Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Zeil am Main (Kreis Haßberge)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bullet Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule  
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde                    
    
In der jahrhundertelang strategisch bedeutsam zwischen den Territorien der Bistümer Würzburg und Bamberg am Main gelegenen Stadt Zeil am Main (Stadtrechte seit 1379) bestand eine jüdische Gemeinde mit einigen Unterbrechungen vom Mittelalter (14. Jahrhundert) bis 1920. Bereits auf die Ansiedlung im Spätmittelalter dürften die Bezeichnungen "Judengasse" und "Judenhof" (Speiersgasse 10) zurückgehen. 
    
1813 wurden 31 jüdische Einwohner in Zeil gezählt. Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Zeil auf insgesamt acht Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Jandorf Marx Goldmann (Viehhandel), Hesslein Jandorf Goldmann (Viehhandel), David Jandorf Goldmann (Viehhandel), Jacob Jandorf Goldmann (Viehhandel), Isaak David Blumm (Viehhandel), Simon Marx Rosenbusch (Viehhandel), Feist Salomon Silbermann (Viehhandel), Gerst Isaac Blumm (Viehhandel).   
  
Mitte des 19. Jahrhunderts
lebten elf jüdische Familien mit zusammen ca. 70 Personen in der Stadt. Seit 1840/60 begann die Auswanderung nach Nordamerika (mindestens 14 jüdische Personen aus Zeil am Main sind zwischen 1840 und dem Ersten Weltkrieg ausgewandert) beziehungsweise die Abwanderung in die größeren Städte. Die jüdischen Familien lebten vom Viehhandel, aber auch von der Landwirtschaft oder einem Handwerk. Sie waren im 19. Jahrhundert im gesellschaftlichen Leben der Stadt weitgehend integriert. Von besonderer Bedeutung war die Kaufmannsfamilie Ullmann, die zuletzt im Gebäude der jetzigen Ratsapotheke am Marktplatz lebten. Familienmitglieder verzogen von Zeil nach Bamberg und Fürth

Hinweis auf den Artikel über die Familie Goldmann aus Zeil. Wolf Goldmann aus Zeil (geboren 1794 im Haus Kaulberg 6) ist aus seinem Heimatort ca. 1820 nach Trappstadt verzogen. Über die weitere Geschichte der Familie siehe bei Trappstadt.

An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.),  eine jüdische Schule und ein rituelles Bad (letzteres im Keller des Synagogengebäudes). Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war im 19. Jahrhundert zeitweise ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schächter tätig war. Als Lehrer in Zeil - von spätestens 1865 bis zu seinem Tod 1880 - ist Jakob Dorfzaun bekannt (siehe unten). Spätestens seit Ende des 19. Jahrhunderts war kein eigener Lehrer mehr vorhanden. Damals und solange es noch schulpflichtige jüdische Kinder in Zeil gab, wurden sie vom Haßfurter Lehrer Moritz Hammelburger unterrichtet (erwähnt im Bericht über ihn zu seinem Tod 1927). 
         
Auf Grund des starken Rückganges der jüdischen Einwohner wurde die Gemeinde 1920 aufgelöst. Die hier noch lebenden jüdischen Personen wurden der Gemeinde in Haßfurt angeschlossen.     
     
Von den in Zeil geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Babette Goldmann (1888), Frieda Goldmann geb. Silbermann (1881), Hermann Goldmann (1859), Julius Goldmann (1882), Louis Goldmann (1876), Alfred Silbermann (1883).       
    
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule    
Über Lehrer Jakob Dorfzaun (Lehrer in Zeil am Main von ca. 1865 bis zu seinem Tod 1880)
           
Anmerkung: Jakob Dorfzaun war der 1825 geborene Sohn von Hohna Abraham Dorfzaun und seiner Frau Sara geb. Goldmann in Rödelmaier. Weiteres zu dieser Familie, aus der auch weitere Personen Lehrer wurden, auf der Seite zu Rödelmaier. Jakob Dorfzaun war - nach Angaben von E. Böhrer auf Grund von Recherchen im Staatsarchiv Würzburg (jüdisches Standesregister Zeil am Main Nr.169) verheiratet mit Regina/Rachel geb. Schwarzenberger, mit der mindestens vier Kinder hatte. Jakob Dorfzaun ist 1880 gestorben (siehe Angabe unten), seine Frau Regina/Rachel 1885 (vgl. Grabstein unten). 
Elkan/Edmund (geb. 28. Januar 1867 in Zeil am Main).
Babette (geb. 3. November 1868 in Zeil am Main; gest. 13. Februar 1873 und beigesetzt im jüdischen Friedhof Kleinsteinach).
Martin (geb. 1. August 1871 in Zeil am Main).
Rebecca Sarle (geb. 12. Mai 1874 in Zeil am Main; gest. 4. Juli 1875 und beigesetzt im jüdischen Friedhof Kleinsteinach).
Als weiterer Sohn wird http://www.jewgenpedia.com/families/dorfzaun angegeben:
-
 Leopold (Leo, geb. 1877, 1882 - wohl nach dem Tod des Vaters - in der Waisenanstalt Fürth http://cahjp.nli.org.il/webfm_send/469 S. 6: heiratete später Frieda geb. Ullmann [eine 1883 geborene Tochter von Solomon Ullmann und Sara geb. Levi] und ist mir ihr in die USA emigriert, wo sie mit ihren Kindern Julius Jacob [geb. 1904], Solomon [geb. 1905, gest. 1962] und Arthur Elkan [geb. 1911] in Pittsburg/USA lebten; Leopold Dorfzaun starb in Pittsburg 1931, Frieda Dorfzaun ebd. 1963. Gräber  https://de.findagrave.com/memorial/172429919/leo-dorfzaun und https://de.findagrave.com/memorial/127187438/frieda-dorfzaun).
- Kein Sohn von Jakob Dorfzaun kann gewesen sein der in http://www.jewgenpedia.com/families/dorfzaun angegebene Elkan (geb. 1883, der 1914 in Cleveland Eleanor/Ella geb. Benedict heiratete [eine Tochter von Leopold Benedict und Sarah geb. Becker; keine Kinder; Elkan starb in Cleveland 1930, seine Frau Ella ebd. 1937). Jakob Dorfzaun ist drei Jahre vor der Geburt Elkans 1880 gestorben.                

