in Herborn und betrieben eine Viehhandlung. Sie hatten eine Tochter Silvia und einen Sohn Lothar, die am 15. November 1933 in Herborn geboren sind (Zwillinge). Lothar überlebte die NS-Zeit, da er kurz vor Kriegsbeginn mit einem Kindertransport über Frankfurt a. M. im Alter von fünf Jahren völlig allein nach England kam. Für Silvia hatten die Eltern keine Gastfamilie gefunden; sie blieb daher in Herborn. das war der Grund, weshalb sie in Herborn geblieben war. Julius, Meta und Silvia Salomon wurden am 10. Juni 1942 über Frankfurt nach Majdanek deportiert und sind umgekommen bzw. wurden ermordet. Quelle: https://www.herborn-erleben.de/sehen-entdecken/das-muss-man-sehen/wider-das-vergessen/    

     

      

   
Links und Literatur  

Links: 

bulletWebsite der Stadt Aßlar  
bulletWikipedia-Artikel zu Werdorf    

Literatur:        

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 360. 
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 91. 
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 82 (unverändert). 
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 109. 

    
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020