                                               
In der Liste einer Spendensammlung aus der Zeitschrift
"Der Israelit" vom 8. März 1865: "Durch Jakob Dorfzaun, Religionslehrer in Zeil ... gesammelt 5 fl. 24 kr."  
 In der Liste einer Spendensammlung aus der Zeitschrift
"Der Israelit" vom 21. Juli 1875: "Zeil.  Lehrer
Jakob Dorfzaun
1 fl. 45 kr.    
Nennung von "Jacob Dorfzaun (gest. 1880) im "Rechenschafts-Bericht / Achawa, Verein zur Unterstützung hilfsbedürftiger israel. Lehrer..." 13. Rechenschaftsbericht 1880. 
Anmerkung: Jakob Dorfzaun in Zeil findet sich in weiteren Spendenlisten zwischen 1865 und 1880 in der Zeitschrift "Der Israelit" und der "Allgemeinen Zeitung des Judentums".  
     
 Rechts Foto des Grabsteines von Rachel Dorfzaun
im jüdischen Friedhof Kleinsteinach  
Rachel Dorfzaun starb am 27. Oktober 1885. 
  Inschrift des Grabsteines:  "Hier ruht
die bescheidene Frau
Rachel Frau des
Lehrers (?) Dorfzaun
aus Zeil. Sie ist gestorben am Tag
3 (Dienstag) 18. Cheschwan 646
nach der kleinen Zählung
Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

    
    
    
Zur Geschichte der Synagoge              
     
Die heute noch erhaltene ehemalige Synagoge wurde 1854 an der Stelle eines baufällig gewordenen älteren Bethauses erbaut, das im Besitz eines jüdischen Händlers war. Nach der Auflösung der jüdischen Gemeinde 1920 kamen die beiden Torarollen aus dem 18. Jahrhundert in die Synagoge nach Haßfurt. Sie wurden beim Novemberpogrom 1938 zerstört.  
 
Vgl. zum Synagogengebäude und zum früheren "Judenhof" (Speiersgasse 10) die Liste der "Baudenkmäler in Zeil am Main":  https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Zeil_am_Main (mit Fotos).
   
   
Adresse/Standort der SynagogeSpeiersgasse 18/Ecke Judengasse.                 
   
   
  
Fotos
(Hahn, Aufnahmedatum 9.4.2007)   

Erinnerungen an die jüdische Geschichte Zeil Synagoge 103.jpg (94795 Byte) Zeil Synagoge 106.jpg (57066 Byte)
  Die "Ansiedelung von Juden im 14. Jahrhundert" wird 
auch auf einer Tafel zur Geschichte des Ortes genannt.
Erinnerung an die jüdische Geschichte: 
die "Judengasse"
     
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge Zeil Synagoge 105.jpg (80088 Byte) Zeil Synagoge 102.jpg (81990 Byte)
   Blick von der Judengasse  
  
Blick von der Speiergasse (die ehemalige Synagoge 
ist das Eckhaus links der Mitte)
     
Zeil Synagoge 101.jpg (66808 Byte) Zeil Synagoge 104.jpg (68624 Byte) Zeil Synagoge 100.jpg (74291 Byte)
Blick auf die Ostseite mit dem Standort des 
Toraschreines im Betsaal des Obergeschosses
  
Inschrift: "Ehemalige Synagoge, 1854 neu errichtet mit Ritualbad und Toraschrein an der Ostseite.
Im 14. Jahrhunderts erstmals Juden in Zeil. 
1920 Auflösung der jüdischen Kultusgemeinde. Seitdem Privatbesitz". 

    
     

Links und Literatur

Links: 

bulletWebsite der Stadt Zeil am Main mit Seite zur Synagoge / jüdischen Geschichte 

Literatur:  

bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 138.  
bulletDirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13. Würzburg 2008. S. 279.   

    
      

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020